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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Abbildung] [Spaltenumbruch] weil der frostige Nord aus dem Mitternacht-Winckel/
dem geöffneten Grunde/ die warme vegetation zu neh-
men gehalten wird/ ne Boreae penetrabile Frigus ad-
urat;
wie Virgilius saget. Das ordinari Umgraben
im gantzen Garten muß wol im Herbst/ damit der Gar-
ten die Winter-Feuchten desto besser in sich ziehen kan;
und im Früling/ wann man wieder anbauen will/ ver-
richtet werden; sonst aber/ wie man dann etliche Ge-
wächse/ als Salat/ Spenat/ Rettich/ Körbelkraut/
und andere mehr/ zu unterschiedlichen Monaten den
Sommer durch säet/ muß man/ so offt man ein Bettlein
von seiner Tracht gelähret hat/ und wieder etwas frisches
anbauen will/ so offt auch dasselbe umgraben/ damit die
wilden Wurtzen mögen ausgeklaubt/ und dem Ungezi-
fer ihre Gänge zerstöbert werden.

Diß ist eine allgemeine Regel/ daß die Erden zu den
Gewächsen/ die unter der Erden ihre Frucht geben/ tief-
fer/ und zu den übrigen seichter umgegraben seyn müsse;
[Spaltenumbruch] Wann man Unkraut findet/ muß es der Gärtner nicht
unvorsichtig abreissen/ daß der gröste Theil bleibt/ son-
dern von Grund aus ausklauben/ und ihm diese Mühe
nicht dauren lassen/ sonst macht er ihm (wann er anders
den Garten rein haben will) aus einer Arbeit zwo. Er
muß zu diesem Ende neben dem Grabscheid allzeit eine
Hauen auf der einen Seiten/ mit scharffen eisernen
Hacken bey sich haben/ die groben Schrollen damit zer-
trümmern/ dem Unkraut nachgraben und es abledigen/
auch das fürkommende Ungezifer/ sonderlich die Wer-
ren/ zu vertilgen.

Herr Laurenbergius will/ man soll einen neuen
lang ungebrauchten Grund/ das erste Jahr nicht allzu
tieff/ die folgenden/ als das andere und dritte Jahr a-
ber möge man tieffer eingreiffen/ und allezeit den alten
Grund hinein/ den inneren aber aufwärts schlagen/ so
soll es desto fruchtbarer werden.

Cap. XI.
Vom Ansäen.
[Spaltenumbruch]

VOn der wundersamen Krafft und Wirckung des
angesäeten Saamens/ damit die Natur/ als
GOttes Haus- und Hofmeisterin gleichsam spie-
let/ haben die Philosophi artliche Meynungen gehabt.
Davon Helmont de Ortu Medicinae also schreibet:
Singulis rebus naturalibus suus Archeus est, genera-
tionum & seminum foecunditatem continens, tan-
quam causa efficiens interna, ille, inquam, Faber ge-
nerati imaginem habet, ad cujus initium destinationes
rerum agendarum componit. Constat Archeus vero
ex connexione vitalis aurae veluti materiae, cum ima-
[Spaltenumbruch] gine seminali, quae est interior nucleus spiritualis,
foecunditatem seminis continens.
Wir wollen aber
allhier nicht mit Gelehrten/ sondern mit den Gärtnern re-
den/ und ihnen anzeigen/ wie sie damit umgehen sollen;
wiewol es den Erfahrnen vorhin bekant ist.

Ehe man ansäet/ müssen die Bettlein mit dem Re-
chen fein geebnet und sauber abgezogen werden. Jn dem
Säen ist die Beschaffenheit des Orts und des Himmels
anzusehen/ daß man die rechte Zeit ergreiffe/ so an theils
Orten früher/ an theils aber später zu geschehen pfleget.
Jn die Mistbetter (wie oben gedacht worden) kan man

wol

Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Abbildung] [Spaltenumbruch] weil der froſtige Nord aus dem Mitternacht-Winckel/
dem geoͤffneten Grunde/ die warme vegetation zu neh-
men gehalten wird/ ne Boreæ penetrabile Frigus ad-
urat;
wie Virgilius ſaget. Das ordinari Umgraben
im gantzen Garten muß wol im Herbſt/ damit der Gar-
ten die Winter-Feuchten deſto beſſer in ſich ziehen kan;
und im Fruͤling/ wann man wieder anbauen will/ ver-
richtet werden; ſonſt aber/ wie man dann etliche Ge-
waͤchſe/ als Salat/ Spenat/ Rettich/ Koͤrbelkraut/
und andere mehr/ zu unterſchiedlichen Monaten den
Sommer durch ſaͤet/ muß man/ ſo offt man ein Bettlein
von ſeiner Tracht gelaͤhret hat/ und wieder etwas friſches
anbauen will/ ſo offt auch daſſelbe umgraben/ damit die
wilden Wurtzen moͤgen ausgeklaubt/ und dem Ungezi-
fer ihre Gaͤnge zerſtoͤbert werden.

Diß iſt eine allgemeine Regel/ daß die Erden zu den
Gewaͤchſen/ die unter der Erden ihre Frucht geben/ tief-
fer/ und zu den uͤbrigen ſeichter umgegraben ſeyn muͤſſe;
[Spaltenumbruch] Wann man Unkraut findet/ muß es der Gaͤrtner nicht
unvorſichtig abreiſſen/ daß der groͤſte Theil bleibt/ ſon-
dern von Grund aus ausklauben/ und ihm dieſe Muͤhe
nicht dauren laſſen/ ſonſt macht er ihm (wann er anders
den Garten rein haben will) aus einer Arbeit zwo. Er
muß zu dieſem Ende neben dem Grabſcheid allzeit eine
Hauen auf der einen Seiten/ mit ſcharffen eiſernen
Hacken bey ſich haben/ die groben Schrollen damit zer-
truͤmmern/ dem Unkraut nachgraben und es abledigen/
auch das fuͤrkommende Ungezifer/ ſonderlich die Wer-
ren/ zu vertilgen.

Herr Laurenbergius will/ man ſoll einen neuen
lang ungebrauchten Grund/ das erſte Jahr nicht allzu
tieff/ die folgenden/ als das andere und dritte Jahr a-
ber moͤge man tieffer eingreiffen/ und allezeit den alten
Grund hinein/ den inneren aber aufwaͤrts ſchlagen/ ſo
ſoll es deſto fruchtbarer werden.

Cap. XI.
Vom Anſaͤen.
[Spaltenumbruch]

VOn der wunderſamen Krafft und Wirckung des
angeſaͤeten Saamens/ damit die Natur/ als
GOttes Haus- und Hofmeiſterin gleichſam ſpie-
let/ haben die Philoſophi artliche Meynungen gehabt.
Davon Helmont de Ortu Medicinæ alſo ſchreibet:
Singulis rebus naturalibus ſuus Archeus eſt, genera-
tionum & ſeminum fœcunditatem continens, tan-
quam cauſa efficiens interna, ille, inquam, Faber ge-
nerati imaginem habet, ad cujus initium deſtinationes
rerum agendarum componit. Conſtat Archeus verò
ex connexione vitalis auræ veluti materiæ, cum ima-
[Spaltenumbruch] gine ſeminali, quæ eſt interior nucleus ſpiritualis,
fœcunditatem ſeminis continens.
Wir wollen aber
allhier nicht mit Gelehrten/ ſondern mit den Gaͤrtnern re-
den/ und ihnen anzeigen/ wie ſie damit umgehen ſollen;
wiewol es den Erfahrnen vorhin bekant iſt.

Ehe man anſaͤet/ muͤſſen die Bettlein mit dem Re-
chen fein geebnet und ſauber abgezogen werden. Jn dem
Saͤen iſt die Beſchaffenheit des Orts und des Himmels
anzuſehen/ daß man die rechte Zeit ergreiffe/ ſo an theils
Orten fruͤher/ an theils aber ſpaͤter zu geſchehen pfleget.
Jn die Miſtbetter (wie oben gedacht worden) kan man

wol
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[463/0481] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. [Abbildung] weil der froſtige Nord aus dem Mitternacht-Winckel/ dem geoͤffneten Grunde/ die warme vegetation zu neh- men gehalten wird/ ne Boreæ penetrabile Frigus ad- urat; wie Virgilius ſaget. Das ordinari Umgraben im gantzen Garten muß wol im Herbſt/ damit der Gar- ten die Winter-Feuchten deſto beſſer in ſich ziehen kan; und im Fruͤling/ wann man wieder anbauen will/ ver- richtet werden; ſonſt aber/ wie man dann etliche Ge- waͤchſe/ als Salat/ Spenat/ Rettich/ Koͤrbelkraut/ und andere mehr/ zu unterſchiedlichen Monaten den Sommer durch ſaͤet/ muß man/ ſo offt man ein Bettlein von ſeiner Tracht gelaͤhret hat/ und wieder etwas friſches anbauen will/ ſo offt auch daſſelbe umgraben/ damit die wilden Wurtzen moͤgen ausgeklaubt/ und dem Ungezi- fer ihre Gaͤnge zerſtoͤbert werden. Diß iſt eine allgemeine Regel/ daß die Erden zu den Gewaͤchſen/ die unter der Erden ihre Frucht geben/ tief- fer/ und zu den uͤbrigen ſeichter umgegraben ſeyn muͤſſe; Wann man Unkraut findet/ muß es der Gaͤrtner nicht unvorſichtig abreiſſen/ daß der groͤſte Theil bleibt/ ſon- dern von Grund aus ausklauben/ und ihm dieſe Muͤhe nicht dauren laſſen/ ſonſt macht er ihm (wann er anders den Garten rein haben will) aus einer Arbeit zwo. Er muß zu dieſem Ende neben dem Grabſcheid allzeit eine Hauen auf der einen Seiten/ mit ſcharffen eiſernen Hacken bey ſich haben/ die groben Schrollen damit zer- truͤmmern/ dem Unkraut nachgraben und es abledigen/ auch das fuͤrkommende Ungezifer/ ſonderlich die Wer- ren/ zu vertilgen. Herr Laurenbergius will/ man ſoll einen neuen lang ungebrauchten Grund/ das erſte Jahr nicht allzu tieff/ die folgenden/ als das andere und dritte Jahr a- ber moͤge man tieffer eingreiffen/ und allezeit den alten Grund hinein/ den inneren aber aufwaͤrts ſchlagen/ ſo ſoll es deſto fruchtbarer werden. Cap. XI. Vom Anſaͤen. VOn der wunderſamen Krafft und Wirckung des angeſaͤeten Saamens/ damit die Natur/ als GOttes Haus- und Hofmeiſterin gleichſam ſpie- let/ haben die Philoſophi artliche Meynungen gehabt. Davon Helmont de Ortu Medicinæ alſo ſchreibet: Singulis rebus naturalibus ſuus Archeus eſt, genera- tionum & ſeminum fœcunditatem continens, tan- quam cauſa efficiens interna, ille, inquam, Faber ge- nerati imaginem habet, ad cujus initium deſtinationes rerum agendarum componit. Conſtat Archeus verò ex connexione vitalis auræ veluti materiæ, cum ima- gine ſeminali, quæ eſt interior nucleus ſpiritualis, fœcunditatem ſeminis continens. Wir wollen aber allhier nicht mit Gelehrten/ ſondern mit den Gaͤrtnern re- den/ und ihnen anzeigen/ wie ſie damit umgehen ſollen; wiewol es den Erfahrnen vorhin bekant iſt. Ehe man anſaͤet/ muͤſſen die Bettlein mit dem Re- chen fein geebnet und ſauber abgezogen werden. Jn dem Saͤen iſt die Beſchaffenheit des Orts und des Himmels anzuſehen/ daß man die rechte Zeit ergreiffe/ ſo an theils Orten fruͤher/ an theils aber ſpaͤter zu geſchehen pfleget. Jn die Miſtbetter (wie oben gedacht worden) kan man wol

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/481>, abgerufen am 24.11.2024.