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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
Cap. LIII.
Wie das Obst zu erhalten.
[Spaltenumbruch]

MErcklich viel/ und zwar das meiste/ ligt an denen
Zimmern/ Kammern/ Gewölbern oder Gema-
chen/ worinn man das Obst behalten will/ daß
sie trocken/ kühl und temperirt seyen; wie meistentheils
diese sind/ so gegen Niedergang und Norden sehen.

Tanara will auch/ daß die Gemächer zur Behaltniß
des Obstes sollen finster seyn/ darein weder Rauch
noch sonst böser Geruch eindringen möge. Denn
wie die Feuchten und Wärme ein Ursach der Alteration,
und der daraus entstehenden Fäulung ist; also wider-
stehen die widerwärtigen Qualitäten/ nemlich die Tröckne
und die Kühle derselben/ und können das Obst langwüh-
rig in seiner Güte conserviren. Weil aber die Erden
meistens feucht/ werden von Holtz/ von Brettern und Lä-
den absonderliche Bühnen aufgerichtet/ die offt nach
Menge des Obstes zwey-und dreyfach obeinander stehen;
die Bühnen mag man nach Belieben machen/ entwe-
der so schmal/ daß nur ein Hauffen Obst geraumlich/
und also nach der Länge darauf liegen mag/ daß man auf
allen Seiten Platz habe herum zu gehen/ und beeder-
seits biß auf die Helffte leicht mit der Hand reichen mö-
ge/ das faulende und verderbende Obst auszuklauben/
oder so breit/ daß man zween Hauffen Obst dahin schüt-
ten/ und so wol in der Mitten/ als an beeden langen Sei-
ten/ oder vielmehr um und um einen freyen Gang las-
sen möge.

Viel sind der Meinung/ man soll das Obst nicht auf
Stroh legen/ sondern nur auf die blosse Bühne/ also blei-
ben sie frischer/ und nehmen von dem Stroh/ wann es
feucht ist/ keinen bösen Geruch an sich/ biß es anfängt zu
gefrieren/ bleiben sie am liebsten auf den trockenen Kä-
sten oder Zimmern; wann aber die Gefrier in die Zimmer
einzugreiffen anfängt/ muß mans in die Keller auf blos-
se Bühnen bringen.

Wann man Aepfel und Birnen gleich vom Baum
in kleine Fässel oder Schachtlen legt/ Hobel-Scheiten
darzu thut/ und an trockenen Orten hält/ bleiben sie am
längsten frisch/ legt man aber gar wol gedörrte Holder-
blühe darzu/ bekommen sie einen Muscatell-Geschmack.

Will man die Kesten lang behalten/ lässet man sie in
ihren rauhen Hülsen/ so bleiben sie länger frisch. Etliche
thuns heraus/ und machens im Sand ein; etliche dör-
ren sie im Rauch auf Hurten/ dreschen sie hernach/ biß die
Haut und Schelffen miteinander abgeht/ windens wie
das Korn/ und heben sie also weiß und sauber auf/ ohne
daß sie sorgen dörffen/ sie verderben/ biß wieder frische
wachsen.

Die Mandeln/ wann sie aus der ersten Schelffen
genommen sind/ legt man 2 oder 3 Tage an die Sonn/
daß sie austrocknen/ darnach bringt mans wieder unters
Dach/ rührt sie offt um/ biß sie wol ausdünsten/ hernach
werden sie auf die Bühnen gebracht/ da sie etliche Jahr
bleiben/ alsdann kan man auch ebenfalls mit den Nüs-
sen und Haselnüssen verfahren.

Man kan auch eine Lege Weinbeer-Blätter in ei-
nen neuen Topf streuen/ und eine Lege Nüsse darauf/
und also umwechseln/ biß das Geschirr voll wird/ und
wol verbunden an einem kühlen/ doch trockenen Ort er-
halten. Levinus Lemnius rähtet/ wann man die Ke-
[Spaltenumbruch] sten frisch erhalten wolle/ solle man Nüsse darunter mi-
schen/ die hindern/ daß sie nicht schimmlen. Nüß frisch
zu behalten/ nimmt man ein Fäßlein/ legt am Boden
etwan eines Gliedes tieff nassen Sand/ und dann die
grünen Nüsse samt den Schahlen/ wie sie vom Baum
kommen/ in den Sand gar fest aneinander gesteckt/ biß
der Boden bedeckt ist/ und sprengt ein gesaltzen Wasser/
nur so viel gesaltzen/ daß mans merckt/ darauf/ daß der
Sand gantz naß wird/ und schüttet wieder Sand dar-
auf und wieder Nüß/ biß das Fäßlein voll wird/ dann
wieder mit Sand oben bedeckt/ dann ziemlich viel Saltz-
wasser darauf gegossen/ das Fäßlein mit dem Boden ver-
macht und also stehen lassen.

