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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. XVI.
Von Besuchung der Marckstein.
[Spaltenumbruch]

SEithero nach verwichenem oder vielmehr Poeti-
schen niemals gewesenen Aureo Saeculo, das
Jus omnium in omnia, da alles gemein gewesen/
und Niemand kein Eigenthum gehabt/ durch der gewal-
tigen und boßhafftigen Leute Frevel und Muthwillen
aufgehebt/ und Jedem sein Eigenthum (Fried und Ei-
nigkeit zu erhalten) ist zugetheilt worden/ hat die Noth-
wendigkeit der Marckscheidungen & distinctiones Fi-
nium
auch mit angefangen. Und ob wol bey etlichen Bar-
barischen Völckern Tartarn und Arabern noch bräuch-
lich/ daß sie Horden- und Hauffenweise ihre Zelten von
einem Feld/ von einer Weide/ und von einer Gegend in
die andere versetzen; so wird doch bey den übrigen civi-
lisi
rten Nationen bessere und schönere Ordnung gehal-
ten/ indem Jeder sein Eigenthum von des Nachbars
Gut unterschieden hat/ dardurch man/ wer nachlässig
oder embsig/ wer seinen Gütern wol oder übel vorstehet/
leichtlich verspührt/ wer übel hauset die Obrigkeitliche
Straff/ und dem/ der einen guten Wirth abgiebt/ sein
verdientes Lob nicht kan entzogen werden.

Die Wälder werden so wol durch Stein/ als
Bäume unterschiedlich gemerckt; weil aber die Bäu-
me manchesmal böse untreue Leute weghauen/ der
Wind umreisset/ oder sonst/ nach überstandener langer
Zeit/ endlich derselbigen weichen/ faulen und fallen müs-
sen; als haben etliche neben diesen Marckbäumen/ dar-
aus man entweder ein Stuck Rinden geschnitten/ oder
[Spaltenumbruch] sie sonst mit einem gewissen Marck gemerckt und gezeich-
net hat/ auch Steine zu setzen gepflegt.

Zu Merckung der Grentzen wird bey wolbestellten
Herrschafften eine Mappa des gantzen Umkreyses auf
Papier entworffen/ und nachdem sie etwan an Land-
strassen/ Berge/ Thal/ Flüsse/ Bäche/ Teiche/ Dörffer/
Häuser und dergleichen hin und wieder anreinen/ wird
alles beschrieben/ und wo es sonst mit andern daran
anstossenden Gehöltzen angrentzet/ daselbst mit Steinen
und Bäumen ausgemercket. Diese Grentzen nun/ wer-
den jährlich von denen darzu bestellten Beamten/ zu ge-
wissen Zeiten/ zwischen der Fastnacht und S. Johannis
Baptistoe/ besucht/ und da was unrichtiges sich ereignet/
solches angemeldet.

Bey etlichen Herrschafften ist dieser gute Gebrauch/
daß alle drey Jahr aus allen nächst umgelegenen und
anreinenden Dorffschafften alte und junge Leute dahin
gebracht/ die Marck mit Fleiß besichtigt/ was unkennt-
lich/ verdorben oder verruckt/ verneuret und wieder zu
recht gesetzt/ damit Alt und Junge dieses ins Gedächt-
nis fasse und künfftig davon Zeugnis geben möge.

Welche muthwillig einen Marckstein ausgraben/
oder einen Marckbaum umhauen/ und dessen überwie-
sen sind/ werden mit scharffer Straff billich belegt/ wie
auch so wol die Bediente/ als die Unterthanen/ die von
Vertilgung oder Verwandlung der Marckzeichen wis-
sen/ und solches über acht Tage anzuzeigen unterlassen
hätten.

Cap. XVII.
Vom Bauholtz.
[Spaltenumbruch]

