Jn Liebenau bringen sie den Erndtekranz, wobei getanzt wird und wieder eine neue Person auftritt. Anton erlebt Auszeichnung und Zurücksetzung. Bärbel erscheint auch, aber nur im Dunkeln.
Der Erndtekranz sollte gebracht werden. Onkel Nasus hatte den nächsten Sonntag für diese Feierlich- keit bestimmt und weitere Anstalten dazu getroffen, als er seit verschiedenen Jahrgängen nöthig befunden. Linz und Miez empfingen strengen Befehl, mehrere Tänzerinnen aus der Nachbarschaft einzuladen, was große Schwierigkeiten fand, weil, wie schon oben erwähnt, der Umgang mit allen Gutsbesitzerfamilien eingeschlafen war. Man mußte folglich zu Pastor- Töchtern, jungen Verwaltersfrauen, Schullehrer- Nichten und sogar zu Schwestern des eigenen Försters Zuflucht nehmen, um ein Dutzend rothwangiger, voll- blütiger, festzusammengeschnürter, in schreiende Farben geschmacklos gekleideter Balltänzerinnen aufzutreiben. Auf diese Weise leisteten des Baron's "Mädel's" dem väterlichen Mandat Folge und stellten ihr Kon- tingent. Nicht so glücklich war Papa gewesen mit Lieferung der Herren Tänzer, die er auszuschreiben sich selbst vorbehalten, und durch deren Erscheinung
Neuntes Kapitel.
Jn Liebenau bringen ſie den Erndtekranz, wobei getanzt wird und wieder eine neue Perſon auftritt. Anton erlebt Auszeichnung und Zurückſetzung. Bärbel erſcheint auch, aber nur im Dunkeln.
Der Erndtekranz ſollte gebracht werden. Onkel Naſus hatte den naͤchſten Sonntag fuͤr dieſe Feierlich- keit beſtimmt und weitere Anſtalten dazu getroffen, als er ſeit verſchiedenen Jahrgaͤngen noͤthig befunden. Linz und Miez empfingen ſtrengen Befehl, mehrere Taͤnzerinnen aus der Nachbarſchaft einzuladen, was große Schwierigkeiten fand, weil, wie ſchon oben erwaͤhnt, der Umgang mit allen Gutsbeſitzerfamilien eingeſchlafen war. Man mußte folglich zu Paſtor- Toͤchtern, jungen Verwaltersfrauen, Schullehrer- Nichten und ſogar zu Schweſtern des eigenen Foͤrſters Zuflucht nehmen, um ein Dutzend rothwangiger, voll- bluͤtiger, feſtzuſammengeſchnuͤrter, in ſchreiende Farben geſchmacklos gekleideter Balltaͤnzerinnen aufzutreiben. Auf dieſe Weiſe leiſteten des Baron’s „Maͤdel’s“ dem vaͤterlichen Mandat Folge und ſtellten ihr Kon- tingent. Nicht ſo gluͤcklich war Papa geweſen mit Lieferung der Herren Taͤnzer, die er auszuſchreiben ſich ſelbſt vorbehalten, und durch deren Erſcheinung
<TEI><text><body><pbfacs="#f0135"n="119"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Neuntes Kapitel.</hi></head><lb/><argument><p>Jn Liebenau bringen ſie den Erndtekranz, wobei getanzt wird und wieder eine<lb/>
neue Perſon auftritt. Anton erlebt Auszeichnung und Zurückſetzung. Bärbel<lb/><hirendition="#c">erſcheint auch, aber nur im Dunkeln.</hi></p></argument><lb/><p>Der Erndtekranz ſollte gebracht werden. Onkel<lb/>
Naſus hatte den naͤchſten Sonntag fuͤr dieſe Feierlich-<lb/>
keit beſtimmt und weitere Anſtalten dazu getroffen,<lb/>
als er ſeit verſchiedenen Jahrgaͤngen noͤthig befunden.<lb/>
Linz und Miez empfingen ſtrengen Befehl, mehrere<lb/>
Taͤnzerinnen aus der Nachbarſchaft einzuladen, was<lb/>
große Schwierigkeiten fand, weil, wie ſchon oben<lb/>
erwaͤhnt, der Umgang mit allen Gutsbeſitzerfamilien<lb/>
eingeſchlafen war. Man mußte folglich zu Paſtor-<lb/>
Toͤchtern, jungen Verwaltersfrauen, Schullehrer-<lb/>
Nichten und ſogar zu Schweſtern des eigenen Foͤrſters<lb/>
Zuflucht nehmen, um ein Dutzend rothwangiger, voll-<lb/>
bluͤtiger, feſtzuſammengeſchnuͤrter, in ſchreiende Farben<lb/>
geſchmacklos gekleideter Balltaͤnzerinnen aufzutreiben.<lb/>
Auf dieſe Weiſe leiſteten des Baron’s „Maͤdel’s“<lb/>
dem vaͤterlichen Mandat Folge und ſtellten ihr Kon-<lb/>
tingent. Nicht ſo gluͤcklich war Papa geweſen mit<lb/>
Lieferung der Herren Taͤnzer, die er auszuſchreiben<lb/>ſich ſelbſt vorbehalten, und durch deren Erſcheinung<lb/></p></div></body></text></TEI>
[119/0135]
Neuntes Kapitel.
Jn Liebenau bringen ſie den Erndtekranz, wobei getanzt wird und wieder eine
neue Perſon auftritt. Anton erlebt Auszeichnung und Zurückſetzung. Bärbel
erſcheint auch, aber nur im Dunkeln.
Der Erndtekranz ſollte gebracht werden. Onkel
Naſus hatte den naͤchſten Sonntag fuͤr dieſe Feierlich-
keit beſtimmt und weitere Anſtalten dazu getroffen,
als er ſeit verſchiedenen Jahrgaͤngen noͤthig befunden.
Linz und Miez empfingen ſtrengen Befehl, mehrere
Taͤnzerinnen aus der Nachbarſchaft einzuladen, was
große Schwierigkeiten fand, weil, wie ſchon oben
erwaͤhnt, der Umgang mit allen Gutsbeſitzerfamilien
eingeſchlafen war. Man mußte folglich zu Paſtor-
Toͤchtern, jungen Verwaltersfrauen, Schullehrer-
Nichten und ſogar zu Schweſtern des eigenen Foͤrſters
Zuflucht nehmen, um ein Dutzend rothwangiger, voll-
bluͤtiger, feſtzuſammengeſchnuͤrter, in ſchreiende Farben
geſchmacklos gekleideter Balltaͤnzerinnen aufzutreiben.
Auf dieſe Weiſe leiſteten des Baron’s „Maͤdel’s“
dem vaͤterlichen Mandat Folge und ſtellten ihr Kon-
tingent. Nicht ſo gluͤcklich war Papa geweſen mit
Lieferung der Herren Taͤnzer, die er auszuſchreiben
ſich ſelbſt vorbehalten, und durch deren Erſcheinung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/135>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.