Was man frisch behalten will/ das mag man im
Sand einmachen.

Kerschen über Winter frisch zu behalten/ setzen etli-
che diese Kunst: Man laß ein Erlen-Holtz mit einem
grossen Bohrer ausbohren/ thue reiffe Kerschen hinein/
und schlage zu beeden Seiten Zapffen also genau vor/
daß weder Lufft noch Wasser eindringen möge/ werffe
es in einen kühlen Bronnen/ oder sonst in ein frisches
Wasser/ daß es wenigst ein Klaffter tieff und doch nicht
völlig am Boden liege/ laß sie darinn bleiben/ biß mitten
in den Winter/ sie sollen so schön bleiben/ als wären sie
erst vom Baum gebrochen. Auf diese Art kan man
auch Zwetschgen und dergleichen Stein-Obst/ wie auch
Aepfel und Birnen/ in grössern Fässern wol eingeschla-
gen und verwahrt erhalten.

Doch will Tanara, daß man in ein Fässel nur einer-
ley Sorten Aepfel/ und nicht unterschiedliche/ einlegen solle.

Apulejus bey Constantino IV. lib. 10. vom Feld-
bau cap 11. sagt: Wann man die wolzeitigen sauber
abgebrochenen Aepfel in Meer-Mooß (vielleicht auch in
ander Moß oder Mieß) wol einwickelt/ und also in ein
irdenes Geschirr legt/ daß sie einander nicht anrühren/
und allzeit der Moß darzwischen sey/ wol verbinde und
vermache/ und an ein trocken kühl Ort setze/ da kein
Rauch oder übler Geruch hinkommen mag. Wo man
aber den Moß nicht hat/ soll man einen jeden Apfel son-
derlich in ein klein Häfelein legen/ verbinden und also
verwahren.

Etliche bestreichen einen jeden Apfel insonderheit
mit Hafner-Thon/ trocknens und behaltens also. Idem
ibidem refert: Servantur integra mala substratis
ipsis nucum foliis, multum enim confert ipsis ad co-
loris bonitatem & odoris jucunditatem. Item Hyema-
lia mala optime in seminibus servantur.
Jtem wann
man die Aepfel in Gersten legt/ so faulen sie nicht. Wie
dann auch die Trauben in dem Saamen als Hirs und
andern mögen erhalten werden; oder in wol trockene
Sägspäne von Tannen-Holtz. D. Daniel Becker
setzt in seiner Haus-Apotheck/ so man Aepfel/ sonderlich
Porstörffer in Holderblühe einwickelt/ oder damit be-
deckt/ daß sie den Geruch und Schmack wie Muscatell-
Weinbeer bekommen. Birnen mag man in Sägspänen
und dürren Feigenblättern und Nußblättern erhalten.
Diß ist einmal für allemal zu mercken/ daß man die Küt-
ten nie bey dem andern Obst in einem Zimmer halten sol-
le/ sonderlich wo Trauben hangen/ weil sie andere mit

ihrem
K k k ij
Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
Cap. LIII.
Wie das Obſt zu erhalten.
[Spaltenumbruch]

MErcklich viel/ und zwar das meiſte/ ligt an denen
Zimmern/ Kammern/ Gewoͤlbern oder Gema-
chen/ worinn man das Obſt behalten will/ daß
ſie trocken/ kuͤhl und temperirt ſeyen; wie meiſtentheils
dieſe ſind/ ſo gegen Niedergang und Norden ſehen.

