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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Rinde ist denen gut/ die Blut speyen; die Weidenblät-
ter oder der Safft davon gekocht/ vertreibt die Schup-
pen/ und lindert die Podagrischen Schmertzen; man
kan ihn auch darfür/ mit Wachs abtreiben und also ü-
berlegen. Die Blätter sind gut (wie Dodonaeus mel-
det) zu frischen Wunden/ stillen das Blut/ und hefften
zusammen; in hitzigen Kranckheiten das Gemach/ oder
[Spaltenumbruch] wol gar das Bett mit diesen Blättern bestreuet/ tem-
periren solche und ziehen sie aus. Aus den Weiden-
gerten macht man Zungenschaber für die Bräune. Die
Weidenrinden zu Aschen gebrennt/ in Essig eingebaitzt/
und übergelegt/ vertreiben die Wärtzen und Hüneraugen.
Wer von allerhand Sorten der Felber lesen will/ besehe
D. Jonston. lib. 9. de arboribus miscellis Classe 4. c. 4.

Cap. CXIV.
Von Albern und Aspen.
[Spaltenumbruch]

DEr Albern sind zweyerley Geschlecht/ und wird
die erste von den Lateinern Populus alba, die an-
der aber Populus nigra genennet/ ist auch ein
gemeiner Jnwohner und Zierde der Auen/ hat schöne lin-
de Blätter/ inwendig mit einer weißlichten Woll über-
zogen/ er kan wie die Felber von seinen abgehauenen glat-
ten Stangen an feuchten Orten leicht fortgepflantzet
werden/ gleicher Weise wie die Felber. Dieser Baum
wächset hoch/ wo er behäglichen Grund findet/ wurtzelt
aber nicht tieff ein/ daher er von den Sturmwinden offt
Schaden leidet; er wächset sonst bald übersich/ hat eine
weisse glatte Rinden/ eckichte Blätter/ wie eine Reben/
aber kleiner und fetter/ hat ein weisses/ weiches Holtz.

Der schwartze hat breite/ oben spitzige und etwas
zerkerbte Blätter/ grün und glatte Blätter/ die an langen
Stielen hangen/ sein Holtz ist etwas gelblicht und nicht
so weiß/ als an dem ersten/ lässt sich auch wegen seiner
Härtigkeit schwerlich zerspalten; ehe dann die Blätter
an den Albern ausschlagen/ werden erstlich länglichte
Knöpflein wie ein Gerstenkorn/ doch grösser/ gantz fett
und ölicht/ gelblicht an der Farb/ und klebericht/ eines
angenehmen Geruchs/ daraus endlich die Blätter er-
wachsen; in der Apotheken heisst man sie Alberbrossen.
Auf diesem Baum wachsen auch (wie Tabernaemonta-
nus
bezeuget) länglichte Zapffen/ nach welchen träublich-
te Aestlein kommen/ mit runden Beeren besetzt/ welche
wann sie zeitig werden/ wie eine Woll verfliegen; dieser
wurtzelt besser und fester ein/ als die erste Art/ er wächset
auch höher/ und wird bißweilen an seinem Stamm ein
Hartz/ wie an den Kirschbäumen gefunden/ so warm ist
im andern Grad/ und hat eine Krafft zu reinigen und zu
säubern. Die Rinden von den Albern gekocht/ soll gut
für das Hüfft- und Lendenwehe seyn/ wie Serenus be-
zeuget:

Saepius occultus victa coxendice morbus
Perfurit, & gressus diro languore moratur;
Populus alba dabit medicos de cortice potus.

Die mittelste Rinde davon/ ist gut für den Brand/ der
Safft von den Blättern warm in die Ohren gethan/
stillet derselbigen Schmertzen. Die Alberbrossen zerstos-
sen und mit Hönig vermischt/ vertreiben die Dunckelheit
der Augen angestrichen. Schöne Haar zu ziegeln/ zer-
stöst man die Zäpflein mit Butter/ legt es in einen Topf/
vermacht den wol/ und lässts also 8 Tage stehen/ hernach
setzet mans zum Feuer/ biß der Butter zergehe/ den sey-
het man durch ein sauber leinen Tüchlein in ein reines
Geschirr/ und so offt man das Haupt gewaschen und ab-
getrocknet hat/ schmieret man die Haar mit dieser Sal-
ben/ so werden die Haare davon viel schöner/ wachsen eher
und länger. Die Wolle stillet das Blut/ wie Jonsto-
nus
bezeuget.

