erzeugte, ihm Kraft zum Ernste verliehen. Er ent- gegnete, ohne nur mit den Lippen zu zucken: ich dächte doch fünfhundert Dukaten wären ein schönes Stück Geld? Noch dazu holländische! Was hätten Sie denn überhaupt mit der todten Mißgeburt begin- nen wollen?
"Was ich damit .... oh junger Mann, Sie schmecken noch gar sehr nach Jhrer Jugend. Was ich hätte mit meinem Sohne beginnen sollen? Ja, was begann denn das Museum mit ihm? Hm? Es verwahrte ihn in einer großen Flasche voll Spiritus. Da schwebt der junge Schkramprl und zeigt, zum Erstaunen bewundernder Gaffer auch denen ein freund- liches Gesicht, die hinter ihm stehen. Konnt' ich nicht, ich frage Sie, konnt' ich nicht mein eigenes Museum werden? Konnt ich nicht meinen Sohn in Spiritus bei mir behalten und durch ihn, den geist- reichen, einen Grundstein legen, zu einem künftigen Kabinet von anderweitigen Mißgeburten, unterschied- lichen Raritäten, Menschenhäuten, Vogelnestern, kleinen Schlangen, Negerschädeln, Mammuthskno- chen, Baschkiren-Pfeilen, Wallfischrippen, Ammons- hörnern, versteinerten Hölzern, Seemuscheln und unanständigen Bildern? Solche Sammlung wälzt
erzeugte, ihm Kraft zum Ernſte verliehen. Er ent- gegnete, ohne nur mit den Lippen zu zucken: ich daͤchte doch fuͤnfhundert Dukaten waͤren ein ſchoͤnes Stuͤck Geld? Noch dazu hollaͤndiſche! Was haͤtten Sie denn uͤberhaupt mit der todten Mißgeburt begin- nen wollen?
„Was ich damit .... oh junger Mann, Sie ſchmecken noch gar ſehr nach Jhrer Jugend. Was ich haͤtte mit meinem Sohne beginnen ſollen? Ja, was begann denn das Muſeum mit ihm? Hm? Es verwahrte ihn in einer großen Flaſche voll Spiritus. Da ſchwebt der junge Schkramprl und zeigt, zum Erſtaunen bewundernder Gaffer auch denen ein freund- liches Geſicht, die hinter ihm ſtehen. Konnt’ ich nicht, ich frage Sie, konnt’ ich nicht mein eigenes Muſeum werden? Konnt ich nicht meinen Sohn in Spiritus bei mir behalten und durch ihn, den geiſt- reichen, einen Grundſtein legen, zu einem kuͤnftigen Kabinet von anderweitigen Mißgeburten, unterſchied- lichen Raritaͤten, Menſchenhaͤuten, Vogelneſtern, kleinen Schlangen, Negerſchaͤdeln, Mammuthskno- chen, Baſchkiren-Pfeilen, Wallfiſchrippen, Ammons- hoͤrnern, verſteinerten Hoͤlzern, Seemuſcheln und unanſtaͤndigen Bildern? Solche Sammlung waͤlzt
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erzeugte, ihm Kraft zum Ernſte verliehen. Er ent-
gegnete, ohne nur mit den Lippen zu zucken: ich
daͤchte doch fuͤnfhundert Dukaten waͤren ein ſchoͤnes
Stuͤck Geld? Noch dazu hollaͤndiſche! Was haͤtten
Sie denn uͤberhaupt mit der todten Mißgeburt begin-
nen wollen?
„Was ich damit .... oh junger Mann, Sie
ſchmecken noch gar ſehr nach Jhrer Jugend. Was
ich haͤtte mit meinem Sohne beginnen ſollen? Ja,
was begann denn das Muſeum mit ihm? Hm? Es
verwahrte ihn in einer großen Flaſche voll Spiritus.
Da ſchwebt der junge Schkramprl und zeigt, zum
Erſtaunen bewundernder Gaffer auch denen ein freund-
liches Geſicht, die hinter ihm ſtehen. Konnt’ ich
nicht, ich frage Sie, konnt’ ich nicht mein eigenes
Muſeum werden? Konnt ich nicht meinen Sohn in
Spiritus bei mir behalten und durch ihn, den geiſt-
reichen, einen Grundſtein legen, zu einem kuͤnftigen
Kabinet von anderweitigen Mißgeburten, unterſchied-
lichen Raritaͤten, Menſchenhaͤuten, Vogelneſtern,
kleinen Schlangen, Negerſchaͤdeln, Mammuthskno-
chen, Baſchkiren-Pfeilen, Wallfiſchrippen, Ammons-
hoͤrnern, verſteinerten Hoͤlzern, Seemuſcheln und
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/154>, abgerufen am 21.11.2024.
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