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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Spaltenumbruch] ben/ sind untreue tückische Pferde/ eines bösen tempe-
raments,
kollern gern/ wo ihnen mit der Aderlaß nicht
Hülffe gethan wird.

Petrus de Crescentiis ist der Meynung/ die weissen
[Spaltenumbruch] Augen sehen wol in duncklen Orten und bey warmen
Wetter/ wenig aber in kaltem Schneegewitter/ und
die bey Nacht scharff sehen (wie die Bürg- und Glas-
Augen) die sehen bey Tages desto weniger.

Cap. XIX.
Vom Kopf und Halo.
[Spaltenumbruch]

EJn kleiner und dürrer Kopf/ darinnen man die
Erhöhungen der Beine/ und sowol wegen zarter
Haut und Haar/ als aller Adern subtile Austhei-
lungen sehen kan/ ist ein Zeichen einer guten und gemäs-
sigten Natur/ denn ein vom Fleisch ausgefüllter Kopf
mit grossen fleischichten Adern/ bedeutet einen feuchten
Kopf und Ungeschicklichkeit/ solche werden gerne blind/
sind träg und faul/ sonderlich wann die Mäus oder Mu-
sculi
feist und grob sind; die Stirne soll breit/ flach und
hoch seyn/ nicht ausgebogen und gewölbt wie an einem
Schaaf/ oder Hasen/ weil sie meistens feig und forcht-
sam sind; hingegen die eingebogene Stirnen/ wann ih-
nen Maul und Nasenlöcher etwas weiter herfür/ als
die Stirne/ gehen/ und die von den Spaniern Caveza
del Moro
genennet werden; (wiewol Pirro Antonio
Ferraro
durch diß Wort eine Farbe verstehet/ die er co-
lor saginato
nennet) sollen zwar zornige/ doch darneben
freudige und behertzte Pferde seyn.

Die Kifern oder Kinnbacken gegen dem Hals sol-
len schmal seyn/ daß sie den Kopf bey dem Hals herzu
bringen können; denn sind sie gar zu breit/ zäumen sich
die Pferd sehr ungestaltig/ und gleich einer Taback-
pfeiffen/ also daß sie nie wol im Zaum stehen können;
hingegen zäumen sich die Pferde/ so dünne Kifer haben/
zierlich und wol/ und dörffen hernach im Bereiten desto
wenigern Zwang/ dann was die großköpfichten/ dicken/
schwerhälsichten Pferde anlangt/ mögen sie nie gut ge-
zäumt werden/ weil ihnen der Hals/ wider ihre Natur/
mit sanfften Mitteln nicht kan herbey gebracht/ mit
[Spaltenumbruch] scharffen aber das Maul versehret und verderbet werden
muß/ daher ein Pferd/ bey welchem Kopf und Hals nicht
recht beysammen und biegig/ sondern groß/ starr und un-
gelencksam/ nimmermehr zierlich (was Mühe man auch
gebraucht) kan gezäumet werden/ man brauche ihm
dann ein Mundstück mit vier Rädern/ das ist/ man span-
ne es in den Pflug oder in einen Karren/ weil diese Pfer-
de auch in vornehmen Zügen/ und in Carossen unförm-
lich stehen. Daher der Hals/ wo oben der Kopf daran
gräntzet/ dünn/ und nach und nach etwas völliger und
etwas sittsam erhöhet und gebogen seyn solle/ fast wie
an einem Hanen/ gewölbt und aufrecht.

Der obere Theil des Halses/ wo die Mähne wäch-
set/ soll nicht fleischicht/ vielweniger überhängig/ sondern
scharff und subtil seyn/ auch soll er weder lang/ noch
kurtz/ sondern nach des Leibs Beschaffenheit/ mit mit-
telmässiger Länge übereinstimmen/ nur daß er nicht schwer
und fleischicht sey; welche hart im Maul und gern in den
Zäumen ligen.

Vor allen sollen sie stät und fest vom Kopf seyn/ so
ein schöner Wolstand ist; hingegen wann der Kopf gar
zu hoch getragen wird/ so die Türckischen und Ungeri-
schen Roß gerne zu thun pflegen/ so ist einer nie/ sonder-
lich wer am Reiten schläffrich wird/ der Nasenstüber
versichert/ sondern dergleichen Pferd straucheln auch
und fallen gern/ und werden ins gemein Sternseher ge-
nannt/ die nicht den Weg/ wie sie sollen/ sondern mehr
den Himmel ansehen/ dann nach dem Halse wird (wie
ein Schiff von seinem Steuerruder) der gantze Leib
regiert.

