Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] darzu ausgesehen hat) aufpassen; theils Jäger nehmen
zwey Röhr zu sich/ das eine am Rucken mit einem Rie-
men angehenckt/ das andere über den Nacken/ imfall
das Schwein vom ersten Schuß nicht bliebe/ alsobald
mit dem andern fertig zu seyn/ demselbigen die Flucht
damit zu benehmen.

Die Franzosen hetzen wol auch die wilden Schwei-
ne mit den Chiens Courans, ist aber/ wie oben gemel-
det/ kostbar/ mühsam/ und wegen allerhand Zufälle/
gefährlich.

[Spaltenumbruch]

Nicht weniger wird ihnen auch mit Selb-geschossen
und Fallbäumen nachgestellt/ weil es aber mißlich da-
mit/ und solches Unglück aus Unvorsichtigkeit wol einen
Menschen/ oder sonst ein anders nutzliches Thier (dem
es nicht vermeynt worden) treffen möchte/ ist es in Un-
serer Lands-Fürstlichen Jäger-Ordnung/ mit gutem
Fug/ allerhand Unglücks-Fälle/ aufs beste/ als immer
möglich/ zu praecaviren/ verbotten und aufgehebt wor-
den.

Cap. LXII.
Von den Dännhirschen/ Reenthieren und Elend.
[Spaltenumbruch]

DEr Dammhirsch wird bey den Latinern Dama
vulgaris
und Platyceros, wegen seines breiten
Geweyhes genennet/ in diesen Ländern wird er
allein in den grossen Thiergärten und Stadtgräben er-
halten/ weil es in unsern Wäldern dergleichen nicht gibt;
Jn der Schweitz aber/ als bey Lucern/ wie Gesnerus in
seinem grossen Thierbuch bezeuget/ werden sie offt und
viel in den Wäldern gefangen/ sein Faisch/ wie Aristo-
teles
saget/ gestocke sich nicht/ er soll als ein forchtsam
Thier keine Galle haben.

Sie sind mittelmässig unter den Hirschen und Re-
hen/ grösser dann diese/ und kleiner dann jene/ sind zwey-
erley Farben/ etliche weiß/ und etliche rothgelblicht mit
weissen Flecklein/ sein Geweyhe ist grösser/ breiter und
schwerer als eines Hirschen. Jn Franckreich muß man
sie ohne Zweifel auch in den Wäldern finden/ dann Ga-
ston de Foix, Seigneur du Ru,
unter dem Namen la
Chasse du Roy Phoebus
vermeldet/ daß sie mit den Chi-
ens Courans
gehetzt werden/ wie die Hirschen/ er hat einen
längern Schweiff/ als ein Hirsch/ sie setzen ihre Jungen
mehrentheils zu Ende des Maymonats; hat sonst fast mit
den Hirschen gleiche Eigenschafft/ ausser/ daß er später in
die Brunst tritt/ und wann der Hirsch schon über 14 Tage
darinnen gewesen/ macht er erstlich seinen Anfang; Man
spühret seiner Fahrt nach/ wo er wild ist/ allermassen wie
dem Hirschen/ lässet auch gleichfalls/ nachdem er Weide
hat/ unterschiedliche Geloß/ wann ihn die Hunde verfolgen/
dauret er nicht so lang als die Hirschen/ begiebt sich auch
in die Wasser/ aber nicht in so grosse und schnellfliessende/
hat keine so starcke Stimm in der Brunst/ als der Hirsch/
und verschluckt die Stimme gleichsam in der Gurgel;
Hirschen und Dämlein haben einander nicht lieb/ und
wo sich eines aufhält/ daselbst weichet das andere; das
Jägerrecht von den Dämlein ist den Jagthunden viel
angenehmer/ als von den Hirschen/ Zweifelsohne/ weil
sein Wildpret milder und lieblicher zu essen ist/ es wird
in Saltz und Kranwethbeer eingemacht und lang behal-
ten/ wie das Hirschen- und Schweinen-Wildpret;
die Dähnlein halten sich gern auf an trockenen Gegen-
den/ und gehen Schaarweise/ ausser vom Ende des
May an/ biß zu Ende des Augusti, aus Furcht der Flie-
gen und Bremen/ suchen sie dicke Gebüsche/ sie sind gern
in erhöhten Ländern/ wo es Thal und kleine Gebürge
giebt.

Jn unsern Oesterreichischen Ländern werden sie al-
lein in gesperrten Thiergärten erhalten/ da sie sich jähr-
lich wol mehren/ im Winter muß man sie mit Heu und
[Spaltenumbruch] anderer Fütterey versehen; ist ein schönes und holdseli-
ges Thier.

Wiewol diese zwey folgende Thiere in unsern Teut-
schen Ländern nicht/ sondern nur in den Mitternächti-
schen Provinzen/ Norwegen/ Lappland gefunden wer-
den; habe ich/ weil sie auch eine Art von Hirschen sind/
dennoch allhier ihrer einige Anregung thun wollen.

