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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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und wenn er alle Weisheit gepachtet hätte! Warum
soll ich seine Flaschen austrinken? Das Zeug schmeckt
schlecht und kostet theures Geld.

Die Beiden plauderten viel mitsammen. Von
der Vergangenheit, wie von Anton's Zukunft. Jedes
Gespräch über die letztere suchte der gute Junge an
der Großmutter Genesung zu knüpfen. Sie dagegen
zeigte sich besorgt, ihn vorzubereiten, ihn vertraut zu
machen mit dem Gedanken, daß er lernen müsse, ohne
sie weiter zu leben. Dein Häuschen, meinte sie, kann
Dir niemand nehmen; Schulden stehen keine darauf;
ich hab' es mit meinen paar Pfennigen, die ich mir
aus dem Bischen Garnhandel in N. rettete, baar und
richtig bezahlt, als ich's dem seeligen Meister Schröter
abkaufte. Und daß der Enkel seiner Großmutter Erbe
sei, -- wenn keine Zwischenverwandte mehr am Leben,
fügte sie mit schwerem Seufzer hinzu, -- das ist eine
alte Sache. Du wirst Dich schon fortbringen.

Dabei gerieth sie denn immer wieder auf ihren
alten Plan, Anton solle bei Zeiten heirathen. Wenn
Du über die Zwanzig hinaus sein wirst, dann nimm
Dir eine Frau! Handwerksleute auf dem Lande
müssen zeitig in den Ehestand treten.

Davon nun wollte Anton, wie uns schon bekannt

und wenn er alle Weisheit gepachtet haͤtte! Warum
ſoll ich ſeine Flaſchen austrinken? Das Zeug ſchmeckt
ſchlecht und koſtet theures Geld.

Die Beiden plauderten viel mitſammen. Von
der Vergangenheit, wie von Anton’s Zukunft. Jedes
Geſpraͤch uͤber die letztere ſuchte der gute Junge an
der Großmutter Geneſung zu knuͤpfen. Sie dagegen
zeigte ſich beſorgt, ihn vorzubereiten, ihn vertraut zu
machen mit dem Gedanken, daß er lernen muͤſſe, ohne
ſie weiter zu leben. Dein Haͤuschen, meinte ſie, kann
Dir niemand nehmen; Schulden ſtehen keine darauf;
ich hab’ es mit meinen paar Pfennigen, die ich mir
aus dem Bischen Garnhandel in N. rettete, baar und
richtig bezahlt, als ich’s dem ſeeligen Meiſter Schroͤter
abkaufte. Und daß der Enkel ſeiner Großmutter Erbe
ſei, — wenn keine Zwiſchenverwandte mehr am Leben,
fuͤgte ſie mit ſchwerem Seufzer hinzu, — das iſt eine
alte Sache. Du wirſt Dich ſchon fortbringen.

Dabei gerieth ſie denn immer wieder auf ihren
alten Plan, Anton ſolle bei Zeiten heirathen. Wenn
Du uͤber die Zwanzig hinaus ſein wirſt, dann nimm
Dir eine Frau! Handwerksleute auf dem Lande
muͤſſen zeitig in den Eheſtand treten.

Davon nun wollte Anton, wie uns ſchon bekannt

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[189/0205] und wenn er alle Weisheit gepachtet haͤtte! Warum ſoll ich ſeine Flaſchen austrinken? Das Zeug ſchmeckt ſchlecht und koſtet theures Geld. Die Beiden plauderten viel mitſammen. Von der Vergangenheit, wie von Anton’s Zukunft. Jedes Geſpraͤch uͤber die letztere ſuchte der gute Junge an der Großmutter Geneſung zu knuͤpfen. Sie dagegen zeigte ſich beſorgt, ihn vorzubereiten, ihn vertraut zu machen mit dem Gedanken, daß er lernen muͤſſe, ohne ſie weiter zu leben. Dein Haͤuschen, meinte ſie, kann Dir niemand nehmen; Schulden ſtehen keine darauf; ich hab’ es mit meinen paar Pfennigen, die ich mir aus dem Bischen Garnhandel in N. rettete, baar und richtig bezahlt, als ich’s dem ſeeligen Meiſter Schroͤter abkaufte. Und daß der Enkel ſeiner Großmutter Erbe ſei, — wenn keine Zwiſchenverwandte mehr am Leben, fuͤgte ſie mit ſchwerem Seufzer hinzu, — das iſt eine alte Sache. Du wirſt Dich ſchon fortbringen. Dabei gerieth ſie denn immer wieder auf ihren alten Plan, Anton ſolle bei Zeiten heirathen. Wenn Du uͤber die Zwanzig hinaus ſein wirſt, dann nimm Dir eine Frau! Handwerksleute auf dem Lande muͤſſen zeitig in den Eheſtand treten. Davon nun wollte Anton, wie uns ſchon bekannt

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/205>, abgerufen am 21.11.2024.