Tanara will auch/ daß die Gemaͤcher zur Behaltniß
des Obſtes ſollen finſter ſeyn/ darein weder Rauch
noch ſonſt boͤſer Geruch eindringen moͤge. Denn
wie die Feuchten und Waͤrme ein Urſach der Alteration,
und der daraus entſtehenden Faͤulung iſt; alſo wider-
ſtehen die widerwaͤrtigen Qualitaͤtẽ/ nemlich die Troͤckne
und die Kuͤhle derſelben/ und koͤnnen das Obſt langwuͤh-
rig in ſeiner Guͤte conſerviren. Weil aber die Erden
meiſtens feucht/ werden von Holtz/ von Brettern und Laͤ-
den abſonderliche Buͤhnen aufgerichtet/ die offt nach
Menge des Obſtes zwey-uñ dreyfach obeinander ſtehen;
die Buͤhnen mag man nach Belieben machen/ entwe-
der ſo ſchmal/ daß nur ein Hauffen Obſt geraumlich/
und alſo nach der Laͤnge darauf liegen mag/ daß man auf
allen Seiten Platz habe herum zu gehen/ und beeder-
ſeits biß auf die Helffte leicht mit der Hand reichen moͤ-
ge/ das faulende und verderbende Obſt auszuklauben/
oder ſo breit/ daß man zween Hauffen Obſt dahin ſchuͤt-
ten/ und ſo wol in der Mitten/ als an beeden langen Sei-
ten/ oder vielmehr um und um einen freyen Gang laſ-
ſen moͤge.

Viel ſind der Meinung/ man ſoll das Obſt nicht auf
Stroh legen/ ſondern nur auf die bloſſe Buͤhne/ alſo blei-
ben ſie friſcher/ und nehmen von dem Stroh/ wann es
feucht iſt/ keinen boͤſen Geruch an ſich/ biß es anfaͤngt zu
gefrieren/ bleiben ſie am liebſten auf den trockenen Kaͤ-
ſten oder Zimmern; wann aber die Gefrier in die Zimmer
einzugreiffen anfaͤngt/ muß mans in die Keller auf bloſ-
ſe Buͤhnen bringen.

Wann man Aepfel und Birnen gleich vom Baum
in kleine Faͤſſel oder Schachtlen legt/ Hobel-Scheiten
darzu thut/ und an trockenen Orten haͤlt/ bleiben ſie am
laͤngſten friſch/ legt man aber gar wol gedoͤrrte Holder-
bluͤhe darzu/ bekommen ſie einen Muſcatell-Geſchmack.

Will man die Keſten lang behalten/ laͤſſet man ſie in
ihren rauhen Huͤlſen/ ſo bleiben ſie laͤnger friſch. Etliche
thuns heraus/ und machens im Sand ein; etliche doͤr-
ren ſie im Rauch auf Hurten/ dreſchen ſie hernach/ biß die
Haut und Schelffen miteinander abgeht/ windens wie
das Korn/ und heben ſie alſo weiß und ſauber auf/ ohne
daß ſie ſorgen doͤrffen/ ſie verderben/ biß wieder friſche
wachſen.

Die Mandeln/ wann ſie aus der erſten Schelffen
genommen ſind/ legt man 2 oder 3 Tage an die Sonn/
daß ſie austrocknen/ darnach bringt mans wieder unters
Dach/ ruͤhrt ſie offt um/ biß ſie wol ausduͤnſten/ hernach
werden ſie auf die Buͤhnen gebracht/ da ſie etliche Jahr
bleiben/ alsdann kan man auch ebenfalls mit den Nuͤſ-
ſen und Haſelnuͤſſen verfahren.

Man kan auch eine Lege Weinbeer-Blaͤtter in ei-
nen neuen Topf ſtreuen/ und eine Lege Nuͤſſe darauf/
und alſo umwechſeln/ biß das Geſchirr voll wird/ und
wol verbunden an einem kuͤhlen/ doch trockenen Ort er-
halten. Levinus Lemnius raͤhtet/ wann man die Ke-
[Spaltenumbruch] ſten friſch erhalten wolle/ ſolle man Nuͤſſe darunter mi-
ſchen/ die hindern/ daß ſie nicht ſchimmlen. Nuͤß friſch
zu behalten/ nimmt man ein Faͤßlein/ legt am Boden
etwan eines Gliedes tieff naſſen Sand/ und dann die
gruͤnen Nuͤſſe ſamt den Schahlen/ wie ſie vom Baum
kommen/ in den Sand gar feſt aneinander geſteckt/ biß
der Boden bedeckt iſt/ und ſprengt ein geſaltzen Waſſer/
nur ſo viel geſaltzen/ daß mans merckt/ darauf/ daß der
Sand gantz naß wird/ und ſchuͤttet wieder Sand dar-
auf und wieder Nuͤß/ biß das Faͤßlein voll wird/ dann
wieder mit Sand oben bedeckt/ dann ziemlich viel Saltz-
waſſer darauf gegoſſen/ das Faͤßlein mit dem Boden ver-
macht und alſo ſtehen laſſen.

Was man friſch behalten will/ das mag man im
Sand einmachen.

Kerſchen uͤber Winter friſch zu behalten/ ſetzen etli-
che dieſe Kunſt: Man laß ein Erlen-Holtz mit einem
groſſen Bohrer ausbohren/ thue reiffe Kerſchen hinein/
und ſchlage zu beeden Seiten Zapffen alſo genau vor/
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es in einen kuͤhlen Bronnen/ oder ſonſt in ein friſches
Waſſer/ daß es wenigſt ein Klaffter tieff und doch nicht
voͤllig am Boden liege/ laß ſie darinn bleiben/ biß mitten
in den Winter/ ſie ſollen ſo ſchoͤn bleiben/ als waͤren ſie
erſt vom Baum gebrochen. Auf dieſe Art kan man
auch Zwetſchgen und dergleichen Stein-Obſt/ wie auch
Aepfel und Birnen/ in groͤſſern Faͤſſern wol eingeſchla-
gen und verwahrt erhalten.

Doch will Tanara, daß man in ein Faͤſſel nur einer-
ley Sorten Aepfel/ uñ nicht unterſchiedliche/ einlegen ſolle.

Apulejus bey Conſtantino IV. lib. 10. vom Feld-
bau cap 11. ſagt: Wann man die wolzeitigen ſauber
abgebrochenen Aepfel in Meer-Mooß (vielleicht auch in
ander Moß oder Mieß) wol einwickelt/ und alſo in ein
irdenes Geſchirr legt/ daß ſie einander nicht anruͤhren/
und allzeit der Moß darzwiſchen ſey/ wol verbinde und
vermache/ und an ein trocken kuͤhl Ort ſetze/ da kein
Rauch oder uͤbler Geruch hinkommen mag. Wo man
aber den Moß nicht hat/ ſoll man einen jeden Apfel ſon-
derlich in ein klein Haͤfelein legen/ verbinden und alſo
verwahren.

Etliche beſtreichen einen jeden Apfel inſonderheit
mit Hafner-Thon/ trocknens und behaltens alſo. Idem
ibidem refert: Servantur integra mala ſubſtratis
ipſis nucum foliis, multum enim confert ipſis ad co-
loris bonitatem & odoris jucunditatem. Item Hyema-
lia mala optimè in ſeminibus ſervantur.
Jtem wann
man die Aepfel in Gerſten legt/ ſo faulen ſie nicht. Wie
dann auch die Trauben in dem Saamen als Hirs und
andern moͤgen erhalten werden; oder in wol trockene
Saͤgſpaͤne von Tannen-Holtz. D. Daniel Becker
ſetzt in ſeiner Haus-Apotheck/ ſo man Aepfel/ ſonderlich
Porſtoͤrffer in Holderbluͤhe einwickelt/ oder damit be-
deckt/ daß ſie den Geruch und Schmack wie Muſcatell-
Weinbeer bekommen. Birnen mag man in Saͤgſpaͤnen
und duͤrren Feigenblaͤttern und Nußblaͤttern erhalten.
Diß iſt einmal fuͤr allemal zu mercken/ daß man die Kuͤt-
ten nie bey dem andern Obſt in einem Zimmer halten ſol-
le/ ſonderlich wo Trauben hangen/ weil ſie andere mit

