Er wendete sich nach Laura um, dieser zu sagen, daß er die Mutter aufsuchen wolle.... Laura war ver- schwunden. Wie bei energischen weiblichen Naturen häufig geschieht, hatte sie in dringendster Gefahr ihre besonnene Fassung nicht verloren.
Anton umkreisete den Schauplatz der Verwirrung, so schnell die bleischweren Füße ihn tragen mochten. Er kam vor jener Seite des Wirthshauses, wo der Eingang zu demselben nach dem Strande hinlag, mit Freuden an, weil er sah, daß des armseligen Gebäu- des Vordertheil noch verschont blieb.
Pierre und Jean hatten die Reisekutsche sammt dem darauf befindlichen Gepäck der Damen noch glücklich zu rechter Zeit aus dem Hofraum gerissen. Auch die Kasse war gerettet. Madame Simonelli saß auf ihr, den Seidenaffen im Schoos. Laura trug eine Chatouille unterm Arm, auf der Achsel saß ihr Koko, der wildes Hohngelächter ausstieß. Beide Frauenzimmer hatten sich dem Strande genähert, doch hielten sie sich fern von einander. Die Mutter schaute stumm und ernst hinüber, wo bereits einzelne Gluth- ströme aus dem Dache des nun auch ergriffenen Wohnhauses brachen. Die Tochter ging wie mit einem Entschlusse kämpfend auf und ab.
Er wendete ſich nach Laura um, dieſer zu ſagen, daß er die Mutter aufſuchen wolle.... Laura war ver- ſchwunden. Wie bei energiſchen weiblichen Naturen haͤufig geſchieht, hatte ſie in dringendſter Gefahr ihre beſonnene Faſſung nicht verloren.
Anton umkreiſete den Schauplatz der Verwirrung, ſo ſchnell die bleiſchweren Fuͤße ihn tragen mochten. Er kam vor jener Seite des Wirthshauſes, wo der Eingang zu demſelben nach dem Strande hinlag, mit Freuden an, weil er ſah, daß des armſeligen Gebaͤu- des Vordertheil noch verſchont blieb.
Pierre und Jean hatten die Reiſekutſche ſammt dem darauf befindlichen Gepaͤck der Damen noch gluͤcklich zu rechter Zeit aus dem Hofraum geriſſen. Auch die Kaſſe war gerettet. Madame Simonelli ſaß auf ihr, den Seidenaffen im Schoos. Laura trug eine Chatouille unterm Arm, auf der Achſel ſaß ihr Koko, der wildes Hohngelaͤchter ausſtieß. Beide Frauenzimmer hatten ſich dem Strande genaͤhert, doch hielten ſie ſich fern von einander. Die Mutter ſchaute ſtumm und ernſt hinuͤber, wo bereits einzelne Gluth- ſtroͤme aus dem Dache des nun auch ergriffenen Wohnhauſes brachen. Die Tochter ging wie mit einem Entſchluſſe kaͤmpfend auf und ab.
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Er wendete ſich nach Laura um, dieſer zu ſagen, daß
er die Mutter aufſuchen wolle.... Laura war ver-
ſchwunden. Wie bei energiſchen weiblichen Naturen
haͤufig geſchieht, hatte ſie in dringendſter Gefahr ihre
beſonnene Faſſung nicht verloren.
Anton umkreiſete den Schauplatz der Verwirrung,
ſo ſchnell die bleiſchweren Fuͤße ihn tragen mochten.
Er kam vor jener Seite des Wirthshauſes, wo der
Eingang zu demſelben nach dem Strande hinlag, mit
Freuden an, weil er ſah, daß des armſeligen Gebaͤu-
des Vordertheil noch verſchont blieb.
Pierre und Jean hatten die Reiſekutſche ſammt
dem darauf befindlichen Gepaͤck der Damen noch
gluͤcklich zu rechter Zeit aus dem Hofraum geriſſen.
Auch die Kaſſe war gerettet. Madame Simonelli ſaß
auf ihr, den Seidenaffen im Schoos. Laura trug
eine Chatouille unterm Arm, auf der Achſel ſaß ihr
Koko, der wildes Hohngelaͤchter ausſtieß. Beide
Frauenzimmer hatten ſich dem Strande genaͤhert, doch
hielten ſie ſich fern von einander. Die Mutter ſchaute
ſtumm und ernſt hinuͤber, wo bereits einzelne Gluth-
ſtroͤme aus dem Dache des nun auch ergriffenen
Wohnhauſes brachen. Die Tochter ging wie mit
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/340>, abgerufen am 24.11.2024.
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