wie man sich auszudrücken beliebt: etwas vor sich gebracht.
Der Hauswirth wurde nach M. beschieden, um dort vor Gericht seine Ansprüche geltend zu machen und deren Befriedigung zu gewärtigen, zu welcher Madame Simonelli sich verstand, weil sie jeder Unter- suchung über die Entstehung des Brandes auszu- weichen wünschte. Jndem sie, ohne Weigerung, für eine "vielleicht stattgehabte" Unvorsichtigkeit ihrer Leute einzustehen sich bereitwillig erklärte, vermied sie Forschungen, deren Resultat ihrem Ehrgefühl uner- träglich schien.
Pierre begab sich zu Fuße nach der nächsten Ort- schaft, Pferde herbeizuschaffen und noch eine Kutsche.
Nicht so leicht schien jener Zwiespalt auszugleichen, der im innern der Familie nachglimmte. Mutter und Tochter standen im Begriff, eine große Scene aufzu- führen. Anton ahnete wohl, daß seine Rolle dabei keine glorreiche werden dürfte.
Ein wunderbarer Schauplatz für diese Scenen! Dort die See, über welche ein klarer Herbsttag mild heraufzieht. Hier eine dampfende Brandstatt, aus der noch immer Flammen zucken, die Suchenden zurückschreckend, welche aus glühendem Schutt, mit
wie man ſich auszudruͤcken beliebt: etwas vor ſich gebracht.
Der Hauswirth wurde nach M. beſchieden, um dort vor Gericht ſeine Anſpruͤche geltend zu machen und deren Befriedigung zu gewaͤrtigen, zu welcher Madame Simonelli ſich verſtand, weil ſie jeder Unter- ſuchung uͤber die Entſtehung des Brandes auszu- weichen wuͤnſchte. Jndem ſie, ohne Weigerung, fuͤr eine „vielleicht ſtattgehabte“ Unvorſichtigkeit ihrer Leute einzuſtehen ſich bereitwillig erklaͤrte, vermied ſie Forſchungen, deren Reſultat ihrem Ehrgefuͤhl uner- traͤglich ſchien.
Pierre begab ſich zu Fuße nach der naͤchſten Ort- ſchaft, Pferde herbeizuſchaffen und noch eine Kutſche.
Nicht ſo leicht ſchien jener Zwieſpalt auszugleichen, der im innern der Familie nachglimmte. Mutter und Tochter ſtanden im Begriff, eine große Scene aufzu- fuͤhren. Anton ahnete wohl, daß ſeine Rolle dabei keine glorreiche werden duͤrfte.
Ein wunderbarer Schauplatz fuͤr dieſe Scenen! Dort die See, uͤber welche ein klarer Herbſttag mild heraufzieht. Hier eine dampfende Brandſtatt, aus der noch immer Flammen zucken, die Suchenden zuruͤckſchreckend, welche aus gluͤhendem Schutt, mit
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wie man ſich auszudruͤcken beliebt: etwas vor ſich
gebracht.
Der Hauswirth wurde nach M. beſchieden, um
dort vor Gericht ſeine Anſpruͤche geltend zu machen
und deren Befriedigung zu gewaͤrtigen, zu welcher
Madame Simonelli ſich verſtand, weil ſie jeder Unter-
ſuchung uͤber die Entſtehung des Brandes auszu-
weichen wuͤnſchte. Jndem ſie, ohne Weigerung, fuͤr
eine „vielleicht ſtattgehabte“ Unvorſichtigkeit ihrer
Leute einzuſtehen ſich bereitwillig erklaͤrte, vermied ſie
Forſchungen, deren Reſultat ihrem Ehrgefuͤhl uner-
traͤglich ſchien.
Pierre begab ſich zu Fuße nach der naͤchſten Ort-
ſchaft, Pferde herbeizuſchaffen und noch eine Kutſche.
Nicht ſo leicht ſchien jener Zwieſpalt auszugleichen,
der im innern der Familie nachglimmte. Mutter und
Tochter ſtanden im Begriff, eine große Scene aufzu-
fuͤhren. Anton ahnete wohl, daß ſeine Rolle dabei
keine glorreiche werden duͤrfte.
Ein wunderbarer Schauplatz fuͤr dieſe Scenen!
Dort die See, uͤber welche ein klarer Herbſttag mild
heraufzieht. Hier eine dampfende Brandſtatt, aus
der noch immer Flammen zucken, die Suchenden
zuruͤckſchreckend, welche aus gluͤhendem Schutt, mit
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/343>, abgerufen am 24.11.2024.
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