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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] destinirte Getrayd muß man dem Bräuer nicht gestat-
ten/ daß ers nach seinem Wolgefallen anderswohin
aufschütte/ sondern es muß gleich in die Bodingen ge-
bracht/ und Wasser darauf gegossen werden.

Damit man aber wisse/ wann die Weichung ge-
nug sey/ indem mans zu kalter Zeit länger/ als bey war-
men Wetter in der Weichboding lassen muß/ so greiffe
mit der Hand tieff in die Boding hinein/ und heb eine
Hand voll des geweichten Traydes heraus/ wann die
Körnlein mit beeden Spitzen über den Nagel sich bie-
gen lassen/ und also zusamm gebogen/ das äusserste Bälg-
lein zu unterst bricht/ oder das Körnlein den Balg von
sich lässet/ auch zwischen zweyen Fingern/ aus dem äus-
sern Balg vorhinaus sich schieben lässet/ so ist die Gersten
geweicht genug; dann ists zu wenig geweicht/ so wächst
es ungern und nicht gleich aus/ ists aber zu viel/ so wirds
bald sauer.

Wäre es aber je übersehen/ und zu lang im Was-
ser gelassen worden/ muß man das Wasser alsobald her-
ablassen/ das Getrayd heraus thun/ und aufs dünneste
[Spaltenumbruch] voneinander legen und an der Weite wol übertrocknen
und wiederum anziehen lassen/ so wirds ihm weniger
schaden. Andere halten diß für eine Prob/ wann man
von dem Waitzen oder Habern eine Handvoll zusam-
men nimmt und balgt/ so er sich balgen lässt/ oder am
Balgen zusammen gehet/ so ist er genug geweicht. Den
Habern muß man nicht zu sehr weichen/ sondern/ weil
er ohne diß weichkörnig ist/ bey der Mittelmaß bleiben
lassen.

Wann nun das Wasser an das Getrayd/ es sey
was Gattung es wolle/ gegossen wird/ soll mans fleissig
durcheinander rühren/ sonderlich wann es viel Affter-
getraydes und lähre Hülsen in sich hat/ damit dieselben
sich übersich schwingen/ die man dann abschöpffen und
hinweg thun kan/ so muß man auch das kothige und schlei-
michte Wasser nach solcher Abschöpffung gantz und gar
abseihen/ damit der Brand und Schleim des Waitzens
und der Gersten davon komme/ soll aber gleich wider
ein frisches reines Wasser darauf getragen werden.

Cap. LX.
Wie mit dem genug geweichten Getrayd ferners umzugehen.
[Spaltenumbruch]

WAnn nun das Getrayd genug geweicht ist/ wel-
ches man erkennet/ wann die Gersten sich über
den Daumen biegen lässet/ wird es aus der
Boding auf der Maltz-Tenne/ nachdem warm oder
kaltes Wetter ist/ eines Schuches oder anderthalben
dick aufgeschüttet/ und täglich drey oder viermal gerührt/
damit das Wasser daraus seyhen/ und das Getrayd ü-
bertrocknen möge. Wanns trocken worden/ thut mans
auf (ein oder anderthalbe Knie hoch) zusamm gescho-
berte Hauffen/ ebnet sie fein/ und lässt sie obeinander
ligen/ biß es schwitzend wird/ also wann man den Hauf-
fen ein wenig voneinander thut/ und die Hand darüber
hält/ daß die Hand von dem warmen Dampff oder
Dunst gleichschwitzend wird/ und das Getrayd anfängt
herfür zu brechen und zu wachsen/ und wann mans käuet/
die Gersten einen frischen Nuß-körnigen süssen Ge-
schmack hat/ doch soll man den Hauffen nicht zu frühe
angreiffen/ und durch das Rühren am Auswachsen nicht
verhindern.

