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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] man kan/ wann es nöthig/ auch wol um die Stein Laim
schmieren/ lieff es aber bey zu starck gedämpfften Feuer/
zu mählich/ so muß man die Ofenlöcher wieder auflüff-
ten/ biß die Distillation so dick lauffe wie ein Stroh-
halm/ also lässt mans herüber gehen/ biß es gutes Ge-
schmacks und kräfftig ist/ so durch öffters Kosten kan ver-
nommen werden.

[Spaltenumbruch]

Wann die Krafft hin ist/ so lässt man das Feuer
ausgehen/ doch muß die Vorlag oder der Recipient im
währenden distilliren zu rechter Zeit ausgelährt wer-
den/ daß er nicht überlauffe. Kan man die Materi auf
einmal nicht ausbrennen/ so legt mans öffter ein/ wie
zuvor/ und wann drey Vesicae oder Blasen ausgedistil-
lirt sind/ so ist es meistens genugsam zum rectificiren.

Cap. LVI.
Wie dieser Brandwein zu rectificiren.
[Spaltenumbruch]

WAnn der Brandwein soll geläutert werden/ so
muß vorher die kupfferne und verzinnte Vesica
von den fecibus & reliquiis der ersten Distilla-
tion
wol gefegt und gesäubert seyn/ man muß einen
subtilen/ nach Grösse der Röhren bereiteten glatten Ste-
cken mit Werck oder Häderlein umwickeln/ und die
Röhren erstlich damit rein auswischen/ und hernach mit
frischen Wasser so lang ausspühlen/ biß das Wasser hell
und klar herdurch laufft. Hernach giesst man den von
der ersten Distillation übergangenen Brandwein in die
gereinigte Vesicam, zimlich voll/ und thut darzu ein hal-
bes Mäslein Saltz/ so zuvor wol abgeglühet worden;
Andere hencken ein Säcklein Buchen-Aschen an statt
des Saltzes hinein/ davon sinckt alles/ was im Brand-
wein unrein ist/ zu Boden; hernach thut man etliche
Stiel Bibenell etwan vier/ und so viel Wermuthsten-
gel/ auch Lorbern und Kranwetbeeren ein paar Hand
voll/ diß giebt dem Brandwein einen lieblichen Ge-
schmack/ hernach alsobald/ ehe noch das Feuer in den
Ofen kommt/ setzt man den Distillier-Helm auf die
Blasen/ verlutirt die Fugen recht und gehäbe/ richtet die
Röhren durch das mit kalten Wasser angefüllte Faß
und verlutirt sie wol/ legt die Vorläg-Gläser oder Ge-
schirr an die Röhren/ und feuret dann die Kohlen im
Ofen an/ und sobald der Helm biß an die Röhren be-
ginnet zu erhitzen/ muß man/ wann es zu triefen an-
fängt/ unten die Ofenlöcher zustopffen/ und wann es et-
wan zu sehr lauffen wolte/ kan man auch die Rauchlö-
cher des Ofens zumachen.

Gut ist es/ daß man stets in Bereitschafft grobe lei-
nene Hadern im kalten Wassen ligen habe/ damit man
oben auch den Distillier-Helm abkühle/ und die hitzigen
[Spaltenumbruch] durch Feuer mit dem Brandwein aufgetriebene Spiri-
tus
begütige und abkühle/ so wird der Brandwein we-
der brintzlend noch übelschmeckend/ und je mit gelinderm
Feuer er abgehe/ je lieblicher wird er/ darzu gehört ein
öffters Kosten/ damit man/ so bald die Krafft sich en-
det/ auch vom Abziehen aufhöre. Wer ihn noch stärcker
und kräfftiger verlangt/ mag ihn im Balneo noch öffter
abziehen; doch muß er in einem wol vermachten Ge-
schirr erhalten werden/ damit er nicht verrauche.

Sobald aber der Brandwein abgeläutert wor-
den/ muß man das in der Vesica überbliebenes Phleg-
ma
heraus giessen/ weil es sonst das Zinn wegzufressen
pfleget. Was aber nach der ersten Destillation in der
Blasen übrig bleibt/ kan man unter ein wenig Treber
oder Kleyen mischen/ und den Mastschweinen geben/
davon nehmen sie gerne zu.

Diß ist auch ad notam zu nehmen/ daß der Kübel/
darinn man die Materia zum Brandwein erstlich an-
macht/ gar sauer seyn muß/ ist er es nicht vorhin/ muß
man solchen mit Sauerteig bestreichen.

