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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Anno 1673 ausgangen Cap. 4. der beste Mist sey/ die
in den Gefässen enthaltene Gewächse zu erneuren/ der
aus Weintröstern gemacht ist/ nachdem sie aus der Käl-
ter heraus genommen/ wie auch aus Weinhefen/ so man
deren viel hat/ die man draussen im Wetter zwey oder
drey Jahr legen soll. Solcher Mist sey verwunderlich/
und habe sehr köstliche Eigenschafften/ und subtile Gei-
ster/ mit welchen die Natur den Weinstock vor allen an-
dern Pflantzen erfüllet hat. Sagt auch endlich/ als der
dieses in Franckreich und anderwärts viel Jahr selbst er-
fahren/ es sey kein besserer Mist/ oder verfaulte Erden/
als dieser/ der gebraucht/ und an die Stämme und
Wurtzeln der jungen Bäume/ welche man pflantzet/ oder
unter die Sätzlinge gelegt werden solle.

Eben dieser setzt in seinem 5 Capitel: Einen neuen
Grund zu bereiten/ welcher des zeugenden Saltzes viel
in sich halte/ den er auch mit grossem Glück gebraucht ha-
be/ die krancken Bäume damit zu heilen/ und den stär-
ckesten mächtig fortzuhelffen. Man muß in der Erde ei-
ne Grube machen/ 10 oder 12 Schuch breit/ und 6 oder
8 Schuhe tieff/ mehr oder weniger/ nachdem man viel
Dung bedarff/ hernach wann die Grube unten fein eben
ist/ trägt man hinein ein Bette ohngefähr 2 Daumen
dick/ von kleinem wolverfaulten Mist/ auf dieses legt
man ein anders/ von gemeinem schwartzen oder gutem
Erdreich/ in eben solcher Dicke/ wieder eines von Wein-
tröstern/ dann eines von Schaf-Mist/ ein anders von
Tauben-Mist/ ein anders von Kühe-Mist/ und her-
nach/ wann man Weinhefen hat/ muß man die Dung
damit besprengen/ und also muß man nach und nach ein
Bett auf das andere legen/ biß die Gruben voll ist/ und
wieder Weinhefen darüber schütten; hat man aber
keine/ soll man Wasser überflüssig darauf giessen/ und
alsdann den Grund mit Erden bedecken/ und zwey Jahr
verfaulen lassen/ das darob wachsende Gras muß man
fleissig wegnehmen/ und täglich besprengen/ daß er desto
eher faule/ und nicht verbrenne aus Mangel Feuchtig-
keit/ nach zweyen Jahren hat man gutes Erdreich zu
jungen Bäumen an die Wurtzel zu legen/ auch Anemo-
nen und Ranunculen zu ziehen/ und in denen Bettern mit
anderer Erden zu vermischen.

Der alte Varro glaubt/ die beste Dung komme von
Amseln/ Droscheln und Kranweths-Vögeln; aber P.
Ferrarius
meynt/ er habe mehr sein Absehen auf den
Baumann/ als auf den Grund gehabt/ vermeynt auch
[Spaltenumbruch] es würden itzt viel mehr und fettere Gärtner seyn/ wann
sie so viel solches Feder-Wildpret halten könten/ ihre
Gründe damit zu bedungen.