Man soll auch das Getrayd nicht lassen zu warm
werden/ sondern wann es ein feines Dämpflein hat/ so
muß mans bey kaltem Wetter/ des Tages zweymal/ als
Morgens und Abends/ wanns aber warm Wetter ist/
dreymal oder öffter umschlagen/ und allzeit das obriste zu
unterst/ und das unterste zu obrist kehren/ damit es gleich
auswachse/ und werden die Hauffen je länger je dünner
voneinander gearbeitet/ weil er im Wachsen ist/ damit
die Hitz heraus dünste/ und das Maltz nicht zu lang aus-
wachse/ oder ackerkeimich und unterwächsig werde/ dar-
durch dem Maltz seine Krafft entzogen wird/ und das
geschihet/ wanns warm ist/ in Tag und Nacht/ wanns
aber kalt ist/ bedarf es längere Zeit.

Wann nun der Hauffen also ausgebracht/ und
voneinander ausgebreitet ist/ soll man ihn den ersten
Tag fünfmal rühren/ sonst wird es zu lange wachsen;
darnach täglich viermal/ ohngefähr frühe/ Mittags/ A-
bends und zur Nacht also umrühren/ biß die Gersten
den dritten oder vierdten Keim herfür geschoben/ so
[Spaltenumbruch] ist des Wachsens genug/ dann die Gersten/ wann sie
anders recht wächset/ treibt ab vier unterschiedliche
Keimlein; das erste nach dem Bruch/ die andern a-
ber in folgender Zeit/ indem mans ausbreitet und rüh-
ret.

Doch ist mit dem Wachsen eine Maß zu halten/
damit das Körnlein nicht zu viel auskeime/ dardurch die
beste Krafft entzogen wird. Waitz und Habern be-
kommen nur ein Keimlein/ muß aber auch bey seiner
Maß und nicht zu lang auswachsen.

Wann nun/ wie gedacht/ der Hauffen vollkommen
genug gewachsen ist/ wird er täglich fünfmal geschwun-
gen/ gerührt und umgeschlagen/ und die erste Nacht um
die eilffte oder zwölffte Stund/ darnach Morgens um
viere/ um Mittag/ um drey gegen den Abend/ und end-
lich um neun Uhr gegen der Nacht/ nachdem das Wet-
ter ist/ drey/ vier oder fünf Tage nacheinander/ daß
die Hitz heraus komme/ daß es zum schwelcken taug-
lich ist.

Und dieses währet ohngefähr 14 Tag/ offt länger
oder weniger/ nachdem es warm oder kalt ist. Und an
diesem ligt das meiste/ wann ein Bier soll wol gerahten/
wolgeschmack und kräfftig werden; je kühler und tem-
perirter diese Arbeit verrichtet wird/ je lieblicher und ge-
schmacker wird das Bier/ daß es den Gest desto länger
behält; und hinwiederum je heisser und dämpffiger man
einen Hauffen also ausarbeitet/ je schlechter wird das
Bier/ dann was für einen sauren oder bösen Geschmack
das Maltz am Dörren empfängt; also wird auch das-
selbe Bier/ und kan ihm solches nicht leicht durch eini-
gerley Mittel gantz und gar benommen werden/ da es
aber versehen wäre/ daß die zusammgeschlagene Hauf-
fen sich zum Keimen nicht ergeben wolten/ ist es ein Zei-
chen/ daß es nicht genug geweicht sey/ alsdann soll man
ihm/ mit einem oder zwey Trag-Eimern/ gesaltzenen/
oder nur mit ungesaltzenen laulichtem Wasser sprengen
und helffen/ wolt es zum erstenmal nicht helffen/ kan
mans noch einmal thun/ und die Hauffen obeinander be-

halten/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] deſtinirte Getrayd muß man dem Braͤuer nicht geſtat-
ten/ daß ers nach ſeinem Wolgefallen anderswohin
aufſchuͤtte/ ſondern es muß gleich in die Bodingen ge-
bracht/ und Waſſer darauf gegoſſen werden.

