zu Gruppen vereiniget, dort in ungeselliger Abge- schlossenheit zu sehen waren, zuversichtlich auf den Leib; warf ihnen drohende Blicke zu; forderte sie auf, ihn zu beleidigen! kurz, er verfuhr nach jener Theorie, deren Anwendung ihm ihrer Zeit behülflich gewesen, das nächtliche Gespenst im Fuchswinkel zu verscheuchen. Nichts desto weniger gestand er sich's aber: ich will lieber mit Tigern und Leoparden zu schaffen haben, die doch mindestens durch ihr Gebrüll aufrichtig bezeugen, weß' Geistes sie sind! lieber mit jenen Vierfüßlern, als mit diesen zweibeinigen, sprach- losen, glasäugigen, hochzuverehrenden Herrschaften.
Eine Seitenthür öffnete sich. Zwei Herren traten heraus, zum Haupt-Ausgange geleitet von einem Dritten, dem Schöpfer dieser kalten Welt, welcher im Vorübergehen Anton artig begrüßte, sogleich zurückkehrend sich noch artiger entschuldigte, daß er, ein Kurzsichtiger, von seiner Frau erst erfahren müssen, wer es sei, den er hier zu finden sich freue.
Der Holländer, fertig französisch redend, und lebendiger als die meisten seiner Landsleute, begann ein recht interessantes Gespräch, welches freilich zunächst den von ihm ausgearbeiteten Köpfen und Figuren galt, ihn dabei aber doch, durch unvermeid-
zu Gruppen vereiniget, dort in ungeſelliger Abge- ſchloſſenheit zu ſehen waren, zuverſichtlich auf den Leib; warf ihnen drohende Blicke zu; forderte ſie auf, ihn zu beleidigen! kurz, er verfuhr nach jener Theorie, deren Anwendung ihm ihrer Zeit behuͤlflich geweſen, das naͤchtliche Geſpenſt im Fuchswinkel zu verſcheuchen. Nichts deſto weniger geſtand er ſich’s aber: ich will lieber mit Tigern und Leoparden zu ſchaffen haben, die doch mindeſtens durch ihr Gebruͤll aufrichtig bezeugen, weß’ Geiſtes ſie ſind! lieber mit jenen Vierfuͤßlern, als mit dieſen zweibeinigen, ſprach- loſen, glasaͤugigen, hochzuverehrenden Herrſchaften.
Eine Seitenthuͤr oͤffnete ſich. Zwei Herren traten heraus, zum Haupt-Ausgange geleitet von einem Dritten, dem Schoͤpfer dieſer kalten Welt, welcher im Voruͤbergehen Anton artig begruͤßte, ſogleich zuruͤckkehrend ſich noch artiger entſchuldigte, daß er, ein Kurzſichtiger, von ſeiner Frau erſt erfahren muͤſſen, wer es ſei, den er hier zu finden ſich freue.
Der Hollaͤnder, fertig franzoͤſiſch redend, und lebendiger als die meiſten ſeiner Landsleute, begann ein recht intereſſantes Geſpraͤch, welches freilich zunaͤchſt den von ihm ausgearbeiteten Koͤpfen und Figuren galt, ihn dabei aber doch, durch unvermeid-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0216"n="214"/>
zu Gruppen vereiniget, dort in ungeſelliger Abge-<lb/>ſchloſſenheit zu ſehen waren, zuverſichtlich auf den<lb/>
Leib; warf ihnen drohende Blicke zu; forderte ſie<lb/>
auf, ihn zu beleidigen! kurz, er verfuhr nach jener<lb/>
Theorie, deren Anwendung ihm ihrer Zeit behuͤlflich<lb/>
geweſen, das naͤchtliche Geſpenſt im Fuchswinkel zu<lb/>
verſcheuchen. Nichts deſto weniger geſtand er ſich’s<lb/>
aber: ich will lieber mit Tigern und Leoparden zu<lb/>ſchaffen haben, die doch mindeſtens durch ihr Gebruͤll<lb/>
aufrichtig bezeugen, weß’ Geiſtes ſie ſind! lieber mit<lb/>
jenen Vierfuͤßlern, als mit dieſen zweibeinigen, ſprach-<lb/>
loſen, glasaͤugigen, hochzuverehrenden Herrſchaften.</p><lb/><p>Eine Seitenthuͤr oͤffnete ſich. Zwei Herren traten<lb/>
heraus, zum Haupt-Ausgange geleitet von einem<lb/>
Dritten, dem Schoͤpfer dieſer kalten Welt, welcher<lb/>
im Voruͤbergehen Anton artig begruͤßte, ſogleich<lb/>
zuruͤckkehrend ſich noch artiger entſchuldigte, daß er,<lb/>
ein Kurzſichtiger, von ſeiner Frau erſt erfahren muͤſſen,<lb/>
wer es ſei, den er hier zu finden ſich freue.</p><lb/><p>Der Hollaͤnder, fertig franzoͤſiſch redend, und<lb/>
lebendiger als die meiſten ſeiner Landsleute, begann<lb/>
ein recht intereſſantes Geſpraͤch, welches freilich<lb/>
zunaͤchſt den von ihm ausgearbeiteten Koͤpfen und<lb/>
Figuren galt, ihn dabei aber doch, durch unvermeid-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[214/0216]
zu Gruppen vereiniget, dort in ungeſelliger Abge-
ſchloſſenheit zu ſehen waren, zuverſichtlich auf den
Leib; warf ihnen drohende Blicke zu; forderte ſie
auf, ihn zu beleidigen! kurz, er verfuhr nach jener
Theorie, deren Anwendung ihm ihrer Zeit behuͤlflich
geweſen, das naͤchtliche Geſpenſt im Fuchswinkel zu
verſcheuchen. Nichts deſto weniger geſtand er ſich’s
aber: ich will lieber mit Tigern und Leoparden zu
ſchaffen haben, die doch mindeſtens durch ihr Gebruͤll
aufrichtig bezeugen, weß’ Geiſtes ſie ſind! lieber mit
jenen Vierfuͤßlern, als mit dieſen zweibeinigen, ſprach-
loſen, glasaͤugigen, hochzuverehrenden Herrſchaften.
Eine Seitenthuͤr oͤffnete ſich. Zwei Herren traten
heraus, zum Haupt-Ausgange geleitet von einem
Dritten, dem Schoͤpfer dieſer kalten Welt, welcher
im Voruͤbergehen Anton artig begruͤßte, ſogleich
zuruͤckkehrend ſich noch artiger entſchuldigte, daß er,
ein Kurzſichtiger, von ſeiner Frau erſt erfahren muͤſſen,
wer es ſei, den er hier zu finden ſich freue.
Der Hollaͤnder, fertig franzoͤſiſch redend, und
lebendiger als die meiſten ſeiner Landsleute, begann
ein recht intereſſantes Geſpraͤch, welches freilich
zunaͤchſt den von ihm ausgearbeiteten Koͤpfen und
Figuren galt, ihn dabei aber doch, durch unvermeid-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/216>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.