Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Neuntes Buch/ Mayerhof.
Cap. XIX.
Von Verwahrung und Behaltung des Heu und Grünmaths.
[Spaltenumbruch]

WO grosse Viehzucht ist/ da hat man meisten-
theils eigene Heustädel oder Böden/ darauf
die erste und andere Math der Wiesen aufge-
hoben und verwahret wird/ und wann diese an einem
lüfftigen temperirten Ort ligen/ und das Futter schön
und trocken eingebracht wird/ so bleibt das Heu länger
als ein Jahr/ welches darum nützlich/ wann das Jahr
etwan gar zu trocken/ daß wenig Heu wächset/ oder sel-
biges von den Güssen und Uberschwemmungen der Was-
ser verschlemmet/ verschwemmet und weggetragen wird/
man dannoch einen guten Vorrath noch übrig habe/ da-
bey man den sonst besorglichen Mangel wieder ersetzen
oder vergessen könne; und die Warheit zu bekennen/ hat
man bey einer Wirthschafft/ so wol des Heues/ als des
Strohes nie zu viel/ dann offt eine Zeit kommt/ da es
gar wol zu statten kommt/ und die Sparsamkeit niemal
gereuet/ braucht man denn solches selbsten nicht/ so kan
mans offt theuer verkauffen/ oder doch dem darbenden
Nächsten/ in kommenden sich offt begebenden Nothfäl-
len/ mitleidig damit dienen und aushelffen/ welches zu
guter und getreuer Nachbarschafft ein festes Pfand und
Band zu verursachen pfleget.

Ehe man nun Heu oder Grünmath einführet/ soll
man den Boden vorher mit dürrem oder trockenem
Stroh eines Schuhes hoch überstreuen/ das Heu dar-
auf legen/ und folgends wieder mit Stroh so hoch zude-
[Spaltenumbruch] cken/ sonderlich wann es ober den Roßställen ligt/ da-
mit ihm der aus dem Stall aufdünstende Gestanck nicht
Schaden bringe; dann das Stroh zeucht alles übelrie-
chendes an sich/ weil man an vielen Orten das Heu nicht
in eigne darzu gebaute Städel/ sondern nur-auf Böden
zu legen pfleget.

Ja wo keine rechte Gelegenheit oder Mittel zu bau-
en (wie in Ungern/ und am Marchfeld in theils Croa-
tischen Dörffern) da wird das Heu auf sondere etwas
erhöhete Plätze/ an einer in der Mitten starcken aufge-
richteten Stangen/ auf grosse hohe Schöber oder Tri-
sten (wie sie es nennen) so artlich und genau aufgerichtet/
daß es unten zimlich weit/ und in figura Pyramidali,
oder eigentlicher zu sagen/ wie ein Zuckerhut (allzeit ge-
gen dem Spitzen nach und nach abnehmend) zusamm
geschlagen/ und oben auf der Höhe ein wenig mit Stroh
eines Schuhes dick verhüllet wird/ und also bleibt es un-
ter freyem Himmel Tag und Nacht stehen/ und muß al-
so Winter und Sommer/ Regen/ Schnee und Wind
ausdauren/ und obschon die Feuchten etwas in das Heu
eingreifft/ und es schwärtzlicht und abfärbig macht/ so
ists doch nicht tieffer/ als etwan einer Hand breit/ und
bleibt inwendig schön und gut. Darzu hilfft auch die auf-
einander sich setzende Schweren/ die den Schober so
hart und fest machen/ daß weiter/ als gesagt/ nichts ein-
dringen kan.

Cap. XX.
De Herba Medica.
[Spaltenumbruch]

DJe Alten haben so viel und unterschiedlich von
diesem herrlichen Viehfutter geschrieben/ wel-
ches den Namen daher tragen soll/ daß es aus
der Provinz Media in diesen Ländern bekannt worden/
ist eine Art vom Klee/ welches aber es eigentlich sey/ sind
die Botanici selbst noch nicht einig; die Franzosen nen-
nen es/ wie Herr de Serres berichtet/ Sain foin; in Pro-
vence
und Languedoc aber wird es Luzerne, vom Herrn
Fugger in seiner Gestütterey fol. 110. Trifoglio Caval-
lino,
und von Herrn Heresbach grand Treffle genannt/
etliche heissen es auch Burgundisches Heu/ ist itzt am
meisten in Hispanien und Franckreich in Dauphine,
Languedoc, Provence, Orange
und der Grafschafft
Venaissin gebräuchig.

