Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

nachher ein aus der Nachbarschaft herbeigeholter
Wundarzt mit Beihülfe warmen Oeles das häßliche
Pflaster, wenn auch nicht schmerzlos, doch am Ende
glücklich dem Patienten abgestreift, ohne daß der lei-
dende Theil etwas Anderes dadurch eingebüßt hätte.
Wenn wir nicht weniger borstenartiger Haare Erwäh-
nung thun wollen, die auf dem rothen Grunde gedie-
hen waren.

Onkel Nasus wurde wieder, der er gewesen. Doch
beobachtete er ausdauernd ein brummiges Schweigen
über den ganzen Vorfall. Duldete auch nicht, daß
seine Umgebungen desselben gedachten.

Seine Töchter hörten ihn wohl noch in Augen-
blicken, wo er sich unbelauscht wähnte, die geheimniß-
vollen Worte: "Brauner Racker!" wiederholen; doch
mit unverkennbar anderem Ausdruck, als die Ersten-
male, wo er sie mehr zärtlich gelispelt.



nachher ein aus der Nachbarſchaft herbeigeholter
Wundarzt mit Beihuͤlfe warmen Oeles das haͤßliche
Pflaſter, wenn auch nicht ſchmerzlos, doch am Ende
gluͤcklich dem Patienten abgeſtreift, ohne daß der lei-
dende Theil etwas Anderes dadurch eingebuͤßt haͤtte.
Wenn wir nicht weniger borſtenartiger Haare Erwaͤh-
nung thun wollen, die auf dem rothen Grunde gedie-
hen waren.

Onkel Naſus wurde wieder, der er geweſen. Doch
beobachtete er ausdauernd ein brummiges Schweigen
uͤber den ganzen Vorfall. Duldete auch nicht, daß
ſeine Umgebungen deſſelben gedachten.

Seine Toͤchter hoͤrten ihn wohl noch in Augen-
blicken, wo er ſich unbelauſcht waͤhnte, die geheimniß-
vollen Worte: „Brauner Racker!“ wiederholen; doch
mit unverkennbar anderem Ausdruck, als die Erſten-
male, wo er ſie mehr zaͤrtlich gelispelt.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0134" n="118"/>
nachher ein aus der Nachbar&#x017F;chaft herbeigeholter<lb/>
Wundarzt mit Beihu&#x0364;lfe warmen Oeles das ha&#x0364;ßliche<lb/>
Pfla&#x017F;ter, wenn auch nicht &#x017F;chmerzlos, doch am Ende<lb/>
glu&#x0364;cklich dem Patienten abge&#x017F;treift, ohne daß der lei-<lb/>
dende Theil etwas Anderes dadurch eingebu&#x0364;ßt ha&#x0364;tte.<lb/>
Wenn wir nicht weniger bor&#x017F;tenartiger Haare Erwa&#x0364;h-<lb/>
nung thun wollen, die auf dem rothen Grunde gedie-<lb/>
hen waren.</p><lb/>
        <p>Onkel Na&#x017F;us wurde wieder, der er gewe&#x017F;en. Doch<lb/>
beobachtete er ausdauernd ein brummiges Schweigen<lb/>
u&#x0364;ber den ganzen Vorfall. Duldete auch nicht, daß<lb/>
&#x017F;eine Umgebungen de&#x017F;&#x017F;elben gedachten.</p><lb/>
        <p>Seine To&#x0364;chter ho&#x0364;rten ihn wohl noch in Augen-<lb/>
blicken, wo er &#x017F;ich unbelau&#x017F;cht wa&#x0364;hnte, die geheimniß-<lb/>
vollen Worte: &#x201E;Brauner Racker!&#x201C; wiederholen; doch<lb/>
mit unverkennbar anderem Ausdruck, als die Er&#x017F;ten-<lb/>
male, wo er &#x017F;ie mehr za&#x0364;rtlich gelispelt.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0134] nachher ein aus der Nachbarſchaft herbeigeholter Wundarzt mit Beihuͤlfe warmen Oeles das haͤßliche Pflaſter, wenn auch nicht ſchmerzlos, doch am Ende gluͤcklich dem Patienten abgeſtreift, ohne daß der lei- dende Theil etwas Anderes dadurch eingebuͤßt haͤtte. Wenn wir nicht weniger borſtenartiger Haare Erwaͤh- nung thun wollen, die auf dem rothen Grunde gedie- hen waren. Onkel Naſus wurde wieder, der er geweſen. Doch beobachtete er ausdauernd ein brummiges Schweigen uͤber den ganzen Vorfall. Duldete auch nicht, daß ſeine Umgebungen deſſelben gedachten. Seine Toͤchter hoͤrten ihn wohl noch in Augen- blicken, wo er ſich unbelauſcht waͤhnte, die geheimniß- vollen Worte: „Brauner Racker!“ wiederholen; doch mit unverkennbar anderem Ausdruck, als die Erſten- male, wo er ſie mehr zaͤrtlich gelispelt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/134
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/134>, abgerufen am 21.11.2024.