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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung] [Spaltenumbruch] nach Eigenschafft der Kräuter/ muß wolgedungt/ etliches
aber etwas schlechter gelassen werden.

Weil nun dieser Berg rund frey ligt/ hat er noth-
wendig alle vier himmlische Haubt-Aspecten allerseits zu
empfangen/ und können alle Gewächse/ ein jedes nach
seiner Inclination, gegen Morgen/ Mittag/ Abend oder
Mitternacht/ wohin es sich schicket/ ausgetheilt und ge-
setzt werden. Jn Mitten dieses Bergs soll ein Bron-
nen seyn/ davon man die durstigen Wasser-Gewächse
nach Nothdurfft möge träncken. Des Gartens Fi-
gur und Form soll in die Runden seyn/ und soll von un-
tenher Mittagwärts einen Weg haben/ der Schnecken-
weise um und um/ allzeit besser eingezogen/ biß an den
Gibel gehe/ und also mit einer sanfften Erhöhung sich
nach und nach höher schwinge/ allermassen wie man
sihet/ daß die Mahler und Kupfferstecher das Gebäu
des Babylonischen Thurns in der Bibel formiren/ und
wie der grosse Pharos oder Wachtthurn zu Alexandria in
Aegypten am Meerhafen noch itzt zu sehen ist.

Der von unten an/ biß hinauf sich umwindende Lust-
Weg soll 15 Schritt breit/ und 4 Schuhe zu den Kräu-
tern ausgesondert/ die 11 Schuhe aber zum Spatzier-
gang gelassen seyn. Und diese Wirbel-Strassen muß
um und um ein starckes Gemäuer einfassen/ daß die Er-
den davon zusammen gehalten nicht weichen möge/ der
Berg kan zwar wol von dichter Erden seyn ohne ferners
Gebäu/ besser und bequemlicher aber ist/ daß man unten
ein Gewölbe/ wie ein Sala terrena, in dem Berge auf-
[Spaltenumbruch] führen/ und in der Höhe das einfallende Liecht daselbst
einzulassen vier Fenster/ entweder an allen vier Orten/
oder nur drey gegen Morgen/ Mittag und Abend zurich-
ten lasse/ die Eingänge mögen durch die unterste Mau-
ren an allen vier Orten/ oder nur an zwey oder dreyen/
wie man will/ gemacht werden.

Den Grund-Riß/ samt dem Aufzug/ gibt Herr de
Serres,
den ich auch hiebey dem geneigten Leser vorstellen
wollen. Er will/ der Diameter der Rundung soll 45
Klaffter; der obere Platz in der Mitten/ darzu man auf
vier Stiegen kommen mag/ soll von zwantzig Klafftern
seyn/ worauf man ein zierliches Lust-Häuslein oder Ca-
binet/ auf oder ohne Seulen setzen mag/ so bleiben noch
auf jeder Seiten zwölf Klaffter und eine halbe übrig/
die auf beeden Seiten 25 Klaffter austragen/ den Kräu-
ter-Platz und den Weg davon zu verfertigen.

Die beynebens gestellte Figur in der Perspectiv/
zeigt die sechs Absätze der herum gewundenen und allge-
mach von unten an/ biß oben sich erhöhenden Lustgan-
ges/ die Mauer von einer zur andern kan 6 Schuhe hoch
seyn; die Dicke der Mauren verderbt den Gang nicht/
weil er der Erden sich gleichet/ und man ebenfalls auf
derselben gehen mag. Und einwärts an der untern
Mauren hat es etliche Bäncke und Ruhstättlein/ die
man aber wegen Kleine des Kupfferstichs hier nicht ei-
gentlich ausnehmen kan. Auf dem obersten Mittelplatz
ist der Bronnen/ damit man die nothdürfftigen Gewäch-
se wässern und begiessen kan.

