Theodor an ihm vorbeisausete; das ist brav: jetzt tanzt sich's noch einmal so schön.
Da legte Anton verdrüßlich die Geige gleich wieder weg und brummte: wer sich aus der ihrem Benehmen gegen mich einen Vers machen wollte, der müßte mehr verstehen, wie Brot essen.
Die Anwesenheit Theodors und der Abstand zwischen diesem und den übrigen Schülern, besonders den Pastorsöhnen, entging seinem Scharfblick eben so wenig, als des Onkel Nasus unterwürfige Aufmerk- samkeit für jenen jungen Herrn. Ohne die Gründe erforschen zu können, durchschaute sein natürlicher Verstand doch bald den Zweck und das machte ihn noch verbissener und mürrischer, so daß er einige wohlgemeinte Anreden, wie Linz und Miez in ihrer nichtssagenden Manier aufmunternd an ihn richteten, fast undankbar hinnahm, ohne ihnen Folge zu geben.
Rasch verfliegt Stunde um Stunde des frühzeitig begonnenen Balles, bei dem sämmtliche Theilnehmer sich bestens ergötzen, nur die drei ausgenommen, welche uns die wichtigsten sind. Und die Haupt- person dieses Buches, sein Held Anton, nachdem Ottiliens unwillkommenes Lob ihm auch jene Zer- streuung weggespottet, welche er sich durch Aufspielen
Theodor an ihm vorbeiſauſete; das iſt brav: jetzt tanzt ſich’s noch einmal ſo ſchoͤn.
Da legte Anton verdruͤßlich die Geige gleich wieder weg und brummte: wer ſich aus der ihrem Benehmen gegen mich einen Vers machen wollte, der muͤßte mehr verſtehen, wie Brot eſſen.
Die Anweſenheit Theodors und der Abſtand zwiſchen dieſem und den uͤbrigen Schuͤlern, beſonders den Paſtorſoͤhnen, entging ſeinem Scharfblick eben ſo wenig, als des Onkel Naſus unterwuͤrfige Aufmerk- ſamkeit fuͤr jenen jungen Herrn. Ohne die Gruͤnde erforſchen zu koͤnnen, durchſchaute ſein natuͤrlicher Verſtand doch bald den Zweck und das machte ihn noch verbiſſener und muͤrriſcher, ſo daß er einige wohlgemeinte Anreden, wie Linz und Miez in ihrer nichtsſagenden Manier aufmunternd an ihn richteten, faſt undankbar hinnahm, ohne ihnen Folge zu geben.
Raſch verfliegt Stunde um Stunde des fruͤhzeitig begonnenen Balles, bei dem ſaͤmmtliche Theilnehmer ſich beſtens ergoͤtzen, nur die drei ausgenommen, welche uns die wichtigſten ſind. Und die Haupt- perſon dieſes Buches, ſein Held Anton, nachdem Ottiliens unwillkommenes Lob ihm auch jene Zer- ſtreuung weggeſpottet, welche er ſich durch Aufſpielen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0150"n="134"/>
Theodor an ihm vorbeiſauſete; das iſt brav: jetzt<lb/>
tanzt ſich’s noch einmal ſo ſchoͤn.</p><lb/><p>Da legte Anton verdruͤßlich die Geige gleich<lb/>
wieder weg und brummte: wer ſich aus der ihrem<lb/>
Benehmen gegen mich einen Vers machen wollte, der<lb/>
muͤßte mehr verſtehen, wie Brot eſſen.</p><lb/><p>Die Anweſenheit Theodors und der Abſtand<lb/>
zwiſchen dieſem und den uͤbrigen Schuͤlern, beſonders<lb/>
den Paſtorſoͤhnen, entging ſeinem Scharfblick eben ſo<lb/>
wenig, als des Onkel Naſus unterwuͤrfige Aufmerk-<lb/>ſamkeit fuͤr jenen jungen Herrn. Ohne die Gruͤnde<lb/>
erforſchen zu koͤnnen, durchſchaute ſein natuͤrlicher<lb/>
Verſtand doch bald den Zweck und das machte ihn<lb/>
noch verbiſſener und muͤrriſcher, ſo daß er einige<lb/>
wohlgemeinte Anreden, wie Linz und Miez in ihrer<lb/>
nichtsſagenden Manier aufmunternd an ihn richteten,<lb/>
faſt undankbar hinnahm, ohne ihnen Folge zu geben.</p><lb/><p>Raſch verfliegt Stunde um Stunde des fruͤhzeitig<lb/>
begonnenen Balles, bei dem ſaͤmmtliche Theilnehmer<lb/>ſich beſtens ergoͤtzen, nur die drei ausgenommen,<lb/>
welche uns die wichtigſten ſind. Und die Haupt-<lb/>
perſon dieſes Buches, ſein Held Anton, nachdem<lb/>
Ottiliens unwillkommenes Lob ihm auch jene Zer-<lb/>ſtreuung weggeſpottet, welche er ſich durch Aufſpielen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[134/0150]
Theodor an ihm vorbeiſauſete; das iſt brav: jetzt
tanzt ſich’s noch einmal ſo ſchoͤn.
Da legte Anton verdruͤßlich die Geige gleich
wieder weg und brummte: wer ſich aus der ihrem
Benehmen gegen mich einen Vers machen wollte, der
muͤßte mehr verſtehen, wie Brot eſſen.
Die Anweſenheit Theodors und der Abſtand
zwiſchen dieſem und den uͤbrigen Schuͤlern, beſonders
den Paſtorſoͤhnen, entging ſeinem Scharfblick eben ſo
wenig, als des Onkel Naſus unterwuͤrfige Aufmerk-
ſamkeit fuͤr jenen jungen Herrn. Ohne die Gruͤnde
erforſchen zu koͤnnen, durchſchaute ſein natuͤrlicher
Verſtand doch bald den Zweck und das machte ihn
noch verbiſſener und muͤrriſcher, ſo daß er einige
wohlgemeinte Anreden, wie Linz und Miez in ihrer
nichtsſagenden Manier aufmunternd an ihn richteten,
faſt undankbar hinnahm, ohne ihnen Folge zu geben.
Raſch verfliegt Stunde um Stunde des fruͤhzeitig
begonnenen Balles, bei dem ſaͤmmtliche Theilnehmer
ſich beſtens ergoͤtzen, nur die drei ausgenommen,
welche uns die wichtigſten ſind. Und die Haupt-
perſon dieſes Buches, ſein Held Anton, nachdem
Ottiliens unwillkommenes Lob ihm auch jene Zer-
ſtreuung weggeſpottet, welche er ſich durch Aufſpielen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/150>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.