Die ersten heissen die Lappones Hercki oder Pu-
atze,
die Schweden Rheen, und die Teutschen Reen-
thier/ ist grösser und stärcker als ein Hirsch/ sonderlich am
Leib/ aber an Beinen etwas niederer/ das Geweyhe
hat zwey hohe Stangen/ wie an den Hirschen/ mit vie-
len Zincken/ daran doch unten zwey/ bißweilen auch nur
ein Ast vorwärts für die Augen heraus gebogen ist/ die
Weiblein sind gleichfalls damit bewaffnet/ sind aber die
Geweyhe kleiner. Jst sonst ein wildes Thier/ und
wird in Lappland in grosser Menge angetroffen/ viel aber
sind von den Lappen gezähmet/ und werden die zahmen
Weiblein von den wilden Männlein bißweilen besaa-
met/ daraus eine dritte Art entspringet/ die stärcker und
zu dem Schlitten bequemer sind; im Herbst um S.
Matthoei tretten sie in die Brunst/ tragen 40 Wochen/
und gebären meistens im Anfang des Mayen nur allzeit
ein Junges/ die Galten werden so fett/ als wären sie
gemästet/ und diese schlachten sie zur Speise.

Der Kälber Farb ist erstlich roth und geel vermischt/
hernach ändert es sich und wird schwärtzlicht/ im vierten
Jahr erlangen sie ihre rechte Stärcke und Grösse/ die
man in Schlitten braucht/ werden alle verschnitten/
wann sie das erste Jahr erreichen; sind eines sehr ge-
schwinden Lauffs/ daß sie in einem Tag 10 und 12 Mei-
len über den Schnee lauffen können; zu 200 Weiblein
nehmen sie wegen der Zucht kaum 40 Männlein/ die
Weiblein werden von Weib und Mann gemolcken/
aber des Tags nur einmal/ ihre Milch ist dick/ und näh-
ret sehr wol/ davon kochen die Lappen/ oder machen
Käse davon/ die sind fetter und ölichter Eigenschafft/
aber Butter mögen sie nicht daraus machen/ wiewol es
offt versucht worden/ doch lassen sie die Milch in einem
Kessel/ wie Käse/ gerinnen/ und rühren es mit einem
Stöcklein fleissig herum/ biß endlich die Butter/ die eine
Farbe wie Unschlit oder Talch hat/ zubereitet wird/ die
sie mit ein wenig Saltz bestreuen/ und also in einem
Gefässe zur Speise aufheben.

Der Reenthier Nahrung ist Gras/ Kräuter und
Laub/ auch Winters-Zeiten der kleine Moos oder Mies/
davon sie fett werden; die Hitz können sie nicht ertra-
gen/ daher sie allzeit im Sommer schlechter und magerer

sind/

Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] darzu ausgeſehen hat) aufpaſſen; theils Jaͤger nehmen
zwey Roͤhr zu ſich/ das eine am Rucken mit einem Rie-
men angehenckt/ das andere uͤber den Nacken/ imfall
das Schwein vom erſten Schuß nicht bliebe/ alſobald
mit dem andern fertig zu ſeyn/ demſelbigen die Flucht
damit zu benehmen.

Die Franzoſen hetzen wol auch die wilden Schwei-
ne mit den Chiens Courans, iſt aber/ wie oben gemel-
det/ koſtbar/ muͤhſam/ und wegen allerhand Zufaͤlle/
gefaͤhrlich.

[Spaltenumbruch]

Nicht weniger wird ihnen auch mit Selb-geſchoſſen
und Fallbaͤumen nachgeſtellt/ weil es aber mißlich da-
mit/ und ſolches Ungluͤck aus Unvorſichtigkeit wol einen
Menſchen/ oder ſonſt ein anders nutzliches Thier (dem
es nicht vermeynt worden) treffen moͤchte/ iſt es in Un-
ſerer Lands-Fuͤrſtlichen Jaͤger-Ordnung/ mit gutem
Fug/ allerhand Ungluͤcks-Faͤlle/ aufs beſte/ als immer
moͤglich/ zu præcaviren/ verbotten und aufgehebt wor-
den.

Cap. LXII.
Von den Daͤnnhirſchen/ Reenthieren und Elend.
[Spaltenumbruch]

DEr Dammhirſch wird bey den Latinern Dama
vulgaris
und Platyceros, wegen ſeines breiten
Geweyhes genennet/ in dieſen Laͤndern wird er
allein in den groſſen Thiergaͤrten und Stadtgraͤben er-
halten/ weil es in unſern Waͤldern dergleichen nicht gibt;
Jn der Schweitz aber/ als bey Lucern/ wie Geſnerus in
ſeinem groſſen Thierbuch bezeuget/ werden ſie offt und
viel in den Waͤldern gefangen/ ſein Faiſch/ wie Ariſto-
teles
ſaget/ geſtocke ſich nicht/ er ſoll als ein forchtſam
Thier keine Galle haben.

