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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]

Die frisch-abgezogene Haut von einem Schaaf/
Widder oder Lamm/ auf schmertzhaffte und zerstossene
Glieder gelegt/ heilet und zieht den Schmertzen aus.

Paulus AEgineta sagt/ wann man das Schaaf-
hirn an das Zahnfleisch reibet/ vergehen die Zahnschmer-
tzen. Galenus heisst/ man soll es mit Hönig vermischen/
und der Kinder Bilern bestreichen/ so gehen die Zähne/
desto leichter auf.

Galenus schreibet bey Gulielmo van den Boßhe
Leodio in Historia Medica,
daraus dieses meistentheils
genommen/ daß/ wer die Lungen von einem Schaaf bra-
ten lässet/ und nüchtern isset/ nicht leichtlich solle trun-
cken werden können. Jtem warm auf die Scheitel und
Schläfe Phreneticorum gelegt/ soll es helffen/ wie Q.
S. Sammonicus
schreibet/ in phrenesi.

Convenit hic calidis ovium pulmonibus apte,
Tempora languentis medica redimire corona.

Sollen auch zu Linderung des Podagra dienen.

Schaaf-Leber mit Wasser befeuchtet/ und gestossen/
den Augen übergelegt/ dienen den jenigen/ die/ so bald
die Sonn untergehet/ nichts sehen können.

[Spaltenumbruch]

Schaafgall ist gut für den Krebs. Schaafmiltz
heilet gedörrt/ und in Wein gepulvert/ die Darmgicht/
Geis- oder Schaafmilch darinnen glühende Kiselstein
abgelöscht/ gewärmet/ und in die Clystier applicirt/ hei-
let den Zwang/ und die scharffen Flüsse des Gedär-
mes.

Schaafmist mit Essig angestrichen/ heilet die Wär-
tzen und Hüneraugen/ mit einem Rosensälblein ver-
mischt löscht es den Brand vom Feuer und dergleichen
heissen Dingen.

Wird der Schaafmist gebrennt/ gepulvert/ mit
Essig gemischt und auf das geschwollene Miltz gebun-
den/ macht ers kleiner.

Der Schaafmist erweichet die erharteten Nerven
übergebunden/ und alle harte Knoppern in der Haut/ und
an den Gliedern.

Et in questo (sagt Fioravanti nell suo Tesoro del-
la vita humana) consiste il mio secreto. Chi vorra
adunque far miracoli in tal materia, faccia di questo
sterco, unguento con altre cose appropriate, e fara
gran prove.

[Abbildung]
Cap. LVII.
Vom Ziegenbock und den Ziegen.
[Spaltenumbruch]

JSt wol wegen ihres guten und ergäbigen Milch-
zeuges ein nützliches/ und armen Leuten/ sich
und ihre Kinder damit zu ernähren/ ein fast noth-
wendiges/ doch darneben sehr gefährliches/ und sonder-
lich dem jungen Gehöltze und früchtigen Peltzern schad-
hafftes Thier; also daß in allen Forst-Ordnungen diß
Viehe zu halten entweder gantz verbotten/ oder doch
nur in wilden und rauhen/ ohne diß unnützen Gebürgen;
oder aber daheim nur im Stall zu lassen erlaubet wird.
Wo es aber gar grosse/ weite/ ebene Weiden und Vieh-
trifften hat/ da die Förste und Höltzungen ferne entle-
[Spaltenumbruch] gen/ da werden sie bißweilen mit den Schaafen/ offt wol
auch mit den Schweinen ausgetrieben.

Sie sind der Milch halber den Schaafen vorzuzie-
hen/ indem man auch glaubt/ daß/ wann man sie unter
die Kühemilch menget/ mache sie solche desto besser und
reichlicher aufwerffen. Artlich ist/ was etliche von den
Ziegen ausgeben/ als schöpfen sie ihren Athem nicht durch
Mund und Nasen/ wie alle andere Thier/ sondern durch
die Ohren/ und daß sie zu Nachts sowol als des Tages
mit ihrem Gesicht alles unterscheiden sollen/ so sonst al-
lein von den Katzen geglaubt wird.

Auf
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]

Die friſch-abgezogene Haut von einem Schaaf/
Widder oder Lamm/ auf ſchmertzhaffte und zerſtoſſene
Glieder gelegt/ heilet und zieht den Schmertzen aus.