Damit man aber wiſſe/ wann die Weichung ge-
nug ſey/ indem mans zu kalter Zeit laͤnger/ als bey war-
men Wetter in der Weichboding laſſen muß/ ſo greiffe
mit der Hand tieff in die Boding hinein/ und heb eine
Hand voll des geweichten Traydes heraus/ wann die
Koͤrnlein mit beeden Spitzen uͤber den Nagel ſich bie-
gen laſſen/ und alſo zuſamm gebogen/ das aͤuſſerſte Baͤlg-
lein zu unterſt bricht/ oder das Koͤrnlein den Balg von
ſich laͤſſet/ auch zwiſchen zweyen Fingern/ aus dem aͤuſ-
ſern Balg vorhinaus ſich ſchieben laͤſſet/ ſo iſt die Gerſten
geweicht genug; dann iſts zu wenig geweicht/ ſo waͤchſt
es ungern und nicht gleich aus/ iſts aber zu viel/ ſo wirds
bald ſauer.

Waͤre es aber je uͤberſehen/ und zu lang im Waſ-
ſer gelaſſen worden/ muß man das Waſſer alſobald her-
ablaſſen/ das Getrayd heraus thun/ und aufs duͤnneſte
[Spaltenumbruch] voneinander legen und an der Weite wol uͤbertrocknen
und wiederum anziehen laſſen/ ſo wirds ihm weniger
ſchaden. Andere halten diß fuͤr eine Prob/ wann man
von dem Waitzen oder Habern eine Handvoll zuſam-
men nimmt und balgt/ ſo er ſich balgen laͤſſt/ oder am
Balgen zuſammen gehet/ ſo iſt er genug geweicht. Den
Habern muß man nicht zu ſehr weichen/ ſondern/ weil
er ohne diß weichkoͤrnig iſt/ bey der Mittelmaß bleiben
laſſen.

Wann nun das Waſſer an das Getrayd/ es ſey
was Gattung es wolle/ gegoſſen wird/ ſoll mans fleiſſig
durcheinander ruͤhren/ ſonderlich wann es viel Affter-
getraydes und laͤhre Huͤlſen in ſich hat/ damit dieſelben
ſich uͤberſich ſchwingen/ die man dann abſchoͤpffen und
hinweg thun kan/ ſo muß man auch das kothige und ſchlei-
michte Waſſer nach ſolcher Abſchoͤpffung gantz und gar
abſeihen/ damit der Brand und Schleim des Waitzens
und der Gerſten davon komme/ ſoll aber gleich wider
ein friſches reines Waſſer darauf getragen werden.

Cap. LX.
Wie mit dem genug geweichten Getrayd ferners umzugehen.
[Spaltenumbruch]

WAnn nun das Getrayd genug geweicht iſt/ wel-
ches man erkennet/ wann die Gerſten ſich uͤber
den Daumen biegen laͤſſet/ wird es aus der
Boding auf der Maltz-Tenne/ nachdem warm oder
kaltes Wetter iſt/ eines Schuches oder anderthalben
dick aufgeſchuͤttet/ und taͤglich drey oder viermal geruͤhrt/
damit das Waſſer daraus ſeyhen/ und das Getrayd uͤ-
bertrocknen moͤge. Wanns trocken worden/ thut mans
auf (ein oder anderthalbe Knie hoch) zuſamm geſcho-
berte Hauffen/ ebnet ſie fein/ und laͤſſt ſie obeinander
ligen/ biß es ſchwitzend wird/ alſo wann man den Hauf-
fen ein wenig voneinander thut/ und die Hand daruͤber
haͤlt/ daß die Hand von dem warmen Dampff oder
Dunſt gleichſchwitzend wird/ und das Getrayd anfaͤngt
herfuͤr zu brechen und zu wachſen/ und wann mans kaͤuet/
die Gerſten einen friſchen Nuß-koͤrnigen ſuͤſſen Ge-
ſchmack hat/ doch ſoll man den Hauffen nicht zu fruͤhe
angreiffen/ und durch das Ruͤhren am Auswachſen nicht
verhindern.

