[Spaltenumbruch]
welche in einem andern Stabe stecket; wann nun dieser angesteckt wird/ so wendet sich der eine Theil zu dem Me- tall/ und vermeldet P. Kircherus, daß er ein solches Creutz von Erlen-Holtz gemacht/ und dardurch eine ver- borgene Quelle gefunden/ weil besagtes Holtz den Was- ser-Lufft begierig an sich ziehet; wiewol alles/ was die Wünsch-Ruten anlanget/ von vielen/ weil solche nicht allezeit/ noch einem jedwedern/ ihre Wirckung zeiget/ für [Spaltenumbruch]
eine Sache halten/ darinnen der Teuffel auch seinen Theil zuträgt/ derhalben mir selbsten nicht wenig ver- dächtig scheinet; will gleichwol weder der Göttlichen All- macht per causas secundas agenti, noch den Geheimnis- sen der Natur/ welche durch unsere umnebelte Ver- nunfft nicht können durchläutert werden/ hiemit nichts entziehen/ dennoch vor dem Betrug und Arglist der hölli- schen Geister hiemit warnen.
Cap. LXXVII. Wie die Bergwercke gesucht und angerichtet werden.
[Spaltenumbruch]
ES ist nicht eine geringe Kunst/ Glück und Wissen- schafft/ die Bergwercke zu suchen und anzurich- ten/ weil selbige nicht/ oder doch wunderselten/ so gar am Tag und offenbahr liegen/ ausser (wie Herr von Seckendorff loco allegato schreibet) daß man anetlichen Orten Eisen-Steine/ durch der Sonnen Krafft berei- tet/ auf Aeckern und Heiden sammlen und lesen kan/ son- dern es stecken die meisten Ertzte tieff in der Erden ver- mischt und unrein/ daß sie hart/ und nur von den guten wolerfahrnen Practicis erkannt werden/ welche Gold/ Silber oder Kupffer in den unterschiedlichen Materien/ darinnen sie stecken/ als Quartz/ Hornstein/ Schifer/ Letten/ Kiß und Steine von allerhand Farben zu suchen/ und solches Ertz durchs Feuer zu probiren und zu urthei- len wissen; Jtem welcherley gute Metall/ oder andere nutzbare Berg-Arten darinnen begriffen/ auch wie hoch die Kosten/ solches zu bereiten/ sich belauffen möchten; Jtem ob zu hoffen sey/ daß an dem Ort/ da man es gefun- den/ das Metall seucht oder tieff/ am Tag stehe/ oder sich gar abschneide und verliere; worzu (spricht er ferner) gros- ser Fleiß gebraucht wird/ daß sie vermittels der Wünsch- Rute/ welche sich/ nach verborgener Magnetischer Art/ nach dem Ertz lencket und schläget/ und durch den Com- paß die Gänge des Ertzes/ ob sie (nach ihrer Art zu re- den) steigen oder fallen/ am Tage liegen/ oder in die Tieffe streichen/ breitfletzicht oder schmahl sind/ abmessen können; Jtem wann es reiffet/ und auf etlichen Orten der Reiff nur naß/ aber nicht weiß scheinet/ so ists ein Zeichen/ daß Gänge darunter verborgen liegen/ die mit ihren hitzigen Dünsten/ den Reiff zu Wasser machen; Jtem wo viel zwiselte Bäume stehen/ die am Gipffel ver- dorren/ als hätte sie der Frost versengt/ und wann die Blät- ter im Früling blau und bleyfärbig/ und die Aeste schwärz- licht/ oder einer andern nicht gewöhnlichen unnatürlichen Farbe erscheinen/ indem der heisse Dunst/ der aus den Gängen aufrauchet/ die natürliche Feuchtigkeit/ davon die Wurtzeln den Safft haben sollen/ verzehret/ daher auch solche Bäume leichtlich von den Winden ausgerissen werden/ und diß ist ein Zeichen/ daß Ertz-Adern darun- ter verborgen. Also auch/ wann die Bronnenquellen und Bäche im Sande gewisse Anzeigungen geben/ von einem und dem andern Metall/ oder wann die Güssen dergleichen Erden aus den Berg-Klüfften führen/ dar- [Spaltenumbruch]
