Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.Dreizehntes Kapitel. Handelt von einer Braut ohne Bräutigam. Seit länger als acht Tagen hausete Theodor nun Dreizehntes Kapitel. Handelt von einer Braut ohne Bräutigam. Seit laͤnger als acht Tagen hauſete Theodor nun <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0183" n="167"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Dreizehntes Kapitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c">Handelt von einer Braut ohne Bräutigam.</hi> </p> </argument><lb/> <p>Seit laͤnger als acht Tagen hauſete Theodor nun<lb/> in Liebenau. Seine Equipage hatte der gefaͤllige<lb/> Vater ihm hinaus geſendet, aber wahrſcheinlich auch<lb/> gemeſſene Verhaltungsmaßregeln fuͤr das Benehmen<lb/> gegen den Baron und deſſen Familie. Denn ſeit<lb/> Chriſtians Ruͤckkehr und ſeitdem er den Brief geleſen,<lb/> welchen dieſer Vertraute des Stalles und der Kuͤche<lb/> ihm mitgebracht, benahm er ſich noch artiger, noch<lb/> verbindlicher und — noch ſchweigſamer als vorher.<lb/> Tagtaͤglich ritt oder fuhr er mit Onkel Naſus in Feld<lb/> und Wald; fortdauernd zeichnete er Ottilien durch<lb/> gewiſſe nichtsſagende, kalte Phraſen vor ihren Schwe-<lb/> ſtern aus; doch nicht minder tagtaͤglich und fort-<lb/> dauernd zog er ſich ſo fruͤh als nur moͤglich aus der<lb/> Geſellſchaft in ſeine Gemaͤcher zuruͤck und von Be-<lb/> werbungen um die Hand der jungen Baroneſſe haͤtte<lb/> auch das Ohr einer Spitzmaus nichts vernehmen<lb/> koͤnnen. Freilich war das ganze Buͤrſchchen erſt acht-<lb/> zehn Jahre alt; kam ſo eben erſt aus der hohen<lb/> Schule, um in eine hoͤhere, Univerſitaͤt genannt, zu<lb/> treten. Aber, wie Onkel Naſus ganz richtig bemerkte:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0183]
Dreizehntes Kapitel.
Handelt von einer Braut ohne Bräutigam.
Seit laͤnger als acht Tagen hauſete Theodor nun
in Liebenau. Seine Equipage hatte der gefaͤllige
Vater ihm hinaus geſendet, aber wahrſcheinlich auch
gemeſſene Verhaltungsmaßregeln fuͤr das Benehmen
gegen den Baron und deſſen Familie. Denn ſeit
Chriſtians Ruͤckkehr und ſeitdem er den Brief geleſen,
welchen dieſer Vertraute des Stalles und der Kuͤche
ihm mitgebracht, benahm er ſich noch artiger, noch
verbindlicher und — noch ſchweigſamer als vorher.
Tagtaͤglich ritt oder fuhr er mit Onkel Naſus in Feld
und Wald; fortdauernd zeichnete er Ottilien durch
gewiſſe nichtsſagende, kalte Phraſen vor ihren Schwe-
ſtern aus; doch nicht minder tagtaͤglich und fort-
dauernd zog er ſich ſo fruͤh als nur moͤglich aus der
Geſellſchaft in ſeine Gemaͤcher zuruͤck und von Be-
werbungen um die Hand der jungen Baroneſſe haͤtte
auch das Ohr einer Spitzmaus nichts vernehmen
koͤnnen. Freilich war das ganze Buͤrſchchen erſt acht-
zehn Jahre alt; kam ſo eben erſt aus der hohen
Schule, um in eine hoͤhere, Univerſitaͤt genannt, zu
treten. Aber, wie Onkel Naſus ganz richtig bemerkte:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |