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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
Cap. C.
Von den Schwanen und Kranichen.
[Spaltenumbruch]

VOn den zahmen Schwanen ist allbereit oben im
neundten Buch im 112 Capitel sattsame Anre-
gung geschehen; die wilden sind in unsern Lan-
den ungemein/ sind aber etwas kleiner als die heimli-
chen/ doch etwas grösser als eine Gans/ haben einen gelb-
röthlichen mit schwartz vermengten gezähnleten Schna-
bel/ einen langen Hals/ der 28 Gewerbe und Absätzbein-
lein hat/ damit er weit unter das Wasser greiffen/ und
die tieff-schwimmenden Fische erhaschen kan/ sie fressen
Gras/ sonderlich allerley Getraid/ Saaten und Körner/
Fisch und Brod; im Fliegen strecken sie die Köpffe vor-
nen aus/ die Lufft desto besser durchzudringen; die nach-
folgenden theilen sich allgemach weiter aus/ und folgen
ihrem Führer/ je einer den Kopf auf den andern legend/
wie P. Gaspar Schottus in seiner Physica Curiosa pag.
1170. bezeuget. Wann ihr Führer müde worden/ ge-
het er zurücke/ und wird von einem andern abgelöst.
Sie streiten wieder den Adler/ wann sie von ihm ange-
griffen werden/ und haben eine sehr grosse Krafft in den
Flügeln/ damit sie sehr streng und übel schlagen können.
Gesnerus will/ sie essen keine Fische/ aber wol den Ro-
gen/ den die Fische zur Brut ansetzen; wo er einmal in
Flüssen und Seen gewohnet und Ruhe hat/ wird er
seine meiste Zeit mit hin und wieder schweben und
schwimmen zu bringen/ und selten auffliegen/ er werde
dann genöthigt; er schwimmt nur mit einem Fuß/ den
andern streckt er aus gegen dem Schweiff zu/ vielleicht
damit auszurasten/ daß er hernach den andern ermüde-
ten auch ablösen kan; er nistet in dem Geröhricht/ und
schwimmt so starck/ daß ein Mensch am Gestad ihm
kaum gleich kommen mag/ wie Albertus Magnus bezeu-
[Spaltenumbruch] get. Die Schiffleute halten diesen Vogel für glück-
lich/ doch wann sie ihn in der See antreffen/ vermuthen
sie kaltes Wetter. Jhre Kiel werden zu Schreibfedern
sehr gelobt/ weil sie hart und völlig in die Hand kommen.
Jhre Fettigkeit ist zu allen dienlich/ worzu man das
Gänfeschmaltz zu brauchen pfleget.

Die Kräniche/ sind zwar keine Wasser-Vögel/ je-
doch sind sie gern nahe bey dem Wasser/ wie denn Ges-
nerus
meldet/ daß sie ihre Nachtläger/ wo müglich/ bey
den Wassern/ auf einer Anhöhe/ damit sie sich umsehen
können/ oder gar in einer mit Wasser umflossenen Jnsel
oder Werder machen; sonst lassen sie sich auch gerne ni-
der in grossen/ breiten/ flachen Feldern/ wo sie sich wol
und genugsam umsehen/ und vor androhenden Meuchel-
Nachstellungen/ so wol der Menschen/ als der wilden
Thier/ hüten können; sie werden nie zugleich alle schlaffen/
sondern einer um den andern auf der Schildwache und
Hut stehen/ die schlaffenden zu verwachen/ und vor anna-
hendem Schaden treulich und zeitlich zu warnen; sie flie-
gen wie die wilden Gänse/ in einem Triangel/ meistens
nach dem Wind/ desto schleiniger fortzukommen/ und wissen
die rechte Zeit/ welche ihnen dienlich oder schädlich ist zum
wandern. Wann die Kränich/ wilde Gänse/ und andere
fremde Vögel frühe im Jahr kommen/ so sollen sie desto
länger bey uns verbleiben/ und bedeutet einen schönen
Herbst; wann sie hoch fliegen/ so bedeutet es schönes
Wetter; fliegen sie aber nidrig und ohne Ordnung/ so
kommt Schnee/ Wind und kalt Wetter.