aus man durch die Prob dergleichen Metall vermuthen kan. Es ist aber nicht genug/ daß eine Anzeigung einer guten Beute verhanden seye/ es werden auch andere Zu- stände dabey erfodert: vor allen Dingen müssen grosse Wälder/ und viel Holtz verhanden seyn/ davon man die Schächte auszimmern/ und zu den Schmeltz-Hütten/ Stollen und dergleichen Händeln und Berg-Gebäuen gebrauchen möge/ also muß es auch Wasser-Flüsse da ge- ben/ daß man zu Forttreibung der Wasser-Künste/ Puch-Wecke und Schmeltz-Hütten anwende/ und dar- auf das Holtz zufletzen könne. Diese und dergleichen Umstände (sagt Herr von Seckendorff) muß ein Herr/ welcher an einem und andern Ort den Berg-Bau selbst führen lassen will/ vernünfftige und bedachtsame Raht- schläge führen/ und sich (durch Vorschwätzen derjenigen/ die ihren Gewinst dabey mit der Arbeit suchen/ und öff- ters nach dem Ertrag wenig fragen/ auch wol mit Aber- glauben/ Unverstand/ oder gar mit Betrug umgehen/) nicht übereilen/ oder durch seine eigene Begierden ver- leiten lassen; ist daher rathsamer/ sich mit dem Zehenden begnügen/ und anderen Leuten die Wagniß gern gön- nen/ weil die Einkommen von den Bergwercken unter die aller-ungewissesten zu zehlen sind/ und offt ehe drey sich arme bauen/ ehe einer reich wird/ weil es offt viel zei- get und wenig gibt/ und die Hoffnung güldener Berge sich bald in einen Bettelstab verwandlen kan; weil auch offt die überflüssigen Wasser-Läuffte/ Erdfälle/ und an- dere seltzame unversehene Begebnissen/ wann schon Me- tall verhanden wäre/ alle Arbeit miteinander zu Schan- den machen. Jn unserm Land Oesterreich gibts zwar meistens nur Kupffer- und Eysen-Bergwerck/ wiewol schier des Eysens Nutzbarkeit alle andere Metallen über- trifft/ wie Statius lib. 1. Achilleidos wol davon schrei- bet:
-- -- -- Ferrum laxatur ad usus Innumeros, quod Rostra liget, quod muniat arma, Belligeros quod frenet equos, quod mille Cathenis Squallentes nectat tunicas, quod sanguine fumet, Vulneraque alta bibat, quod conspirante veneno Impellat mortes, tenuantque humentia Saxa Attritu & nigris addunt mucronibus Iras.
Von unsern Bergwercken aber wollen wir in das nächst- folgende Capitel verspahren.
Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
welche in einem andern Stabe ſtecket; wann nun dieſer angeſteckt wird/ ſo wendet ſich der eine Theil zu dem Me- tall/ und vermeldet P. Kircherus, daß er ein ſolches Creutz von Erlen-Holtz gemacht/ und dardurch eine ver- borgene Quelle gefunden/ weil beſagtes Holtz den Waſ- ſer-Lufft begierig an ſich ziehet; wiewol alles/ was die Wuͤnſch-Ruten anlanget/ von vielen/ weil ſolche nicht allezeit/ noch einem jedwedern/ ihre Wirckung zeiget/ fuͤr [Spaltenumbruch]
eine Sache halten/ darinnen der Teuffel auch ſeinen Theil zutraͤgt/ derhalben mir ſelbſten nicht wenig ver- daͤchtig ſcheinet; will gleichwol weder der Goͤttlichen All- macht per cauſas ſecundas agenti, noch den Geheimniſ- ſen der Natur/ welche durch unſere umnebelte Ver- nunfft nicht koͤnnen durchlaͤutert werden/ hiemit nichts entziehen/ dennoch vor dem Betrug und Argliſt der hoͤlli- ſchen Geiſter hiemit warnen.
Cap. LXXVII. Wie die Bergwercke geſucht und angerichtet werden.
[Spaltenumbruch]
ES iſt nicht eine geringe Kunſt/ Gluͤck und Wiſſen- ſchafft/ die Bergwercke zu ſuchen und anzurich- ten/ weil ſelbige nicht/ oder doch wunderſelten/ ſo gar am Tag und offenbahr liegen/ auſſer (wie Herr von Seckendorff loco allegato ſchreibet) daß man anetlichen Orten Eiſen-Steine/ durch der Sonnen Krafft berei- tet/ auf Aeckern und Heiden ſammlen und leſen kan/ ſon- dern es ſtecken die meiſten Ertzte tieff in der Erden ver- miſcht und unrein/ daß ſie hart/ und nur von den guten wolerfahrnen Practicis erkannt werden/ welche Gold/ Silber oder Kupffer in den unterſchiedlichen Materien/ darinnen ſie ſtecken/ als Quartz/ Hornſtein/ Schifer/ Letten/ Kiß und Steine von allerhand Farben zu ſuchen/ und ſolches Ertz durchs Feuer zu probiren und zu urthei- len wiſſen; Jtem welcherley gute Metall/ oder andere nutzbare Berg-Arten darinnen begriffen/ auch wie hoch die Koſten/ ſolches zu bereiten/ ſich belauffen moͤchten; Jtem ob zu hoffen ſey/ daß an dem Ort/ da man es gefun- den/ das Metall ſeucht oder tieff/ am Tag ſtehe/ oder ſich gar abſchneide und verliere; worzu (ſpricht er ferner) groſ- ſer Fleiß gebraucht wird/ daß ſie vermittels der Wuͤnſch- Rute/ welche ſich/ nach verborgener Magnetiſcher Art/ nach dem Ertz lencket und ſchlaͤget/ und durch den Com- paß die Gaͤnge des Ertzes/ ob ſie (nach ihrer Art zu re- den) ſteigen oder fallen/ am Tage liegen/ oder in die Tieffe ſtreichen/ breitfletzicht oder ſchmahl ſind/ abmeſſen koͤnnen; Jtem wann es reiffet/ und auf etlichen Orten der Reiff nur naß/ aber nicht weiß ſcheinet/ ſo iſts ein Zeichen/ daß Gaͤnge darunter verborgen liegen/ die mit ihren hitzigen Duͤnſten/ den Reiff zu Waſſer machen; Jtem wo viel zwiſelte Baͤume ſtehen/ die am Gipffel ver- dorren/ als haͤtte ſie der Froſt verſengt/ uñ wann die Blaͤt- ter im Fruͤling blau und bleyfaͤrbig/ und die Aeſte ſchwaͤrz- licht/ oder einer andern nicht gewoͤhnlichen unnatuͤrlichen Farbe erſcheinen/ indem der heiſſe Dunſt/ der aus den Gaͤngen aufrauchet/ die natuͤrliche Feuchtigkeit/ davon die Wurtzeln den Safft haben ſollẽ/ verzehret/ daher auch ſolche Baͤume leichtlich von den Winden ausgeriſſen werden/ und diß iſt ein Zeichen/ daß Ertz-Adern darun- ter verborgen. Alſo auch/ wann die Bronnenquellen und Baͤche im Sande gewiſſe Anzeigungen geben/ von einem und dem andern Metall/ oder wann die Guͤſſen dergleichen Erden aus den Berg-Kluͤfften fuͤhren/ dar- [Spaltenumbruch]
aus man durch die Prob dergleichen Metall vermuthen kan. Es iſt aber nicht genug/ daß eine Anzeigung einer guten Beute verhanden ſeye/ es werden auch andere Zu- ſtaͤnde dabey erfodert: vor allen Dingen muͤſſen groſſe Waͤlder/ und viel Holtz verhanden ſeyn/ davon man die Schaͤchte auszimmern/ und zu den Schmeltz-Huͤtten/ Stollen und dergleichen Haͤndeln und Berg-Gebaͤuen gebrauchen moͤge/ alſo muß es auch Waſſer-Fluͤſſe da ge- ben/ daß man zu Forttreibung der Waſſer-Kuͤnſte/ Puch-Wecke und Schmeltz-Huͤtten anwende/ und dar- auf das Holtz zufletzen koͤnne. Dieſe und dergleichen Umſtaͤnde (ſagt Herr von Seckendorff) muß ein Herr/ welcher an einem und andern Ort den Berg-Bau ſelbſt fuͤhren laſſen will/ vernuͤnfftige und bedachtſame Raht- ſchlaͤge fuͤhren/ und ſich (durch Vorſchwaͤtzen derjenigen/ die ihren Gewinſt dabey mit der Arbeit ſuchen/ und oͤff- ters nach dem Ertrag wenig fragen/ auch wol mit Aber- glauben/ Unverſtand/ oder gar mit Betrug umgehen/) nicht uͤbereilen/ oder durch ſeine eigene Begierden ver- leiten laſſen; iſt daher rathſamer/ ſich mit dem Zehenden begnuͤgen/ und anderen Leuten die Wagniß gern goͤn- nen/ weil die Einkommen von den Bergwercken unter die aller-ungewiſſeſten zu zehlen ſind/ und offt ehe drey ſich arme bauen/ ehe einer reich wird/ weil es offt viel zei- get und wenig gibt/ und die Hoffnung guͤldener Berge ſich bald in einen Bettelſtab verwandlen kan; weil auch offt die uͤberfluͤſſigen Waſſer-Laͤuffte/ Erdfaͤlle/ und an- dere ſeltzame unverſehene Begebniſſen/ wann ſchon Me- tall verhanden waͤre/ alle Arbeit miteinander zu Schan- den machen. Jn unſerm Land Oeſterreich gibts zwar meiſtens nur Kupffer- und Eyſen-Bergwerck/ wiewol ſchier des Eyſens Nutzbarkeit alle andere Metallen uͤber- trifft/ wie Statius lib. 1. Achilleidos wol davon ſchrei- bet:
— — — Ferrum laxatur ad uſus Innumeros, quod Roſtra liget, quod muniat arma, Belligeros quod frenet equos, quod mille Cathenis Squallentes nectat tunicas, quod ſanguine fumet, Vulneraquè alta bibat, quod conſpirante veneno Impellat mortes, tenuantque humentia Saxa Attritu & nigris addunt mucronibus Iras.