Cap. XX.
Von dem Maul/ Ohren und Nasen.
[Spaltenumbruch]

HErr Löhneisen in seinem schönen und kostbaren
Reitbuch sagt: wann die Mäuler gar zu tief und
zu hoch gespalten sind/ so schieben die Pferde alle
Künreiff übersich/ und helffen alsdann die Stangen
und Mundstücke nicht viel; doch sind gleichwol solche
Mäuler besser/ als die seichten/ engen und dicken/ dann
solche trocken und hart sind/ haben auch gemeiniglich Ge-
schwulsten und Frösche im Maul/ welche sie unter die
Mundstücke auf die Piller legen/ und also nach keinem
Mundstück fragen. Ein mittelmässiges Maul und zarte
subtile dünne Leffzen sind die besten.

An dem Maul ist überaus viel gelegen/ dardurch so
wol des Pferdes gantzer Leib/ als auch der Reuter sich
muß regiren lassen/ weil ein hartmäuliches unbändiges
Roß/ sowol ihm selbst/ als auch seinem Reuter/ den
Hals brechen kan/ und wo das Pferd den Reuter/ und
nicht dieser jenes regirt/ so heisset es/ wie der Poet
saget:

Fertur Equis Auriga, nec audit currus habenas.

[Spaltenumbruch]

Je gelinder und sänffter man mit dem Maul um-
gehet/ und je weniger man solches verletzet/ je besser es
ist/ die sind leichter zu zäumen; so werden auch die Pferd/
die ein feuchtes Maul haben/ darum gelobt/ weil ein di-
cker weisser Schaum ein Zeichen ist/ daß ihnen das Ge-
biß angenehm/ und daß sie gesund sind/ da hingegen ein
trockenes Maul gantz das Widerspiel und eine böse con-
stitution
anzeiget; so muß auch der Schaum nicht
dünn/ flüssig/ bleyfarb oder gelb seyn/ dann es bedeu-
tet auch ein flüssiges Hirn und böses Temperament des
Kopfs.

Die Leffzen (sagt Herr Fugger) sollen zart/ dünn/
und nicht mit Fröschen behafftet seyn/ sollen auswärts
stehen/ dann sind die Lefftzen dick und voller harten Beu-
len/ werden sie unempfindlich/ und geben nichts auf die
Mundstück.

Die Hacken-Zähne sollen gerade seyn/ und einen
Finger weit von den untersten Zähnen/ je niedriger sie/
(nach Herrn Löhneisen Ausspruch) sind/ je besser es ist/

weder
R iij

Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Spaltenumbruch] ben/ ſind untreue tuͤckiſche Pferde/ eines boͤſen tempe-
raments,
kollern gern/ wo ihnen mit der Aderlaß nicht
Huͤlffe gethan wird.

Petrus de Creſcentiis iſt der Meynung/ die weiſſen
[Spaltenumbruch] Augen ſehen wol in duncklen Orten und bey warmen
Wetter/ wenig aber in kaltem Schneegewitter/ und
die bey Nacht ſcharff ſehen (wie die Buͤrg- und Glas-
Augen) die ſehen bey Tages deſto weniger.

Cap. XIX.
Vom Kopf und Halo.
[Spaltenumbruch]

EJn kleiner und duͤrrer Kopf/ darinnen man die
Erhoͤhungen der Beine/ und ſowol wegen zarter
Haut und Haar/ als aller Adern ſubtile Austhei-
lungen ſehen kan/ iſt ein Zeichen einer guten und gemaͤſ-
ſigten Natur/ denn ein vom Fleiſch ausgefuͤllter Kopf
mit groſſen fleiſchichten Adern/ bedeutet einen feuchten
Kopf und Ungeſchicklichkeit/ ſolche werden gerne blind/
ſind traͤg und faul/ ſonderlich wann die Maͤus oder Mu-
ſculi
feiſt und grob ſind; die Stirne ſoll breit/ flach und
hoch ſeyn/ nicht ausgebogen und gewoͤlbt wie an einem
Schaaf/ oder Haſen/ weil ſie meiſtens feig und forcht-
ſam ſind; hingegen die eingebogene Stirnen/ wann ih-
nen Maul und Naſenloͤcher etwas weiter herfuͤr/ als
die Stirne/ gehen/ und die von den Spaniern Caveza
del Moro
genennet werden; (wiewol Pirro Antonio
Ferraro
durch diß Wort eine Farbe verſtehet/ die er co-
lor ſaginato
nennet) ſollen zwar zornige/ doch darneben
freudige und behertzte Pferde ſeyn.