Man kans in einem Jahr fünf- oder sechsmal/ ja
wol öffter abmähen/ und giebt mehr Heu/ als 3 oder 4
andere Wiesen; dem Rindviehe giebt es eine solche
Nahrung/ daß mans nicht allein/ sondern mit anderm
Heu oder Stroh vermischt füttern darff/ sonderlich wann
es grün ist/ würde es davon erstecken/ darum giebt mans
den Rindern allein dürr/ und darzu gantz mässiglich;
hingegen den Pferden 8 oder 10 Tage/ im Früling/ so
viel sie wollen/ zu fressen/ das macht sie fett/ und reini-
get sie von allem Unrath. Darzu muß man eine gute/
doch mehr sandigte als laimichte Erden erwehlen/ die
also eben sey/ daß dennoch das Wasser ablauffe/ die muß
allerdings/ wie oben von Anrichtung der neuen Wiesen
[Spaltenumbruch] gemeldet worden/ wol gearbeitet und ausgesaubert wer-
den/ ohne Bäum und ohne Schatten/ daß allenthalben
die Sonne darüber scheine.

Die Dung/ die man darzu brauchet/ muß wol ab-
liegen/ und in Erden verwandelt seyn/ und diß kan bey
Eingang des Winters geschehen/ von dem halben Mer-
zen wird die Saat verrichtet/ oder etwas später/ nachdem
der Winter-Frost nachgelassen/ und muß mit einer höl-
zernen nicht eisernen Egen geegt werden/ welches Herr
de Serres nicht unbillich für einen Aberglauben/ und es
gleichgültig hält. Der Saamen muß der sechste Theil
weniger als das Korn seyn/ als wann man auf einem
Acker 6 Metzen Korn gewöhnlich säete/ wäre ein Metzen
dieses Gewächses schon genugsam/ weil dieser Saame
gar kleinkörnig ist wie der Hirs/ man muß ihn dennoch
zimlich dick säen/ damit das Unkraut keinen Platz dar-
unter finde/ und weil er Anfangs die Sonnen fürchtet/
nimmt man Habern/ Gersten und Wicken/ eines jeden
so viel der Kleesamen ist/ daß dieser nur den vierten
Theil mache/ und weil die drey ersten den letzten über-
wachsen/ geben sie ihm zugleich einen Schatten für der
Sonnen Hitz/ und wann auch Haber/ Gersten und Wi-
cken zeitigen/ werden sie abgeschnitten/ und bleibet dieses
Kraut allein Herr im Land/ weil aber/ sonderlich die
Gersten/ offt schädlich ist/ lässet mans nicht zeitig werden/
sondern schneidet es ab/ und verfüttert es grün/ ehe es
schade.

An
K k iij
Neuntes Buch/ Mayerhof.
Cap. XIX.
Von Verwahrung und Behaltung des Heu und Gruͤnmaths.
[Spaltenumbruch]

WO groſſe Viehzucht iſt/ da hat man meiſten-
theils eigene Heuſtaͤdel oder Boͤden/ darauf
die erſte und andere Math der Wieſen aufge-
hoben und verwahret wird/ und wann dieſe an einem
luͤfftigen temperirten Ort ligen/ und das Futter ſchoͤn
und trocken eingebracht wird/ ſo bleibt das Heu laͤnger
als ein Jahr/ welches darum nuͤtzlich/ wann das Jahr
etwan gar zu trocken/ daß wenig Heu waͤchſet/ oder ſel-
biges von den Guͤſſen und Uberſchwem̃ungen der Waſ-
ſer verſchlemmet/ verſchwemmet und weggetragen wird/
man dannoch einen guten Vorrath noch uͤbrig habe/ da-
bey man den ſonſt beſorglichen Mangel wieder erſetzen
oder vergeſſen koͤnne; und die Warheit zu bekennen/ hat
man bey einer Wirthſchafft/ ſo wol des Heues/ als des
Strohes nie zu viel/ dann offt eine Zeit kommt/ da es
gar wol zu ſtatten kommt/ und die Sparſamkeit niemal
gereuet/ braucht man denn ſolches ſelbſten nicht/ ſo kan
mans offt theuer verkauffen/ oder doch dem darbenden
Naͤchſten/ in kommenden ſich offt begebenden Nothfaͤl-
len/ mitleidig damit dienen und aushelffen/ welches zu
guter und getreuer Nachbarſchafft ein feſtes Pfand und
Band zu verurſachen pfleget.