Von unſern Bergwercken aber wollen wir in das naͤchſt- folgende Capitel verſpahren.
Cap.
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[78/0096]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
welche in einem andern Stabe ſtecket; wann nun dieſer
angeſteckt wird/ ſo wendet ſich der eine Theil zu dem Me-
tall/ und vermeldet P. Kircherus, daß er ein ſolches
Creutz von Erlen-Holtz gemacht/ und dardurch eine ver-
borgene Quelle gefunden/ weil beſagtes Holtz den Waſ-
ſer-Lufft begierig an ſich ziehet; wiewol alles/ was die
Wuͤnſch-Ruten anlanget/ von vielen/ weil ſolche nicht
allezeit/ noch einem jedwedern/ ihre Wirckung zeiget/ fuͤr
eine Sache halten/ darinnen der Teuffel auch ſeinen
Theil zutraͤgt/ derhalben mir ſelbſten nicht wenig ver-
daͤchtig ſcheinet; will gleichwol weder der Goͤttlichen All-
macht per cauſas ſecundas agenti, noch den Geheimniſ-
ſen der Natur/ welche durch unſere umnebelte Ver-
nunfft nicht koͤnnen durchlaͤutert werden/ hiemit nichts
entziehen/ dennoch vor dem Betrug und Argliſt der hoͤlli-
ſchen Geiſter hiemit warnen.
Cap. LXXVII.
Wie die Bergwercke geſucht und angerichtet werden.
ES iſt nicht eine geringe Kunſt/ Gluͤck und Wiſſen-
ſchafft/ die Bergwercke zu ſuchen und anzurich-
ten/ weil ſelbige nicht/ oder doch wunderſelten/ ſo
gar am Tag und offenbahr liegen/ auſſer (wie Herr von
Seckendorff loco allegato ſchreibet) daß man anetlichen
Orten Eiſen-Steine/ durch der Sonnen Krafft berei-
tet/ auf Aeckern und Heiden ſammlen und leſen kan/ ſon-
dern es ſtecken die meiſten Ertzte tieff in der Erden ver-
miſcht und unrein/ daß ſie hart/ und nur von den guten
wolerfahrnen Practicis erkannt werden/ welche Gold/
Silber oder Kupffer in den unterſchiedlichen Materien/
darinnen ſie ſtecken/ als Quartz/ Hornſtein/ Schifer/
Letten/ Kiß und Steine von allerhand Farben zu ſuchen/
und ſolches Ertz durchs Feuer zu probiren und zu urthei-
len wiſſen; Jtem welcherley gute Metall/ oder andere
nutzbare Berg-Arten darinnen begriffen/ auch wie hoch
die Koſten/ ſolches zu bereiten/ ſich belauffen moͤchten;
Jtem ob zu hoffen ſey/ daß an dem Ort/ da man es gefun-
den/ das Metall ſeucht oder tieff/ am Tag ſtehe/ oder ſich
gar abſchneide und verliere; worzu (ſpricht er ferner) groſ-
ſer Fleiß gebraucht wird/ daß ſie vermittels der Wuͤnſch-
Rute/ welche ſich/ nach verborgener Magnetiſcher Art/
nach dem Ertz lencket und ſchlaͤget/ und durch den Com-
paß die Gaͤnge des Ertzes/ ob ſie (nach ihrer Art zu re-
den) ſteigen oder fallen/ am Tage liegen/ oder in die
Tieffe ſtreichen/ breitfletzicht oder ſchmahl ſind/ abmeſſen
koͤnnen; Jtem wann es reiffet/ und auf etlichen Orten
der Reiff nur naß/ aber nicht weiß ſcheinet/ ſo iſts ein
Zeichen/ daß Gaͤnge darunter verborgen liegen/ die mit
ihren hitzigen Duͤnſten/ den Reiff zu Waſſer machen;
Jtem wo viel zwiſelte Baͤume ſtehen/ die am Gipffel ver-
dorren/ als haͤtte ſie der Froſt verſengt/ uñ wann die Blaͤt-