[Spaltenumbruch]

Die bekante Salbe/ Populeum genannt/ wird auf
mancherley Arten bereitet: Zu Anfang des Frülings
nimmt man der frischen rothgelblichten Alberbrossen ein
halbes Pfund/ stosst sie wol zu einen Koch/ und vermischt
sie mit frischen Schweinen Schmaltz/ das nicht gesaltzen
ist/ so viel man will/ thut es in ein irrden Geschirr/ und
setzt es in den Keller/ biß daß man nach und nach einsam-
le/ Magenblätter/ Creutzwurtzen/ so die gelben Blumen
trägt/ und die jungen Schoß von den Brombeerstauden
jedes 3 Loth/ stöst alles wol zusammen/ und mischt es mit
der vorigen Materi/ lässt es etliche Tage also erbaitzen/
hernach setzt mans auf eine gelinde Glut/ giesst ein wenig
frischen Wein daran/ und lässet es gemach sieden/ biß al-
le wässerige Feuchten verzehrt ist/ seyhet es dann und be-
hälts. Wann Jemand in hitzigen Fiebern nicht schlaf-
fen kan/ soll man nehmen die Latwergen/ Requies Nico-
lai
genannt/ und mit dieser Salben vermischen/ auf ein
Tüchlein streichen und auf die Schläfe legen. Es wird
auch diese Salbe allein in brennenden Fiebern/ da man
nicht ruhen mag/ auf die Stirne/ Schläfe/ Pülß und
Sohlen geschmiert/ wie Tabernaemontanus schreibet;
diese Salbe auf den Nabel geschmiert/ soll schwitzen
machen.

Dioscorides lehret/ wann man die Rinden des Pap-
pelbaums klein zerschneidet/ sie in wolgedungte Furchen
leget/ darinn man sie (wann es nicht regnet) mit Was-
ser besprengen kan/ bringe sie das Jahr durch gute
Schwammen/ die nicht gifftig noch schädlich sind wie
die andern/ und sind gut zu essen.

Der Aspenbaum wird Tremula und Populus Ly-
bica
genennet/ den ersten Namen hat er von seinen
durch geringe Lufft zitterenden Blättern/ hat noch dunck-
lere Blätter als der schwartze Alberbaum/ auch härter
und rundlichter/ wächset nicht allein bey Wassern/ son-
dern auch sonst in den Wäldern. Jn die Wiesen soll
man weder diesen/ noch die Albern setzen/ weil sie durch
ihren Schatten/ und grosse Wurtzen das Zunehmen des
Grases verhindern. Dioscorides schreibt bey Taber-
naemontano,
wer eine Aspengerten in der Hand trägt/
soll am Wandern nicht müde werden. Der Safft/ so
aus dem Aspen fleusst/ soll die Wärtzen und Zittermähle
vertreiben. Es wächset dieser Baum auch in den Ge-
bürgen/ darum ihn die Welschen Popolo montano nen-
nen/ trägt auch Zapffen/ wie der schwartze Alberbaum/
sein Holtz/ weil es glatt und weiß/ wird von den Drechs-
lern gebraucht. Die Kohlen nimmt man zum Schieß-
pulver; aus der Rinden macht man Fackeln/ weil sie
gern und bald brennen.

P. Adalbertus Tylkowskj de re agraria p. 186.
schreibet: Non esse quicquam serendum, illo triduo,
quo arbor tremula abjicit hybernas suas gemmas
.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Rinde iſt denen gut/ die Blut ſpeyen; die Weidenblaͤt-
ter oder der Safft davon gekocht/ vertreibt die Schup-
pen/ und lindert die Podagriſchen Schmertzen; man
kan ihn auch darfuͤr/ mit Wachs abtreiben und alſo uͤ-
berlegen. Die Blaͤtter ſind gut (wie Dodonæus mel-
det) zu friſchen Wunden/ ſtillen das Blut/ und hefften
zuſammen; in hitzigen Kranckheiten das Gemach/ oder
[Spaltenumbruch] wol gar das Bett mit dieſen Blaͤttern beſtreuet/ tem-
periren ſolche und ziehen ſie aus. Aus den Weiden-
gerten macht man Zungenſchaber fuͤr die Braͤune. Die
Weidenrinden zu Aſchen gebrennt/ in Eſſig eingebaitzt/
und uͤbergelegt/ vertreiben die Waͤrtzen und Huͤneraugen.
Wer von allerhand Sorten der Felber leſen will/ beſehe
D. Jonſton. lib. 9. de arboribus miſcellis Claſſe 4. c. 4.