Sie ſind mittelmaͤſſig unter den Hirſchen und Re-
hen/ groͤſſer dann dieſe/ und kleiner dann jene/ ſind zwey-
erley Farben/ etliche weiß/ und etliche rothgelblicht mit
weiſſen Flecklein/ ſein Geweyhe iſt groͤſſer/ breiter und
ſchwerer als eines Hirſchen. Jn Franckreich muß man
ſie ohne Zweifel auch in den Waͤldern finden/ dann Ga-
ſton de Foix, Seigneur du Rù,
unter dem Namen la
Chaſſe du Roy Phœbus
vermeldet/ daß ſie mit den Chi-
ens Courans
gehetzt werden/ wie die Hirſchen/ er hat einẽ
laͤngern Schweiff/ als ein Hirſch/ ſie ſetzen ihre Jungen
mehrentheils zu Ende des Maymonats; hat ſonſt faſt mit
den Hirſchen gleiche Eigenſchafft/ auſſer/ daß er ſpaͤter in
die Brunſt tritt/ und wann der Hirſch ſchon uͤber 14 Tage
darinnen geweſen/ macht er erſtlich ſeinen Anfang; Man
ſpuͤhret ſeiner Fahrt nach/ wo er wild iſt/ allermaſſen wie
dem Hirſchen/ laͤſſet auch gleichfalls/ nachdem er Weide
hat/ unterſchiedliche Geloß/ wañ ihn die Hunde verfolgen/
dauret er nicht ſo lang als die Hirſchen/ begiebt ſich auch
in die Waſſer/ aber nicht in ſo groſſe und ſchnellflieſſende/
hat keine ſo ſtarcke Stimm in der Brunſt/ als der Hirſch/
und verſchluckt die Stimme gleichſam in der Gurgel;
Hirſchen und Daͤmlein haben einander nicht lieb/ und
wo ſich eines aufhaͤlt/ daſelbſt weichet das andere; das
Jaͤgerrecht von den Daͤmlein iſt den Jagthunden viel
angenehmer/ als von den Hirſchen/ Zweifelsohne/ weil
ſein Wildpret milder und lieblicher zu eſſen iſt/ es wird
in Saltz und Kranwethbeer eingemacht und lang behal-
ten/ wie das Hirſchen- und Schweinen-Wildpret;
die Daͤhnlein halten ſich gern auf an trockenen Gegen-
den/ und gehen Schaarweiſe/ auſſer vom Ende des
May an/ biß zu Ende des Auguſti, aus Furcht der Flie-
gen und Bremen/ ſuchen ſie dicke Gebuͤſche/ ſie ſind gern
in erhoͤhten Laͤndern/ wo es Thal und kleine Gebuͤrge
giebt.

Jn unſern Oeſterreichiſchen Laͤndern werden ſie al-
lein in geſperrten Thiergaͤrten erhalten/ da ſie ſich jaͤhr-
lich wol mehren/ im Winter muß man ſie mit Heu und
[Spaltenumbruch] anderer Fuͤtterey verſehen; iſt ein ſchoͤnes und holdſeli-
ges Thier.

Wiewol dieſe zwey folgende Thiere in unſern Teut-
ſchen Laͤndern nicht/ ſondern nur in den Mitternaͤchti-
ſchen Provinzen/ Norwegen/ Lappland gefunden wer-
den; habe ich/ weil ſie auch eine Art von Hirſchen ſind/
dennoch allhier ihrer einige Anregung thun wollen.

Die erſten heiſſen die Lappones Hercki oder Pu-
atze,
die Schweden Rheen, und die Teutſchen Reen-
thier/ iſt groͤſſer und ſtaͤrcker als ein Hirſch/ ſonderlich am
Leib/ aber an Beinen etwas niederer/ das Geweyhe
hat zwey hohe Stangen/ wie an den Hirſchen/ mit vie-
len Zincken/ daran doch unten zwey/ bißweilen auch nur
ein Aſt vorwaͤrts fuͤr die Augen heraus gebogen iſt/ die
Weiblein ſind gleichfalls damit bewaffnet/ ſind aber die
Geweyhe kleiner. Jſt ſonſt ein wildes Thier/ und
wird in Lappland in groſſer Menge angetroffen/ viel aber
ſind von den Lappen gezaͤhmet/ und werden die zahmen
Weiblein von den wilden Maͤnnlein bißweilen beſaa-
met/ daraus eine dritte Art entſpringet/ die ſtaͤrcker und
zu dem Schlitten bequemer ſind; im Herbſt um S.
Matthœi tretten ſie in die Brunſt/ tragen 40 Wochen/
und gebaͤren meiſtens im Anfang des Mayen nur allzeit
ein Junges/ die Galten werden ſo fett/ als waͤren ſie
gemaͤſtet/ und dieſe ſchlachten ſie zur Speiſe.