WO eine Herrschafft mit überflüssigem Bauholtz
in ihren Wäldern nicht versehen/ daselbst wird
den Unterthanen/ die bauen wollen/ auferlegt/
sich an fremden/ nächsten benachbarten Orten damit zu
versehen; wo man aber dessen keinen Abgang hat/ wird
das Gegentheil beobachtet/ doch dergestalt limitirt/ daß/
wo man Stein haben kan/ man des Holtzes so viel mög-
lich verschonen solle/ nicht allzugrosse Dachstüle und Ge-
bäu/ die viel Holtz fressen/ anzufangen. Wann aber ja
die Unterthanen Bauholtz haben müssen/ soll die Noht-
durfft und Unentbehrligkeit ihres Vorhabens erstlich
durch die Beamten betrachtet und besichtiget/ ihr Be-
gehren/ ob sie nicht mit wenigerm auskommen möchten/
bedacht/ was für Holtz/ und wie viel sie begehren/ ob
mans zu Schwellen/ Balcken/ Durchzügen/ Rigeln/
Drämen oder Latten bedörffe/ an welchen Orten der
Wälder; und ob es ohne Verwüstung und Beschädi-
gung des Holtzes und der Gejaider wol seyn könne/ und
wie viel es beyläuffig kosten möge/ ob der Unterthan zu
bezahlen habe/ ein guter Wirth und fleissiger Haushal-
ter seye; wann man nun befindet/ daß es nothwendig
und rathsam sey/ dem Unterthan in sein Begehren einzu-
willigen/ wird ihm das Bauholtz nach gemachtem Kauff
angewiesen und ausgezeichnet.

[Spaltenumbruch]

Damit aber das Bauholtz desto beständiger und
langwühriger seye/ auch desto weniger wurmicht/ faul
und anbrüchig werde/ soll es von Egidi/ das ist/ vom
Anfang des Septembers an/ biß zu Anfang des Mar-
tii/ im abnehmenden Monden gefällt/ und innerhalb
nächst drauf folgender sechs Wochen/ damit die Plätze
oder Schläge geraumet/ bey verlieren desselbigen Hol-
tzes/ weggeführet werden/ es wäre dann wegen Regen/
Schnee und anderer erheblichen Ursachen halber eine
Unmöglichkeit. So wird auch denen Unterthanen eine
gewisse Zeit/ mit geraumer Zielsetzung bestimmt/ auch
dieselbe bey Einschreibung des Zimmerholtzes vorge-
zeichnet/ wann das vorgewandte und nothwendig be-
fundene Gebäue solle verfärtigt seyn/ damit nicht aus
liederlicher Fahrlässigkeit böser Haushalter/ das Holtz
unnützlich verfaule/ oder zu Scheitern gehackt und ver-
brennt/ oder wol gar weiter auf fremde Hand verkaufft
werde/ welches so wol dem Unterthan und seinen Erben
selbst/ als auch Herrschafft und dem Forst einen grossen
Schaden verursachet.

Daher auch eine löbliche Ordnung ist/ auf der Un-
terthanen Gebäue/ von Obrigkeits wegen/ Obsicht zu hal-
ten/ ob sie bey gutem Bauwesen/ mit Fach und Dach
gehalten sind/ und da etwas zu bessern/ daß es bey Zeiten

geschehe/
D d d d ij
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. XVI.
Von Beſuchung der Marckſtein.
[Spaltenumbruch]

SEithero nach verwichenem oder vielmehr Poëti-
ſchen niemals geweſenen Aureo Sæculo, das
Jus omnium in omnia, da alles gemein geweſen/
und Niemand kein Eigenthum gehabt/ durch der gewal-
tigen und boßhafftigen Leute Frevel und Muthwillen
aufgehebt/ und Jedem ſein Eigenthum (Fried und Ei-
nigkeit zu erhalten) iſt zugetheilt worden/ hat die Noth-
wendigkeit der Marckſcheidungen & diſtinctiones Fi-
nium
auch mit angefangen. Und ob wol bey etlichen Bar-
bariſchen Voͤlckern Tartarn und Arabern noch braͤuch-
lich/ daß ſie Horden- und Hauffenweiſe ihre Zelten von
einem Feld/ von einer Weide/ und von einer Gegend in
die andere verſetzen; ſo wird doch bey den uͤbrigen civi-
liſi
rten Nationen beſſere und ſchoͤnere Ordnung gehal-
ten/ indem Jeder ſein Eigenthum von des Nachbars
Gut unterſchieden hat/ dardurch man/ wer nachlaͤſſig
oder embſig/ wer ſeinen Guͤtern wol oder uͤbel vorſtehet/
leichtlich verſpuͤhrt/ wer uͤbel hauſet die Obrigkeitliche
Straff/ und dem/ der einen guten Wirth abgiebt/ ſein
verdientes Lob nicht kan entzogen werden.

Die Waͤlder werden ſo wol durch Stein/ als
Baͤume unterſchiedlich gemerckt; weil aber die Baͤu-
me manchesmal boͤſe untreue Leute weghauen/ der
Wind umreiſſet/ oder ſonſt/ nach uͤberſtandener langer
Zeit/ endlich derſelbigen weichen/ faulen und fallen muͤſ-
ſen; als haben etliche neben dieſen Marckbaͤumen/ dar-
aus man entweder ein Stuck Rinden geſchnitten/ oder
[Spaltenumbruch] ſie ſonſt mit einem gewiſſen Marck gemerckt und gezeich-
net hat/ auch Steine zu ſetzen gepflegt.