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[443/0461] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. Cap. LIII. Wie das Obſt zu erhalten. MErcklich viel/ und zwar das meiſte/ ligt an denen Zimmern/ Kammern/ Gewoͤlbern oder Gema- chen/ worinn man das Obſt behalten will/ daß ſie trocken/ kuͤhl und temperirt ſeyen; wie meiſtentheils dieſe ſind/ ſo gegen Niedergang und Norden ſehen. Tanara will auch/ daß die Gemaͤcher zur Behaltniß des Obſtes ſollen finſter ſeyn/ darein weder Rauch noch ſonſt boͤſer Geruch eindringen moͤge. Denn wie die Feuchten und Waͤrme ein Urſach der Alteration, und der daraus entſtehenden Faͤulung iſt; alſo wider- ſtehen die widerwaͤrtigen Qualitaͤtẽ/ nemlich die Troͤckne und die Kuͤhle derſelben/ und koͤnnen das Obſt langwuͤh- rig in ſeiner Guͤte conſerviren. Weil aber die Erden meiſtens feucht/ werden von Holtz/ von Brettern und Laͤ- den abſonderliche Buͤhnen aufgerichtet/ die offt nach Menge des Obſtes zwey-uñ dreyfach obeinander ſtehen; die Buͤhnen mag man nach Belieben machen/ entwe- der ſo ſchmal/ daß nur ein Hauffen Obſt geraumlich/ und alſo nach der Laͤnge darauf liegen mag/ daß man auf allen Seiten Platz habe herum zu gehen/ und beeder- ſeits biß auf die Helffte leicht mit der Hand reichen moͤ- ge/ das faulende und verderbende Obſt auszuklauben/ oder ſo breit/ daß man zween Hauffen Obſt dahin ſchuͤt- ten/ und ſo wol in der Mitten/ als an beeden langen Sei- ten/ oder vielmehr um und um einen freyen Gang laſ- ſen moͤge. Viel ſind der Meinung/ man ſoll das Obſt nicht auf Stroh legen/ ſondern nur auf die bloſſe Buͤhne/ alſo blei- ben ſie friſcher/ und nehmen von dem Stroh/ wann es feucht iſt/ keinen boͤſen Geruch an ſich/ biß es anfaͤngt zu gefrieren/ bleiben ſie am liebſten auf den trockenen Kaͤ- ſten oder Zimmern; wann aber die Gefrier in die Zimmer einzugreiffen anfaͤngt/ muß mans in die Keller auf bloſ- ſe Buͤhnen bringen. Wann man Aepfel und Birnen gleich vom Baum in kleine Faͤſſel oder Schachtlen legt/ Hobel-Scheiten darzu thut/ und an trockenen Orten haͤlt/ bleiben ſie am laͤngſten friſch/ legt man aber gar wol gedoͤrrte Holder- bluͤhe darzu/ bekommen ſie einen Muſcatell-Geſchmack. Will man die Keſten lang behalten/ laͤſſet man ſie in ihren rauhen Huͤlſen/ ſo bleiben ſie laͤnger friſch. Etliche thuns heraus/ und machens im Sand ein; etliche doͤr- ren ſie im Rauch auf Hurten/ dreſchen ſie hernach/ biß die Haut und Schelffen miteinander abgeht/ windens wie das Korn/ und heben ſie alſo weiß und ſauber auf/ ohne daß ſie ſorgen doͤrffen/ ſie verderben/ biß wieder friſche wachſen. Die Mandeln/ wann ſie aus der erſten Schelffen genommen ſind/ legt man 2 oder 3 Tage an die Sonn/ daß ſie austrocknen/ darnach bringt mans wieder unters Dach/ ruͤhrt ſie offt um/ biß ſie wol ausduͤnſten/ hernach werden ſie auf die Buͤhnen gebracht/ da ſie etliche Jahr bleiben/ alsdann kan man auch ebenfalls mit den Nuͤſ- ſen und Haſelnuͤſſen verfahren. Man kan auch eine Lege Weinbeer-Blaͤtter in ei- nen neuen Topf ſtreuen/ und eine Lege Nuͤſſe darauf/ und alſo umwechſeln/ biß das Geſchirr voll wird/ und wol verbunden an einem kuͤhlen/ doch trockenen Ort er- halten. Levinus Lemnius raͤhtet/ wann man die Ke- ſten friſch erhalten wolle/ ſolle man Nuͤſſe darunter mi- ſchen/ die hindern/ daß ſie nicht ſchimmlen. Nuͤß friſch zu behalten/ nimmt man ein Faͤßlein/ legt am Boden etwan eines Gliedes tieff naſſen Sand/ und dann die gruͤnen Nuͤſſe ſamt den Schahlen/ wie ſie vom Baum kommen/ in den Sand gar feſt aneinander geſteckt/ biß der Boden bedeckt iſt/ und ſprengt ein geſaltzen Waſſer/ nur ſo viel geſaltzen/ daß mans merckt/ darauf/ daß der Sand gantz naß wird/ und ſchuͤttet wieder Sand dar- auf und wieder Nuͤß/ biß das Faͤßlein voll wird/ dann wieder mit Sand oben bedeckt/ dann ziemlich viel Saltz- waſſer darauf gegoſſen/ das Faͤßlein mit dem Boden ver- macht und alſo ſtehen laſſen. Was man friſch behalten will/ das mag man im Sand einmachen. Kerſchen uͤber Winter friſch zu behalten/ ſetzen etli- che dieſe Kunſt: Man laß ein Erlen-Holtz mit einem groſſen Bohrer ausbohren/ thue reiffe Kerſchen hinein/ und ſchlage zu beeden Seiten Zapffen alſo genau vor/ daß weder Lufft noch Waſſer eindringen moͤge/ werffe es in einen kuͤhlen Bronnen/ oder ſonſt in ein friſches Waſſer/ daß es wenigſt ein Klaffter tieff und doch nicht voͤllig am Boden liege/ laß ſie darinn bleiben/ biß mitten in den Winter/ ſie ſollen ſo ſchoͤn bleiben/ als waͤren ſie erſt vom Baum gebrochen. Auf dieſe Art kan man auch Zwetſchgen und dergleichen Stein-Obſt/ wie auch Aepfel und Birnen/ in groͤſſern Faͤſſern wol eingeſchla- gen und verwahrt erhalten. Doch will Tanara, daß man in ein Faͤſſel nur einer- ley Sorten Aepfel/ uñ nicht unterſchiedliche/ einlegen ſolle. Apulejus bey Conſtantino IV. lib. 10. vom Feld- bau cap 11. ſagt: Wann man die wolzeitigen ſauber abgebrochenen Aepfel in Meer-Mooß (vielleicht auch in ander Moß oder Mieß) wol einwickelt/ und alſo in ein irdenes Geſchirr legt/ daß ſie einander nicht anruͤhren/ und allzeit der Moß darzwiſchen ſey/ wol verbinde und vermache/ und an ein trocken kuͤhl Ort ſetze/ da kein Rauch oder uͤbler Geruch hinkommen mag. Wo man aber den Moß nicht hat/ ſoll man einen jeden Apfel ſon- derlich in ein klein Haͤfelein legen/ verbinden und alſo verwahren. Etliche beſtreichen einen jeden Apfel inſonderheit mit Hafner-Thon/ trocknens und behaltens alſo. Idem ibidem refert: Servantur integra mala ſubſtratis ipſis nucum foliis, multum enim confert ipſis ad co- loris bonitatem & odoris jucunditatem. Item Hyema- lia mala optimè in ſeminibus ſervantur. Jtem wann man die Aepfel in Gerſten legt/ ſo faulen ſie nicht. Wie dann auch die Trauben in dem Saamen als Hirs und andern moͤgen erhalten werden; oder in wol trockene Saͤgſpaͤne von Tannen-Holtz. D. Daniel Becker ſetzt in ſeiner Haus-Apotheck/ ſo man Aepfel/ ſonderlich Porſtoͤrffer in Holderbluͤhe einwickelt/ oder damit be- deckt/ daß ſie den Geruch und Schmack wie Muſcatell- Weinbeer bekommen. Birnen mag man in Saͤgſpaͤnen und duͤrren Feigenblaͤttern und Nußblaͤttern erhalten. Diß iſt einmal fuͤr allemal zu mercken/ daß man die Kuͤt- ten nie bey dem andern Obſt in einem Zimmer halten ſol- le/ ſonderlich wo Trauben hangen/ weil ſie andere mit ihrem K k k ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/461>, abgerufen am 24.11.2024.