Der Kaͤlber Farb iſt erſtlich roth und geel vermiſcht/
hernach aͤndert es ſich und wird ſchwaͤrtzlicht/ im vierten
Jahr erlangen ſie ihre rechte Staͤrcke und Groͤſſe/ die
man in Schlitten braucht/ werden alle verſchnitten/
wann ſie das erſte Jahr erreichen; ſind eines ſehr ge-
ſchwinden Lauffs/ daß ſie in einem Tag 10 und 12 Mei-
len uͤber den Schnee lauffen koͤnnen; zu 200 Weiblein
nehmen ſie wegen der Zucht kaum 40 Maͤnnlein/ die
Weiblein werden von Weib und Mann gemolcken/
aber des Tags nur einmal/ ihre Milch iſt dick/ und naͤh-
ret ſehr wol/ davon kochen die Lappen/ oder machen
Kaͤſe davon/ die ſind fetter und oͤlichter Eigenſchafft/
aber Butter moͤgen ſie nicht daraus machen/ wiewol es
offt verſucht worden/ doch laſſen ſie die Milch in einem
Keſſel/ wie Kaͤſe/ gerinnen/ und ruͤhren es mit einem
Stoͤcklein fleiſſig herum/ biß endlich die Butter/ die eine
Farbe wie Unſchlit oder Talch hat/ zubereitet wird/ die
ſie mit ein wenig Saltz beſtreuen/ und alſo in einem
Gefaͤſſe zur Speiſe aufheben.

Der Reenthier Nahrung iſt Gras/ Kraͤuter und
Laub/ auch Winters-Zeiten der kleine Moos oder Mies/
davon ſie fett werden; die Hitz koͤnnen ſie nicht ertra-
gen/ daher ſie allzeit im Sommer ſchlechter und magerer

