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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Puschel und Rubs angehörigen wahrscheinlich die
dümmsten waren, bejaheten durch erstauntes Schwei-
gen diesen glänzenden Antrag, zu dessen Vollführung
Theodor die siebente Morgenstunde des in Rede
stehenden Sonntags und als Sammelplatz das Haus
seines Vaters angab, als in welchem man sich durch
ein reichliches Frühstück zu den Anstrengungen der
Reise, wie des ländlichen Festes vorbereiten und kräf-
tigen wolle.

Die Sache verhielt sich aber ganz einfach so.
Herr van der Helfft sen. trieb neben seinem Groß-
handel auch -- (freilich sehr im Stillen!) -- ein klei-
nes Händelchen, mit Hypotheken nämlich, auf Häuser
oder Landgüter eingetragen. Wo ein Grundbesitzer
einigemale mit seinen Zinsen im Rest geblieben, waren
wie Raben, die ein Aas wittern, die Mäkler des
großen Mannes da, um auszustöbern, wie es mit dem
unsicheren Zahler stehe? Lauteten die Berichte -- in
ihrem Sinne -- günstig, dann wußten sie durch aller-
lei hingeworfene Andeutungen, die auf ihre Zinsen
harrenden Eigenthümer jener Grundverschreibungen
ängstlich zu machen und erkauften dann dergleichen
Papiere, die übrigens auf den Fall eines Bankerottes
Sicherheit gewähren mußten, mit unzweifelhaftem

Puſchel und Rubs angehoͤrigen wahrſcheinlich die
duͤmmſten waren, bejaheten durch erſtauntes Schwei-
gen dieſen glaͤnzenden Antrag, zu deſſen Vollfuͤhrung
Theodor die ſiebente Morgenſtunde des in Rede
ſtehenden Sonntags und als Sammelplatz das Haus
ſeines Vaters angab, als in welchem man ſich durch
ein reichliches Fruͤhſtuͤck zu den Anſtrengungen der
Reiſe, wie des laͤndlichen Feſtes vorbereiten und kraͤf-
tigen wolle.

Die Sache verhielt ſich aber ganz einfach ſo.
Herr van der Helfft sen. trieb neben ſeinem Groß-
handel auch — (freilich ſehr im Stillen!) — ein klei-
nes Haͤndelchen, mit Hypotheken naͤmlich, auf Haͤuſer
oder Landguͤter eingetragen. Wo ein Grundbeſitzer
einigemale mit ſeinen Zinſen im Reſt geblieben, waren
wie Raben, die ein Aas wittern, die Maͤkler des
großen Mannes da, um auszuſtoͤbern, wie es mit dem
unſicheren Zahler ſtehe? Lauteten die Berichte — in
ihrem Sinne — guͤnſtig, dann wußten ſie durch aller-
lei hingeworfene Andeutungen, die auf ihre Zinſen
harrenden Eigenthuͤmer jener Grundverſchreibungen
aͤngſtlich zu machen und erkauften dann dergleichen
Papiere, die uͤbrigens auf den Fall eines Bankerottes
Sicherheit gewaͤhren mußten, mit unzweifelhaftem

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[125/0141] Puſchel und Rubs angehoͤrigen wahrſcheinlich die duͤmmſten waren, bejaheten durch erſtauntes Schwei- gen dieſen glaͤnzenden Antrag, zu deſſen Vollfuͤhrung Theodor die ſiebente Morgenſtunde des in Rede ſtehenden Sonntags und als Sammelplatz das Haus ſeines Vaters angab, als in welchem man ſich durch ein reichliches Fruͤhſtuͤck zu den Anſtrengungen der Reiſe, wie des laͤndlichen Feſtes vorbereiten und kraͤf- tigen wolle. Die Sache verhielt ſich aber ganz einfach ſo. Herr van der Helfft sen. trieb neben ſeinem Groß- handel auch — (freilich ſehr im Stillen!) — ein klei- nes Haͤndelchen, mit Hypotheken naͤmlich, auf Haͤuſer oder Landguͤter eingetragen. Wo ein Grundbeſitzer einigemale mit ſeinen Zinſen im Reſt geblieben, waren wie Raben, die ein Aas wittern, die Maͤkler des großen Mannes da, um auszuſtoͤbern, wie es mit dem unſicheren Zahler ſtehe? Lauteten die Berichte — in ihrem Sinne — guͤnſtig, dann wußten ſie durch aller- lei hingeworfene Andeutungen, die auf ihre Zinſen harrenden Eigenthuͤmer jener Grundverſchreibungen aͤngſtlich zu machen und erkauften dann dergleichen Papiere, die uͤbrigens auf den Fall eines Bankerottes Sicherheit gewaͤhren mußten, mit unzweifelhaftem

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/141>, abgerufen am 24.11.2024.