Cap. CXIV.
Von Albern und Aſpen.
[Spaltenumbruch]

DEr Albern ſind zweyerley Geſchlecht/ und wird
die erſte von den Lateinern Populus alba, die an-
der aber Populus nigra genennet/ iſt auch ein
gemeiner Jnwohner und Zierde der Auen/ hat ſchoͤne lin-
de Blaͤtter/ inwendig mit einer weißlichten Woll uͤber-
zogen/ er kan wie die Felber von ſeinen abgehauenen glat-
ten Stangen an feuchten Orten leicht fortgepflantzet
werden/ gleicher Weiſe wie die Felber. Dieſer Baum
waͤchſet hoch/ wo er behaͤglichen Grund findet/ wurtzelt
aber nicht tieff ein/ daher er von den Sturmwinden offt
Schaden leidet; er waͤchſet ſonſt bald uͤberſich/ hat eine
weiſſe glatte Rinden/ eckichte Blaͤtter/ wie eine Reben/
aber kleiner und fetter/ hat ein weiſſes/ weiches Holtz.

Der ſchwartze hat breite/ oben ſpitzige und etwas
zerkerbte Blaͤtter/ gruͤn und glatte Blaͤtter/ die an langen
Stielen hangen/ ſein Holtz iſt etwas gelblicht und nicht
ſo weiß/ als an dem erſten/ laͤſſt ſich auch wegen ſeiner
Haͤrtigkeit ſchwerlich zerſpalten; ehe dann die Blaͤtter
an den Albern ausſchlagen/ werden erſtlich laͤnglichte
Knoͤpflein wie ein Gerſtenkorn/ doch groͤſſer/ gantz fett
und oͤlicht/ gelblicht an der Farb/ und klebericht/ eines
angenehmen Geruchs/ daraus endlich die Blaͤtter er-
wachſen; in der Apotheken heiſſt man ſie Alberbroſſen.
Auf dieſem Baum wachſen auch (wie Tabernæmonta-
nus
bezeuget) laͤnglichte Zapffen/ nach welchen traͤublich-
te Aeſtlein kommen/ mit runden Beeren beſetzt/ welche
wann ſie zeitig werden/ wie eine Woll verfliegen; dieſer
wurtzelt beſſer und feſter ein/ als die erſte Art/ er waͤchſet
auch hoͤher/ und wird bißweilen an ſeinem Stamm ein
Hartz/ wie an den Kirſchbaͤumen gefunden/ ſo warm iſt
im andern Grad/ und hat eine Krafft zu reinigen und zu
ſaͤubern. Die Rinden von den Albern gekocht/ ſoll gut
fuͤr das Huͤfft- und Lendenwehe ſeyn/ wie Serenus be-
zeuget:

Sæpius occultus victâ coxendice morbus
Perfurit, & greſſus diro languore moratur;
Populus alba dabit medicos de cortice potus.

Die mittelſte Rinde davon/ iſt gut fuͤr den Brand/ der
Safft von den Blaͤttern warm in die Ohren gethan/
ſtillet derſelbigen Schmertzen. Die Alberbroſſen zerſtoſ-
ſen und mit Hoͤnig vermiſcht/ vertreiben die Dunckelheit
der Augen angeſtrichen. Schoͤne Haar zu ziegeln/ zer-
ſtoͤſt man die Zaͤpflein mit Butter/ legt es in einen Topf/
vermacht den wol/ und laͤſſts alſo 8 Tage ſtehen/ hernach
ſetzet mans zum Feuer/ biß der Butter zergehe/ den ſey-
het man durch ein ſauber leinen Tuͤchlein in ein reines
Geſchirꝛ/ und ſo offt man das Haupt gewaſchen und ab-
getrocknet hat/ ſchmieret man die Haar mit dieſer Sal-
ben/ ſo werden die Haare davon viel ſchoͤner/ wachſen eher
und laͤnger. Die Wolle ſtillet das Blut/ wie Jonſto-
nus
bezeuget.