Die Kifern oder Kinnbacken gegen dem Hals ſol-
len ſchmal ſeyn/ daß ſie den Kopf bey dem Hals herzu
bringen koͤnnen; denn ſind ſie gar zu breit/ zaͤumen ſich
die Pferd ſehr ungeſtaltig/ und gleich einer Taback-
pfeiffen/ alſo daß ſie nie wol im Zaum ſtehen koͤnnen;
hingegen zaͤumen ſich die Pferde/ ſo duͤnne Kifer haben/
zierlich und wol/ und doͤrffen hernach im Bereiten deſto
wenigern Zwang/ dann was die großkoͤpfichten/ dicken/
ſchwerhaͤlſichten Pferde anlangt/ moͤgen ſie nie gut ge-
zaͤumt werden/ weil ihnen der Hals/ wider ihre Natur/
mit ſanfften Mitteln nicht kan herbey gebracht/ mit
[Spaltenumbruch] ſcharffen aber das Maul verſehret und verderbet werden
muß/ daher ein Pferd/ bey welchem Kopf und Hals nicht
recht beyſammen und biegig/ ſondern groß/ ſtarr und un-
gelenckſam/ nimmermehr zierlich (was Muͤhe man auch
gebraucht) kan gezaͤumet werden/ man brauche ihm
dann ein Mundſtuͤck mit vier Raͤdern/ das iſt/ man ſpan-
ne es in den Pflug oder in einen Karren/ weil dieſe Pfer-
de auch in vornehmen Zuͤgen/ und in Caroſſen unfoͤrm-
lich ſtehen. Daher der Hals/ wo oben der Kopf daran
graͤntzet/ duͤnn/ und nach und nach etwas voͤlliger und
etwas ſittſam erhoͤhet und gebogen ſeyn ſolle/ faſt wie
an einem Hanen/ gewoͤlbt und aufrecht.

Der obere Theil des Halſes/ wo die Maͤhne waͤch-
ſet/ ſoll nicht fleiſchicht/ vielweniger uͤberhaͤngig/ ſondern
ſcharff und ſubtil ſeyn/ auch ſoll er weder lang/ noch
kurtz/ ſondern nach des Leibs Beſchaffenheit/ mit mit-
telmaͤſſiger Laͤnge uͤbereinſtimmen/ nur daß er nicht ſchwer
und fleiſchicht ſey; welche hart im Maul und gern in den
Zaͤumen ligen.

Vor allen ſollen ſie ſtaͤt und feſt vom Kopf ſeyn/ ſo
ein ſchoͤner Wolſtand iſt; hingegen wann der Kopf gar
zu hoch getragen wird/ ſo die Tuͤrckiſchen und Ungeri-
ſchen Roß gerne zu thun pflegen/ ſo iſt einer nie/ ſonder-
lich wer am Reiten ſchlaͤffrich wird/ der Naſenſtuͤber
verſichert/ ſondern dergleichen Pferd ſtraucheln auch
und fallen gern/ und werden ins gemein Sternſeher ge-
nannt/ die nicht den Weg/ wie ſie ſollen/ ſondern mehr
den Himmel anſehen/ dann nach dem Halſe wird (wie
ein Schiff von ſeinem Steuerruder) der gantze Leib
regiert.

Cap. XX.
Von dem Maul/ Ohren und Naſen.
[Spaltenumbruch]

HErr Loͤhneiſen in ſeinem ſchoͤnen und koſtbaren
Reitbuch ſagt: wann die Maͤuler gar zu tief und
zu hoch geſpalten ſind/ ſo ſchieben die Pferde alle
Kuͤnreiff uͤberſich/ und helffen alsdann die Stangen
und Mundſtuͤcke nicht viel; doch ſind gleichwol ſolche
Maͤuler beſſer/ als die ſeichten/ engen und dicken/ dann
ſolche trocken und hart ſind/ haben auch gemeiniglich Ge-
ſchwulſten und Froͤſche im Maul/ welche ſie unter die
Mundſtuͤcke auf die Piller legen/ und alſo nach keinem
Mundſtuͤck fragen. Ein mittelmaͤſſiges Maul und zarte
ſubtile duͤnne Leffzen ſind die beſten.

An dem Maul iſt uͤberaus viel gelegen/ dardurch ſo
wol des Pferdes gantzer Leib/ als auch der Reuter ſich
muß regiren laſſen/ weil ein hartmaͤuliches unbaͤndiges
Roß/ ſowol ihm ſelbſt/ als auch ſeinem Reuter/ den
Hals brechen kan/ und wo das Pferd den Reuter/ und
nicht dieſer jenes regirt/ ſo heiſſet es/ wie der Poet
ſaget:

Fertur Equis Auriga, nec audit currus habenas.