ſind/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0641" n="623"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zwo&#x0364;lfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.</hi></fw><lb/><cb/>
darzu ausge&#x017F;ehen hat) aufpa&#x017F;&#x017F;en; theils Ja&#x0364;ger nehmen<lb/>
zwey Ro&#x0364;hr zu &#x017F;ich/ das eine am Rucken mit einem Rie-<lb/>
men angehenckt/ das andere u&#x0364;ber den Nacken/ imfall<lb/>
das Schwein vom er&#x017F;ten Schuß nicht bliebe/ al&#x017F;obald<lb/>
mit dem andern fertig zu &#x017F;eyn/ dem&#x017F;elbigen die Flucht<lb/>
damit zu benehmen.</p><lb/>
            <p>Die Franzo&#x017F;en hetzen wol auch die wilden Schwei-<lb/>
ne mit den <hi rendition="#aq">Chiens Courans,</hi> i&#x017F;t aber/ wie oben gemel-<lb/>
det/ ko&#x017F;tbar/ mu&#x0364;h&#x017F;am/ und wegen allerhand Zufa&#x0364;lle/<lb/>
gefa&#x0364;hrlich.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Nicht weniger wird ihnen auch mit Selb-ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Fallba&#x0364;umen nachge&#x017F;tellt/ weil es aber mißlich da-<lb/>
mit/ und &#x017F;olches Unglu&#x0364;ck aus Unvor&#x017F;ichtigkeit wol einen<lb/>
Men&#x017F;chen/ oder &#x017F;on&#x017F;t ein anders nutzliches Thier (dem<lb/>
es nicht vermeynt worden) treffen mo&#x0364;chte/ i&#x017F;t es in Un-<lb/>
&#x017F;erer Lands-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ja&#x0364;ger-Ordnung/ mit gutem<lb/>
Fug/ allerhand Unglu&#x0364;cks-Fa&#x0364;lle/ aufs be&#x017F;te/ als immer<lb/>
mo&#x0364;glich/ zu <hi rendition="#aq">præcavi</hi>ren/ verbotten und aufgehebt wor-<lb/>
den.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von den Da&#x0364;nnhir&#x017F;chen/ Reenthieren und Elend.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Dammhir&#x017F;ch wird bey den Latinern <hi rendition="#aq">Dama<lb/>
vulgaris</hi> und <hi rendition="#aq">Platyceros,</hi> wegen &#x017F;eines breiten<lb/>
Geweyhes genennet/ in die&#x017F;en La&#x0364;ndern wird er<lb/>
allein in den gro&#x017F;&#x017F;en Thierga&#x0364;rten und Stadtgra&#x0364;ben er-<lb/>
halten/ weil es in un&#x017F;ern Wa&#x0364;ldern dergleichen nicht gibt;<lb/>
Jn der Schweitz aber/ als bey Lucern/ wie <hi rendition="#aq">Ge&#x017F;nerus</hi> in<lb/>
&#x017F;einem gro&#x017F;&#x017F;en Thierbuch bezeuget/ werden &#x017F;ie offt und<lb/>
viel in den Wa&#x0364;ldern gefangen/ &#x017F;ein Fai&#x017F;ch/ wie <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;to-<lb/>
teles</hi> &#x017F;aget/ ge&#x017F;tocke &#x017F;ich nicht/ er &#x017F;oll als ein forcht&#x017F;am<lb/>
Thier keine Galle haben.</p><lb/>
            <p>Sie &#x017F;ind mittelma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig unter den Hir&#x017F;chen und Re-<lb/>
hen/ gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er dann die&#x017F;e/ und kleiner dann jene/ &#x017F;ind zwey-<lb/>
erley Farben/ etliche weiß/ und etliche rothgelblicht mit<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Flecklein/ &#x017F;ein Geweyhe i&#x017F;t gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ breiter und<lb/>
&#x017F;chwerer als eines Hir&#x017F;chen. Jn Franckreich muß man<lb/>
&#x017F;ie ohne Zweifel auch in den Wa&#x0364;ldern finden/ dann <hi rendition="#aq">Ga-<lb/>
&#x017F;ton de Foix, Seigneur du Rù,</hi> unter dem Namen <hi rendition="#aq">la<lb/>
Cha&#x017F;&#x017F;e du Roy Ph&#x0153;bus</hi> vermeldet/ daß &#x017F;ie mit den <hi rendition="#aq">Chi-<lb/>
ens Courans</hi> gehetzt werden/ wie die Hir&#x017F;chen/ er hat eine&#x0303;<lb/>
la&#x0364;ngern Schweiff/ als ein Hir&#x017F;ch/ &#x017F;ie &#x017F;etzen ihre Jungen<lb/>
mehrentheils zu Ende des Maymonats; hat &#x017F;on&#x017F;t fa&#x017F;t mit<lb/>
den Hir&#x017F;chen gleiche Eigen&#x017F;chafft/ au&#x017F;&#x017F;er/ daß er &#x017F;pa&#x0364;ter in<lb/>
die Brun&#x017F;t tritt/ und wann der Hir&#x017F;ch &#x017F;chon u&#x0364;ber 14 Tage<lb/>
darinnen gewe&#x017F;en/ macht er er&#x017F;tlich &#x017F;einen Anfang; Man<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;hret &#x017F;einer Fahrt nach/ wo er wild i&#x017F;t/ allerma&#x017F;&#x017F;en wie<lb/>