Zu Merckung der Grentzen wird bey wolbeſtellten
Herꝛſchafften eine Mappa des gantzen Umkreyſes auf
Papier entworffen/ und nachdem ſie etwan an Land-
ſtraſſen/ Berge/ Thal/ Fluͤſſe/ Baͤche/ Teiche/ Doͤrffer/
Haͤuſer und dergleichen hin und wieder anreinen/ wird
alles beſchrieben/ und wo es ſonſt mit andern daran
anſtoſſenden Gehoͤltzen angrentzet/ daſelbſt mit Steinen
und Baͤumen ausgemercket. Dieſe Grentzen nun/ wer-
den jaͤhrlich von denen darzu beſtellten Beamten/ zu ge-
wiſſen Zeiten/ zwiſchen der Faſtnacht und S. Johannis
Baptiſtœ/ beſucht/ und da was unrichtiges ſich ereignet/
ſolches angemeldet.

Bey etlichen Herꝛſchafften iſt dieſer gute Gebrauch/
daß alle drey Jahr aus allen naͤchſt umgelegenen und
anreinenden Dorffſchafften alte und junge Leute dahin
gebracht/ die Marck mit Fleiß beſichtigt/ was unkennt-
lich/ verdorben oder verruckt/ verneuret und wieder zu
recht geſetzt/ damit Alt und Junge dieſes ins Gedaͤcht-
nis faſſe und kuͤnfftig davon Zeugnis geben moͤge.

Welche muthwillig einen Marckſtein ausgraben/
oder einen Marckbaum umhauen/ und deſſen uͤberwie-
ſen ſind/ werden mit ſcharffer Straff billich belegt/ wie
auch ſo wol die Bediente/ als die Unterthanen/ die von
Vertilgung oder Verwandlung der Marckzeichen wiſ-
ſen/ und ſolches uͤber acht Tage anzuzeigen unterlaſſen
haͤtten.

Cap. XVII.
Vom Bauholtz.
[Spaltenumbruch]

WO eine Herꝛſchafft mit uͤberfluͤſſigem Bauholtz
in ihren Waͤldern nicht verſehen/ daſelbſt wird
den Unterthanen/ die bauen wollen/ auferlegt/
ſich an fremden/ naͤchſten benachbarten Orten damit zu
verſehen; wo man aber deſſen keinen Abgang hat/ wird
das Gegentheil beobachtet/ doch dergeſtalt limitirt/ daß/
wo man Stein haben kan/ man des Holtzes ſo viel moͤg-
lich verſchonen ſolle/ nicht allzugroſſe Dachſtuͤle und Ge-
baͤu/ die viel Holtz freſſen/ anzufangen. Wann aber ja
die Unterthanen Bauholtz haben muͤſſen/ ſoll die Noht-
durfft und Unentbehrligkeit ihres Vorhabens erſtlich
durch die Beamten betrachtet und beſichtiget/ ihr Be-
gehren/ ob ſie nicht mit wenigerm auskommen moͤchten/
bedacht/ was fuͤr Holtz/ und wie viel ſie begehren/ ob
mans zu Schwellen/ Balcken/ Durchzuͤgen/ Rigeln/
Draͤmen oder Latten bedoͤrffe/ an welchen Orten der
Waͤlder; und ob es ohne Verwuͤſtung und Beſchaͤdi-
gung des Holtzes und der Gejaider wol ſeyn koͤnne/ und
wie viel es beylaͤuffig koſten moͤge/ ob der Unterthan zu
bezahlen habe/ ein guter Wirth und fleiſſiger Haushal-
ter ſeye; wann man nun befindet/ daß es nothwendig
und rathſam ſey/ dem Unterthan in ſein Begehren einzu-
willigen/ wird ihm das Bauholtz nach gemachtem Kauff
angewieſen und ausgezeichnet.

[Spaltenumbruch]

Damit aber das Bauholtz deſto beſtaͤndiger und
langwuͤhriger ſeye/ auch deſto weniger wurmicht/ faul
und anbruͤchig werde/ ſoll es von Egidi/ das iſt/ vom
Anfang des Septembers an/ biß zu Anfang des Mar-
tii/ im abnehmenden Monden gefaͤllt/ und innerhalb
naͤchſt drauf folgender ſechs Wochen/ damit die Plaͤtze
oder Schlaͤge geraumet/ bey verlieren deſſelbigen Hol-
tzes/ weggefuͤhret werden/ es waͤre dann wegen Regen/
Schnee und anderer erheblichen Urſachen halber eine
Unmoͤglichkeit. So wird auch denen Unterthanen eine
gewiſſe Zeit/ mit geraumer Zielſetzung beſtimmt/ auch
dieſelbe bey Einſchreibung des Zimmerholtzes vorge-
zeichnet/ wann das vorgewandte und nothwendig be-
fundene Gebaͤue ſolle verfaͤrtigt ſeyn/ damit nicht aus
liederlicher Fahrlaͤſſigkeit boͤſer Haushalter/ das Holtz
unnuͤtzlich verfaule/ oder zu Scheitern gehackt und ver-
brennt/ oder wol gar weiter auf fremde Hand verkaufft
werde/ welches ſo wol dem Unterthan und ſeinen Erben
ſelbſt/ als auch Herꝛſchafft und dem Forſt einen groſſen
Schaden verurſachet.

Daher auch eine loͤbliche Ordnung iſt/ auf der Un-
terthanen Gebaͤue/ von Obrigkeits wegen/ Obſicht zu hal-
ten/ ob ſie bey gutem Bauweſen/ mit Fach und Dach
gehalten ſind/ und da etwas zu beſſern/ daß es bey Zeiten