Die Materi zum Brandwein ist erstlich der Waitz
das beste/ darnach das Korn/ ohn daß der Brandwein
gern anbrintzlend wird; drittens die Gerste/ und endlich
der Habern; Gersten-Maltz ist auch gut/ schmeckt aber
der Brandwein nach dem Maltz/ wann man ein wenig
Haber unter den Waltzen mischt/ als etwan den sechs-
zehenden Theil/ so wird das Tranck sehr gut.

Alles zum Brandwein geordnete Getrayd muß
nicht klein gemahlt/ sondern nur geschroten seyn/ daß
man das Meel möge daraus beuteln. Den alten/ flüs-
sigen und undäuenden Mägen/ ist der Brandwein/ mäs-
sig gebraucht/ eine grosse Beyhülffe.

Cap. LVII.
Vom Bierbräuen.
[Spaltenumbruch]

DAs vornehmste und gebräuchlichste Tranck nach
dem Wein ist das Bier/ und ein Stuck von de-
nen erträglichsten in der Wirthschafft; ist vor
diesem meistens nur den grösten Städten erlaubt gewe-
sen/ und haben zwar der Adel und Priesterschafft auf
ihre Hausnothdurfft zu ihrem eignen Getranck zu
bräuen; aber nicht es auszuleutgeben/ zu verkauffen
oder zu verführen die Freyheit gehabt. Als aber nach-
mals etliche Lands-Fürsten das Bräuwerck wegen des
überaus grossen Vortheils/ sonderlich das weisse Bier
betreffend/ an sich gezogen/ haben nachmals die Land-
stände auch hin und wieder dieses Privilegium ausge-
bracht/ und theils durch Indulgentiam Principis, theils
[Spaltenumbruch] per conniventiam vicinitatis, theils durch Verjäh-
rung in Ubung und Gebrauch genommen.

Einen Gewinn aber vom Bierbräuen zu haben/
werden drey nothwendige Stuck darzu erfordert: Erst-
lich ein guter Braumeister; gerechter tüchtiger Zeug/
und drittens ein guter kalter Keller; denn die ersten
zwey Stücke seyen beschaffen so gut als sie immer kön-
nen/ und wann man keine gute Behaltnuß hat/ ist un-
möglich das Bier/ die Sommer-Hitze durch/ entweder
lang zu bewahren/ oder eine gute Anwehrung zu ver-
schaffen.

Das gemeine Bierbräuen aber geschihet also: Der
Waitz oder die Gersten wird anfangs zwey oder drey

Tage
K ij

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] man kan/ wann es noͤthig/ auch wol um die Stein Laim
ſchmieren/ lieff es aber bey zu ſtarck gedaͤmpfften Feuer/
zu maͤhlich/ ſo muß man die Ofenloͤcher wieder aufluͤff-
ten/ biß die Diſtillation ſo dick lauffe wie ein Stroh-
halm/ alſo laͤſſt mans heruͤber gehen/ biß es gutes Ge-
ſchmacks und kraͤfftig iſt/ ſo durch oͤffters Koſten kan ver-
nommen werden.

[Spaltenumbruch]

Wann die Krafft hin iſt/ ſo laͤſſt man das Feuer
ausgehen/ doch muß die Vorlag oder der Recipient im
waͤhrenden diſtilliren zu rechter Zeit ausgelaͤhrt wer-
den/ daß er nicht uͤberlauffe. Kan man die Materi auf
einmal nicht ausbrennen/ ſo legt mans oͤffter ein/ wie
zuvor/ und wann drey Veſicæ oder Blaſen ausgediſtil-
lirt ſind/ ſo iſt es meiſtens genugſam zum rectificiren.

Cap. LVI.
Wie dieſer Brandwein zu rectificiren.
[Spaltenumbruch]