dem Hir&#x017F;chen/ la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et auch gleichfalls/ nachdem er Weide<lb/>
hat/ unter&#x017F;chiedliche Geloß/ wan&#x0303; ihn die Hunde verfolgen/<lb/>
dauret er nicht &#x017F;o lang als die Hir&#x017F;chen/ begiebt &#x017F;ich auch<lb/>
in die Wa&#x017F;&#x017F;er/ aber nicht in &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e und &#x017F;chnellflie&#x017F;&#x017F;ende/<lb/>
hat keine &#x017F;o &#x017F;tarcke Stimm in der Brun&#x017F;t/ als der Hir&#x017F;ch/<lb/>
und ver&#x017F;chluckt die Stimme gleich&#x017F;am in der Gurgel;<lb/>
Hir&#x017F;chen und Da&#x0364;mlein haben einander nicht lieb/ und<lb/>
wo &#x017F;ich eines aufha&#x0364;lt/ da&#x017F;elb&#x017F;t weichet das andere; das<lb/>
Ja&#x0364;gerrecht von den Da&#x0364;mlein i&#x017F;t den Jagthunden viel<lb/>
angenehmer/ als von den Hir&#x017F;chen/ Zweifelsohne/ weil<lb/>
&#x017F;ein Wildpret milder und lieblicher zu e&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ es wird<lb/>
in Saltz und Kranwethbeer eingemacht und lang behal-<lb/>
ten/ wie das Hir&#x017F;chen- und Schweinen-Wildpret;<lb/>
die Da&#x0364;hnlein halten &#x017F;ich gern auf an trockenen Gegen-<lb/>
den/ und gehen Schaarwei&#x017F;e/ au&#x017F;&#x017F;er vom Ende des<lb/>
May an/ biß zu Ende des <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;ti,</hi> aus Furcht der Flie-<lb/>
gen und Bremen/ &#x017F;uchen &#x017F;ie dicke Gebu&#x0364;&#x017F;che/ &#x017F;ie &#x017F;ind gern<lb/>
in erho&#x0364;hten La&#x0364;ndern/ wo es Thal und kleine Gebu&#x0364;rge<lb/>
giebt.</p><lb/>
            <p>Jn un&#x017F;ern Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen La&#x0364;ndern werden &#x017F;ie al-<lb/>
lein in ge&#x017F;perrten Thierga&#x0364;rten erhalten/ da &#x017F;ie &#x017F;ich ja&#x0364;hr-<lb/>
lich wol mehren/ im Winter muß man &#x017F;ie mit Heu und<lb/><cb/>
anderer Fu&#x0364;tterey ver&#x017F;ehen; i&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;nes und hold&#x017F;eli-<lb/>
ges Thier.</p><lb/>
            <p>Wiewol die&#x017F;e zwey folgende Thiere in un&#x017F;ern Teut-<lb/>
&#x017F;chen La&#x0364;ndern nicht/ &#x017F;ondern nur in den Mitterna&#x0364;chti-<lb/>
&#x017F;chen Provinzen/ Norwegen/ Lappland gefunden wer-<lb/>
den; habe ich/ weil &#x017F;ie auch eine Art von Hir&#x017F;chen &#x017F;ind/<lb/>
dennoch allhier ihrer einige Anregung thun wollen.</p><lb/>
            <p>Die er&#x017F;ten hei&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Lappones Hercki</hi> oder <hi rendition="#aq">Pu-<lb/>
atze,</hi> die Schweden <hi rendition="#aq">Rheen,</hi> und die Teut&#x017F;chen Reen-<lb/>
thier/ i&#x017F;t gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;ta&#x0364;rcker als ein Hir&#x017F;ch/ &#x017F;onderlich am<lb/>
Leib/ aber an Beinen etwas niederer/ das Geweyhe<lb/>
hat zwey hohe Stangen/ wie an den Hir&#x017F;chen/ mit vie-<lb/>
len Zincken/ daran doch unten zwey/ bißweilen auch nur<lb/>
ein A&#x017F;t vorwa&#x0364;rts fu&#x0364;r die Augen heraus gebogen i&#x017F;t/ die<lb/>
Weiblein &#x017F;ind gleichfalls damit bewaffnet/ &#x017F;ind aber die<lb/>
Geweyhe kleiner. J&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t ein wildes Thier/ und<lb/>
wird in Lappland in gro&#x017F;&#x017F;er Menge angetroffen/ viel aber<lb/>
&#x017F;ind von den Lappen geza&#x0364;hmet/ und werden die zahmen<lb/>
Weiblein von den wilden Ma&#x0364;nnlein bißweilen be&#x017F;aa-<lb/>
met/ daraus eine dritte Art ent&#x017F;pringet/ die &#x017F;ta&#x0364;rcker und<lb/>
zu dem Schlitten bequemer &#x017F;ind; im Herb&#x017F;t um S.<lb/>
Matth&#x0153;i tretten &#x017F;ie in die Brun&#x017F;t/ tragen 40 Wochen/<lb/>
und geba&#x0364;ren mei&#x017F;tens im Anfang des Mayen nur allzeit<lb/>
ein Junges/ die Galten werden &#x017F;o fett/ als wa&#x0364;ren &#x017F;ie<lb/>
gema&#x0364;&#x017F;tet/ und die&#x017F;e &#x017F;chlachten &#x017F;ie zur Spei&#x017F;e.</p><lb/>