Sie sind unterschiedenes Geschlechtes/ wie Gesnerus
bezeuget/ sonderlich soll es in der Tartarey fünfferley
Sorten/ und in Jndia zweymal so grosse/ als die unsern

geben
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
Cap. C.
Von den Schwanen und Kranichen.
[Spaltenumbruch]

VOn den zahmen Schwanen iſt allbereit oben im
neundten Buch im 112 Capitel ſattſame Anre-
gung geſchehen; die wilden ſind in unſern Lan-
den ungemein/ ſind aber etwas kleiner als die heimli-
chen/ doch etwas groͤſſer als eine Gans/ haben einen gelb-
roͤthlichen mit ſchwartz vermengten gezaͤhnleten Schna-
bel/ einen langen Hals/ der 28 Gewerbe und Abſaͤtzbein-
lein hat/ damit er weit unter das Waſſer greiffen/ und
die tieff-ſchwimmenden Fiſche erhaſchen kan/ ſie freſſen
Gras/ ſonderlich allerley Getraid/ Saaten und Koͤrner/
Fiſch und Brod; im Fliegen ſtrecken ſie die Koͤpffe vor-
nen aus/ die Lufft deſto beſſer durchzudringen; die nach-
folgenden theilen ſich allgemach weiter aus/ und folgen
ihrem Fuͤhrer/ je einer den Kopf auf den andern legend/
wie P. Gaſpar Schottus in ſeiner Phyſicâ Curioſâ pag.
1170. bezeuget. Wann ihr Fuͤhrer muͤde worden/ ge-
het er zuruͤcke/ und wird von einem andern abgeloͤſt.
Sie ſtreiten wieder den Adler/ wann ſie von ihm ange-
griffen werden/ und haben eine ſehr groſſe Krafft in den
Fluͤgeln/ damit ſie ſehr ſtreng und uͤbel ſchlagen koͤnnen.
Geſnerus will/ ſie eſſen keine Fiſche/ aber wol den Ro-
gen/ den die Fiſche zur Brut anſetzen; wo er einmal in
Fluͤſſen und Seen gewohnet und Ruhe hat/ wird er
ſeine meiſte Zeit mit hin und wieder ſchweben und
ſchwimmen zu bringen/ und ſelten auffliegen/ er werde
dann genoͤthigt; er ſchwimmt nur mit einem Fuß/ den
andern ſtreckt er aus gegen dem Schweiff zu/ vielleicht
damit auszuraſten/ daß er hernach den andern ermuͤde-
ten auch abloͤſen kan; er niſtet in dem Geroͤhricht/ und
ſchwimmt ſo ſtarck/ daß ein Menſch am Geſtad ihm
kaum gleich kommen mag/ wie Albertus Magnus bezeu-
[Spaltenumbruch] get. Die Schiffleute halten dieſen Vogel fuͤr gluͤck-
lich/ doch wann ſie ihn in der See antreffen/ vermuthen
ſie kaltes Wetter. Jhre Kiel werden zu Schreibfedern
ſehr gelobt/ weil ſie hart und voͤllig in die Hand kommen.
Jhre Fettigkeit iſt zu allen dienlich/ worzu man das
Gaͤnfeſchmaltz zu brauchen pfleget.

Die Kraͤniche/ ſind zwar keine Waſſer-Voͤgel/ je-
doch ſind ſie gern nahe bey dem Waſſer/ wie denn Ges-
nerus
meldet/ daß ſie ihre Nachtlaͤger/ wo muͤglich/ bey
den Waſſern/ auf einer Anhoͤhe/ damit ſie ſich umſehen
koͤnnen/ oder gar in einer mit Waſſer umfloſſenen Jnſel
oder Werder machen; ſonſt laſſen ſie ſich auch gerne ni-
der in groſſen/ breiten/ flachen Feldern/ wo ſie ſich wol
und genugſam umſehen/ und vor androhenden Meuchel-
Nachſtellungen/ ſo wol der Menſchen/ als der wilden
Thier/ huͤten koͤnnen; ſie werden nie zugleich alle ſchlaffen/
ſondern einer um den andern auf der Schildwache und
Hut ſtehen/ die ſchlaffenden zu verwachen/ und vor anna-
hendem Schaden treulich und zeitlich zu warnen; ſie flie-
gen wie die wilden Gaͤnſe/ in einem Triangel/ meiſtens
nach dem Wind/ deſto ſchleiniger fortzukom̃en/ und wiſſen
die rechte Zeit/ welche ihnen dienlich oder ſchaͤdlich iſt zum
wandern. Wann die Kraͤnich/ wilde Gaͤnſe/ und andere
fremde Voͤgel fruͤhe im Jahr kommen/ ſo ſollen ſie deſto
laͤnger bey uns verbleiben/ und bedeutet einen ſchoͤnen
Herbſt; wann ſie hoch fliegen/ ſo bedeutet es ſchoͤnes
Wetter; fliegen ſie aber nidrig und ohne Ordnung/ ſo
kommt Schnee/ Wind und kalt Wetter.