WAnn der Brandwein ſoll gelaͤutert werden/ ſo
muß vorher die kupfferne und verzinnte Veſica
von den fecibus & reliquiis der erſten Diſtilla-
tion
wol gefegt und geſaͤubert ſeyn/ man muß einen
ſubtilen/ nach Groͤſſe der Roͤhren bereiteten glatten Ste-
cken mit Werck oder Haͤderlein umwickeln/ und die
Roͤhren erſtlich damit rein auswiſchen/ und hernach mit
friſchen Waſſer ſo lang ausſpuͤhlen/ biß das Waſſer hell
und klar herdurch laufft. Hernach gieſſt man den von
der erſten Diſtillation uͤbergangenen Brandwein in die
gereinigte Veſicam, zimlich voll/ und thut darzu ein hal-
bes Maͤslein Saltz/ ſo zuvor wol abgegluͤhet worden;
Andere hencken ein Saͤcklein Buchen-Aſchen an ſtatt
des Saltzes hinein/ davon ſinckt alles/ was im Brand-
wein unrein iſt/ zu Boden; hernach thut man etliche
Stiel Bibenell etwan vier/ und ſo viel Wermuthſten-
gel/ auch Lorbern und Kranwetbeeren ein paar Hand
voll/ diß giebt dem Brandwein einen lieblichen Ge-
ſchmack/ hernach alſobald/ ehe noch das Feuer in den
Ofen kommt/ ſetzt man den Diſtillier-Helm auf die
Blaſen/ verlutirt die Fugen recht und gehaͤbe/ richtet die
Roͤhren durch das mit kalten Waſſer angefuͤllte Faß
und verlutirt ſie wol/ legt die Vorlaͤg-Glaͤſer oder Ge-
ſchirr an die Roͤhren/ und feuret dann die Kohlen im
Ofen an/ und ſobald der Helm biß an die Roͤhren be-
ginnet zu erhitzen/ muß man/ wann es zu triefen an-
faͤngt/ unten die Ofenloͤcher zuſtopffen/ und wann es et-
wan zu ſehr lauffen wolte/ kan man auch die Rauchloͤ-
cher des Ofens zumachen.

Gut iſt es/ daß man ſtets in Bereitſchafft grobe lei-
nene Hadern im kalten Waſſen ligen habe/ damit man
oben auch den Diſtillier-Helm abkuͤhle/ und die hitzigen
[Spaltenumbruch] durch Feuer mit dem Brandwein aufgetriebene Spiri-
tus
beguͤtige und abkuͤhle/ ſo wird der Brandwein we-
der brintzlend noch uͤbelſchmeckend/ und je mit gelinderm
Feuer er abgehe/ je lieblicher wird er/ darzu gehoͤrt ein
oͤffters Koſten/ damit man/ ſo bald die Krafft ſich en-
det/ auch vom Abziehen aufhoͤre. Wer ihn noch ſtaͤrcker
und kraͤfftiger verlangt/ mag ihn im Balneo noch oͤffter
abziehen; doch muß er in einem wol vermachten Ge-
ſchirr erhalten werden/ damit er nicht verrauche.

Sobald aber der Brandwein abgelaͤutert wor-
den/ muß man das in der Veſica uͤberbliebenes Phleg-
ma
heraus gieſſen/ weil es ſonſt das Zinn wegzufreſſen
pfleget. Was aber nach der erſten Deſtillation in der
Blaſen uͤbrig bleibt/ kan man unter ein wenig Treber
oder Kleyen miſchen/ und den Maſtſchweinen geben/
davon nehmen ſie gerne zu.

Diß iſt auch ad notam zu nehmen/ daß der Kuͤbel/
darinn man die Materia zum Brandwein erſtlich an-
macht/ gar ſauer ſeyn muß/ iſt er es nicht vorhin/ muß
man ſolchen mit Sauerteig beſtreichen.

Die Materi zum Brandwein iſt erſtlich der Waitz
das beſte/ darnach das Korn/ ohn daß der Brandwein
gern anbrintzlend wird; drittens die Gerſte/ und endlich
der Habern; Gerſten-Maltz iſt auch gut/ ſchmeckt aber
der Brandwein nach dem Maltz/ wann man ein wenig
Haber unter den Waltzen miſcht/ als etwan den ſechs-
zehenden Theil/ ſo wird das Tranck ſehr gut.

Alles zum Brandwein geordnete Getrayd muß
nicht klein gemahlt/ ſondern nur geſchroten ſeyn/ daß
man das Meel moͤge daraus beuteln. Den alten/ fluͤſ-
ſigen und undaͤuenden Maͤgen/ iſt der Brandwein/ maͤſ-
ſig gebraucht/ eine groſſe Beyhuͤlffe.