Cap. LXXXIII.
Noch ein andere Art des Artzney-Gartens.
[Spaltenumbruch]

HErr de Serres gibt noch eine andere Art/ den Artz-
ney-Garten zuzurichten; der Platz wird gleich
viereckicht eingefast/ nach den vier Theilen des
Himmels/ ein jedes Viertel hält 50 Klaffter/ ohn die
vier an die Ecken gesetzten viereckichten Stiegen/ an de-
ren jeder man an dreyen Orten hinauf steigen kan: die
vier Klaffter besser auswärts kommen/ und auf vier
[Spaltenumbruch] Klaffter breit/ inwendig aber ist alles hohl und gewölbt/
dahin man im Winter die Citronen und andere fremde
Bäum einsetzen mag. Sonderlich in die/ so gegen Mit-
tag oder Morgen ligen. Was gegen Norden und Un-
tergang stehet/ kan man wol mit Erden ausfüllen/ wie
man an dem beygefügten Grund-Riß sehen kan; da
von Mittag und Morgen 14 Eingänge in die Gewölbe

verzeich-

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung] [Spaltenumbruch] nach Eigenſchafft der Kraͤuter/ muß wolgedungt/ etliches
aber etwas ſchlechter gelaſſen werden.

Weil nun dieſer Berg rund frey ligt/ hat er noth-
wendig alle vier himmliſche Haubt-Aſpecten allerſeits zu
empfangen/ und koͤnnen alle Gewaͤchſe/ ein jedes nach
ſeiner Inclination, gegen Morgen/ Mittag/ Abend oder
Mitternacht/ wohin es ſich ſchicket/ ausgetheilt und ge-
ſetzt werden. Jn Mitten dieſes Bergs ſoll ein Bron-
nen ſeyn/ davon man die durſtigen Waſſer-Gewaͤchſe
nach Nothdurfft moͤge traͤncken. Des Gartens Fi-
gur und Form ſoll in die Runden ſeyn/ und ſoll von un-
tenher Mittagwaͤrts einen Weg haben/ der Schnecken-
weiſe um und um/ allzeit beſſer eingezogen/ biß an den
Gibel gehe/ und alſo mit einer ſanfften Erhoͤhung ſich
nach und nach hoͤher ſchwinge/ allermaſſen wie man
ſihet/ daß die Mahler und Kupfferſtecher das Gebaͤu
des Babyloniſchen Thurns in der Bibel formiren/ und
wie der groſſe Pharos oder Wachtthurn zu Alexandria in
Aegypten am Meerhafen noch itzt zu ſehen iſt.

Der von unten an/ biß hinauf ſich umwindende Luſt-
Weg ſoll 15 Schritt breit/ und 4 Schuhe zu den Kraͤu-
tern ausgeſondert/ die 11 Schuhe aber zum Spatzier-
gang gelaſſen ſeyn. Und dieſe Wirbel-Straſſen muß
um und um ein ſtarckes Gemaͤuer einfaſſen/ daß die Er-
den davon zuſammen gehalten nicht weichen moͤge/ der
Berg kan zwar wol von dichter Erden ſeyn ohne ferners
Gebaͤu/ beſſer und bequemlicher aber iſt/ daß man unten
ein Gewoͤlbe/ wie ein Sala terrena, in dem Berge auf-
[Spaltenumbruch] fuͤhren/ und in der Hoͤhe das einfallende Liecht daſelbſt
einzulaſſen vier Fenſter/ entweder an allen vier Orten/
oder nur drey gegen Morgen/ Mittag und Abend zurich-
ten laſſe/ die Eingaͤnge moͤgen durch die unterſte Mau-
ren an allen vier Orten/ oder nur an zwey oder dreyen/
wie man will/ gemacht werden.