Ehe man nun Heu oder Gruͤnmath einfuͤhret/ ſoll
man den Boden vorher mit duͤrrem oder trockenem
Stroh eines Schuhes hoch uͤberſtreuen/ das Heu dar-
auf legen/ und folgends wieder mit Stroh ſo hoch zude-
[Spaltenumbruch] cken/ ſonderlich wann es ober den Roßſtaͤllen ligt/ da-
mit ihm der aus dem Stall aufduͤnſtende Geſtanck nicht
Schaden bringe; dann das Stroh zeucht alles uͤbelrie-
chendes an ſich/ weil man an vielen Orten das Heu nicht
in eigne darzu gebaute Staͤdel/ ſondern nur-auf Boͤden
zu legen pfleget.

Ja wo keine rechte Gelegenheit oder Mittel zu bau-
en (wie in Ungern/ und am Marchfeld in theils Croa-
tiſchen Doͤrffern) da wird das Heu auf ſondere etwas
erhoͤhete Plaͤtze/ an einer in der Mitten ſtarcken aufge-
richteten Stangen/ auf groſſe hohe Schoͤber oder Tri-
ſten (wie ſie es nennen) ſo artlich und genau aufgerichtet/
daß es unten zimlich weit/ und in figurâ Pyramidali,
oder eigentlicher zu ſagen/ wie ein Zuckerhut (allzeit ge-
gen dem Spitzen nach und nach abnehmend) zuſamm
geſchlagen/ und oben auf der Hoͤhe ein wenig mit Stroh
eines Schuhes dick verhuͤllet wird/ und alſo bleibt es un-
ter freyem Himmel Tag und Nacht ſtehen/ und muß al-
ſo Winter und Sommer/ Regen/ Schnee und Wind
ausdauren/ und obſchon die Feuchten etwas in das Heu
eingreifft/ und es ſchwaͤrtzlicht und abfaͤrbig macht/ ſo
iſts doch nicht tieffer/ als etwan einer Hand breit/ und
bleibt inwendig ſchoͤn und gut. Darzu hilfft auch die auf-
einander ſich ſetzende Schweren/ die den Schober ſo
hart und feſt machen/ daß weiter/ als geſagt/ nichts ein-
dringen kan.

Cap. XX.
De Herbâ Medicâ.
[Spaltenumbruch]

DJe Alten haben ſo viel und unterſchiedlich von
dieſem herrlichen Viehfutter geſchrieben/ wel-
ches den Namen daher tragen ſoll/ daß es aus
der Provinz Mediâ in dieſen Laͤndern bekannt worden/
iſt eine Art vom Klee/ welches aber es eigentlich ſey/ ſind
die Botanici ſelbſt noch nicht einig; die Franzoſen nen-
nen es/ wie Herꝛ de Serres berichtet/ Sain foin; in Pro-
vence
und Languedoc aber wird es Luzerne, vom Herꝛn
Fugger in ſeiner Geſtuͤtterey fol. 110. Trifoglio Caval-
lino,
und von Herꝛn Heresbach grand Treffle genañt/
etliche heiſſen es auch Burgundiſches Heu/ iſt itzt am
meiſten in Hiſpanien und Franckreich in Dauphiné,
Languedoc, Provence, Orange
und der Grafſchafft
Venaisſin gebraͤuchig.

Man kans in einem Jahr fuͤnf- oder ſechsmal/ ja
wol oͤffter abmaͤhen/ und giebt mehr Heu/ als 3 oder 4
andere Wieſen; dem Rindviehe giebt es eine ſolche
Nahrung/ daß mans nicht allein/ ſondern mit anderm
Heu oder Stroh vermiſcht fuͤttern darff/ ſonderlich wañ
es gruͤn iſt/ wuͤrde es davon erſtecken/ darum giebt mans
den Rindern allein duͤrr/ und darzu gantz maͤſſiglich;
hingegen den Pferden 8 oder 10 Tage/ im Fruͤling/ ſo
viel ſie wollen/ zu freſſen/ das macht ſie fett/ und reini-
get ſie von allem Unrath. Darzu muß man eine gute/
doch mehr ſandigte als laimichte Erden erwehlen/ die
alſo eben ſey/ daß dennoch das Waſſer ablauffe/ die muß
allerdings/ wie oben von Anrichtung der neuen Wieſen
[Spaltenumbruch] gemeldet worden/ wol gearbeitet und ausgeſaubert wer-
den/ ohne Baͤum und ohne Schatten/ daß allenthalben
die Sonne daruͤber ſcheine.