Cap. LVII.
Vom Bierbraͤuen.
[Spaltenumbruch]

DAs vornehmſte und gebraͤuchlichſte Tranck nach
dem Wein iſt das Bier/ und ein Stuck von de-
nen ertraͤglichſten in der Wirthſchafft; iſt vor
dieſem meiſtens nur den groͤſten Staͤdten erlaubt gewe-
ſen/ und haben zwar der Adel und Prieſterſchafft auf
ihre Hausnothdurfft zu ihrem eignen Getranck zu
braͤuen; aber nicht es auszuleutgeben/ zu verkauffen
oder zu verfuͤhren die Freyheit gehabt. Als aber nach-
mals etliche Lands-Fuͤrſten das Braͤuwerck wegen des
uͤberaus groſſen Vortheils/ ſonderlich das weiſſe Bier
betreffend/ an ſich gezogen/ haben nachmals die Land-
ſtaͤnde auch hin und wieder dieſes Privilegium ausge-
bracht/ und theils durch Indulgentiam Principis, theils
[Spaltenumbruch] per conniventiam vicinitatis, theils durch Verjaͤh-
rung in Ubung und Gebrauch genommen.

Einen Gewinn aber vom Bierbraͤuen zu haben/
werden drey nothwendige Stuck darzu erfordert: Erſt-
lich ein guter Braumeiſter; gerechter tuͤchtiger Zeug/
und drittens ein guter kalter Keller; denn die erſten
zwey Stuͤcke ſeyen beſchaffen ſo gut als ſie immer koͤn-
nen/ und wann man keine gute Behaltnuß hat/ iſt un-
moͤglich das Bier/ die Sommer-Hitze durch/ entweder
lang zu bewahren/ oder eine gute Anwehrung zu ver-
ſchaffen.

Das gemeine Bierbraͤuen aber geſchihet alſo: Der
Waitz oder die Gerſten wird anfangs zwey oder drey