            <p>Der Ka&#x0364;lber Farb i&#x017F;t er&#x017F;tlich roth und geel vermi&#x017F;cht/<lb/>
hernach a&#x0364;ndert es &#x017F;ich und wird &#x017F;chwa&#x0364;rtzlicht/ im vierten<lb/>
Jahr erlangen &#x017F;ie ihre rechte Sta&#x0364;rcke und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ die<lb/>
man in Schlitten braucht/ werden alle ver&#x017F;chnitten/<lb/>
wann &#x017F;ie das er&#x017F;te Jahr erreichen; &#x017F;ind eines &#x017F;ehr ge-<lb/>
&#x017F;chwinden Lauffs/ daß &#x017F;ie in einem Tag 10 und 12 Mei-<lb/>
len u&#x0364;ber den Schnee lauffen ko&#x0364;nnen; zu 200 Weiblein<lb/>
nehmen &#x017F;ie wegen der Zucht kaum 40 Ma&#x0364;nnlein/ die<lb/>
Weiblein werden von Weib und Mann gemolcken/<lb/>
aber des Tags nur einmal/ ihre Milch i&#x017F;t dick/ und na&#x0364;h-<lb/>
ret &#x017F;ehr wol/ davon kochen die Lappen/ oder machen<lb/>
Ka&#x0364;&#x017F;e davon/ die &#x017F;ind fetter und o&#x0364;lichter Eigen&#x017F;chafft/<lb/>
aber Butter mo&#x0364;gen &#x017F;ie nicht daraus machen/ wiewol es<lb/>
offt ver&#x017F;ucht worden/ doch la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie die Milch in einem<lb/>
Ke&#x017F;&#x017F;el/ wie Ka&#x0364;&#x017F;e/ gerinnen/ und ru&#x0364;hren es mit einem<lb/>
Sto&#x0364;cklein flei&#x017F;&#x017F;ig herum/ biß endlich die Butter/ die eine<lb/>
Farbe wie Un&#x017F;chlit oder Talch hat/ zubereitet wird/ die<lb/>
&#x017F;ie mit ein wenig Saltz be&#x017F;treuen/ und al&#x017F;o in einem<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zur Spei&#x017F;e aufheben.</p><lb/>
            <p>Der Reenthier Nahrung i&#x017F;t Gras/ Kra&#x0364;uter und<lb/>
Laub/ auch Winters-Zeiten der kleine Moos oder Mies/<lb/>
davon &#x017F;ie fett werden; die Hitz ko&#x0364;nnen &#x017F;ie nicht ertra-<lb/>
gen/ daher &#x017F;ie allzeit im Sommer &#x017F;chlechter und magerer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[623/0641] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. darzu ausgeſehen hat) aufpaſſen; theils Jaͤger nehmen zwey Roͤhr zu ſich/ das eine am Rucken mit einem Rie- men angehenckt/ das andere uͤber den Nacken/ imfall das Schwein vom erſten Schuß nicht bliebe/ alſobald mit dem andern fertig zu ſeyn/ demſelbigen die Flucht damit zu benehmen. Die Franzoſen hetzen wol auch die wilden Schwei- ne mit den Chiens Courans, iſt aber/ wie oben gemel- det/ koſtbar/ muͤhſam/ und wegen allerhand Zufaͤlle/ gefaͤhrlich. Nicht weniger wird ihnen auch mit Selb-geſchoſſen und Fallbaͤumen nachgeſtellt/ weil es aber mißlich da- mit/ und ſolches Ungluͤck aus Unvorſichtigkeit wol einen Menſchen/ oder ſonſt ein anders nutzliches Thier (dem es nicht vermeynt worden) treffen moͤchte/ iſt es in Un- ſerer Lands-Fuͤrſtlichen Jaͤger-Ordnung/ mit gutem Fug/ allerhand Ungluͤcks-Faͤlle/ aufs beſte/ als immer moͤglich/ zu præcaviren/ verbotten und aufgehebt wor- den. Cap. LXII. Von den Daͤnnhirſchen/ Reenthieren und Elend. DEr Dammhirſch wird bey den Latinern Dama vulgaris und Platyceros, wegen ſeines breiten Geweyhes genennet/ in dieſen Laͤndern wird er allein in den groſſen Thiergaͤrten und Stadtgraͤben er- halten/ weil es in unſern Waͤldern dergleichen nicht gibt; Jn der Schweitz aber/ als bey Lucern/ wie Geſnerus in ſeinem groſſen Thierbuch bezeuget/ werden ſie offt und viel in den Waͤldern gefangen/ ſein Faiſch/ wie Ariſto- teles ſaget/ geſtocke ſich nicht/ er ſoll als ein forchtſam Thier keine Galle haben. Sie ſind mittelmaͤſſig unter den Hirſchen und Re- hen/ groͤſſer dann dieſe/ und kleiner dann jene/ ſind zwey- erley Farben/ etliche weiß/ und etliche rothgelblicht mit weiſſen Flecklein/ ſein Geweyhe iſt groͤſſer/ breiter und ſchwerer als eines Hirſchen. Jn Franckreich muß man ſie ohne Zweifel auch in den Waͤldern finden/ dann Ga- ſton de Foix, Seigneur du Rù, unter dem Namen la Chaſſe du Roy Phœbus vermeldet/ daß ſie mit den Chi- ens Courans gehetzt werden/ wie die Hirſchen/ er hat einẽ laͤngern Schweiff/ als ein Hirſch/ ſie ſetzen ihre Jungen mehrentheils zu Ende des Maymonats; hat ſonſt faſt mit den Hirſchen