Die Dung/ die man darzu brauchet/ muß wol ab-
liegen/ und in Erden verwandelt ſeyn/ und diß kan bey
Eingang des Winters geſchehen/ von dem halben Mer-
zen wird die Saat verrichtet/ oder etwas ſpaͤter/ nachdem
der Winter-Froſt nachgelaſſen/ und muß mit einer hoͤl-
zernen nicht eiſernen Egen geegt werden/ welches Herꝛ
de Serres nicht unbillich fuͤr einen Aberglauben/ und es
gleichguͤltig haͤlt. Der Saamen muß der ſechſte Theil
weniger als das Korn ſeyn/ als wann man auf einem
Acker 6 Metzen Korn gewoͤhnlich ſaͤete/ waͤre ein Metzen
dieſes Gewaͤchſes ſchon genugſam/ weil dieſer Saame
gar kleinkoͤrnig iſt wie der Hirs/ man muß ihn dennoch
zimlich dick ſaͤen/ damit das Unkraut keinen Platz dar-
unter finde/ und weil er Anfangs die Sonnen fuͤrchtet/
nimmt man Habern/ Gerſten und Wicken/ eines jeden
ſo viel der Kleeſamen iſt/ daß dieſer nur den vierten
Theil mache/ und weil die drey erſten den letzten uͤber-
wachſen/ geben ſie ihm zugleich einen Schatten fuͤr der
Sonnen Hitz/ und wann auch Haber/ Gerſten und Wi-
cken zeitigen/ werden ſie abgeſchnitten/ und bleibet dieſes
Kraut allein Herꝛ im Land/ weil aber/ ſonderlich die
Gerſten/ offt ſchaͤdlich iſt/ laͤſſet mans nicht zeitig werden/
ſondern ſchneidet es ab/ und verfuͤttert es gruͤn/ ehe es
ſchade.