Den Grund-Riß/ ſamt dem Aufzug/ gibt Herr de
Serres,
den ich auch hiebey dem geneigten Leſer vorſtellen
wollen. Er will/ der Diameter der Rundung ſoll 45
Klaffter; der obere Platz in der Mitten/ darzu man auf
vier Stiegen kommen mag/ ſoll von zwantzig Klafftern
ſeyn/ worauf man ein zierliches Luſt-Haͤuslein oder Ca-
binet/ auf oder ohne Seulen ſetzen mag/ ſo bleiben noch
auf jeder Seiten zwoͤlf Klaffter und eine halbe uͤbrig/
die auf beeden Seiten 25 Klaffter austragen/ den Kraͤu-
ter-Platz und den Weg davon zu verfertigen.

Die beynebens geſtellte Figur in der Perſpectiv/
zeigt die ſechs Abſaͤtze der herum gewundenen und allge-
mach von unten an/ biß oben ſich erhoͤhenden Luſtgan-
ges/ die Mauer von einer zur andern kan 6 Schuhe hoch
ſeyn; die Dicke der Mauren verderbt den Gang nicht/
weil er der Erden ſich gleichet/ und man ebenfalls auf
derſelben gehen mag. Und einwaͤrts an der untern
Mauren hat es etliche Baͤncke und Ruhſtaͤttlein/ die
man aber wegen Kleine des Kupfferſtichs hier nicht ei-
gentlich ausnehmen kan. Auf dem oberſten Mittelplatz
iſt der Bronnen/ damit man die nothduͤrfftigen Gewaͤch-
ſe waͤſſern und begieſſen kan.

Cap. LXXXIII.
Noch ein andere Art des Artzney-Gartens.
[Spaltenumbruch]

HErr de Serres gibt noch eine andere Art/ den Artz-
ney-Garten zuzurichten; der Platz wird gleich
viereckicht eingefaſt/ nach den vier Theilen des
Himmels/ ein jedes Viertel haͤlt 50 Klaffter/ ohn die
vier an die Ecken geſetzten viereckichten Stiegen/ an de-
ren jeder man an dreyen Orten hinauf ſteigen kan: die
vier Klaffter beſſer auswaͤrts kommen/ und auf vier
[Spaltenumbruch] Klaffter breit/ inwendig aber iſt alles hohl und gewoͤlbt/
dahin man im Winter die Citronen und andere fremde
Baͤum einſetzen mag. Sonderlich in die/ ſo gegen Mit-
tag oder Morgen ligen. Was gegen Norden und Un-
tergang ſtehet/ kan man wol mit Erden ausfuͤllen/ wie
man an dem beygefuͤgten Grund-Riß ſehen kan; da
von Mittag und Morgen 14 Eingaͤnge in die Gewoͤlbe