Man ſoll auch das Getrayd nicht laſſen zu warm
werden/ ſondern wann es ein feines Daͤmpflein hat/ ſo
muß mans bey kaltem Wetter/ des Tages zweymal/ als
Morgens und Abends/ wanns aber warm Wetter iſt/
dreymal oder oͤffter umſchlagen/ und allzeit das obriſte zu
unterſt/ und das unterſte zu obriſt kehren/ damit es gleich
auswachſe/ und werden die Hauffen je laͤnger je duͤnner
voneinander gearbeitet/ weil er im Wachſen iſt/ damit
die Hitz heraus duͤnſte/ und das Maltz nicht zu lang aus-
wachſe/ oder ackerkeimich und unterwaͤchſig werde/ dar-
durch dem Maltz ſeine Krafft entzogen wird/ und das
geſchihet/ wanns warm iſt/ in Tag und Nacht/ wanns
aber kalt iſt/ bedarf es laͤngere Zeit.

Wann nun der Hauffen alſo ausgebracht/ und
voneinander ausgebreitet iſt/ ſoll man ihn den erſten
Tag fuͤnfmal ruͤhren/ ſonſt wird es zu lange wachſen;
darnach taͤglich viermal/ ohngefaͤhr fruͤhe/ Mittags/ A-
bends und zur Nacht alſo umruͤhren/ biß die Gerſten
den dritten oder vierdten Keim herfuͤr geſchoben/ ſo
[Spaltenumbruch] iſt des Wachſens genug/ dann die Gerſten/ wann ſie
anders recht waͤchſet/ treibt ab vier unterſchiedliche
Keimlein; das erſte nach dem Bruch/ die andern a-
ber in folgender Zeit/ indem mans ausbreitet und ruͤh-
ret.

Doch iſt mit dem Wachſen eine Maß zu halten/
damit das Koͤrnlein nicht zu viel auskeime/ dardurch die
beſte Krafft entzogen wird. Waitz und Habern be-
kommen nur ein Keimlein/ muß aber auch bey ſeiner
Maß und nicht zu lang auswachſen.

Wann nun/ wie gedacht/ der Hauffen vollkommen
genug gewachſen iſt/ wird er taͤglich fuͤnfmal geſchwun-
gen/ geruͤhrt und umgeſchlagen/ und die erſte Nacht um
die eilffte oder zwoͤlffte Stund/ darnach Morgens um
viere/ um Mittag/ um drey gegen den Abend/ und end-
lich um neun Uhr gegen der Nacht/ nachdem das Wet-
ter iſt/ drey/ vier oder fuͤnf Tage nacheinander/ daß
die Hitz heraus komme/ daß es zum ſchwelcken taug-
lich iſt.

Und dieſes waͤhret ohngefaͤhr 14 Tag/ offt laͤnger
oder weniger/ nachdem es warm oder kalt iſt. Und an
dieſem ligt das meiſte/ wann ein Bier ſoll wol gerahten/
wolgeſchmack und kraͤfftig werden; je kuͤhler und tem-
perirter dieſe Arbeit verrichtet wird/ je lieblicher und ge-
ſchmacker wird das Bier/ daß es den Geſt deſto laͤnger
behaͤlt; und hinwiederum je heiſſer und daͤmpffiger man
einen Hauffen alſo ausarbeitet/ je ſchlechter wird das
Bier/ dann was fuͤr einen ſauren oder boͤſen Geſchmack
das Maltz am Doͤrren empfaͤngt; alſo wird auch daſ-
ſelbe Bier/ und kan ihm ſolches nicht leicht durch eini-
gerley Mittel gantz und gar benommen werden/ da es
aber verſehen waͤre/ daß die zuſammgeſchlagene Hauf-
fen ſich zum Keimen nicht ergeben wolten/ iſt es ein Zei-
chen/ daß es nicht genug geweicht ſey/ alsdann ſoll man
ihm/ mit einem oder zwey Trag-Eimern/ geſaltzenen/
oder nur mit ungeſaltzenen laulichtem Waſſer ſprengen
und helffen/ wolt es zum erſtenmal nicht helffen/ kan
mans noch einmal thun/ und die Hauffen obeinander be-