An
K k iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0279" n="261"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neuntes Buch/ Mayerhof.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XIX.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Verwahrung und Behaltung des Heu und Gru&#x0364;nmaths.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>O gro&#x017F;&#x017F;e Viehzucht i&#x017F;t/ da hat man mei&#x017F;ten-<lb/>
theils eigene Heu&#x017F;ta&#x0364;del oder Bo&#x0364;den/ darauf<lb/>
die er&#x017F;te und andere Math der Wie&#x017F;en aufge-<lb/>
hoben und verwahret wird/ und wann die&#x017F;e an einem<lb/>
lu&#x0364;fftigen temperirten Ort ligen/ und das Futter &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
und trocken eingebracht wird/ &#x017F;o bleibt das Heu la&#x0364;nger<lb/>
als ein Jahr/ welches darum nu&#x0364;tzlich/ wann das Jahr<lb/>
etwan gar zu trocken/ daß wenig Heu wa&#x0364;ch&#x017F;et/ oder &#x017F;el-<lb/>
biges von den Gu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Uber&#x017F;chwem&#x0303;ungen der Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er ver&#x017F;chlemmet/ ver&#x017F;chwemmet und weggetragen wird/<lb/>
man dannoch einen guten Vorrath noch u&#x0364;brig habe/ da-<lb/>
bey man den &#x017F;on&#x017F;t be&#x017F;orglichen Mangel wieder er&#x017F;etzen<lb/>
oder verge&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne; und die Warheit zu bekennen/ hat<lb/>
man bey einer Wirth&#x017F;chafft/ &#x017F;o wol des Heues/ als des<lb/>
Strohes nie zu viel/ dann offt eine Zeit kommt/ da es<lb/>
gar wol zu &#x017F;tatten kommt/ und die Spar&#x017F;amkeit niemal<lb/>
gereuet/ braucht man denn &#x017F;olches &#x017F;elb&#x017F;ten nicht/ &#x017F;o kan<lb/>
mans offt theuer verkauffen/ oder doch dem darbenden<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten/ in kommenden &#x017F;ich offt begebenden Nothfa&#x0364;l-<lb/>
len/ mitleidig damit dienen und aushelffen/ welches zu<lb/>
guter und getreuer Nachbar&#x017F;chafft ein fe&#x017F;tes Pfand und<lb/>
Band zu verur&#x017F;achen pfleget.</p><lb/>
            <p>Ehe man nun Heu oder Gru&#x0364;nmath einfu&#x0364;hret/ &#x017F;oll<lb/>
man den Boden vorher mit du&#x0364;rrem oder trockenem<lb/>
Stroh eines Schuhes hoch u&#x0364;ber&#x017F;treuen/ das Heu dar-<lb/>
auf legen/ und folgends wieder mit Stroh &#x017F;o hoch zude-<lb/><cb/>
cken/ &#x017F;onderlich wann es ober den Roß&#x017F;ta&#x0364;llen ligt/ da-<lb/>
mit ihm der aus dem Stall aufdu&#x0364;n&#x017F;tende Ge&#x017F;tanck nicht<lb/>
Schaden bringe; dann das Stroh zeucht alles u&#x0364;belrie-<lb/>
chendes an &#x017F;ich/ weil man an vielen Orten das Heu nicht<lb/>
in eigne darzu gebaute Sta&#x0364;del/ &#x017F;ondern nur-auf Bo&#x0364;den<lb/>
zu legen pfleget.</p><lb/>
            <p>Ja wo keine rechte Gelegenheit oder Mittel zu bau-<lb/>
en (wie in Ungern/ und am Marchfeld in theils Croa-<lb/>
ti&#x017F;chen Do&#x0364;rffern) da wird das Heu auf &#x017F;ondere etwas<lb/>
erho&#x0364;hete Pla&#x0364;tze/ an einer in der Mitten &#x017F;tarcken aufge-<lb/>
richteten Stangen/ auf gro&#x017F;&#x017F;e hohe Scho&#x0364;ber oder Tri-<lb/>
&#x017F;ten (wie &#x017F;ie es nennen) &#x017F;o artlich und genau aufgerichtet/<lb/>
daß es unten zimlich weit/ und <hi rendition="#aq">in figurâ Pyramidali,</hi><lb/>
oder eigentlicher zu &#x017F;agen/ wie ein Zuckerhut (allzeit ge-<lb/>
gen dem Spitzen nach und nach abnehmend) zu&#x017F;amm<lb/>
ge&#x017F;chlagen/ und oben auf der Ho&#x0364;he ein wenig mit Stroh<lb/>
eines Schuhes dick verhu&#x0364;llet wird/ und al&#x017F;o bleibt es un-<lb/>
ter freyem Himmel Tag und Nacht &#x017F;tehen/ und muß al-<lb/>
