behelfen und einrichten, wie's geh'n will. Wie heißt's in der Bibel: die Sünden der Väter werden heimge- sucht an uns Kindern!? Darauf muß unser Eins gefaßt sein; vollends wenn man ein Bankert ist. Freilich bin ich schlimmer d'ran, als unser Pastor- Puschel und Rubs, die einen braven ehrlichen Vater haben; aber ich bin doch auch besser d'ran, wie der schwarze Wolfgang, dem sein Vater aufgehängt wurde. Wer weiß, wozu ich's dennoch einmal bringe? Jst's nicht als Korbflechter, so ist's als Versmacher und Buch- schreiber; ist's nicht als das, so ist's als ein Sänger; ist's nicht als Sänger, so ist's vielleicht gar als Gei- ger! Oder überhaupt was Besonderes. Der fremde Musikmeister hat gesagt, wie er mir die Hand auf den Kopf legte, in mir stecke Jemand! Jch weiß nicht, war's der Wein, den ich trinken müssen, oder war es seine Hand, -- aber es brannte mich, da er es sagte."
Anton, Anton, sprach die Großmutter, gerathe nicht auf unrechte Gedanken! Was willst Du Beson- deres werden? Was kannst Du? Arbeite fleißig, ver- diene Dein Stück Brot, sammle Dir womöglich einen Sparpfennig und wenn mich der liebe Gott abruft, hole Dir in dies kleine Häuschen eines rechtschaffe- nen Bauern Kind als Eheweib heim, die Dir ein
behelfen und einrichten, wie’s geh’n will. Wie heißt’s in der Bibel: die Suͤnden der Vaͤter werden heimge- ſucht an uns Kindern!? Darauf muß unſer Eins gefaßt ſein; vollends wenn man ein Bankert iſt. Freilich bin ich ſchlimmer d’ran, als unſer Paſtor- Puſchel und Rubs, die einen braven ehrlichen Vater haben; aber ich bin doch auch beſſer d’ran, wie der ſchwarze Wolfgang, dem ſein Vater aufgehaͤngt wurde. Wer weiß, wozu ich’s dennoch einmal bringe? Jſt’s nicht als Korbflechter, ſo iſt’s als Versmacher und Buch- ſchreiber; iſt’s nicht als das, ſo iſt’s als ein Saͤnger; iſt’s nicht als Saͤnger, ſo iſt’s vielleicht gar als Gei- ger! Oder uͤberhaupt was Beſonderes. Der fremde Muſikmeiſter hat geſagt, wie er mir die Hand auf den Kopf legte, in mir ſtecke Jemand! Jch weiß nicht, war’s der Wein, den ich trinken muͤſſen, oder war es ſeine Hand, — aber es brannte mich, da er es ſagte.“
Anton, Anton, ſprach die Großmutter, gerathe nicht auf unrechte Gedanken! Was willſt Du Beſon- deres werden? Was kannſt Du? Arbeite fleißig, ver- diene Dein Stuͤck Brot, ſammle Dir womoͤglich einen Sparpfennig und wenn mich der liebe Gott abruft, hole Dir in dies kleine Haͤuschen eines rechtſchaffe- nen Bauern Kind als Eheweib heim, die Dir ein
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behelfen und einrichten, wie’s geh’n will. Wie heißt’s
in der Bibel: die Suͤnden der Vaͤter werden heimge-
ſucht an uns Kindern!? Darauf muß unſer Eins
gefaßt ſein; vollends wenn man ein Bankert iſt.
Freilich bin ich ſchlimmer d’ran, als unſer Paſtor-
Puſchel und Rubs, die einen braven ehrlichen Vater
haben; aber ich bin doch auch beſſer d’ran, wie der
ſchwarze Wolfgang, dem ſein Vater aufgehaͤngt wurde.
Wer weiß, wozu ich’s dennoch einmal bringe? Jſt’s nicht
als Korbflechter, ſo iſt’s als Versmacher und Buch-
ſchreiber; iſt’s nicht als das, ſo iſt’s als ein Saͤnger;
iſt’s nicht als Saͤnger, ſo iſt’s vielleicht gar als Gei-
ger! Oder uͤberhaupt was Beſonderes. Der fremde
Muſikmeiſter hat geſagt, wie er mir die Hand auf
den Kopf legte, in mir ſtecke Jemand! Jch weiß nicht,
war’s der Wein, den ich trinken muͤſſen, oder war es
ſeine Hand, — aber es brannte mich, da er es ſagte.“
Anton, Anton, ſprach die Großmutter, gerathe
nicht auf unrechte Gedanken! Was willſt Du Beſon-
deres werden? Was kannſt Du? Arbeite fleißig, ver-
diene Dein Stuͤck Brot, ſammle Dir womoͤglich einen
Sparpfennig und wenn mich der liebe Gott abruft,
hole Dir in dies kleine Haͤuschen eines rechtſchaffe-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/92>, abgerufen am 18.12.2024.
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