[Spaltenumbruch]

Die bekante Salbe/ Populeum genannt/ wird auf
mancherley Arten bereitet: Zu Anfang des Fruͤlings
nimmt man der friſchen rothgelblichten Alberbroſſen ein
halbes Pfund/ ſtoſſt ſie wol zu einen Koch/ und vermiſcht
ſie mit friſchen Schweinen Schmaltz/ das nicht geſaltzen
iſt/ ſo viel man will/ thut es in ein irꝛden Geſchirꝛ/ und
ſetzt es in den Keller/ biß daß man nach und nach einſam-
le/ Magenblaͤtter/ Creutzwurtzen/ ſo die gelben Blumen
traͤgt/ und die jungen Schoß von den Brombeerſtauden
jedes 3 Loth/ ſtoͤſt alles wol zuſammen/ und miſcht es mit
der vorigen Materi/ laͤſſt es etliche Tage alſo erbaitzen/
hernach ſetzt mans auf eine gelinde Glut/ gieſſt ein wenig
friſchen Wein daran/ und laͤſſet es gemach ſieden/ biß al-
le waͤſſerige Feuchten verzehrt iſt/ ſeyhet es dann und be-
haͤlts. Wann Jemand in hitzigen Fiebern nicht ſchlaf-
fen kan/ ſoll man nehmen die Latwergen/ Requies Nico-
lai
genannt/ und mit dieſer Salben vermiſchen/ auf ein
Tuͤchlein ſtreichen und auf die Schlaͤfe legen. Es wird
auch dieſe Salbe allein in brennenden Fiebern/ da man
nicht ruhen mag/ auf die Stirne/ Schlaͤfe/ Puͤlß und
Sohlen geſchmiert/ wie Tabernæmontanus ſchreibet;
dieſe Salbe auf den Nabel geſchmiert/ ſoll ſchwitzen
machen.

Dioſcorides lehret/ wann man die Rinden des Pap-
pelbaums klein zerſchneidet/ ſie in wolgedungte Furchen
leget/ darinn man ſie (wann es nicht regnet) mit Waſ-
ſer beſprengen kan/ bringe ſie das Jahr durch gute
Schwammen/ die nicht gifftig noch ſchaͤdlich ſind wie
die andern/ und ſind gut zu eſſen.

Der Aſpenbaum wird Tremula und Populus Ly-
bica
genennet/ den erſten Namen hat er von ſeinen
durch geringe Lufft zitterenden Blaͤttern/ hat noch dunck-
lere Blaͤtter als der ſchwartze Alberbaum/ auch haͤrter
und rundlichter/ waͤchſet nicht allein bey Waſſern/ ſon-
dern auch ſonſt in den Waͤldern. Jn die Wieſen ſoll
man weder dieſen/ noch die Albern ſetzen/ weil ſie durch
ihren Schatten/ und groſſe Wurtzen das Zunehmen des
Graſes verhindern. Dioſcorides ſchreibt bey Taber-
næmontano,
wer eine Aſpengerten in der Hand traͤgt/
ſoll am Wandern nicht muͤde werden. Der Safft/ ſo
aus dem Aſpen fleuſſt/ ſoll die Waͤrtzen und Zittermaͤhle
vertreiben. Es waͤchſet dieſer Baum auch in den Ge-
buͤrgen/ darum ihn die Welſchen Popolo montano nen-
nen/ traͤgt auch Zapffen/ wie der ſchwartze Alberbaum/
ſein Holtz/ weil es glatt und weiß/ wird von den Drechs-
lern gebraucht. Die Kohlen nimmt man zum Schieß-
pulver; aus der Rinden macht man Fackeln/ weil ſie
gern und bald brennen.

P. Adalbertus Tylkowskj de re agrariâ p. 186.
ſchreibet: Non eſſe quicquam ſerendum, illo triduo,
quo arbor tremula abjicit hybernas ſuas gemmas
.