&#x017F;o Winter und Sommer/ Regen/ Schnee und Wind<lb/>
ausdauren/ und ob&#x017F;chon die Feuchten etwas in das Heu<lb/>
eingreifft/ und es &#x017F;chwa&#x0364;rtzlicht und abfa&#x0364;rbig macht/ &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;ts doch nicht tieffer/ als etwan einer Hand breit/ und<lb/>
bleibt inwendig &#x017F;cho&#x0364;n und gut. Darzu hilfft auch die auf-<lb/>
einander &#x017F;ich &#x017F;etzende Schweren/ die den Schober &#x017F;o<lb/>
hart und fe&#x017F;t machen/ daß weiter/ als ge&#x017F;agt/ nichts ein-<lb/>
dringen kan.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XX.</hi><lb/>
De Herbâ Medicâ.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Alten haben &#x017F;o viel und unter&#x017F;chiedlich von<lb/>
die&#x017F;em herrlichen Viehfutter ge&#x017F;chrieben/ wel-<lb/>
ches den Namen daher tragen &#x017F;oll/ daß es aus<lb/>
der Provinz <hi rendition="#aq">Mediâ</hi> in die&#x017F;en La&#x0364;ndern bekannt worden/<lb/>
i&#x017F;t eine Art vom Klee/ welches aber es eigentlich &#x017F;ey/ &#x017F;ind<lb/>
die <hi rendition="#aq">Botanici</hi> &#x017F;elb&#x017F;t noch nicht einig; die Franzo&#x017F;en nen-<lb/>
nen es/ wie Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">de Serres</hi> berichtet/ <hi rendition="#aq">Sain foin;</hi> in <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
vence</hi> und <hi rendition="#aq">Languedoc</hi> aber wird es <hi rendition="#aq">Luzerne,</hi> vom Her&#xA75B;n<lb/>
Fugger in &#x017F;einer Ge&#x017F;tu&#x0364;tterey <hi rendition="#aq">fol. 110. Trifoglio Caval-<lb/>
lino,</hi> und von Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Heresbach grand Treffle</hi> genan&#x0303;t/<lb/>
etliche hei&#x017F;&#x017F;en es auch Burgundi&#x017F;ches Heu/ i&#x017F;t itzt am<lb/>
mei&#x017F;ten in Hi&#x017F;panien und Franckreich in <hi rendition="#aq">Dauphiné,<lb/>
Languedoc, Provence, Orange</hi> und der Graf&#x017F;chafft<lb/><hi rendition="#aq">Venais&#x017F;in</hi> gebra&#x0364;uchig.</p><lb/>
            <p>Man kans in einem Jahr fu&#x0364;nf- oder &#x017F;echsmal/ ja<lb/>
wol o&#x0364;ffter abma&#x0364;hen/ und giebt mehr Heu/ als 3 oder 4<lb/>
andere Wie&#x017F;en; dem Rindviehe giebt es eine &#x017F;olche<lb/>
Nahrung/ daß mans nicht allein/ &#x017F;ondern mit anderm<lb/>
Heu oder Stroh vermi&#x017F;cht fu&#x0364;ttern darff/ &#x017F;onderlich wan&#x0303;<lb/>
es gru&#x0364;n i&#x017F;t/ wu&#x0364;rde es davon er&#x017F;tecken/ darum giebt mans<lb/>
den Rindern allein du&#x0364;rr/ und darzu gantz ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iglich;<lb/>
hingegen den Pferden 8 oder 10 Tage/ im Fru&#x0364;ling/ &#x017F;o<lb/>
viel &#x017F;ie wollen/ zu fre&#x017F;&#x017F;en/ das macht &#x017F;ie fett/ und reini-<lb/>
get &#x017F;ie von allem Unrath. Darzu muß man eine gute/<lb/>
doch mehr &#x017F;andigte als laimichte Erden erwehlen/ die<lb/>
al&#x017F;o eben &#x017F;ey/ daß dennoch das Wa&#x017F;&#x017F;er ablauffe/ die muß<lb/>
allerdings/ wie oben von Anrichtung der neuen Wie&#x017F;en<lb/><cb/>
gemeldet worden/ wol gearbeitet und ausge&#x017F;aubert wer-<lb/>
den/ ohne Ba&#x0364;um und ohne Schatten/ daß allenthalben<lb/>
die Sonne daru&#x0364;ber &#x017F;cheine.</p><lb/>
            <p>Die Dung/ die man darzu brauchet/ muß wol ab-<lb/>
liegen/ und in Erden verwandelt &#x017F;eyn/ und diß kan bey<lb/>
Eingang des Winters ge&#x017F;chehen/ von dem halben Mer-<lb/>
zen wird die Saat verrichtet/ oder etwas &#x017F;pa&#x0364;ter/ nachdem<lb/>
der Winter-Fro&#x017F;t nachgela&#x017F;&#x017F;en/ und muß mit einer ho&#x0364;l-<lb/>