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[532[530]/0548] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Abbildung] nach Eigenſchafft der Kraͤuter/ muß wolgedungt/ etliches aber etwas ſchlechter gelaſſen werden. Weil nun dieſer Berg rund frey ligt/ hat er noth- wendig alle vier himmliſche Haubt-Aſpecten allerſeits zu empfangen/ und koͤnnen alle Gewaͤchſe/ ein jedes nach ſeiner Inclination, gegen Morgen/ Mittag/ Abend oder Mitternacht/ wohin es ſich ſchicket/ ausgetheilt und ge- ſetzt werden. Jn Mitten dieſes Bergs ſoll ein Bron- nen ſeyn/ davon man die durſtigen Waſſer-Gewaͤchſe nach Nothdurfft moͤge traͤncken. Des Gartens Fi- gur und Form ſoll in die Runden ſeyn/ und ſoll von un- tenher Mittagwaͤrts einen Weg haben/ der Schnecken- weiſe um und um/ allzeit beſſer eingezogen/ biß an den Gibel gehe/ und alſo mit einer ſanfften Erhoͤhung ſich nach und nach hoͤher ſchwinge/ allermaſſen wie man ſihet/ daß die Mahler und Kupfferſtecher das Gebaͤu des Babyloniſchen Thurns in der Bibel formiren/ und wie der groſſe Pharos oder Wachtthurn zu Alexandria in Aegypten am Meerhafen noch itzt zu ſehen iſt. Der von unten an/ biß hinauf ſich umwindende Luſt- Weg ſoll 15 Schritt breit/ und 4 Schuhe zu den Kraͤu- tern ausgeſondert/ die 11 Schuhe aber zum Spatzier- gang gelaſſen ſeyn. Und dieſe Wirbel-Straſſen muß um und um ein ſtarckes Gemaͤuer einfaſſen/ daß die Er- den davon zuſammen gehalten nicht weichen moͤge/ der Berg kan zwar wol von dichter Erden ſeyn ohne ferners Gebaͤu/ beſſer und bequemlicher aber iſt/ daß man unten ein Gewoͤlbe/ wie ein Sala terrena, in dem Berge auf- fuͤhren/ und in der Hoͤhe das einfallende Liecht daſelbſt einzulaſſen vier Fenſter/ entweder an allen vier Orten/ oder nur drey gegen Morgen/ Mittag und Abend zurich- ten laſſe/ die Eingaͤnge moͤgen durch die unterſte Mau- ren an allen vier Orten/ oder nur an zwey oder dreyen/ wie man will/ gemacht werden. Den Grund-Riß/ ſamt dem Aufzug/ gibt Herr de Serres, den ich auch hiebey dem geneigten Leſer vorſtellen wollen. Er will/ der Diameter der Rundung ſoll 45 Klaffter; der obere Platz in der Mitten/ darzu man auf vier Stiegen kommen mag/ ſoll von zwantzig Klafftern ſeyn/ worauf man ein zierliches Luſt-Haͤuslein oder Ca- binet/ auf oder ohne Seulen ſetzen mag/ ſo bleiben noch auf jeder Seiten zwoͤlf Klaffter und eine halbe uͤbrig/ die auf beeden Seiten 25 Klaffter austragen/ den Kraͤu- ter-Platz und den Weg davon zu verfertigen. Die beynebens geſtellte Figur in der Perſpectiv/ zeigt die ſechs Abſaͤtze der herum gewundenen und allge- mach von unten an/ biß oben ſich erhoͤhenden Luſtgan- ges/ die Mauer von einer zur andern kan 6 Schuhe hoch ſeyn; die Dicke der Mauren verderbt den Gang nicht/ weil er der Erden ſich gleichet/ und man ebenfalls auf derſelben gehen mag. Und einwaͤrts an der untern Mauren hat es etliche Baͤncke und Ruhſtaͤttlein/ die man aber wegen Kleine des Kupfferſtichs hier nicht ei- gentlich ausnehmen kan. Auf dem oberſten Mittelplatz iſt der Bronnen/ damit man die nothduͤrfftigen Gewaͤch- ſe waͤſſern und begieſſen kan. Cap. LXXXIII. Noch ein andere Art des Artzney-Gartens. HErr de Serres gibt noch eine andere Art/ den Artz- ney-Garten zuzurichten; der Platz wird gleich viereckicht eingefaſt/ nach den vier Theilen des Himmels/ ein jedes Viertel haͤlt 50 Klaffter/ ohn die vier an die Ecken geſetzten viereckichten Stiegen/ an de- ren jeder man an dreyen Orten hinauf ſteigen kan: die vier Klaffter beſſer auswaͤrts kommen/ und auf vier Klaffter breit/ inwendig aber iſt alles hohl und gewoͤlbt/ dahin man im Winter die Citronen und andere fremde Baͤum einſetzen mag. Sonderlich in die/ ſo gegen Mit- tag oder Morgen ligen. Was gegen Norden und Un- tergang ſtehet/ kan man wol mit Erden ausfuͤllen/ wie man an dem beygefuͤgten Grund-Riß ſehen kan; da von Mittag und Morgen 14 Eingaͤnge in die Gewoͤlbe verzeich-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 532[530]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/548>, abgerufen am 24.11.2024.