Cap.
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[554/0572] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Rinde iſt denen gut/ die Blut ſpeyen; die Weidenblaͤt- ter oder der Safft davon gekocht/ vertreibt die Schup- pen/ und lindert die Podagriſchen Schmertzen; man kan ihn auch darfuͤr/ mit Wachs abtreiben und alſo uͤ- berlegen. Die Blaͤtter ſind gut (wie Dodonæus mel- det) zu friſchen Wunden/ ſtillen das Blut/ und hefften zuſammen; in hitzigen Kranckheiten das Gemach/ oder wol gar das Bett mit dieſen Blaͤttern beſtreuet/ tem- periren ſolche und ziehen ſie aus. Aus den Weiden- gerten macht man Zungenſchaber fuͤr die Braͤune. Die Weidenrinden zu Aſchen gebrennt/ in Eſſig eingebaitzt/ und uͤbergelegt/ vertreiben die Waͤrtzen und Huͤneraugen. Wer von allerhand Sorten der Felber leſen will/ beſehe D. Jonſton. lib. 9. de arboribus miſcellis Claſſe 4. c. 4. Cap. CXIV. Von Albern und Aſpen. DEr Albern ſind zweyerley Geſchlecht/ und wird die erſte von den Lateinern Populus alba, die an- der aber Populus nigra genennet/ iſt auch ein gemeiner Jnwohner und Zierde der Auen/ hat ſchoͤne lin- de Blaͤtter/ inwendig mit einer weißlichten Woll uͤber- zogen/ er kan wie die Felber von ſeinen abgehauenen glat- ten Stangen an feuchten Orten leicht fortgepflantzet werden/ gleicher Weiſe wie die Felber. Dieſer Baum waͤchſet hoch/ wo er behaͤglichen Grund findet/ wurtzelt aber nicht tieff ein/ daher er von den Sturmwinden offt Schaden leidet; er waͤchſet ſonſt bald uͤberſich/ hat eine weiſſe glatte Rinden/ eckichte Blaͤtter/ wie eine Reben/ aber kleiner und fetter/ hat ein weiſſes/ weiches Holtz. Der ſchwartze hat breite/ oben ſpitzige und etwas zerkerbte Blaͤtter/ gruͤn und glatte Blaͤtter/ die an langen Stielen hangen/ ſein Holtz iſt etwas gelblicht und nicht ſo weiß/ als an dem erſten/ laͤſſt ſich auch wegen ſeiner Haͤrtigkeit ſchwerlich zerſpalten; ehe dann die Blaͤtter an den Albern ausſchlagen/ werden erſtlich laͤnglichte Knoͤpflein wie ein Gerſtenkorn/ doch groͤſſer/ gantz fett und oͤlicht/ gelblicht an der Farb/ und klebericht/ eines angenehmen Geruchs/ daraus endlich die Blaͤtter er- wachſen; in der Apotheken heiſſt man ſie Alberbroſſen. Auf dieſem Baum wachſen auch (wie Tabernæmonta- nus bezeuget) laͤnglichte Zapffen/ nach welchen traͤublich- te Aeſtlein kommen/ mit runden Beeren beſetzt/ welche wann ſie zeitig werden/ wie eine Woll verfliegen; dieſer wurtzelt beſſer und feſter ein/ als die erſte Art/ er waͤchſet auch hoͤher/ und wird bißweilen an ſeinem Stamm ein Hartz/ wie an den Kirſchbaͤumen gefunden/ ſo warm iſt im andern Grad/ und hat eine Krafft zu reinigen und zu ſaͤubern. Die Rinden von den Albern gekocht/ ſoll gut fuͤr das Huͤfft- und Lendenwehe ſeyn/ wie Serenus be- zeuget: Sæpius occultus victâ coxendice morbus Perfurit, & greſſus diro languore moratur; Populus alba dabit medicos de cortice potus. Die mittelſte Rinde davon/ iſt gut fuͤr den Brand/ der Safft von den Blaͤttern warm in die Ohren gethan/ ſtillet derſelbigen Schmertzen. Die Alberbroſſen zerſtoſ- ſen und mit Hoͤnig vermiſcht/ vertreiben die Dunckelheit der Augen angeſtrichen. Schoͤne Haar zu ziegeln/ zer- ſtoͤſt man die Zaͤpflein mit