[Spaltenumbruch]

Je gelinder und ſaͤnffter man mit dem Maul um-
gehet/ und je weniger man ſolches verletzet/ je beſſer es
iſt/ die ſind leichter zu zaͤumen; ſo werden auch die Pferd/
die ein feuchtes Maul haben/ darum gelobt/ weil ein di-
cker weiſſer Schaum ein Zeichen iſt/ daß ihnen das Ge-
biß angenehm/ und daß ſie geſund ſind/ da hingegen ein
trockenes Maul gantz das Widerſpiel und eine boͤſe con-
ſtitution
anzeiget; ſo muß auch der Schaum nicht
duͤnn/ fluͤſſig/ bleyfarb oder gelb ſeyn/ dann es bedeu-
tet auch ein fluͤſſiges Hirn und boͤſes Temperament des
Kopfs.

Die Leffzen (ſagt Herꝛ Fugger) ſollen zart/ duͤnn/
und nicht mit Froͤſchen behafftet ſeyn/ ſollen auswaͤrts
ſtehen/ dann ſind die Lefftzen dick und voller harten Beu-
len/ werden ſie unempfindlich/ und geben nichts auf die
Mundſtuͤck.

Die Hacken-Zaͤhne ſollen gerade ſeyn/ und einen
Finger weit von den unterſten Zaͤhnen/ je niedriger ſie/
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weder
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[133/0151] Achtes Buch/ Pferdzucht. ben/ ſind untreue tuͤckiſche Pferde/ eines boͤſen tempe- raments, kollern gern/ wo ihnen mit der Aderlaß nicht Huͤlffe gethan wird. Petrus de Creſcentiis iſt der Meynung/ die weiſſen Augen ſehen wol in duncklen Orten und bey warmen Wetter/ wenig aber in kaltem Schneegewitter/ und die bey Nacht ſcharff ſehen (wie die Buͤrg- und Glas- Augen) die ſehen bey Tages deſto weniger. Cap. XIX. Vom Kopf und Halo. EJn kleiner und duͤrrer Kopf/ darinnen man die Erhoͤhungen der Beine/ und ſowol wegen zarter Haut und Haar/ als aller Adern ſubtile Austhei- lungen ſehen kan/ iſt ein Zeichen einer guten und gemaͤſ- ſigten Natur/ denn ein vom Fleiſch ausgefuͤllter Kopf mit groſſen fleiſchichten Adern/ bedeutet einen feuchten Kopf und Ungeſchicklichkeit/ ſolche werden gerne blind/ ſind traͤg und faul/ ſonderlich wann die Maͤus oder Mu- ſculi feiſt und grob ſind; die Stirne ſoll breit/ flach und hoch ſeyn/ nicht ausgebogen und gewoͤlbt wie an einem Schaaf/ oder Haſen/ weil ſie meiſtens feig und forcht- ſam ſind; hingegen die eingebogene Stirnen/ wann ih- nen Maul und Naſenloͤcher etwas weiter herfuͤr/ als die Stirne/ gehen/ und die von den Spaniern Caveza del Moro genennet werden; (wiewol Pirro Antonio Ferraro durch diß Wort eine Farbe verſtehet/ die er co- lor ſaginato nennet) ſollen zwar zornige/ doch darneben freudige und behertzte Pferde ſeyn. Die Kifern oder Kinnbacken gegen dem Hals ſol- len ſchmal ſeyn/ daß ſie den Kopf bey dem Hals herzu bringen koͤnnen; denn ſind ſie gar zu breit/ zaͤumen ſich die Pferd ſehr ungeſtaltig/ und gleich einer Taback- pfeiffen/ alſo daß ſie nie wol im Zaum ſtehen koͤnnen; hingegen zaͤumen ſich die Pferde/ ſo duͤnne Kifer haben/ zierlich und wol/ und doͤrffen hernach im Bereiten deſto wenigern Zwang/ dann was die großkoͤpfichten/ dicken/ ſchwerhaͤlſichten Pferde anlangt/ moͤgen ſie nie gut ge- zaͤumt werden/ weil ihnen der Hals/ wider ihre Natur/ mit ſanfften Mitteln nicht kan herbey gebracht/ mit ſcharffen aber das Maul verſehret und verderbet werden muß/ daher ein Pferd/ bey welchem Kopf und Hals nicht recht beyſammen und biegig/ ſondern groß/ ſtarr und un- gelenckſam/ nimmermehr zierlich (was Muͤhe man auch gebraucht) kan gezaͤumet werden/ man brauche ihm dann ein Mundſtuͤck