halten/
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[78/0096] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens deſtinirte Getrayd muß man dem Braͤuer nicht geſtat- ten/ daß ers nach ſeinem Wolgefallen anderswohin aufſchuͤtte/ ſondern es muß gleich in die Bodingen ge- bracht/ und Waſſer darauf gegoſſen werden. Damit man aber wiſſe/ wann die Weichung ge- nug ſey/ indem mans zu kalter Zeit laͤnger/ als bey war- men Wetter in der Weichboding laſſen muß/ ſo greiffe mit der Hand tieff in die Boding hinein/ und heb eine Hand voll des geweichten Traydes heraus/ wann die Koͤrnlein mit beeden Spitzen uͤber den Nagel ſich bie- gen laſſen/ und alſo zuſamm gebogen/ das aͤuſſerſte Baͤlg- lein zu unterſt bricht/ oder das Koͤrnlein den Balg von ſich laͤſſet/ auch zwiſchen zweyen Fingern/ aus dem aͤuſ- ſern Balg vorhinaus ſich ſchieben laͤſſet/ ſo iſt die Gerſten geweicht genug; dann iſts zu wenig geweicht/ ſo waͤchſt es ungern und nicht gleich aus/ iſts aber zu viel/ ſo wirds bald ſauer. Waͤre es aber je uͤberſehen/ und zu lang im Waſ- ſer gelaſſen worden/ muß man das Waſſer alſobald her- ablaſſen/ das Getrayd heraus thun/ und aufs duͤnneſte voneinander legen und an der Weite wol uͤbertrocknen und wiederum anziehen laſſen/ ſo wirds ihm weniger ſchaden. Andere halten diß fuͤr eine Prob/ wann man von dem Waitzen oder Habern eine Handvoll zuſam- men nimmt und balgt/ ſo er ſich balgen laͤſſt/ oder am Balgen zuſammen gehet/ ſo iſt er genug geweicht. Den Habern muß man nicht zu ſehr weichen/ ſondern/ weil er ohne diß weichkoͤrnig iſt/ bey der Mittelmaß bleiben laſſen. Wann nun das Waſſer an das Getrayd/ es ſey was Gattung es wolle/ gegoſſen wird/ ſoll mans fleiſſig durcheinander ruͤhren/ ſonderlich wann es viel Affter- getraydes und laͤhre Huͤlſen in ſich hat/ damit dieſelben ſich uͤberſich ſchwingen/ die man dann abſchoͤpffen und hinweg thun kan/ ſo muß man auch das kothige und ſchlei- michte Waſſer nach ſolcher Abſchoͤpffung gantz und gar abſeihen/ damit der Brand und Schleim des Waitzens und der Gerſten davon komme/ ſoll aber gleich wider ein friſches reines Waſſer darauf getragen werden. Cap. LX. Wie mit dem genug geweichten Getrayd ferners umzugehen. WAnn nun das Getrayd genug geweicht iſt/ wel- ches man erkennet/ wann die Gerſten ſich uͤber den Daumen biegen laͤſſet/ wird es aus der Boding auf der Maltz-Tenne/ nachdem warm oder kaltes Wetter iſt/ eines Schuches oder anderthalben dick aufgeſchuͤttet/ und taͤglich drey oder viermal geruͤhrt/ damit das Waſſer daraus ſeyhen/ und das Getrayd uͤ- bertrocknen moͤge. Wanns trocken worden/ thut mans auf (ein oder anderthalbe Knie hoch) zuſamm geſcho- berte Hauffen/ ebnet ſie fein/ und laͤſſt ſie obeinander ligen/ biß es ſchwitzend wird/ alſo wann man den Hauf- fen ein wenig voneinander thut/ und die Hand daruͤber haͤlt/ daß die Hand von dem warmen Dampff oder Dunſt gleichſchwitzend wird/ und das Getrayd anfaͤngt herfuͤr zu brechen und zu wachſen/ und wann mans kaͤuet/ die Gerſten einen friſchen Nuß-koͤrnigen ſuͤſſen Ge- ſchmack hat/ doch ſoll man den Hauffen nicht zu fruͤhe