zernen nicht ei&#x017F;ernen Egen geegt werden/ welches Her&#xA75B;<lb/><hi rendition="#aq">de Serres</hi> nicht unbillich fu&#x0364;r einen Aberglauben/ und es<lb/>
gleichgu&#x0364;ltig ha&#x0364;lt. Der Saamen muß der &#x017F;ech&#x017F;te Theil<lb/>
weniger als das Korn &#x017F;eyn/ als wann man auf einem<lb/>
Acker 6 Metzen Korn gewo&#x0364;hnlich &#x017F;a&#x0364;ete/ wa&#x0364;re ein Metzen<lb/>
die&#x017F;es Gewa&#x0364;ch&#x017F;es &#x017F;chon genug&#x017F;am/ weil die&#x017F;er Saame<lb/>
gar kleinko&#x0364;rnig i&#x017F;t wie der Hirs/ man muß ihn dennoch<lb/>
zimlich dick &#x017F;a&#x0364;en/ damit das Unkraut keinen Platz dar-<lb/>
unter finde/ und weil er Anfangs die Sonnen fu&#x0364;rchtet/<lb/>
nimmt man Habern/ Ger&#x017F;ten und Wicken/ eines jeden<lb/>
&#x017F;o viel der Klee&#x017F;amen i&#x017F;t/ daß die&#x017F;er nur den vierten<lb/>
Theil mache/ und weil die drey er&#x017F;ten den letzten u&#x0364;ber-<lb/>
wach&#x017F;en/ geben &#x017F;ie ihm zugleich einen Schatten fu&#x0364;r der<lb/>
Sonnen Hitz/ und wann auch Haber/ Ger&#x017F;ten und Wi-<lb/>
cken zeitigen/ werden &#x017F;ie abge&#x017F;chnitten/ und bleibet die&#x017F;es<lb/>
Kraut allein Her&#xA75B; im Land/ weil aber/ &#x017F;onderlich die<lb/>
Ger&#x017F;ten/ offt &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t/ la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et mans nicht zeitig werden/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;chneidet es ab/ und verfu&#x0364;ttert es gru&#x0364;n/ ehe es<lb/>
&#x017F;chade.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">K k iij</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0279] Neuntes Buch/ Mayerhof. Cap. XIX. Von Verwahrung und Behaltung des Heu und Gruͤnmaths. WO groſſe Viehzucht iſt/ da hat man meiſten- theils eigene Heuſtaͤdel oder Boͤden/ darauf die erſte und andere Math der Wieſen aufge- hoben und verwahret wird/ und wann dieſe an einem luͤfftigen temperirten Ort ligen/ und das Futter ſchoͤn und trocken eingebracht wird/ ſo bleibt das Heu laͤnger als ein Jahr/ welches darum nuͤtzlich/ wann das Jahr etwan gar zu trocken/ daß wenig Heu waͤchſet/ oder ſel- biges von den Guͤſſen und Uberſchwem̃ungen der Waſ- ſer verſchlemmet/ verſchwemmet und weggetragen wird/ man dannoch einen guten Vorrath noch uͤbrig habe/ da- bey man den ſonſt beſorglichen Mangel wieder erſetzen oder vergeſſen koͤnne; und die Warheit zu bekennen/ hat man bey einer Wirthſchafft/ ſo wol des Heues/ als des Strohes nie zu viel/ dann offt eine Zeit kommt/ da es gar wol zu ſtatten kommt/ und die Sparſamkeit niemal gereuet/ braucht man denn ſolches ſelbſten nicht/ ſo kan mans offt theuer verkauffen/ oder doch dem darbenden Naͤchſten/ in kommenden ſich offt begebenden Nothfaͤl- len/ mitleidig damit dienen und aushelffen/ welches zu guter und getreuer Nachbarſchafft ein feſtes Pfand und Band zu verurſachen pfleget. Ehe man nun Heu oder Gruͤnmath einfuͤhret/ ſoll man den Boden vorher mit duͤrrem oder trockenem Stroh eines Schuhes hoch uͤberſtreuen/ das Heu dar- auf legen/ und folgends wieder mit Stroh ſo hoch zude- cken/ ſonderlich wann es ober den Roßſtaͤllen ligt/ da- mit ihm der aus dem Stall aufduͤnſtende Geſtanck nicht Schaden bringe; dann das Stroh zeucht alles uͤbelrie- chendes an ſich/ weil man an vielen Orten das Heu nicht in eigne darzu gebaute Staͤdel/ ſondern nur-auf Boͤden zu legen pfleget. Ja wo keine rechte Gelegenheit oder Mittel zu bau- en (wie in Ungern/ und am Marchfeld in theils Croa- tiſchen Doͤrffern) da wird das Heu auf ſondere etwas erhoͤhete Plaͤtze/ an einer in der Mitten ſtarcken aufge- richteten Stangen/ auf groſſe hohe Schoͤber oder Tri- ſten (wie ſie es nennen) ſo artlich und genau aufgerichtet/ daß es unten zimlich