Paulus Ægineta ſagt/ wann man das Schaaf-
hirn an das Zahnfleiſch reibet/ vergehen die Zahnſchmer-
tzen. Galenus heiſſt/ man ſoll es mit Hoͤnig vermiſchen/
und der Kinder Bilern beſtreichen/ ſo gehen die Zaͤhne/
deſto leichter auf.

Galenus ſchreibet bey Gulielmo van den Boßhe
Leodio in Hiſtoriâ Medicâ,
daraus dieſes meiſtentheils
genommen/ daß/ wer die Lungen von einem Schaaf bra-
ten laͤſſet/ und nuͤchtern iſſet/ nicht leichtlich ſolle trun-
cken werden koͤnnen. Jtem warm auf die Scheitel und
Schlaͤfe Phreneticorum gelegt/ ſoll es helffen/ wie Q.
S. Sammonicus
ſchreibet/ in phreneſi.

Convenit hic calidis ovium pulmonibus aptè,
Tempora languentis medicâ redimire coronâ.

Sollen auch zu Linderung des Podagra dienen.

Schaaf-Leber mit Waſſer befeuchtet/ und geſtoſſen/
den Augen uͤbergelegt/ dienen den jenigen/ die/ ſo bald
die Sonn untergehet/ nichts ſehen koͤnnen.

[Spaltenumbruch]

Schaafgall iſt gut fuͤr den Krebs. Schaafmiltz
heilet gedoͤrꝛt/ und in Wein gepulvert/ die Darmgicht/
Geis- oder Schaafmilch darinnen gluͤhende Kiſelſtein
abgeloͤſcht/ gewaͤrmet/ und in die Clyſtier applicirt/ hei-
let den Zwang/ und die ſcharffen Fluͤſſe des Gedaͤr-
mes.

Schaafmiſt mit Eſſig angeſtrichen/ heilet die Waͤr-
tzen und Huͤneraugen/ mit einem Roſenſaͤlblein ver-
miſcht loͤſcht es den Brand vom Feuer und dergleichen
heiſſen Dingen.

Wird der Schaafmiſt gebrennt/ gepulvert/ mit
Eſſig gemiſcht und auf das geſchwollene Miltz gebun-
den/ macht ers kleiner.

Der Schaafmiſt erweichet die erharteten Nerven
uͤbergebunden/ und alle harte Knoppern in der Haut/ und
an den Gliedern.

Et in queſto (ſagt Fioravanti nell ſuo Teſoro del-
la vita humana) conſiſte il mio ſecreto. Chi vorrà
adunque far miracoli in tal materia, faccia di queſto
ſterco, unguento con altre coſe appropriate, e farà
gran prove.

[Abbildung]
Cap. LVII.
Vom Ziegenbock und den Ziegen.
[Spaltenumbruch]

JSt wol wegen ihres guten und ergaͤbigen Milch-
zeuges ein nuͤtzliches/ und armen Leuten/ ſich
und ihre Kinder damit zu ernaͤhren/ ein faſt noth-
wendiges/ doch darneben ſehr gefaͤhrliches/ und ſonder-
lich dem jungen Gehoͤltze und fruͤchtigen Peltzern ſchad-
hafftes Thier; alſo daß in allen Forſt-Ordnungen diß
Viehe zu halten entweder gantz verbotten/ oder doch
nur in wilden und rauhen/ ohne diß unnuͤtzen Gebuͤrgen;
oder aber daheim nur im Stall zu laſſen erlaubet wird.
Wo es aber gar groſſe/ weite/ ebene Weiden und Vieh-
trifften hat/ da die Foͤrſte und Hoͤltzungen ferne entle-
[Spaltenumbruch] gen/ da werden ſie bißweilen mit den Schaafen/ offt wol
auch mit den Schweinen ausgetrieben.

Sie ſind der Milch halber den Schaafen vorzuzie-
hen/ indem man auch glaubt/ daß/ wann man ſie unter
die Kuͤhemilch menget/ mache ſie ſolche deſto beſſer und
reichlicher aufwerffen. Artlich iſt/ was etliche von den
Ziegen ausgeben/ als ſchoͤpfen ſie ihren Athem nicht durch
Mund und Naſen/ wie alle andere Thier/ ſondern durch
die Ohren/ und daß ſie zu Nachts ſowol als des Tages
mit ihrem Geſicht alles unterſcheiden ſollen/ ſo ſonſt al-
lein von den Katzen geglaubt wird.

Auf
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[300/0318] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Die friſch-abgezogene Haut von einem Schaaf/ Widder oder Lamm/ auf ſchmertzhaffte und zerſtoſſene Glieder gelegt/ heilet und zieht den Schmertzen aus. Paulus Ægineta ſagt/ wann man das Schaaf- hirn an das Zahnfleiſch reibet/ vergehen die Zahnſchmer- tzen. Galenus heiſſt/ man ſoll es mit Hoͤnig vermiſchen/ und der Kinder Bilern beſtreichen/ ſo gehen die Zaͤhne/ deſto leichter auf. Galenus ſchreibet bey Gulielmo van den Boßhe Leodio in Hiſtoriâ Medicâ, daraus dieſes meiſtentheils genommen/ daß/ wer die Lungen von einem Schaaf bra- ten laͤſſet/ und nuͤchtern iſſet/ nicht leichtlich ſolle trun- cken werden koͤnnen. Jtem warm auf die Scheitel und Schlaͤfe Phreneticorum gelegt/ ſoll es helffen/ wie Q. S. Sammonicus ſchreibet/ in phreneſi. Convenit hic calidis ovium pulmonibus aptè, Tempora languentis medicâ redimire coronâ. Sollen auch zu Linderung des Podagra dienen. Schaaf-Leber mit Waſſer befeuchtet/ und geſtoſſen/ den Augen uͤbergelegt/ dienen den jenigen/ die/ ſo bald die Sonn untergehet/ nichts ſehen koͤnnen. Schaafgall iſt gut fuͤr den Krebs. Schaafmiltz heilet gedoͤrꝛt/ und in Wein gepulvert/ die Darmgicht/ Geis- oder Schaafmilch darinnen gluͤhende Kiſelſtein abgeloͤſcht/ gewaͤrmet/ und in die Clyſtier applicirt/ hei- let den Zwang/ und die ſcharffen Fluͤſſe des Gedaͤr- mes. Schaafmiſt mit Eſſig angeſtrichen/ heilet die Waͤr- tzen und Huͤneraugen/ mit einem Roſenſaͤlblein ver- miſcht loͤſcht es den Brand vom Feuer und dergleichen heiſſen Dingen. Wird der Schaafmiſt gebrennt/ gepulvert/ mit Eſſig gemiſcht und auf das geſchwollene Miltz gebun- den/ macht ers kleiner. Der Schaafmiſt erweichet die erharteten Nerven uͤbergebunden/ und alle harte Knoppern in der Haut/ und an den Gliedern. Et in queſto (ſagt Fioravanti nell ſuo Teſoro del- la vita humana) conſiſte il mio ſecreto. Chi vorrà adunque far miracoli in tal materia, faccia di queſto ſterco, unguento con altre coſe appropriate, e farà gran prove. [Abbildung] Cap. LVII. Vom Ziegenbock und den Ziegen. JSt wol wegen ihres guten und ergaͤbigen Milch- zeuges ein nuͤtzliches/ und armen Leuten/ ſich und ihre Kinder damit zu ernaͤhren/ ein faſt noth- wendiges/ doch darneben ſehr gefaͤhrliches/ und ſonder- lich dem jungen Gehoͤltze und fruͤchtigen Peltzern ſchad- hafftes Thier; alſo daß in allen Forſt-Ordnungen diß Viehe zu halten entweder gantz verbotten/ oder doch nur in wilden und rauhen/ ohne diß unnuͤtzen Gebuͤrgen; oder aber daheim nur im Stall zu laſſen erlaubet wird. Wo es aber gar groſſe/ weite/ ebene Weiden und Vieh- trifften hat/ da die Foͤrſte und Hoͤltzungen ferne entle- gen/ da werden ſie bißweilen mit den Schaafen/ offt wol auch mit den Schweinen ausgetrieben. Sie ſind der Milch halber den Schaafen vorzuzie- hen/ indem man auch glaubt/ daß/ wann man ſie unter die Kuͤhemilch menget/ mache ſie ſolche deſto beſſer und reichlicher aufwerffen. Artlich iſt/ was etliche von den Ziegen ausgeben/ als ſchoͤpfen ſie ihren Athem nicht durch Mund und Naſen/ wie alle andere Thier/ ſondern durch die Ohren/ und daß ſie zu Nachts ſowol als des Tages mit ihrem Geſicht alles unterſcheiden ſollen/ ſo ſonſt al- lein von den Katzen geglaubt wird. Auf

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/318>, abgerufen am 22.11.2024.