Sie ſind unterſchiedenes Geſchlechtes/ wie Geſnerus
bezeuget/ ſonderlich ſoll es in der Tartarey fuͤnfferley
Sorten/ und in Jndia zweymal ſo groſſe/ als die unſern

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[538/0556] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Abbildung] Cap. C. Von den Schwanen und Kranichen. VOn den zahmen Schwanen iſt allbereit oben im neundten Buch im 112 Capitel ſattſame Anre- gung geſchehen; die wilden ſind in unſern Lan- den ungemein/ ſind aber etwas kleiner als die heimli- chen/ doch etwas groͤſſer als eine Gans/ haben einen gelb- roͤthlichen mit ſchwartz vermengten gezaͤhnleten Schna- bel/ einen langen Hals/ der 28 Gewerbe und Abſaͤtzbein- lein hat/ damit er weit unter das Waſſer greiffen/ und die tieff-ſchwimmenden Fiſche erhaſchen kan/ ſie freſſen Gras/ ſonderlich allerley Getraid/ Saaten und Koͤrner/ Fiſch und Brod; im Fliegen ſtrecken ſie die Koͤpffe vor- nen aus/ die Lufft deſto beſſer durchzudringen; die nach- folgenden theilen ſich allgemach weiter aus/ und folgen ihrem Fuͤhrer/ je einer den Kopf auf den andern legend/ wie P. Gaſpar Schottus in ſeiner Phyſicâ Curioſâ pag. 1170. bezeuget. Wann ihr Fuͤhrer muͤde worden/ ge- het er zuruͤcke/ und wird von einem andern abgeloͤſt. Sie ſtreiten wieder den Adler/ wann ſie von ihm ange- griffen werden/ und haben eine ſehr groſſe Krafft in den Fluͤgeln/ damit ſie ſehr ſtreng und uͤbel ſchlagen koͤnnen. Geſnerus will/ ſie eſſen keine Fiſche/ aber wol den Ro- gen/ den die Fiſche zur Brut anſetzen; wo er einmal in Fluͤſſen und Seen gewohnet und Ruhe hat/ wird er ſeine meiſte Zeit mit hin und wieder ſchweben und ſchwimmen zu bringen/ und ſelten auffliegen/ er werde dann genoͤthigt; er ſchwimmt nur mit einem Fuß/ den andern ſtreckt er aus gegen dem Schweiff zu/ vielleicht damit auszuraſten/ daß er hernach den andern ermuͤde- ten auch abloͤſen kan; er niſtet in dem Geroͤhricht/ und ſchwimmt ſo ſtarck/ daß ein Menſch am Geſtad ihm kaum gleich kommen mag/ wie Albertus Magnus bezeu- get. Die Schiffleute halten dieſen Vogel fuͤr gluͤck- lich/ doch wann ſie ihn in der See antreffen/ vermuthen ſie kaltes Wetter. Jhre Kiel werden zu Schreibfedern ſehr gelobt/ weil ſie hart und voͤllig in die Hand kommen. Jhre Fettigkeit iſt zu allen dienlich/ worzu man das Gaͤnfeſchmaltz zu brauchen pfleget. Die Kraͤniche/ ſind zwar keine Waſſer-Voͤgel/ je- doch ſind ſie gern nahe bey dem Waſſer/ wie denn Ges- nerus meldet/ daß ſie ihre Nachtlaͤger/ wo muͤglich/ bey den Waſſern/ auf einer Anhoͤhe/ damit ſie ſich umſehen koͤnnen/ oder gar in einer mit Waſſer umfloſſenen Jnſel oder Werder machen; ſonſt laſſen ſie ſich auch gerne ni- der in groſſen/ breiten/ flachen Feldern/ wo ſie ſich wol und genugſam umſehen/ und vor androhenden Meuchel- Nachſtellungen/ ſo wol der Menſchen/ als der wilden Thier/ huͤten koͤnnen; ſie werden nie zugleich alle ſchlaffen/ ſondern einer um den andern auf der Schildwache und Hut ſtehen/ die ſchlaffenden zu verwachen/ und vor anna- hendem Schaden treulich und zeitlich zu warnen; ſie flie- gen wie die wilden Gaͤnſe/ in einem Triangel/ meiſtens nach dem Wind/ deſto ſchleiniger fortzukom̃en/ und wiſſen die rechte Zeit/ welche ihnen dienlich oder ſchaͤdlich iſt zum wandern. Wann die Kraͤnich/ wilde Gaͤnſe/ und andere fremde Voͤgel fruͤhe im Jahr kommen/ ſo ſollen ſie deſto laͤnger bey uns verbleiben/ und bedeutet einen ſchoͤnen Herbſt; wann ſie hoch fliegen/ ſo bedeutet es ſchoͤnes Wetter; fliegen ſie aber nidrig und ohne Ordnung/ ſo kommt Schnee/ Wind und kalt Wetter. Sie ſind unterſchiedenes Geſchlechtes/ wie Geſnerus bezeuget/ ſonderlich ſoll es in der Tartarey fuͤnfferley Sorten/ und in Jndia zweymal ſo groſſe/ als die unſern geben

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/556>, abgerufen am 21.11.2024.