Jm Auswärts soll keine Dunge leichtlich in den
Garten kommen/ weil sie die Erden anzünden/ Unkraut
wachsen machen/ und Ursach geben/ daß viel Ungezifer
in die Gärten sich einfinde/ absonderlich wann der Mist
frisch ist; derhalben soll er aufs wenigste ein Jahr oder
zwey wol abgelegen/ und das darunter gewesene Stroh
wol verfaulet seyn. Den Roß-Mist soll man wegen sei-
ner Hitze allein gegen den Winter nehmen. Die Dung
kan man den Winter durch auf die Garten-Felder füh-
ren/ und auf Hauffen fein gleich abgetheilet schlagen/ und
aufschübern lassen/ so wird die Dung von der Sonnen
nicht ausgesogen/ und seiget und ziehet sich die beste Krafft
davon/ von des Winters Feuchten eingeweichet/ fein tieff
in die Erden/ daß man hernach im Abziehen und Aus-
breiten/ denen Plätzen/ wo die Misthäufflein gelegen/ wol
weniger Dung lassen/ und die andern lähren Ort desto
reichlicher beziehen kan. Diß soll seyn im ersten Frü-
ling/ kurtz vorher/ wann man umgraben will/ damit der
ausgebreitete Mist nicht von der trockenen Mertzen-Lufft
ausgedörret/ und die Erden mit desto weniger Nach-
druck gedungen werde; zu viel Dung verbrennet den
Grund/ zu wenig macht ihn schwach/ daher die Mittel-
maß zu beobachten. Etliche halten dafür/ daß man die
Dunge nicht eher untergraben soll/ biß die Fettigkeit gar
zur Erden worden. Die Natur aber bezeugts/ daß zwar
an denen Orten/ wo die Dung-Hauffen ligen/ sich ei-
ne Krafft in die Erden ziehe/ wann man aber warten
wolte/ biß der Mist gantz trocken wird/ würde mehr die
Lufft ausziehen/ als die Erden davon zu Theil kriegen;
welches bey den Bauren augenscheinlich/ daß ihnen die
Dung am besten zuschlägt/ die noch feucht eingebracht
wird.

Wie durch den Salpeter Gärten und Aecker mö-
gen verbessert werden/ besiehe Joh. Rudolph. Glau-
bern im Buch/ das er Continuationem miraculi Mun-
di
nennet. Tanara sol. 127 sagt: wann man Kraut-
Pflantzen in der Thier Hörner oder Klauen setzt/ sollen
sie überaus wol gedeyen; darzu sollen auch dienen die
Fail-Spän von den Messerern oder Kamm-Machern/
wann man sie mit Erden vermischet/ und gegen der war-
men Sonne ligend befeuchtet.

Cap. X.
Vom Umgraben.
[Spaltenumbruch]

BLeich als wie den Ackersleuten diß zu bedencken/
daß sie bey allzudürrem/ oder bey allzunassem
Wetter/ ihre Pflüge nicht in das Feld führen.
Also sollen auch die gute Gärtner mit dem Umgraben
gleichmässig verfahren; thun sie diß bey dürrem trockenem
Gewitter/ so greifft die Lufft und Sonnenschein/ wann
die Erd eröffnet ist/ desto tieffer in ihren Schos/ und
holet die wenige noch inwendig verhaltene Feuchtigkeit
gantz heraus/ daß der Boden Safft und Krafft dar-
durch verläuret/ geschichts aber bey weichem Wetter/ so
wird/ sonderlich wo starcker laimichter Grund ist/ die
Erde hart/ und die Schrollen so groß und starck zusamm
gepicht/ daß ein Gärtner hernach viel Mühe und Ar-
[Spaltenumbruch] beit haben muß/ wann er solche wieder zerschlagen will;
denn keinem Rechen werden sie leichtlich nachgeben.
Daher ist am besten/ der Zeit zu gebrauchen/ wann die
Erde weder zu dürr noch zu feucht ist/ doch muß er mit
dem Grabscheid auf einmal nicht zu viel Erden nehmen/
daß sich die Wurtzen des Unkrauts nicht darunter ver-
schlieffen/ sondern aufs meiste auf einmal zwey oder an-
derthalb gute Finger dick/ so wird die Erde dichter durch-
gearbeitet/ das Ungezifer und Unkraut desto leichter
ausgereutet/ und sind die Schrollen besser voneinander
zu bringen.

So hüten sich auch die alten Gärtner/ diese Arbeit
(wie auch die Ackerleute zu thun pflegen) vorzunehmen/