angreiffen/ und durch das Ruͤhren am Auswachſen nicht verhindern. Man ſoll auch das Getrayd nicht laſſen zu warm werden/ ſondern wann es ein feines Daͤmpflein hat/ ſo muß mans bey kaltem Wetter/ des Tages zweymal/ als Morgens und Abends/ wanns aber warm Wetter iſt/ dreymal oder oͤffter umſchlagen/ und allzeit das obriſte zu unterſt/ und das unterſte zu obriſt kehren/ damit es gleich auswachſe/ und werden die Hauffen je laͤnger je duͤnner voneinander gearbeitet/ weil er im Wachſen iſt/ damit die Hitz heraus duͤnſte/ und das Maltz nicht zu lang aus- wachſe/ oder ackerkeimich und unterwaͤchſig werde/ dar- durch dem Maltz ſeine Krafft entzogen wird/ und das geſchihet/ wanns warm iſt/ in Tag und Nacht/ wanns aber kalt iſt/ bedarf es laͤngere Zeit. Wann nun der Hauffen alſo ausgebracht/ und voneinander ausgebreitet iſt/ ſoll man ihn den erſten Tag fuͤnfmal ruͤhren/ ſonſt wird es zu lange wachſen; darnach taͤglich viermal/ ohngefaͤhr fruͤhe/ Mittags/ A- bends und zur Nacht alſo umruͤhren/ biß die Gerſten den dritten oder vierdten Keim herfuͤr geſchoben/ ſo iſt des Wachſens genug/ dann die Gerſten/ wann ſie anders recht waͤchſet/ treibt ab vier unterſchiedliche Keimlein; das erſte nach dem Bruch/ die andern a- ber in folgender Zeit/ indem mans ausbreitet und ruͤh- ret. Doch iſt mit dem Wachſen eine Maß zu halten/ damit das Koͤrnlein nicht zu viel auskeime/ dardurch die beſte Krafft entzogen wird. Waitz und Habern be- kommen nur ein Keimlein/ muß aber auch bey ſeiner Maß und nicht zu lang auswachſen. Wann nun/ wie gedacht/ der Hauffen vollkommen genug gewachſen iſt/ wird er taͤglich fuͤnfmal geſchwun- gen/ geruͤhrt und umgeſchlagen/ und die erſte Nacht um die eilffte oder zwoͤlffte Stund/ darnach Morgens um viere/ um Mittag/ um drey gegen den Abend/ und end- lich um neun Uhr gegen der Nacht/ nachdem das Wet- ter iſt/ drey/ vier oder fuͤnf Tage nacheinander/ daß die Hitz heraus komme/ daß es zum ſchwelcken taug- lich iſt. Und dieſes waͤhret ohngefaͤhr 14 Tag/ offt laͤnger oder weniger/ nachdem es warm oder kalt iſt. Und an dieſem ligt das meiſte/ wann ein Bier ſoll wol gerahten/ wolgeſchmack und kraͤfftig werden; je kuͤhler und tem- perirter dieſe Arbeit verrichtet wird/ je lieblicher und ge- ſchmacker wird das Bier/ daß es den Geſt deſto laͤnger behaͤlt; und hinwiederum je heiſſer und daͤmpffiger man einen Hauffen alſo ausarbeitet/ je ſchlechter wird das Bier/ dann was fuͤr einen ſauren oder boͤſen Geſchmack das Maltz am Doͤrren empfaͤngt; alſo wird auch daſ- ſelbe Bier/ und kan ihm ſolches nicht leicht durch eini- gerley Mittel gantz und gar benommen werden/ da es aber verſehen waͤre/ daß die zuſammgeſchlagene Hauf- fen ſich zum Keimen nicht ergeben wolten/ iſt es ein Zei- chen/ daß es nicht genug geweicht ſey/ alsdann ſoll man ihm/ mit einem oder zwey Trag-Eimern/ geſaltzenen/ oder nur mit ungeſaltzenen laulichtem Waſſer ſprengen und helffen/ wolt es zum erſtenmal nicht helffen/ kan mans noch einmal thun/ und die Hauffen obeinander be- halten/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/96>, abgerufen am 21.11.2024.