ten vorsichtig zu Werke gehen. Unsere Truppe besteht, meine theuersten Eltern mit eingerechnet, aus siebenundzwanzig Köpfen, alle Artisten; alle ver- bunden durch die heiligsten Rechte und Pflichten des Blutes, der Liebe, der Dankbarkeit. Mein unver- gleichlicher Vater hat mich unterrichtet in meinem Metier; von mir lernte mein, Sohn Joseph; Victor ist wieder seines Vaters Schüler. Es mag anmaßend klingen, doch wirklich muß ich glauben, daß wir in unsern Leistungen von ähnlichen Künstlern nicht über- troffen werden: weder als Seiltänzer, noch als Equilibristen, noch in dem Ensemble unserer kleinen lustigen Pantomimen. Was wir machen, machen wie sicher, vollendet, rasch hintereinander, effektvoll. Unsere Repräsentationen geben ein Ganzes aus einem Gusse. Woher kommt das? Weil wir sämmtlich aus einer Schule sind; weil uns alle der Geist und das Talent unseres würdigen Meisters durchdringt; weil wir uns durch sein Lob stolzer fühlen, wie durch den Beifall des Publikums; weil wir uns gegenseitig lieb haben; weil wir eine Familie von redlichen, frommen Leuten und Christen bilden. Denn wir sind sehr fromm, Herr Antoine; wie schämen uns nicht vor der Welt unserer Anhänglichkeit an die
ten vorſichtig zu Werke gehen. Unſere Truppe beſteht, meine theuerſten Eltern mit eingerechnet, aus ſiebenundzwanzig Koͤpfen, alle Artiſten; alle ver- bunden durch die heiligſten Rechte und Pflichten des Blutes, der Liebe, der Dankbarkeit. Mein unver- gleichlicher Vater hat mich unterrichtet in meinem Metier; von mir lernte mein, Sohn Joſeph; Victor iſt wieder ſeines Vaters Schuͤler. Es mag anmaßend klingen, doch wirklich muß ich glauben, daß wir in unſern Leiſtungen von aͤhnlichen Kuͤnſtlern nicht uͤber- troffen werden: weder als Seiltaͤnzer, noch als Equilibriſten, noch in dem Enſemble unſerer kleinen luſtigen Pantomimen. Was wir machen, machen wie ſicher, vollendet, raſch hintereinander, effektvoll. Unſere Repraͤſentationen geben ein Ganzes aus einem Guſſe. Woher kommt das? Weil wir ſaͤmmtlich aus einer Schule ſind; weil uns alle der Geiſt und das Talent unſeres wuͤrdigen Meiſters durchdringt; weil wir uns durch ſein Lob ſtolzer fuͤhlen, wie durch den Beifall des Publikums; weil wir uns gegenſeitig lieb haben; weil wir eine Familie von redlichen, frommen Leuten und Chriſten bilden. Denn wir ſind ſehr fromm, Herr Antoine; wie ſchaͤmen uns nicht vor der Welt unſerer Anhaͤnglichkeit an die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0187"n="185"/>
ten vorſichtig zu Werke gehen. Unſere Truppe<lb/>
beſteht, meine theuerſten Eltern mit eingerechnet, aus<lb/>ſiebenundzwanzig Koͤpfen, alle Artiſten; alle ver-<lb/>
bunden durch die heiligſten Rechte und Pflichten des<lb/>
Blutes, der Liebe, der Dankbarkeit. Mein unver-<lb/>
gleichlicher Vater hat mich unterrichtet in meinem<lb/>
Metier; von mir lernte mein, Sohn Joſeph; Victor<lb/>
iſt wieder ſeines Vaters Schuͤler. Es mag anmaßend<lb/>
klingen, doch wirklich muß ich glauben, daß wir in<lb/>
unſern Leiſtungen von aͤhnlichen Kuͤnſtlern nicht uͤber-<lb/>
troffen werden: weder als Seiltaͤnzer, noch als<lb/>
Equilibriſten, noch in dem Enſemble unſerer kleinen<lb/>
luſtigen Pantomimen. Was wir machen, machen<lb/>
wie ſicher, vollendet, raſch hintereinander, effektvoll.<lb/>
Unſere Repraͤſentationen geben ein Ganzes aus einem<lb/>
Guſſe. Woher kommt das? Weil wir ſaͤmmtlich<lb/>
aus <hirendition="#g">einer</hi> Schule ſind; weil uns alle der Geiſt und<lb/>
das Talent unſeres wuͤrdigen Meiſters durchdringt;<lb/>
weil wir uns durch <hirendition="#g">ſein</hi> Lob ſtolzer fuͤhlen, wie<lb/>
durch den Beifall des Publikums; weil wir uns<lb/>
gegenſeitig lieb haben; weil wir <hirendition="#g">eine</hi> Familie von<lb/>
redlichen, frommen Leuten und Chriſten bilden. Denn<lb/>
wir ſind ſehr fromm, Herr Antoine; wie ſchaͤmen<lb/>
uns nicht vor der Welt unſerer Anhaͤnglichkeit an die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[185/0187]
ten vorſichtig zu Werke gehen. Unſere Truppe
beſteht, meine theuerſten Eltern mit eingerechnet, aus
ſiebenundzwanzig Koͤpfen, alle Artiſten; alle ver-
bunden durch die heiligſten Rechte und Pflichten des
Blutes, der Liebe, der Dankbarkeit. Mein unver-
gleichlicher Vater hat mich unterrichtet in meinem
Metier; von mir lernte mein, Sohn Joſeph; Victor
iſt wieder ſeines Vaters Schuͤler. Es mag anmaßend
klingen, doch wirklich muß ich glauben, daß wir in
unſern Leiſtungen von aͤhnlichen Kuͤnſtlern nicht uͤber-
troffen werden: weder als Seiltaͤnzer, noch als
Equilibriſten, noch in dem Enſemble unſerer kleinen
luſtigen Pantomimen. Was wir machen, machen
wie ſicher, vollendet, raſch hintereinander, effektvoll.
Unſere Repraͤſentationen geben ein Ganzes aus einem
Guſſe. Woher kommt das? Weil wir ſaͤmmtlich
aus einer Schule ſind; weil uns alle der Geiſt und
das Talent unſeres wuͤrdigen Meiſters durchdringt;
weil wir uns durch ſein Lob ſtolzer fuͤhlen, wie
durch den Beifall des Publikums; weil wir uns
gegenſeitig lieb haben; weil wir eine Familie von
redlichen, frommen Leuten und Chriſten bilden. Denn
wir ſind ſehr fromm, Herr Antoine; wie ſchaͤmen
uns nicht vor der Welt unſerer Anhaͤnglichkeit an die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/187>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.