weit/ und in figurâ Pyramidali, oder eigentlicher zu ſagen/ wie ein Zuckerhut (allzeit ge- gen dem Spitzen nach und nach abnehmend) zuſamm geſchlagen/ und oben auf der Hoͤhe ein wenig mit Stroh eines Schuhes dick verhuͤllet wird/ und alſo bleibt es un- ter freyem Himmel Tag und Nacht ſtehen/ und muß al- ſo Winter und Sommer/ Regen/ Schnee und Wind ausdauren/ und obſchon die Feuchten etwas in das Heu eingreifft/ und es ſchwaͤrtzlicht und abfaͤrbig macht/ ſo iſts doch nicht tieffer/ als etwan einer Hand breit/ und bleibt inwendig ſchoͤn und gut. Darzu hilfft auch die auf- einander ſich ſetzende Schweren/ die den Schober ſo hart und feſt machen/ daß weiter/ als geſagt/ nichts ein- dringen kan. Cap. XX. De Herbâ Medicâ. DJe Alten haben ſo viel und unterſchiedlich von dieſem herrlichen Viehfutter geſchrieben/ wel- ches den Namen daher tragen ſoll/ daß es aus der Provinz Mediâ in dieſen Laͤndern bekannt worden/ iſt eine Art vom Klee/ welches aber es eigentlich ſey/ ſind die Botanici ſelbſt noch nicht einig; die Franzoſen nen- nen es/ wie Herꝛ de Serres berichtet/ Sain foin; in Pro- vence und Languedoc aber wird es Luzerne, vom Herꝛn Fugger in ſeiner Geſtuͤtterey fol. 110. Trifoglio Caval- lino, und von Herꝛn Heresbach grand Treffle genañt/ etliche heiſſen es auch Burgundiſches Heu/ iſt itzt am meiſten in Hiſpanien und Franckreich in Dauphiné, Languedoc, Provence, Orange und der Grafſchafft Venaisſin gebraͤuchig. Man kans in einem Jahr fuͤnf- oder ſechsmal/ ja wol oͤffter abmaͤhen/ und giebt mehr Heu/ als 3 oder 4 andere Wieſen; dem Rindviehe giebt es eine ſolche Nahrung/ daß mans nicht allein/ ſondern mit anderm Heu oder Stroh vermiſcht fuͤttern darff/ ſonderlich wañ es gruͤn iſt/ wuͤrde es davon erſtecken/ darum giebt mans den Rindern allein duͤrr/ und darzu gantz maͤſſiglich; hingegen den Pferden 8 oder 10 Tage/ im Fruͤling/ ſo viel ſie wollen/ zu freſſen/ das macht ſie fett/ und reini- get ſie von allem Unrath. Darzu muß man eine gute/ doch mehr ſandigte als laimichte Erden erwehlen/ die alſo eben ſey/ daß dennoch das Waſſer ablauffe/ die muß allerdings/ wie oben von Anrichtung der neuen Wieſen gemeldet worden/ wol gearbeitet und ausgeſaubert wer- den/ ohne Baͤum und ohne Schatten/ daß allenthalben die Sonne daruͤber ſcheine. Die Dung/ die man darzu brauchet/ muß wol ab- liegen/ und in Erden verwandelt ſeyn/ und diß kan bey Eingang des Winters geſchehen/ von dem halben Mer- zen wird die Saat verrichtet/ oder etwas ſpaͤter/ nachdem der Winter-Froſt nachgelaſſen/ und muß mit einer hoͤl- zernen nicht eiſernen Egen geegt werden/ welches Herꝛ de Serres nicht unbillich fuͤr einen Aberglauben/ und es gleichguͤltig haͤlt. Der Saamen muß der ſechſte Theil weniger als das Korn ſeyn/ als wann man auf einem Acker 6 Metzen Korn gewoͤhnlich ſaͤete/ waͤre ein Metzen dieſes Gewaͤchſes ſchon genugſam/ weil dieſer Saame gar kleinkoͤrnig iſt wie der Hirs/ man muß ihn dennoch zimlich dick ſaͤen/ damit das Unkraut keinen Platz dar- unter finde/ und weil er Anfangs die Sonnen fuͤrchtet/ nimmt man Habern/ Gerſten und Wicken/ eines jeden ſo viel der Kleeſamen iſt/ daß dieſer nur den vierten Theil mache/ und weil die drey erſten den letzten uͤber- wachſen/ geben ſie ihm zugleich einen Schatten fuͤr der Sonnen Hitz/ und wann auch Haber/ Gerſten und Wi- cken zeitigen/ werden ſie abgeſchnitten/ und bleibet dieſes Kraut allein Herꝛ im Land/ weil aber/ ſonderlich die Gerſten/ offt ſchaͤdlich iſt/ laͤſſet mans nicht zeitig werden/ ſondern ſchneidet es ab/ und verfuͤttert es gruͤn/ ehe es ſchade. An K k iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/279
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/279>, abgerufen am 24.11.2024.