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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Du mit der Bärbel Dich nicht einlassen willst, wenn
sie Dir wieder begegnet? Versprich mir's. Um Dei-
netwillen nicht. Aber auch meinetwegen nicht. Dich
thät' sie zu Grunde richten, -- und ihr gönn' ich
Dich nicht. Die Eifersucht würde mich aus dem
Grabe treiben, ich müßte als Gespenst zwischen euch
fahren. Sonst mag sie's halten mit wem sie will;
nur mit Dir nicht. Sonst mit wem sie will. Meinet-
halb auch mit Onkel Nasus. Trägt der mein schwar-
zes Pflaster noch? Ha, ha, ha, -- o weh, das Lachen
erstickt mich! Luft! Jn Teufels Namen, Luft! Korb-
macher, Du erdrosselst mich mit Deinem Arme. Wenn
Du mich ersticken willst, nimm einen Strick, knüpfe
mich auf! Hänge mich! Ha, ha, ha, Vater und
Sohn!"

Auf diese Weise trieb es der Sterbende länger als
eine Stunde, daß Anton zuletzt ganz unempfindlich
und stumpf wurde gegen seine ruchlosen Phantasieen.

Als Tag und Nacht sich zu scheiden begannen,
ward er ruhiger. Noch ein heißer Blutstrom stürzte
aus seinem zuckenden Munde, dann sprach er sanft:
"Das Schlimmste ist vorüber; der liebe Gott hat
Mitleid mit mir. 's ist überstanden. Vergiß nicht, mir
die Augenlider zu schließen. Off'ne Augen sind

Die Vagabunden. I. 10

Du mit der Baͤrbel Dich nicht einlaſſen willſt, wenn
ſie Dir wieder begegnet? Verſprich mir’s. Um Dei-
netwillen nicht. Aber auch meinetwegen nicht. Dich
thaͤt’ ſie zu Grunde richten, — und ihr goͤnn’ ich
Dich nicht. Die Eiferſucht wuͤrde mich aus dem
Grabe treiben, ich muͤßte als Geſpenſt zwiſchen euch
fahren. Sonſt mag ſie’s halten mit wem ſie will;
nur mit Dir nicht. Sonſt mit wem ſie will. Meinet-
halb auch mit Onkel Naſus. Traͤgt der mein ſchwar-
zes Pflaſter noch? Ha, ha, ha, — o weh, das Lachen
erſtickt mich! Luft! Jn Teufels Namen, Luft! Korb-
macher, Du erdroſſelſt mich mit Deinem Arme. Wenn
Du mich erſticken willſt, nimm einen Strick, knuͤpfe
mich auf! Haͤnge mich! Ha, ha, ha, Vater und
Sohn!“

Auf dieſe Weiſe trieb es der Sterbende laͤnger als
eine Stunde, daß Anton zuletzt ganz unempfindlich
und ſtumpf wurde gegen ſeine ruchloſen Phantaſieen.

Als Tag und Nacht ſich zu ſcheiden begannen,
ward er ruhiger. Noch ein heißer Blutſtrom ſtuͤrzte
aus ſeinem zuckenden Munde, dann ſprach er ſanft:
„Das Schlimmſte iſt voruͤber; der liebe Gott hat
Mitleid mit mir. ’s iſt uͤberſtanden. Vergiß nicht, mir
die Augenlider zu ſchließen. Off’ne Augen ſind

Die Vagabunden. I. 10
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[145/0161] Du mit der Baͤrbel Dich nicht einlaſſen willſt, wenn ſie Dir wieder begegnet? Verſprich mir’s. Um Dei- netwillen nicht. Aber auch meinetwegen nicht. Dich thaͤt’ ſie zu Grunde richten, — und ihr goͤnn’ ich Dich nicht. Die Eiferſucht wuͤrde mich aus dem Grabe treiben, ich muͤßte als Geſpenſt zwiſchen euch fahren. Sonſt mag ſie’s halten mit wem ſie will; nur mit Dir nicht. Sonſt mit wem ſie will. Meinet- halb auch mit Onkel Naſus. Traͤgt der mein ſchwar- zes Pflaſter noch? Ha, ha, ha, — o weh, das Lachen erſtickt mich! Luft! Jn Teufels Namen, Luft! Korb- macher, Du erdroſſelſt mich mit Deinem Arme. Wenn Du mich erſticken willſt, nimm einen Strick, knuͤpfe mich auf! Haͤnge mich! Ha, ha, ha, Vater und Sohn!“ Auf dieſe Weiſe trieb es der Sterbende laͤnger als eine Stunde, daß Anton zuletzt ganz unempfindlich und ſtumpf wurde gegen ſeine ruchloſen Phantaſieen. Als Tag und Nacht ſich zu ſcheiden begannen, ward er ruhiger. Noch ein heißer Blutſtrom ſtuͤrzte aus ſeinem zuckenden Munde, dann ſprach er ſanft: „Das Schlimmſte iſt voruͤber; der liebe Gott hat Mitleid mit mir. ’s iſt uͤberſtanden. Vergiß nicht, mir die Augenlider zu ſchließen. Off’ne Augen ſind Die Vagabunden. I. 10

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/161>, abgerufen am 24.11.2024.