nicht als Braut begrüßen? Ottilie, Dein Vater ist's, der Dich ruft!" -- Jn demselben Augenblicke machte Ottilie selbst sich Bahn durch Koch, Jäger und Gärtner, erschien in flatterndem Nachtkleide hinter ihrem Vater und fragte mit dem ihr eigenen, vorneh- men Wesen: "Was steht zu Befehl? Hier bin ich!"
Sie werden sich jetzt zufrieden stellen und die Ueberzeugung gewinnen, Herr Baron, daß Sie mir, mehr aber noch Jhrem hochzuverehrenden Fräulein Tochter Unrecht thaten? hub Theodor an. So gewiß Baronesse Ottilie aus ihrem Schlafzimmer kommt, so gewiß mir nicht die gefährliche Ehre zu Theil wurde, sie in dem meinigen zu beherbergen; eben so gewiß muß ich auf das Glück verzichten, die mir dargebotene Hand derselben --
"Wer hat gewagt," unterbrach ihn Ottilie, vor Zorn erglühend, "wer hat gewagt, meine Hand Jhnen darzubieten? Wer überhaupt durfte über meine Hand verfügen wollen? So weit erstrecken sich eines Vaters Rechte nicht, und des meinigen wahrlich am Wenigsten. Jch muß bitten, meine Herren, mich und meine Person gänzlich aus Jhrem Spiele zu lassen; hören Sie wohl, aus jedem: sei es auch eines um Leben, Gut und Ehre! Denn ein solches wird, fürcht'
nicht als Braut begruͤßen? Ottilie, Dein Vater iſt’s, der Dich ruft!“ — Jn demſelben Augenblicke machte Ottilie ſelbſt ſich Bahn durch Koch, Jaͤger und Gaͤrtner, erſchien in flatterndem Nachtkleide hinter ihrem Vater und fragte mit dem ihr eigenen, vorneh- men Weſen: „Was ſteht zu Befehl? Hier bin ich!“
Sie werden ſich jetzt zufrieden ſtellen und die Ueberzeugung gewinnen, Herr Baron, daß Sie mir, mehr aber noch Jhrem hochzuverehrenden Fraͤulein Tochter Unrecht thaten? hub Theodor an. So gewiß Baroneſſe Ottilie aus ihrem Schlafzimmer kommt, ſo gewiß mir nicht die gefaͤhrliche Ehre zu Theil wurde, ſie in dem meinigen zu beherbergen; eben ſo gewiß muß ich auf das Gluͤck verzichten, die mir dargebotene Hand derſelben —
„Wer hat gewagt,“ unterbrach ihn Ottilie, vor Zorn ergluͤhend, „wer hat gewagt, meine Hand Jhnen darzubieten? Wer uͤberhaupt durfte uͤber meine Hand verfuͤgen wollen? So weit erſtrecken ſich eines Vaters Rechte nicht, und des meinigen wahrlich am Wenigſten. Jch muß bitten, meine Herren, mich und meine Perſon gaͤnzlich aus Jhrem Spiele zu laſſen; hoͤren Sie wohl, aus jedem: ſei es auch eines um Leben, Gut und Ehre! Denn ein ſolches wird, fuͤrcht’
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0191"n="175"/>
nicht als Braut begruͤßen? Ottilie, Dein Vater iſt’s,<lb/>
der Dich ruft!“— Jn demſelben Augenblicke machte<lb/>
Ottilie ſelbſt ſich Bahn durch Koch, Jaͤger und<lb/>
Gaͤrtner, erſchien in flatterndem Nachtkleide hinter<lb/>
ihrem Vater und fragte mit dem ihr eigenen, vorneh-<lb/>
men Weſen: „Was ſteht zu Befehl? Hier bin ich!“</p><lb/><p>Sie werden ſich jetzt zufrieden ſtellen und die<lb/>
Ueberzeugung gewinnen, Herr Baron, daß Sie mir,<lb/>
mehr aber noch Jhrem hochzuverehrenden Fraͤulein<lb/>
Tochter Unrecht thaten? hub Theodor an. So gewiß<lb/>
Baroneſſe Ottilie aus <hirendition="#g">ihrem</hi> Schlafzimmer kommt,<lb/>ſo gewiß mir nicht die gefaͤhrliche Ehre zu Theil<lb/>
wurde, ſie in dem <hirendition="#g">meinigen</hi> zu beherbergen; eben<lb/>ſo gewiß muß ich auf das Gluͤck verzichten, die mir<lb/>
dargebotene Hand derſelben —</p><lb/><p>„Wer hat gewagt,“ unterbrach ihn Ottilie, vor<lb/>
Zorn ergluͤhend, „wer hat gewagt, meine Hand <hirendition="#g">Jhnen</hi><lb/>
darzubieten? Wer uͤberhaupt <hirendition="#g">durfte</hi> uͤber meine<lb/>
Hand verfuͤgen wollen? So weit erſtrecken ſich eines<lb/>
Vaters Rechte nicht, und des meinigen wahrlich am<lb/>
Wenigſten. Jch muß bitten, meine Herren, mich und<lb/>
meine Perſon gaͤnzlich aus Jhrem Spiele zu laſſen;<lb/>
hoͤren Sie wohl, aus jedem: ſei es auch eines um<lb/>
Leben, Gut und Ehre! Denn ein ſolches wird, fuͤrcht’<lb/></p></div></body></text></TEI>
[175/0191]
nicht als Braut begruͤßen? Ottilie, Dein Vater iſt’s,
der Dich ruft!“ — Jn demſelben Augenblicke machte
Ottilie ſelbſt ſich Bahn durch Koch, Jaͤger und
Gaͤrtner, erſchien in flatterndem Nachtkleide hinter
ihrem Vater und fragte mit dem ihr eigenen, vorneh-
men Weſen: „Was ſteht zu Befehl? Hier bin ich!“
Sie werden ſich jetzt zufrieden ſtellen und die
Ueberzeugung gewinnen, Herr Baron, daß Sie mir,
mehr aber noch Jhrem hochzuverehrenden Fraͤulein
Tochter Unrecht thaten? hub Theodor an. So gewiß
Baroneſſe Ottilie aus ihrem Schlafzimmer kommt,
ſo gewiß mir nicht die gefaͤhrliche Ehre zu Theil
wurde, ſie in dem meinigen zu beherbergen; eben
ſo gewiß muß ich auf das Gluͤck verzichten, die mir
dargebotene Hand derſelben —
„Wer hat gewagt,“ unterbrach ihn Ottilie, vor
Zorn ergluͤhend, „wer hat gewagt, meine Hand Jhnen
darzubieten? Wer uͤberhaupt durfte uͤber meine
Hand verfuͤgen wollen? So weit erſtrecken ſich eines
Vaters Rechte nicht, und des meinigen wahrlich am
Wenigſten. Jch muß bitten, meine Herren, mich und
meine Perſon gaͤnzlich aus Jhrem Spiele zu laſſen;
hoͤren Sie wohl, aus jedem: ſei es auch eines um
Leben, Gut und Ehre! Denn ein ſolches wird, fuͤrcht’
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/191>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.