weil

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Anno 1673 ausgangen Cap. 4. der beſte Miſt ſey/ die
in den Gefaͤſſen enthaltene Gewaͤchſe zu erneuren/ der
aus Weintroͤſtern gemacht iſt/ nachdem ſie aus der Kaͤl-
ter heraus genommen/ wie auch aus Weinhefen/ ſo man
deren viel hat/ die man drauſſen im Wetter zwey oder
drey Jahr legen ſoll. Solcher Miſt ſey verwunderlich/
und habe ſehr koͤſtliche Eigenſchafften/ und ſubtile Gei-
ſter/ mit welchen die Natur den Weinſtock vor allen an-
dern Pflantzen erfuͤllet hat. Sagt auch endlich/ als der
dieſes in Franckreich und anderwaͤrts viel Jahr ſelbſt er-
fahren/ es ſey kein beſſerer Miſt/ oder verfaulte Erden/
als dieſer/ der gebraucht/ und an die Staͤmme und
Wurtzeln der jungen Baͤume/ welche man pflantzet/ oder
unter die Saͤtzlinge gelegt werden ſolle.

Eben dieſer ſetzt in ſeinem 5 Capitel: Einen neuen
Grund zu bereiten/ welcher des zeugenden Saltzes viel
in ſich halte/ den er auch mit groſſem Gluͤck gebraucht ha-
be/ die krancken Baͤume damit zu heilen/ und den ſtaͤr-
ckeſten maͤchtig fortzuhelffen. Man muß in der Erde ei-
ne Grube machen/ 10 oder 12 Schuch breit/ und 6 oder
8 Schuhe tieff/ mehr oder weniger/ nachdem man viel
Dung bedarff/ hernach wann die Grube unten fein eben
iſt/ traͤgt man hinein ein Bette ohngefaͤhr 2 Daumen
dick/ von kleinem wolverfaulten Miſt/ auf dieſes legt
man ein anders/ von gemeinem ſchwartzen oder gutem
Erdreich/ in eben ſolcher Dicke/ wieder eines von Wein-
troͤſtern/ dann eines von Schaf-Miſt/ ein anders von
Tauben-Miſt/ ein anders von Kuͤhe-Miſt/ und her-
nach/ wann man Weinhefen hat/ muß man die Dung
damit beſprengen/ und alſo muß man nach und nach ein
Bett auf das andere legen/ biß die Gruben voll iſt/ und
wieder Weinhefen daruͤber ſchuͤtten; hat man aber
keine/ ſoll man Waſſer uͤberfluͤſſig darauf gieſſen/ und
alsdann den Grund mit Erden bedecken/ und zwey Jahr
verfaulen laſſen/ das darob wachſende Gras muß man
fleiſſig wegnehmen/ und taͤglich beſprengen/ daß er deſto
eher faule/ und nicht verbrenne aus Mangel Feuchtig-
keit/ nach zweyen Jahren hat man gutes Erdreich zu
jungen Baͤumen an die Wurtzel zu legen/ auch Anemo-
nen und Ranunculen zu ziehen/ und in denen Bettern mit
anderer Erden zu vermiſchen.

Der alte Varro glaubt/ die beſte Dung komme von
Amſeln/ Droſcheln und Kranweths-Voͤgeln; aber P.
Ferrarius
meynt/ er habe mehr ſein Abſehen auf den
Baumann/ als auf den Grund gehabt/ vermeynt auch
[Spaltenumbruch] es wuͤrden itzt viel mehr und fettere Gaͤrtner ſeyn/ wann
ſie ſo viel ſolches Feder-Wildpret halten koͤnten/ ihre
Gruͤnde damit zu bedungen.

Jm Auswaͤrts ſoll keine Dunge leichtlich in den
Garten kommen/ weil ſie die Erden anzuͤnden/ Unkraut
wachſen machen/ und Urſach geben/ daß viel Ungezifer
in die Gaͤrten ſich einfinde/ abſonderlich wann der Miſt
friſch iſt; derhalben ſoll er aufs wenigſte ein Jahr oder
zwey wol abgelegen/ und das darunter geweſene Stroh
wol verfaulet ſeyn. Den Roß-Miſt ſoll man wegen ſei-
ner Hitze allein gegen den Winter nehmen. Die Dung
kan man den Winter durch auf die Garten-Felder fuͤh-
ren/ und auf Hauffen fein gleich abgetheilet ſchlagen/ und
aufſchuͤbern laſſen/ ſo wird die Dung von der Sonnen
nicht ausgeſogen/ und ſeiget und ziehet ſich die beſte Krafft
davon/ von des Winters Feuchten eingeweichet/ fein tieff
in die Erden/ daß man hernach im Abziehen und Aus-
breiten/ denen Plaͤtzen/ wo die Miſthaͤufflein gelegen/ wol
weniger Dung laſſen/ und die andern laͤhren Ort deſto
reichlicher beziehen kan. Diß ſoll ſeyn im erſten Fruͤ-
ling/ kurtz vorher/ wann man umgraben will/ damit der
ausgebreitete Miſt nicht von der trockenen Mertzen-Lufft
ausgedoͤrret/ und die Erden mit deſto weniger Nach-
druck gedungen werde; zu viel Dung verbrennet den
Grund/ zu wenig macht ihn ſchwach/ daher die Mittel-
maß zu beobachten. Etliche halten dafuͤr/ daß man die
Dunge nicht eher untergraben ſoll/ biß die Fettigkeit gar
zur Erden worden. Die Natur aber bezeugts/ daß zwar
an denen Orten/ wo die Dung-Hauffen ligen/ ſich ei-
ne Krafft in die Erden ziehe/ wann man aber warten
wolte/ biß der Miſt gantz trocken wird/ wuͤrde mehr die
Lufft ausziehen/ als die Erden davon zu Theil kriegen;
welches bey den Bauren augenſcheinlich/ daß ihnen die
Dung am beſten zuſchlaͤgt/ die noch feucht eingebracht
wird.

Wie durch den Salpeter Gaͤrten und Aecker moͤ-
gen verbeſſert werden/ beſiehe Joh. Rudolph. Glau-
bern im Buch/ das er Continuationem miraculi Mun-
di
nennet. Tanara ſol. 127 ſagt: wann man Kraut-
Pflantzen in der Thier Hoͤrner oder Klauen ſetzt/ ſollen
ſie uͤberaus wol gedeyen; darzu ſollen auch dienen die
Fail-Spaͤn von den Meſſerern oder Kamm-Machern/
wann man ſie mit Erden vermiſchet/ und gegen der war-
men Sonne ligend befeuchtet.

Cap. X.
Vom Umgraben.
[Spaltenumbruch]

BLeich als wie den Ackersleuten diß zu bedencken/
daß ſie bey allzuduͤrrem/ oder bey allzunaſſem
Wetter/ ihre Pfluͤge nicht in das Feld fuͤhren.
Alſo ſollen auch die gute Gaͤrtner mit dem Umgraben
gleichmaͤſſig verfahren; thun ſie diß bey duͤrrem trockenem
Gewitter/ ſo greifft die Lufft und Sonnenſchein/ wann
die Erd eroͤffnet iſt/ deſto tieffer in ihren Schos/ und
holet die wenige noch inwendig verhaltene Feuchtigkeit
gantz heraus/ daß der Boden Safft und Krafft dar-
durch verlaͤuret/ geſchichts aber bey weichem Wetter/ ſo
wird/ ſonderlich wo ſtarcker laimichter Grund iſt/ die
Erde hart/ und die Schrollen ſo groß und ſtarck zuſamm
gepicht/ daß ein Gaͤrtner hernach viel Muͤhe und Ar-
[Spaltenumbruch] beit haben muß/ wann er ſolche wieder zerſchlagen will;
denn keinem Rechen werden ſie leichtlich nachgeben.
Daher iſt am beſten/ der Zeit zu gebrauchen/ wann die
Erde weder zu duͤrr noch zu feucht iſt/ doch muß er mit
dem Grabſcheid auf einmal nicht zu viel Erden nehmen/
daß ſich die Wurtzen des Unkrauts nicht darunter ver-
ſchlieffen/ ſondern aufs meiſte auf einmal zwey oder an-
derthalb gute Finger dick/ ſo wird die Erde dichter durch-
gearbeitet/ das Ungezifer und Unkraut deſto leichter
ausgereutet/ und ſind die Schrollen beſſer voneinander
zu bringen.

So huͤten ſich auch die alten Gaͤrtner/ dieſe Arbeit
(wie auch die Ackerleute zu thun pflegen) vorzunehmen/

weil
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[462/0480] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Anno 1673 ausgangen Cap. 4. der beſte Miſt ſey/ die in den Gefaͤſſen enthaltene Gewaͤchſe zu erneuren/ der aus Weintroͤſtern gemacht iſt/ nachdem ſie aus der Kaͤl- ter heraus genommen/ wie auch aus Weinhefen/ ſo man deren viel hat/ die man drauſſen im Wetter zwey oder drey Jahr legen ſoll. Solcher Miſt ſey verwunderlich/ und habe ſehr koͤſtliche Eigenſchafften/ und ſubtile Gei- ſter/ mit welchen die Natur den Weinſtock vor allen an- dern Pflantzen erfuͤllet hat. Sagt auch endlich/ als der dieſes in Franckreich und anderwaͤrts viel Jahr ſelbſt er- fahren/ es ſey kein beſſerer Miſt/ oder verfaulte Erden/ als dieſer/ der gebraucht/ und an die Staͤmme und Wurtzeln der jungen Baͤume/ welche man pflantzet/ oder unter die Saͤtzlinge gelegt werden ſolle. Eben dieſer ſetzt in ſeinem 5 Capitel: Einen neuen Grund zu bereiten/ welcher des zeugenden Saltzes viel in ſich halte/ den er auch mit groſſem Gluͤck gebraucht ha- be/ die krancken Baͤume damit zu heilen/ und den ſtaͤr- ckeſten maͤchtig fortzuhelffen. Man muß in der Erde ei- ne Grube machen/ 10 oder 12 Schuch breit/ und 6 oder 8 Schuhe tieff/ mehr oder weniger/ nachdem man viel Dung bedarff/ hernach wann die Grube unten fein eben iſt/ traͤgt man hinein ein Bette ohngefaͤhr 2 Daumen dick/ von kleinem wolverfaulten Miſt/ auf dieſes legt man ein anders/ von gemeinem ſchwartzen oder gutem Erdreich/ in eben ſolcher Dicke/ wieder eines von Wein- troͤſtern/ dann eines von Schaf-Miſt/ ein anders von Tauben-Miſt/ ein anders von Kuͤhe-Miſt/ und her- nach/ wann man Weinhefen hat/ muß man die Dung damit beſprengen/ und alſo muß man nach und nach ein Bett auf das andere legen/ biß die Gruben voll iſt/ und wieder Weinhefen daruͤber ſchuͤtten; hat man aber keine/ ſoll man Waſſer uͤberfluͤſſig darauf gieſſen/ und alsdann den Grund mit Erden bedecken/ und zwey Jahr verfaulen laſſen/ das darob wachſende Gras muß man fleiſſig wegnehmen/ und taͤglich beſprengen/ daß er deſto eher faule/ und nicht verbrenne aus Mangel Feuchtig- keit/ nach zweyen Jahren hat man gutes Erdreich zu jungen Baͤumen an die Wurtzel zu legen/ auch Anemo- nen und Ranunculen zu ziehen/ und in denen Bettern mit anderer Erden zu vermiſchen. Der alte Varro glaubt/ die beſte Dung komme von Amſeln/ Droſcheln und Kranweths-Voͤgeln; aber P. Ferrarius meynt/ er habe mehr ſein Abſehen auf den Baumann/ als auf den Grund gehabt/ vermeynt auch es wuͤrden itzt viel mehr und fettere Gaͤrtner ſeyn/ wann ſie ſo viel ſolches Feder-Wildpret halten koͤnten/ ihre Gruͤnde damit zu bedungen. Jm Auswaͤrts ſoll keine Dunge leichtlich in den Garten kommen/ weil ſie die Erden anzuͤnden/ Unkraut wachſen machen/ und Urſach geben/ daß viel Ungezifer in die Gaͤrten ſich einfinde/ abſonderlich wann der Miſt friſch iſt; derhalben ſoll er aufs wenigſte ein Jahr oder zwey wol abgelegen/ und das darunter geweſene Stroh wol verfaulet ſeyn. Den Roß-Miſt ſoll man wegen ſei- ner Hitze allein gegen den Winter nehmen. Die Dung kan man den Winter durch auf die Garten-Felder fuͤh- ren/ und auf Hauffen fein gleich abgetheilet ſchlagen/ und aufſchuͤbern laſſen/ ſo wird die Dung von der Sonnen nicht ausgeſogen/ und ſeiget und ziehet ſich die beſte Krafft davon/ von des Winters Feuchten eingeweichet/ fein tieff in die Erden/ daß man hernach im Abziehen und Aus- breiten/ denen Plaͤtzen/ wo die Miſthaͤufflein gelegen/ wol weniger Dung laſſen/ und die andern laͤhren Ort deſto reichlicher beziehen kan. Diß ſoll ſeyn im erſten Fruͤ- ling/ kurtz vorher/ wann man umgraben will/ damit der ausgebreitete Miſt nicht von der trockenen Mertzen-Lufft ausgedoͤrret/ und die Erden mit deſto weniger Nach- druck gedungen werde; zu viel Dung verbrennet den Grund/ zu wenig macht ihn ſchwach/ daher die Mittel- maß zu beobachten. Etliche halten dafuͤr/ daß man die Dunge nicht eher untergraben ſoll/ biß die Fettigkeit gar zur Erden worden. Die Natur aber bezeugts/ daß zwar an denen Orten/ wo die Dung-Hauffen ligen/ ſich ei- ne Krafft in die Erden ziehe/ wann man aber warten wolte/ biß der Miſt gantz trocken wird/ wuͤrde mehr die Lufft ausziehen/ als die Erden davon zu Theil kriegen; welches bey den Bauren augenſcheinlich/ daß ihnen die Dung am beſten zuſchlaͤgt/ die noch feucht eingebracht wird. Wie durch den Salpeter Gaͤrten und Aecker moͤ- gen verbeſſert werden/ beſiehe Joh. Rudolph. Glau- bern im Buch/ das er Continuationem miraculi Mun- di nennet. Tanara ſol. 127 ſagt: wann man Kraut- Pflantzen in der Thier Hoͤrner oder Klauen ſetzt/ ſollen ſie uͤberaus wol gedeyen; darzu ſollen auch dienen die Fail-Spaͤn von den Meſſerern oder Kamm-Machern/ wann man ſie mit Erden vermiſchet/ und gegen der war- men Sonne ligend befeuchtet. Cap. X. Vom Umgraben. BLeich als wie den Ackersleuten diß zu bedencken/ daß ſie bey allzuduͤrrem/ oder bey allzunaſſem Wetter/ ihre Pfluͤge nicht in das Feld fuͤhren. Alſo ſollen auch die gute Gaͤrtner mit dem Umgraben gleichmaͤſſig verfahren; thun ſie diß bey duͤrrem trockenem Gewitter/ ſo greifft die Lufft und Sonnenſchein/ wann die Erd eroͤffnet iſt/ deſto tieffer in ihren Schos/ und holet die wenige noch inwendig verhaltene Feuchtigkeit gantz heraus/ daß der Boden Safft und Krafft dar- durch verlaͤuret/ geſchichts aber bey weichem Wetter/ ſo wird/ ſonderlich wo ſtarcker laimichter Grund iſt/ die Erde hart/ und die Schrollen ſo groß und ſtarck zuſamm gepicht/ daß ein Gaͤrtner hernach viel Muͤhe und Ar- beit haben muß/ wann er ſolche wieder zerſchlagen will; denn keinem Rechen werden ſie leichtlich nachgeben. Daher iſt am beſten/ der Zeit zu gebrauchen/ wann die Erde weder zu duͤrr noch zu feucht iſt/ doch muß er mit dem Grabſcheid auf einmal nicht zu viel Erden nehmen/ daß ſich die Wurtzen des Unkrauts nicht darunter ver- ſchlieffen/ ſondern aufs meiſte auf einmal zwey oder an- derthalb gute Finger dick/ ſo wird die Erde dichter durch- gearbeitet/ das Ungezifer und Unkraut deſto leichter ausgereutet/ und ſind die Schrollen beſſer voneinander zu bringen. So huͤten ſich auch die alten Gaͤrtner/ dieſe Arbeit (wie auch die Ackerleute zu thun pflegen) vorzunehmen/ weil

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/480>, abgerufen am 24.11.2024.