gleiche Eigenſchafft/ auſſer/ daß er ſpaͤter in die Brunſt tritt/ und wann der Hirſch ſchon uͤber 14 Tage darinnen geweſen/ macht er erſtlich ſeinen Anfang; Man ſpuͤhret ſeiner Fahrt nach/ wo er wild iſt/ allermaſſen wie dem Hirſchen/ laͤſſet auch gleichfalls/ nachdem er Weide hat/ unterſchiedliche Geloß/ wañ ihn die Hunde verfolgen/ dauret er nicht ſo lang als die Hirſchen/ begiebt ſich auch in die Waſſer/ aber nicht in ſo groſſe und ſchnellflieſſende/ hat keine ſo ſtarcke Stimm in der Brunſt/ als der Hirſch/ und verſchluckt die Stimme gleichſam in der Gurgel; Hirſchen und Daͤmlein haben einander nicht lieb/ und wo ſich eines aufhaͤlt/ daſelbſt weichet das andere; das Jaͤgerrecht von den Daͤmlein iſt den Jagthunden viel angenehmer/ als von den Hirſchen/ Zweifelsohne/ weil ſein Wildpret milder und lieblicher zu eſſen iſt/ es wird in Saltz und Kranwethbeer eingemacht und lang behal- ten/ wie das Hirſchen- und Schweinen-Wildpret; die Daͤhnlein halten ſich gern auf an trockenen Gegen- den/ und gehen Schaarweiſe/ auſſer vom Ende des May an/ biß zu Ende des Auguſti, aus Furcht der Flie- gen und Bremen/ ſuchen ſie dicke Gebuͤſche/ ſie ſind gern in erhoͤhten Laͤndern/ wo es Thal und kleine Gebuͤrge giebt. Jn unſern Oeſterreichiſchen Laͤndern werden ſie al- lein in geſperrten Thiergaͤrten erhalten/ da ſie ſich jaͤhr- lich wol mehren/ im Winter muß man ſie mit Heu und anderer Fuͤtterey verſehen; iſt ein ſchoͤnes und holdſeli- ges Thier. Wiewol dieſe zwey folgende Thiere in unſern Teut- ſchen Laͤndern nicht/ ſondern nur in den Mitternaͤchti- ſchen Provinzen/ Norwegen/ Lappland gefunden wer- den; habe ich/ weil ſie auch eine Art von Hirſchen ſind/ dennoch allhier ihrer einige Anregung thun wollen. Die erſten heiſſen die Lappones Hercki oder Pu- atze, die Schweden Rheen, und die Teutſchen Reen- thier/ iſt groͤſſer und ſtaͤrcker als ein Hirſch/ ſonderlich am Leib/ aber an Beinen etwas niederer/ das Geweyhe hat zwey hohe Stangen/ wie an den Hirſchen/ mit vie- len Zincken/ daran doch unten zwey/ bißweilen auch nur ein Aſt vorwaͤrts fuͤr die Augen heraus gebogen iſt/ die Weiblein ſind gleichfalls damit bewaffnet/ ſind aber die Geweyhe kleiner. Jſt ſonſt ein wildes Thier/ und wird in Lappland in groſſer Menge angetroffen/ viel aber ſind von den Lappen gezaͤhmet/ und werden die zahmen Weiblein von den wilden Maͤnnlein bißweilen beſaa- met/ daraus eine dritte Art entſpringet/ die ſtaͤrcker und zu dem Schlitten bequemer ſind; im Herbſt um S. Matthœi tretten ſie in die Brunſt/ tragen 40 Wochen/ und gebaͤren meiſtens im Anfang des Mayen nur allzeit ein Junges/ die Galten werden ſo fett/ als waͤren ſie gemaͤſtet/ und dieſe ſchlachten ſie zur Speiſe. Der Kaͤlber Farb iſt erſtlich roth und geel vermiſcht/ hernach aͤndert es ſich und wird ſchwaͤrtzlicht/ im vierten Jahr erlangen ſie ihre rechte Staͤrcke und Groͤſſe/ die man in Schlitten braucht/ werden alle verſchnitten/ wann ſie das erſte Jahr erreichen; ſind eines ſehr ge- ſchwinden Lauffs/ daß ſie in einem Tag 10 und 12 Mei- len uͤber den Schnee lauffen koͤnnen; zu 200 Weiblein nehmen ſie wegen der Zucht kaum 40 Maͤnnlein/ die Weiblein werden von Weib und Mann gemolcken/ aber des Tags nur einmal/ ihre Milch iſt dick/ und naͤh- ret ſehr wol/ davon kochen die Lappen/ oder machen Kaͤſe davon/ die ſind fetter und oͤlichter Eigenſchafft/ aber Butter moͤgen ſie nicht daraus machen/ wiewol es offt verſucht worden/ doch laſſen ſie die Milch in einem Keſſel/ wie Kaͤſe/ gerinnen/ und ruͤhren es mit einem Stoͤcklein fleiſſig herum/ biß endlich die Butter/ die eine Farbe wie Unſchlit oder Talch hat/ zubereitet wird/ die ſie mit ein wenig Saltz beſtreuen/ und alſo in einem Gefaͤſſe zur Speiſe aufheben. Der Reenthier Nahrung iſt Gras/ Kraͤuter und Laub/ auch Winters-Zeiten der kleine Moos oder Mies/ davon ſie fett werden; die Hitz koͤnnen ſie nicht ertra- gen/ daher ſie allzeit im Sommer ſchlechter und magerer ſind/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/641
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/641>, abgerufen am 25.11.2024.