Tage
❁ K ij
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[75/0093] Siebendes Buch/ Ackerbau. man kan/ wann es noͤthig/ auch wol um die Stein Laim ſchmieren/ lieff es aber bey zu ſtarck gedaͤmpfften Feuer/ zu maͤhlich/ ſo muß man die Ofenloͤcher wieder aufluͤff- ten/ biß die Diſtillation ſo dick lauffe wie ein Stroh- halm/ alſo laͤſſt mans heruͤber gehen/ biß es gutes Ge- ſchmacks und kraͤfftig iſt/ ſo durch oͤffters Koſten kan ver- nommen werden. Wann die Krafft hin iſt/ ſo laͤſſt man das Feuer ausgehen/ doch muß die Vorlag oder der Recipient im waͤhrenden diſtilliren zu rechter Zeit ausgelaͤhrt wer- den/ daß er nicht uͤberlauffe. Kan man die Materi auf einmal nicht ausbrennen/ ſo legt mans oͤffter ein/ wie zuvor/ und wann drey Veſicæ oder Blaſen ausgediſtil- lirt ſind/ ſo iſt es meiſtens genugſam zum rectificiren. Cap. LVI. Wie dieſer Brandwein zu rectificiren. WAnn der Brandwein ſoll gelaͤutert werden/ ſo muß vorher die kupfferne und verzinnte Veſica von den fecibus & reliquiis der erſten Diſtilla- tion wol gefegt und geſaͤubert ſeyn/ man muß einen ſubtilen/ nach Groͤſſe der Roͤhren bereiteten glatten Ste- cken mit Werck oder Haͤderlein umwickeln/ und die Roͤhren erſtlich damit rein auswiſchen/ und hernach mit friſchen Waſſer ſo lang ausſpuͤhlen/ biß das Waſſer hell und klar herdurch laufft. Hernach gieſſt man den von der erſten Diſtillation uͤbergangenen Brandwein in die gereinigte Veſicam, zimlich voll/ und thut darzu ein hal- bes Maͤslein Saltz/ ſo zuvor wol abgegluͤhet worden; Andere hencken ein Saͤcklein Buchen-Aſchen an ſtatt des Saltzes hinein/ davon ſinckt alles/ was im Brand- wein unrein iſt/ zu Boden; hernach thut man etliche Stiel Bibenell etwan vier/ und ſo viel Wermuthſten- gel/ auch Lorbern und Kranwetbeeren ein paar Hand voll/ diß giebt dem Brandwein einen lieblichen Ge- ſchmack/ hernach alſobald/ ehe noch das Feuer in den Ofen kommt/ ſetzt man den Diſtillier-Helm auf die Blaſen/ verlutirt die Fugen recht und gehaͤbe/ richtet die Roͤhren durch das mit kalten Waſſer angefuͤllte Faß und verlutirt ſie wol/ legt die Vorlaͤg-Glaͤſer oder Ge- ſchirr an die Roͤhren/ und feuret dann die Kohlen im Ofen an/ und ſobald der Helm biß an die Roͤhren be- ginnet zu erhitzen/ muß man/ wann es zu triefen an- faͤngt/ unten die Ofenloͤcher zuſtopffen/ und wann es et- wan zu ſehr lauffen wolte/ kan man auch die Rauchloͤ- cher des Ofens zumachen. Gut iſt es/ daß man ſtets in Bereitſchafft grobe lei- nene Hadern im kalten Waſſen ligen habe/ damit man oben auch den Diſtillier-Helm abkuͤhle/ und die hitzigen durch Feuer mit dem Brandwein aufgetriebene Spiri- tus beguͤtige und abkuͤhle/ ſo wird der Brandwein we- der brintzlend noch uͤbelſchmeckend/ und je mit gelinderm Feuer er abgehe/ je lieblicher wird er/ darzu gehoͤrt ein oͤffters Koſten/ damit man/ ſo bald die Krafft ſich en- det/ auch vom Abziehen aufhoͤre. Wer ihn noch ſtaͤrcker und kraͤfftiger verlangt/ mag ihn im Balneo noch oͤffter abziehen; doch muß er in einem wol vermachten Ge- ſchirr erhalten werden/ damit er nicht verrauche. Sobald aber der Brandwein abgelaͤutert wor- den/ muß man das in der Veſica uͤberbliebenes Phleg- ma heraus gieſſen/ weil es ſonſt das Zinn wegzufreſſen pfleget. Was aber nach der erſten Deſtillation in der Blaſen uͤbrig bleibt/ kan man unter ein wenig Treber oder Kleyen miſchen/ und den Maſtſchweinen geben/ davon nehmen ſie gerne zu. Diß iſt auch ad notam zu nehmen/ daß der Kuͤbel/ darinn man die Materia zum Brandwein erſtlich an- macht/ gar ſauer ſeyn muß/ iſt er es nicht vorhin/ muß man ſolchen mit Sauerteig beſtreichen. Die Materi zum Brandwein iſt erſtlich der Waitz das beſte/ darnach das Korn/ ohn daß der Brandwein gern anbrintzlend wird; drittens die Gerſte/ und endlich der Habern; Gerſten-Maltz iſt auch gut/ ſchmeckt aber der Brandwein nach dem Maltz/ wann man ein wenig Haber unter den Waltzen miſcht/ als etwan den ſechs- zehenden Theil/ ſo wird das Tranck ſehr gut. Alles zum Brandwein geordnete Getrayd muß nicht klein gemahlt/ ſondern nur geſchroten ſeyn/ daß man das Meel moͤge daraus beuteln. Den alten/ fluͤſ- ſigen und undaͤuenden Maͤgen/ iſt der Brandwein/ maͤſ- ſig gebraucht/ eine groſſe Beyhuͤlffe. Cap. LVII. Vom Bierbraͤuen. DAs vornehmſte und gebraͤuchlichſte Tranck nach dem Wein iſt das Bier/ und ein Stuck von de- nen ertraͤglichſten in der Wirthſchafft; iſt vor dieſem meiſtens nur den groͤſten Staͤdten erlaubt gewe- ſen/ und haben zwar der Adel und Prieſterſchafft auf ihre Hausnothdurfft zu ihrem eignen Getranck zu braͤuen; aber nicht es auszuleutgeben/ zu verkauffen oder zu verfuͤhren die Freyheit gehabt. Als aber nach- mals etliche Lands-Fuͤrſten das Braͤuwerck wegen des uͤberaus groſſen Vortheils/ ſonderlich das weiſſe Bier betreffend/ an ſich gezogen/ haben nachmals die Land- ſtaͤnde auch hin und wieder dieſes Privilegium ausge- bracht/ und theils durch Indulgentiam Principis, theils per conniventiam vicinitatis, theils durch Verjaͤh- rung in Ubung und Gebrauch genommen. Einen Gewinn aber vom Bierbraͤuen zu haben/ werden drey nothwendige Stuck darzu erfordert: Erſt- lich ein guter Braumeiſter; gerechter tuͤchtiger Zeug/ und drittens ein guter kalter Keller; denn die erſten zwey Stuͤcke ſeyen beſchaffen ſo gut als ſie immer koͤn- nen/ und wann man keine gute Behaltnuß hat/ iſt un- moͤglich das Bier/ die Sommer-Hitze durch/ entweder lang zu bewahren/ oder eine gute Anwehrung zu ver- ſchaffen. Das gemeine Bierbraͤuen aber geſchihet alſo: Der Waitz oder die Gerſten wird anfangs zwey oder drey Tage ❁ K ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/93>, abgerufen am 24.11.2024.