tig zwei Köpfe hatte, aus zwei Kehlen schrie! ... Herr, begreifen Sie, was das heißt? Oh, im Schnee möcht' ich mich wälzen, wie ein nackender Russe, -- einen solchen Schatz läßt mich das Schicksal sehen! Hält ihn mir neckend vor! Jch greife ihn mit diesen meinen Händen! -- und eine Viertelstunde später, -- sagen Sie, wer hätte solch' kleinem, unerfahrenen Wesen derlei Bosheit zugetraut? -- ist es todt; mausetodt! Wie nur jemals ein verächtliches gewöhn- liches Kind mit einem einzigen Kopfe todt gewesen ist! Unkindliches Kind! Deinen Vater so zu täuschen!
Die Mutter starb auch. Sie konnte den Jammer nicht überleben. Der dumme Accoucheur behauptete, an den Folgen einer zu schweren Entbindung. Keine Spur! An den Folgen des Grames starb sie; dessel- ben Grames der an mirnagte, ohne mich zu tödten. Oh, daß ich keine Riesennatur gewesen wäre! daß ich mei- nem Grame unterliegen müssen, wie Pamela dem ihri- gen! Vielleicht wäre mir besser. Jch sage: vielleicht!"
Es ging Jhnen nicht gut, seit dem Sie Wittwer sind?
"Abwechselnd, junger Mann! Es könnte mir glänzend gehen, hätt' ich nicht leichtsinnig gehandelt; leichtsinnig, wie ein Kadett in Ferien! Das anato- mische Museum, -- es war in den Niederlanden, wo
tig zwei Koͤpfe hatte, aus zwei Kehlen ſchrie! ... Herr, begreifen Sie, was das heißt? Oh, im Schnee moͤcht’ ich mich waͤlzen, wie ein nackender Ruſſe, — einen ſolchen Schatz laͤßt mich das Schickſal ſehen! Haͤlt ihn mir neckend vor! Jch greife ihn mit dieſen meinen Haͤnden! — und eine Viertelſtunde ſpaͤter, — ſagen Sie, wer haͤtte ſolch’ kleinem, unerfahrenen Weſen derlei Bosheit zugetraut? — iſt es todt; mauſetodt! Wie nur jemals ein veraͤchtliches gewoͤhn- liches Kind mit einem einzigen Kopfe todt geweſen iſt! Unkindliches Kind! Deinen Vater ſo zu taͤuſchen!
Die Mutter ſtarb auch. Sie konnte den Jammer nicht uͤberleben. Der dumme Accoucheur behauptete, an den Folgen einer zu ſchweren Entbindung. Keine Spur! An den Folgen des Grames ſtarb ſie; deſſel- ben Grames der an mirnagte, ohne mich zu toͤdten. Oh, daß ich keine Rieſennatur geweſen waͤre! daß ich mei- nem Grame unterliegen muͤſſen, wie Pamela dem ihri- gen! Vielleicht waͤre mir beſſer. Jch ſage: vielleicht!“
Es ging Jhnen nicht gut, ſeit dem Sie Wittwer ſind?
„Abwechſelnd, junger Mann! Es koͤnnte mir glaͤnzend gehen, haͤtt’ ich nicht leichtſinnig gehandelt; leichtſinnig, wie ein Kadett in Ferien! Das anato- miſche Muſeum, — es war in den Niederlanden, wo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0152"n="150"/>
tig zwei Koͤpfe hatte, aus zwei Kehlen ſchrie! ...<lb/>
Herr, begreifen Sie, was das heißt? Oh, im Schnee<lb/>
moͤcht’ ich mich waͤlzen, wie ein nackender Ruſſe, —<lb/>
einen ſolchen Schatz laͤßt mich das Schickſal ſehen!<lb/>
Haͤlt ihn mir neckend vor! Jch greife ihn mit dieſen<lb/>
meinen Haͤnden! — und eine Viertelſtunde ſpaͤter, —<lb/>ſagen Sie, wer haͤtte ſolch’ kleinem, unerfahrenen<lb/>
Weſen derlei Bosheit zugetraut? — iſt es todt;<lb/>
mauſetodt! Wie nur jemals ein veraͤchtliches gewoͤhn-<lb/>
liches Kind mit einem einzigen Kopfe todt geweſen<lb/>
iſt! Unkindliches Kind! Deinen Vater ſo zu taͤuſchen!</p><lb/><p>Die Mutter ſtarb auch. Sie konnte den Jammer<lb/>
nicht uͤberleben. Der dumme Accoucheur behauptete,<lb/>
an den Folgen einer zu ſchweren Entbindung. Keine<lb/>
Spur! An den Folgen des Grames ſtarb ſie; deſſel-<lb/>
ben Grames der an mirnagte, ohne mich zu toͤdten. Oh,<lb/>
daß ich keine Rieſennatur geweſen waͤre! daß ich mei-<lb/>
nem Grame unterliegen muͤſſen, wie Pamela dem ihri-<lb/>
gen! Vielleicht waͤre mir beſſer. Jch ſage: vielleicht!“</p><lb/><p>Es ging Jhnen nicht gut, ſeit dem Sie Wittwer ſind?</p><lb/><p>„Abwechſelnd, junger Mann! Es koͤnnte mir<lb/>
glaͤnzend gehen, haͤtt’ ich nicht leichtſinnig gehandelt;<lb/>
leichtſinnig, wie ein Kadett in Ferien! Das anato-<lb/>
miſche Muſeum, — es war in den Niederlanden, wo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[150/0152]
tig zwei Koͤpfe hatte, aus zwei Kehlen ſchrie! ...
Herr, begreifen Sie, was das heißt? Oh, im Schnee
moͤcht’ ich mich waͤlzen, wie ein nackender Ruſſe, —
einen ſolchen Schatz laͤßt mich das Schickſal ſehen!
Haͤlt ihn mir neckend vor! Jch greife ihn mit dieſen
meinen Haͤnden! — und eine Viertelſtunde ſpaͤter, —
ſagen Sie, wer haͤtte ſolch’ kleinem, unerfahrenen
Weſen derlei Bosheit zugetraut? — iſt es todt;
mauſetodt! Wie nur jemals ein veraͤchtliches gewoͤhn-
liches Kind mit einem einzigen Kopfe todt geweſen
iſt! Unkindliches Kind! Deinen Vater ſo zu taͤuſchen!
Die Mutter ſtarb auch. Sie konnte den Jammer
nicht uͤberleben. Der dumme Accoucheur behauptete,
an den Folgen einer zu ſchweren Entbindung. Keine
Spur! An den Folgen des Grames ſtarb ſie; deſſel-
ben Grames der an mirnagte, ohne mich zu toͤdten. Oh,
daß ich keine Rieſennatur geweſen waͤre! daß ich mei-
nem Grame unterliegen muͤſſen, wie Pamela dem ihri-
gen! Vielleicht waͤre mir beſſer. Jch ſage: vielleicht!“
Es ging Jhnen nicht gut, ſeit dem Sie Wittwer ſind?
„Abwechſelnd, junger Mann! Es koͤnnte mir
glaͤnzend gehen, haͤtt’ ich nicht leichtſinnig gehandelt;
leichtſinnig, wie ein Kadett in Ferien! Das anato-
miſche Muſeum, — es war in den Niederlanden, wo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/152>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.