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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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Spektakels. Da versteht es unsere Jartour besser,
dachte er; ihre Pantomime ist ausdrucksvoller. Wenn
sie auf ihrer winzig-kleinen Bühne, -- denn ein
Pferdesattel ist doch nicht groß zu nennen, -- irgend
einen Charakter darstellt, wirkt sie deutlicher, spricht
mehr durch ihre Geberden aus, wie jene Damen alle
miteinander. Ja, die gute Jartour ......

Mit ihrem Bilde in der Seele betrat er sein
Stübchen. Hier auf diesem Sessel hat sie Wache
gehalten vor meinem Lager; hat für mich gesorgt,
gedacht, gearbeitet, den Dienst einer Magd verrichtet;
die liebevolle, unverdrossene Pflegerin. Oh wie freu'
ich mich, sie wiederzusehen!

Eine wohlthätige Wärme durchdrang sein Herz
bei dem Gedanken an dieses Wiedersehen. Das Be-
wußtsein von einem guten menschlichen Wesen geliebt
zu werden, rein, uneigennützig, that ihm so wohl.

Mag aus mir werden, was immer will, sagte er,
Eines kann mir Niemand mehr nehmen: die Ueber-
zeugung, daß sie es redlich mit mir meint; daß ich
also nicht ganz verlassen dastehe auf dieser Erde. Jch
darf aber auch nicht unnütz zögern, mich wieder mit
ihr zu vereinigen. Mein Herz braucht den Trost

Spektakels. Da verſteht es unſere Jartour beſſer,
dachte er; ihre Pantomime iſt ausdrucksvoller. Wenn
ſie auf ihrer winzig-kleinen Buͤhne, — denn ein
Pferdeſattel iſt doch nicht groß zu nennen, — irgend
einen Charakter darſtellt, wirkt ſie deutlicher, ſpricht
mehr durch ihre Geberden aus, wie jene Damen alle
miteinander. Ja, die gute Jartour ......

Mit ihrem Bilde in der Seele betrat er ſein
Stuͤbchen. Hier auf dieſem Seſſel hat ſie Wache
gehalten vor meinem Lager; hat fuͤr mich geſorgt,
gedacht, gearbeitet, den Dienſt einer Magd verrichtet;
die liebevolle, unverdroſſene Pflegerin. Oh wie freu’
ich mich, ſie wiederzuſehen!

Eine wohlthaͤtige Waͤrme durchdrang ſein Herz
bei dem Gedanken an dieſes Wiederſehen. Das Be-
wußtſein von einem guten menſchlichen Weſen geliebt
zu werden, rein, uneigennuͤtzig, that ihm ſo wohl.

Mag aus mir werden, was immer will, ſagte er,
Eines kann mir Niemand mehr nehmen: die Ueber-
zeugung, daß ſie es redlich mit mir meint; daß ich
alſo nicht ganz verlaſſen daſtehe auf dieſer Erde. Jch
darf aber auch nicht unnuͤtz zoͤgern, mich wieder mit
ihr zu vereinigen. Mein Herz braucht den Troſt

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[121/0123] Spektakels. Da verſteht es unſere Jartour beſſer, dachte er; ihre Pantomime iſt ausdrucksvoller. Wenn ſie auf ihrer winzig-kleinen Buͤhne, — denn ein Pferdeſattel iſt doch nicht groß zu nennen, — irgend einen Charakter darſtellt, wirkt ſie deutlicher, ſpricht mehr durch ihre Geberden aus, wie jene Damen alle miteinander. Ja, die gute Jartour ...... Mit ihrem Bilde in der Seele betrat er ſein Stuͤbchen. Hier auf dieſem Seſſel hat ſie Wache gehalten vor meinem Lager; hat fuͤr mich geſorgt, gedacht, gearbeitet, den Dienſt einer Magd verrichtet; die liebevolle, unverdroſſene Pflegerin. Oh wie freu’ ich mich, ſie wiederzuſehen! Eine wohlthaͤtige Waͤrme durchdrang ſein Herz bei dem Gedanken an dieſes Wiederſehen. Das Be- wußtſein von einem guten menſchlichen Weſen geliebt zu werden, rein, uneigennuͤtzig, that ihm ſo wohl. Mag aus mir werden, was immer will, ſagte er, Eines kann mir Niemand mehr nehmen: die Ueber- zeugung, daß ſie es redlich mit mir meint; daß ich alſo nicht ganz verlaſſen daſtehe auf dieſer Erde. Jch darf aber auch nicht unnuͤtz zoͤgern, mich wieder mit ihr zu vereinigen. Mein Herz braucht den Troſt

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/123>, abgerufen am 27.11.2024.