geſchehe/
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[579/0597] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. Cap. XVI. Von Beſuchung der Marckſtein. SEithero nach verwichenem oder vielmehr Poëti- ſchen niemals geweſenen Aureo Sæculo, das Jus omnium in omnia, da alles gemein geweſen/ und Niemand kein Eigenthum gehabt/ durch der gewal- tigen und boßhafftigen Leute Frevel und Muthwillen aufgehebt/ und Jedem ſein Eigenthum (Fried und Ei- nigkeit zu erhalten) iſt zugetheilt worden/ hat die Noth- wendigkeit der Marckſcheidungen & diſtinctiones Fi- nium auch mit angefangen. Und ob wol bey etlichen Bar- bariſchen Voͤlckern Tartarn und Arabern noch braͤuch- lich/ daß ſie Horden- und Hauffenweiſe ihre Zelten von einem Feld/ von einer Weide/ und von einer Gegend in die andere verſetzen; ſo wird doch bey den uͤbrigen civi- liſirten Nationen beſſere und ſchoͤnere Ordnung gehal- ten/ indem Jeder ſein Eigenthum von des Nachbars Gut unterſchieden hat/ dardurch man/ wer nachlaͤſſig oder embſig/ wer ſeinen Guͤtern wol oder uͤbel vorſtehet/ leichtlich verſpuͤhrt/ wer uͤbel hauſet die Obrigkeitliche Straff/ und dem/ der einen guten Wirth abgiebt/ ſein verdientes Lob nicht kan entzogen werden. Die Waͤlder werden ſo wol durch Stein/ als Baͤume unterſchiedlich gemerckt; weil aber die Baͤu- me manchesmal boͤſe untreue Leute weghauen/ der Wind umreiſſet/ oder ſonſt/ nach uͤberſtandener langer Zeit/ endlich derſelbigen weichen/ faulen und fallen muͤſ- ſen; als haben etliche neben dieſen Marckbaͤumen/ dar- aus man entweder ein Stuck Rinden geſchnitten/ oder ſie ſonſt mit einem gewiſſen Marck gemerckt und gezeich- net hat/ auch Steine zu ſetzen gepflegt. Zu Merckung der Grentzen wird bey wolbeſtellten Herꝛſchafften eine Mappa des gantzen Umkreyſes auf Papier entworffen/ und nachdem ſie etwan an Land- ſtraſſen/ Berge/ Thal/ Fluͤſſe/ Baͤche/ Teiche/ Doͤrffer/ Haͤuſer und dergleichen hin und wieder anreinen/ wird alles beſchrieben/ und wo es ſonſt mit andern daran anſtoſſenden Gehoͤltzen angrentzet/ daſelbſt mit Steinen und Baͤumen ausgemercket. Dieſe Grentzen nun/ wer- den jaͤhrlich von denen darzu beſtellten Beamten/ zu ge- wiſſen Zeiten/ zwiſchen der Faſtnacht und S. Johannis Baptiſtœ/ beſucht/ und da was unrichtiges ſich ereignet/ ſolches angemeldet. Bey etlichen Herꝛſchafften iſt dieſer gute Gebrauch/ daß alle drey Jahr aus allen naͤchſt umgelegenen und anreinenden Dorffſchafften alte und junge Leute dahin gebracht/ die Marck mit Fleiß beſichtigt/ was unkennt- lich/ verdorben oder verruckt/ verneuret und wieder zu recht geſetzt/ damit Alt und Junge dieſes ins Gedaͤcht- nis faſſe und kuͤnfftig davon Zeugnis geben moͤge. Welche muthwillig einen Marckſtein ausgraben/ oder einen Marckbaum umhauen/ und deſſen uͤberwie- ſen ſind/ werden mit ſcharffer Straff billich belegt/ wie auch ſo wol die Bediente/ als die Unterthanen/ die von Vertilgung oder Verwandlung der Marckzeichen wiſ- ſen/ und ſolches uͤber acht Tage anzuzeigen unterlaſſen haͤtten. Cap. XVII. Vom Bauholtz. WO eine Herꝛſchafft mit uͤberfluͤſſigem Bauholtz in ihren Waͤldern nicht verſehen/ daſelbſt wird den Unterthanen/ die bauen wollen/ auferlegt/ ſich an fremden/ naͤchſten benachbarten Orten damit zu verſehen; wo man aber deſſen keinen Abgang hat/ wird das Gegentheil beobachtet/ doch dergeſtalt limitirt/ daß/ wo man Stein haben kan/ man des Holtzes ſo viel moͤg- lich verſchonen ſolle/ nicht allzugroſſe Dachſtuͤle und Ge- baͤu/ die viel Holtz freſſen/ anzufangen. Wann aber ja die Unterthanen Bauholtz haben muͤſſen/ ſoll die Noht- durfft und Unentbehrligkeit ihres Vorhabens erſtlich durch die Beamten betrachtet und beſichtiget/ ihr Be- gehren/ ob ſie nicht mit wenigerm auskommen moͤchten/ bedacht/ was fuͤr Holtz/ und wie viel ſie begehren/ ob mans zu Schwellen/ Balcken/ Durchzuͤgen/ Rigeln/ Draͤmen oder Latten bedoͤrffe/ an welchen Orten der Waͤlder; und ob es ohne Verwuͤſtung und Beſchaͤdi- gung des Holtzes und der Gejaider wol ſeyn koͤnne/ und wie viel es beylaͤuffig koſten moͤge/ ob der Unterthan zu bezahlen habe/ ein guter Wirth und fleiſſiger Haushal- ter ſeye; wann man nun befindet/ daß es nothwendig und rathſam ſey/ dem Unterthan in ſein Begehren einzu- willigen/ wird ihm das Bauholtz nach gemachtem Kauff angewieſen und ausgezeichnet. Damit aber das Bauholtz deſto beſtaͤndiger und langwuͤhriger ſeye/ auch deſto weniger wurmicht/ faul und anbruͤchig werde/ ſoll es von Egidi/ das iſt/ vom Anfang des Septembers an/ biß zu Anfang des Mar- tii/ im abnehmenden Monden gefaͤllt/ und innerhalb naͤchſt drauf folgender ſechs Wochen/ damit die Plaͤtze oder Schlaͤge geraumet/ bey verlieren deſſelbigen Hol- tzes/ weggefuͤhret werden/ es waͤre dann wegen Regen/ Schnee und anderer erheblichen Urſachen halber eine Unmoͤglichkeit. So wird auch denen Unterthanen eine gewiſſe Zeit/ mit geraumer Zielſetzung beſtimmt/ auch dieſelbe bey Einſchreibung des Zimmerholtzes vorge- zeichnet/ wann das vorgewandte und nothwendig be- fundene Gebaͤue ſolle verfaͤrtigt ſeyn/ damit nicht aus liederlicher Fahrlaͤſſigkeit boͤſer Haushalter/ das Holtz unnuͤtzlich verfaule/ oder zu Scheitern gehackt und ver- brennt/ oder wol gar weiter auf fremde Hand verkaufft werde/ welches ſo wol dem Unterthan und ſeinen Erben ſelbſt/ als auch Herꝛſchafft und dem Forſt einen groſſen Schaden verurſachet. Daher auch eine loͤbliche Ordnung iſt/ auf der Un- terthanen Gebaͤue/ von Obrigkeits wegen/ Obſicht zu hal- ten/ ob ſie bey gutem Bauweſen/ mit Fach und Dach gehalten ſind/ und da etwas zu beſſern/ daß es bey Zeiten geſchehe/ ❁ D d d d ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/597>, abgerufen am 21.11.2024.