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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Er steigt aus dem Grabe, hat er geschworen, als
Gespenst und jagt uns auseinander.

"Halt Maul! Mir furchtet! -- Also nix iss mit
uns Zwei?"

Nichts Bärbel, gar nichts. Es darf nicht.

"Auch gut. Aber großes Narr bist Du, Toni,
Jesus Maria schrecklich großes Narr, daß Du hast
Wort gegeben an schwarzen Wolf. Bärbel nimmt
jetzt jungen Herr aus der Stadt. Bärbel wird vor-
nehmes Mensch, zieht auch in Stadt. Esel und
Gansel in Schloß glauben, er schaut auf Baron-
mädel? Nix da! Auf mich schaut reicher Bub'! Muß
thun, was Bärbel will. Ha, Bärbel iss' gar pfif-
figes Weibsbild. Wird werden Frau Theodor, weil
Du sie nicht hast mögen. Adio, schönes Toni!"

Die letzten drei Wörter sprach sie, obwohl bereits
vom Kammerfenster verschwindend, so laut, daß der
Schall derselben bis in's Nebenzimmer drang und
daß die Großmutter ängstlich rief: "redest Du im
Schlafe, Anton?"

Dieser schloß den Fensterflügel langsam und vor-
sichtig und sagte dann: ich glaub' es war so was?
Mir träumte gerade, ich wär' eine vornehme Dame.

"Unsinn," erwiederte die Alte zurück, "wie kann

Er ſteigt aus dem Grabe, hat er geſchworen, als
Geſpenſt und jagt uns auseinander.

„Halt Maul! Mir furchtet! — Alſo nix iſſ mit
uns Zwei?“

Nichts Baͤrbel, gar nichts. Es darf nicht.

„Auch gut. Aber großes Narr biſt Du, Toni,
Jeſus Maria ſchrecklich großes Narr, daß Du haſt
Wort gegeben an ſchwarzen Wolf. Baͤrbel nimmt
jetzt jungen Herr aus der Stadt. Baͤrbel wird vor-
nehmes Menſch, zieht auch in Stadt. Eſel und
Ganſel in Schloß glauben, er ſchaut auf Baron-
maͤdel? Nix da! Auf mich ſchaut reicher Bub’! Muß
thun, was Baͤrbel will. Ha, Baͤrbel iſſ’ gar pfif-
figes Weibsbild. Wird werden Frau Theodor, weil
Du ſie nicht haſt moͤgen. Adio, ſchoͤnes Toni!“

Die letzten drei Woͤrter ſprach ſie, obwohl bereits
vom Kammerfenſter verſchwindend, ſo laut, daß der
Schall derſelben bis in’s Nebenzimmer drang und
daß die Großmutter aͤngſtlich rief: „redeſt Du im
Schlafe, Anton?“

Dieſer ſchloß den Fenſterfluͤgel langſam und vor-
ſichtig und ſagte dann: ich glaub’ es war ſo was?
Mir traͤumte gerade, ich waͤr’ eine vornehme Dame.

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[165/0181] Er ſteigt aus dem Grabe, hat er geſchworen, als Geſpenſt und jagt uns auseinander. „Halt Maul! Mir furchtet! — Alſo nix iſſ mit uns Zwei?“ Nichts Baͤrbel, gar nichts. Es darf nicht. „Auch gut. Aber großes Narr biſt Du, Toni, Jeſus Maria ſchrecklich großes Narr, daß Du haſt Wort gegeben an ſchwarzen Wolf. Baͤrbel nimmt jetzt jungen Herr aus der Stadt. Baͤrbel wird vor- nehmes Menſch, zieht auch in Stadt. Eſel und Ganſel in Schloß glauben, er ſchaut auf Baron- maͤdel? Nix da! Auf mich ſchaut reicher Bub’! Muß thun, was Baͤrbel will. Ha, Baͤrbel iſſ’ gar pfif- figes Weibsbild. Wird werden Frau Theodor, weil Du ſie nicht haſt moͤgen. Adio, ſchoͤnes Toni!“ Die letzten drei Woͤrter ſprach ſie, obwohl bereits vom Kammerfenſter verſchwindend, ſo laut, daß der Schall derſelben bis in’s Nebenzimmer drang und daß die Großmutter aͤngſtlich rief: „redeſt Du im Schlafe, Anton?“ Dieſer ſchloß den Fenſterfluͤgel langſam und vor- ſichtig und ſagte dann: ich glaub’ es war ſo was? Mir traͤumte gerade, ich waͤr’ eine vornehme Dame. „Unſinn,“ erwiederte die Alte zuruͤck, „wie kann

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/181>, abgerufen am 18.12.2024.