mit vier Raͤdern/ das iſt/ man ſpan- ne es in den Pflug oder in einen Karren/ weil dieſe Pfer- de auch in vornehmen Zuͤgen/ und in Caroſſen unfoͤrm- lich ſtehen. Daher der Hals/ wo oben der Kopf daran graͤntzet/ duͤnn/ und nach und nach etwas voͤlliger und etwas ſittſam erhoͤhet und gebogen ſeyn ſolle/ faſt wie an einem Hanen/ gewoͤlbt und aufrecht. Der obere Theil des Halſes/ wo die Maͤhne waͤch- ſet/ ſoll nicht fleiſchicht/ vielweniger uͤberhaͤngig/ ſondern ſcharff und ſubtil ſeyn/ auch ſoll er weder lang/ noch kurtz/ ſondern nach des Leibs Beſchaffenheit/ mit mit- telmaͤſſiger Laͤnge uͤbereinſtimmen/ nur daß er nicht ſchwer und fleiſchicht ſey; welche hart im Maul und gern in den Zaͤumen ligen. Vor allen ſollen ſie ſtaͤt und feſt vom Kopf ſeyn/ ſo ein ſchoͤner Wolſtand iſt; hingegen wann der Kopf gar zu hoch getragen wird/ ſo die Tuͤrckiſchen und Ungeri- ſchen Roß gerne zu thun pflegen/ ſo iſt einer nie/ ſonder- lich wer am Reiten ſchlaͤffrich wird/ der Naſenſtuͤber verſichert/ ſondern dergleichen Pferd ſtraucheln auch und fallen gern/ und werden ins gemein Sternſeher ge- nannt/ die nicht den Weg/ wie ſie ſollen/ ſondern mehr den Himmel anſehen/ dann nach dem Halſe wird (wie ein Schiff von ſeinem Steuerruder) der gantze Leib regiert. Cap. XX. Von dem Maul/ Ohren und Naſen. HErr Loͤhneiſen in ſeinem ſchoͤnen und koſtbaren Reitbuch ſagt: wann die Maͤuler gar zu tief und zu hoch geſpalten ſind/ ſo ſchieben die Pferde alle Kuͤnreiff uͤberſich/ und helffen alsdann die Stangen und Mundſtuͤcke nicht viel; doch ſind gleichwol ſolche Maͤuler beſſer/ als die ſeichten/ engen und dicken/ dann ſolche trocken und hart ſind/ haben auch gemeiniglich Ge- ſchwulſten und Froͤſche im Maul/ welche ſie unter die Mundſtuͤcke auf die Piller legen/ und alſo nach keinem Mundſtuͤck fragen. Ein mittelmaͤſſiges Maul und zarte ſubtile duͤnne Leffzen ſind die beſten. An dem Maul iſt uͤberaus viel gelegen/ dardurch ſo wol des Pferdes gantzer Leib/ als auch der Reuter ſich muß regiren laſſen/ weil ein hartmaͤuliches unbaͤndiges Roß/ ſowol ihm ſelbſt/ als auch ſeinem Reuter/ den Hals brechen kan/ und wo das Pferd den Reuter/ und nicht dieſer jenes regirt/ ſo heiſſet es/ wie der Poet ſaget: Fertur Equis Auriga, nec audit currus habenas. Je gelinder und ſaͤnffter man mit dem Maul um- gehet/ und je weniger man ſolches verletzet/ je beſſer es iſt/ die ſind leichter zu zaͤumen; ſo werden auch die Pferd/ die ein feuchtes Maul haben/ darum gelobt/ weil ein di- cker weiſſer Schaum ein Zeichen iſt/ daß ihnen das Ge- biß angenehm/ und daß ſie geſund ſind/ da hingegen ein trockenes Maul gantz das Widerſpiel und eine boͤſe con- ſtitution anzeiget; ſo muß auch der Schaum nicht duͤnn/ fluͤſſig/ bleyfarb oder gelb ſeyn/ dann es bedeu- tet auch ein fluͤſſiges Hirn und boͤſes Temperament des Kopfs. Die Leffzen (ſagt Herꝛ Fugger) ſollen zart/ duͤnn/ und nicht mit Froͤſchen behafftet ſeyn/ ſollen auswaͤrts ſtehen/ dann ſind die Lefftzen dick und voller harten Beu- len/ werden ſie unempfindlich/ und geben nichts auf die Mundſtuͤck. Die Hacken-Zaͤhne ſollen gerade ſeyn/ und einen Finger weit von den unterſten Zaͤhnen/ je niedriger ſie/ (nach Herꝛn Loͤhneiſen Ausſpruch) ſind/ je beſſer es iſt/ weder R iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/151>, abgerufen am 21.11.2024.