ter im Fruͤling blau und bleyfaͤrbig/ und die Aeſte ſchwaͤrz-
licht/ oder einer andern nicht gewoͤhnlichen unnatuͤrlichen
Farbe erſcheinen/ indem der heiſſe Dunſt/ der aus den
Gaͤngen aufrauchet/ die natuͤrliche Feuchtigkeit/ davon
die Wurtzeln den Safft haben ſollẽ/ verzehret/ daher auch
ſolche Baͤume leichtlich von den Winden ausgeriſſen
werden/ und diß iſt ein Zeichen/ daß Ertz-Adern darun-
ter verborgen. Alſo auch/ wann die Bronnenquellen
und Baͤche im Sande gewiſſe Anzeigungen geben/ von
einem und dem andern Metall/ oder wann die Guͤſſen
dergleichen Erden aus den Berg-Kluͤfften fuͤhren/ dar-
aus man durch die Prob dergleichen Metall vermuthen
kan. Es iſt aber nicht genug/ daß eine Anzeigung einer
guten Beute verhanden ſeye/ es werden auch andere Zu-
ſtaͤnde dabey erfodert: vor allen Dingen muͤſſen groſſe
Waͤlder/ und viel Holtz verhanden ſeyn/ davon man die
Schaͤchte auszimmern/ und zu den Schmeltz-Huͤtten/
Stollen und dergleichen Haͤndeln und Berg-Gebaͤuen
gebrauchen moͤge/ alſo muß es auch Waſſer-Fluͤſſe da ge-
ben/ daß man zu Forttreibung der Waſſer-Kuͤnſte/
Puch-Wecke und Schmeltz-Huͤtten anwende/ und dar-
auf das Holtz zufletzen koͤnne. Dieſe und dergleichen
Umſtaͤnde (ſagt Herr von Seckendorff) muß ein Herr/
welcher an einem und andern Ort den Berg-Bau ſelbſt
fuͤhren laſſen will/ vernuͤnfftige und bedachtſame Raht-
ſchlaͤge fuͤhren/ und ſich (durch Vorſchwaͤtzen derjenigen/
die ihren Gewinſt dabey mit der Arbeit ſuchen/ und oͤff-
ters nach dem Ertrag wenig fragen/ auch wol mit Aber-
glauben/ Unverſtand/ oder gar mit Betrug umgehen/)
nicht uͤbereilen/ oder durch ſeine eigene Begierden ver-
leiten laſſen; iſt daher rathſamer/ ſich mit dem Zehenden
begnuͤgen/ und anderen Leuten die Wagniß gern goͤn-
nen/ weil die Einkommen von den Bergwercken unter
die aller-ungewiſſeſten zu zehlen ſind/ und offt ehe drey
ſich arme bauen/ ehe einer reich wird/ weil es offt viel zei-
get und wenig gibt/ und die Hoffnung guͤldener Berge
ſich bald in einen Bettelſtab verwandlen kan; weil auch
offt die uͤberfluͤſſigen Waſſer-Laͤuffte/ Erdfaͤlle/ und an-
dere ſeltzame unverſehene Begebniſſen/ wann ſchon Me-
tall verhanden waͤre/ alle Arbeit miteinander zu Schan-
den machen. Jn unſerm Land Oeſterreich gibts zwar
meiſtens nur Kupffer- und Eyſen-Bergwerck/ wiewol
ſchier des Eyſens Nutzbarkeit alle andere Metallen uͤber-
trifft/ wie Statius lib. 1. Achilleidos wol davon ſchrei-
bet:
— — — Ferrum laxatur ad uſus
Innumeros, quod Roſtra liget, quod muniat arma,
Belligeros quod frenet equos, quod mille Cathenis
Squallentes nectat tunicas, quod ſanguine fumet,
Vulneraquè alta bibat, quod conſpirante veneno
Impellat mortes, tenuantque humentia Saxa
Attritu & nigris addunt mucronibus Iras.
Von unſern Bergwercken aber wollen wir in das naͤchſt-
folgende Capitel verſpahren.
Cap.
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/96>, abgerufen am 16.02.2025.
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