Butter/ legt es in einen Topf/ vermacht den wol/ und laͤſſts alſo 8 Tage ſtehen/ hernach ſetzet mans zum Feuer/ biß der Butter zergehe/ den ſey- het man durch ein ſauber leinen Tuͤchlein in ein reines Geſchirꝛ/ und ſo offt man das Haupt gewaſchen und ab- getrocknet hat/ ſchmieret man die Haar mit dieſer Sal- ben/ ſo werden die Haare davon viel ſchoͤner/ wachſen eher und laͤnger. Die Wolle ſtillet das Blut/ wie Jonſto- nus bezeuget. Die bekante Salbe/ Populeum genannt/ wird auf mancherley Arten bereitet: Zu Anfang des Fruͤlings nimmt man der friſchen rothgelblichten Alberbroſſen ein halbes Pfund/ ſtoſſt ſie wol zu einen Koch/ und vermiſcht ſie mit friſchen Schweinen Schmaltz/ das nicht geſaltzen iſt/ ſo viel man will/ thut es in ein irꝛden Geſchirꝛ/ und ſetzt es in den Keller/ biß daß man nach und nach einſam- le/ Magenblaͤtter/ Creutzwurtzen/ ſo die gelben Blumen traͤgt/ und die jungen Schoß von den Brombeerſtauden jedes 3 Loth/ ſtoͤſt alles wol zuſammen/ und miſcht es mit der vorigen Materi/ laͤſſt es etliche Tage alſo erbaitzen/ hernach ſetzt mans auf eine gelinde Glut/ gieſſt ein wenig friſchen Wein daran/ und laͤſſet es gemach ſieden/ biß al- le waͤſſerige Feuchten verzehrt iſt/ ſeyhet es dann und be- haͤlts. Wann Jemand in hitzigen Fiebern nicht ſchlaf- fen kan/ ſoll man nehmen die Latwergen/ Requies Nico- lai genannt/ und mit dieſer Salben vermiſchen/ auf ein Tuͤchlein ſtreichen und auf die Schlaͤfe legen. Es wird auch dieſe Salbe allein in brennenden Fiebern/ da man nicht ruhen mag/ auf die Stirne/ Schlaͤfe/ Puͤlß und Sohlen geſchmiert/ wie Tabernæmontanus ſchreibet; dieſe Salbe auf den Nabel geſchmiert/ ſoll ſchwitzen machen. Dioſcorides lehret/ wann man die Rinden des Pap- pelbaums klein zerſchneidet/ ſie in wolgedungte Furchen leget/ darinn man ſie (wann es nicht regnet) mit Waſ- ſer beſprengen kan/ bringe ſie das Jahr durch gute Schwammen/ die nicht gifftig noch ſchaͤdlich ſind wie die andern/ und ſind gut zu eſſen. Der Aſpenbaum wird Tremula und Populus Ly- bica genennet/ den erſten Namen hat er von ſeinen durch geringe Lufft zitterenden Blaͤttern/ hat noch dunck- lere Blaͤtter als der ſchwartze Alberbaum/ auch haͤrter und rundlichter/ waͤchſet nicht allein bey Waſſern/ ſon- dern auch ſonſt in den Waͤldern. Jn die Wieſen ſoll man weder dieſen/ noch die Albern ſetzen/ weil ſie durch ihren Schatten/ und groſſe Wurtzen das Zunehmen des Graſes verhindern. Dioſcorides ſchreibt bey Taber- næmontano, wer eine Aſpengerten in der Hand traͤgt/ ſoll am Wandern nicht muͤde werden. Der Safft/ ſo aus dem Aſpen fleuſſt/ ſoll die Waͤrtzen und Zittermaͤhle vertreiben. Es waͤchſet dieſer Baum auch in den Ge- buͤrgen/ darum ihn die Welſchen Popolo montano nen- nen/ traͤgt auch Zapffen/ wie der ſchwartze Alberbaum/ ſein Holtz/ weil es glatt und weiß/ wird von den Drechs- lern gebraucht. Die Kohlen nimmt man zum Schieß- pulver; aus der Rinden macht man Fackeln/ weil ſie gern und bald brennen. P. Adalbertus Tylkowskj de re agrariâ p. 186. ſchreibet: Non eſſe quicquam ſerendum, illo triduo, quo arbor tremula abjicit hybernas ſuas gemmas. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/572>, abgerufen am 22.11.2024.