auf den Todtengräber, welcher sich auch pünktlich sammt Gehülfen und der schwarzen Tragbahre ein- stellte. Dann zogen sie zum Fuchswinkel hinaus.
Als Anton, voraneilend, durch's Gebüsch lugte, rief der Todtengräber ihm zu: sei ohne Sorge, Korb- macher, wir finden ihn noch; der lauft nicht mehr weg, wenn er ordentlich todt ist, wie sich's für einen rechtschaffenen Todten gehört.
Sie legten ihn in den Sarg auf eine Unterlage von weichen Hobelspänen. Ueber ihn streute Anton die Nelken und Rosmarinzweige, die er mitgenommen.
Dann schlossen sie den Sarg und der Schall des Hammers, der die Nägel eintrieb, hallte weit im Walde wieder und erschreckte alle Vögel.
Die zwei Männer trugen die Bahre.
Anton ging ernst und still hinter ihnen her. Sie brauchten zwei volle Stunden bis in's Dorf. Beim Kirchhofe empfing sie Pastor Karich im Amtskleide. Anton küßte ihm die Hand für seine Güte, im Namen des Todten. Eine Magd leuchtete mit einer großen Stalllaterne voran, bis zum offenen Grabe. Als der Sarg an dicken Seilen hinabgelassen war, sprach der ehrliche Pastor:
auf den Todtengraͤber, welcher ſich auch puͤnktlich ſammt Gehuͤlfen und der ſchwarzen Tragbahre ein- ſtellte. Dann zogen ſie zum Fuchswinkel hinaus.
Als Anton, voraneilend, durch’s Gebuͤſch lugte, rief der Todtengraͤber ihm zu: ſei ohne Sorge, Korb- macher, wir finden ihn noch; der lauft nicht mehr weg, wenn er ordentlich todt iſt, wie ſich’s fuͤr einen rechtſchaffenen Todten gehoͤrt.
Sie legten ihn in den Sarg auf eine Unterlage von weichen Hobelſpaͤnen. Ueber ihn ſtreute Anton die Nelken und Rosmarinzweige, die er mitgenommen.
Dann ſchloſſen ſie den Sarg und der Schall des Hammers, der die Naͤgel eintrieb, hallte weit im Walde wieder und erſchreckte alle Voͤgel.
Die zwei Maͤnner trugen die Bahre.
Anton ging ernſt und ſtill hinter ihnen her. Sie brauchten zwei volle Stunden bis in’s Dorf. Beim Kirchhofe empfing ſie Paſtor Karich im Amtskleide. Anton kuͤßte ihm die Hand fuͤr ſeine Guͤte, im Namen des Todten. Eine Magd leuchtete mit einer großen Stalllaterne voran, bis zum offenen Grabe. Als der Sarg an dicken Seilen hinabgelaſſen war, ſprach der ehrliche Paſtor:
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0170"n="154"/>
auf den Todtengraͤber, welcher ſich auch puͤnktlich<lb/>ſammt Gehuͤlfen und der ſchwarzen Tragbahre ein-<lb/>ſtellte. Dann zogen ſie zum Fuchswinkel hinaus.</p><lb/><p>Als Anton, voraneilend, durch’s Gebuͤſch lugte,<lb/>
rief der Todtengraͤber ihm zu: ſei ohne Sorge, Korb-<lb/>
macher, wir finden ihn noch; der lauft nicht mehr<lb/>
weg, wenn er ordentlich todt iſt, wie ſich’s fuͤr einen<lb/>
rechtſchaffenen Todten gehoͤrt.</p><lb/><p>Sie legten ihn in den Sarg auf eine Unterlage<lb/>
von weichen Hobelſpaͤnen. Ueber ihn ſtreute Anton<lb/>
die Nelken und Rosmarinzweige, die er mitgenommen.</p><lb/><p>Dann ſchloſſen ſie den Sarg und der Schall des<lb/>
Hammers, der die Naͤgel eintrieb, hallte weit im<lb/>
Walde wieder und erſchreckte alle Voͤgel.</p><lb/><p>Die zwei Maͤnner trugen die Bahre.</p><lb/><p>Anton ging ernſt und ſtill hinter ihnen her. Sie<lb/>
brauchten zwei volle Stunden bis in’s Dorf. Beim<lb/>
Kirchhofe empfing ſie Paſtor Karich im Amtskleide.<lb/>
Anton kuͤßte ihm die Hand fuͤr ſeine Guͤte, im Namen<lb/>
des Todten. Eine Magd leuchtete mit einer großen<lb/>
Stalllaterne voran, bis zum offenen Grabe. Als der<lb/>
Sarg an dicken Seilen hinabgelaſſen war, ſprach der<lb/>
ehrliche Paſtor:</p><lb/></div></body></text></TEI>
[154/0170]
auf den Todtengraͤber, welcher ſich auch puͤnktlich
ſammt Gehuͤlfen und der ſchwarzen Tragbahre ein-
ſtellte. Dann zogen ſie zum Fuchswinkel hinaus.
Als Anton, voraneilend, durch’s Gebuͤſch lugte,
rief der Todtengraͤber ihm zu: ſei ohne Sorge, Korb-
macher, wir finden ihn noch; der lauft nicht mehr
weg, wenn er ordentlich todt iſt, wie ſich’s fuͤr einen
rechtſchaffenen Todten gehoͤrt.
Sie legten ihn in den Sarg auf eine Unterlage
von weichen Hobelſpaͤnen. Ueber ihn ſtreute Anton
die Nelken und Rosmarinzweige, die er mitgenommen.
Dann ſchloſſen ſie den Sarg und der Schall des
Hammers, der die Naͤgel eintrieb, hallte weit im
Walde wieder und erſchreckte alle Voͤgel.
Die zwei Maͤnner trugen die Bahre.
Anton ging ernſt und ſtill hinter ihnen her. Sie
brauchten zwei volle Stunden bis in’s Dorf. Beim
Kirchhofe empfing ſie Paſtor Karich im Amtskleide.
Anton kuͤßte ihm die Hand fuͤr ſeine Guͤte, im Namen
des Todten. Eine Magd leuchtete mit einer großen
Stalllaterne voran, bis zum offenen Grabe. Als der
Sarg an dicken Seilen hinabgelaſſen war, ſprach der
ehrliche Paſtor:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/170>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.