Anton's Tagebuche hier abgebrochen und ergreifen wieder die Fäden der Erzählung, die nächsten Ergeb- nisse in berichtender Kürze zusammen zu fassen.
Wir begnügen uns die Reisenden über Frank- reich's Grenzen in's Jnnere jenes Landes eiligst zu geleiten und setzen uns mit ihnen für einige Wochen zur Ruhe, in einer Stadt auf der großen Straße nach Paris, deren Namen Anton's Journal nicht angiebt. Dort erst scheint der Bildner seine nun voll- endete, sehr gelungene Gruppe aus Othello den übrigen Bildwerken angereiht und dieselbe dem öffentlichen Urtheile überantwortet zu haben. Er vernimmt Lobeserhebungen, die ihn für Paris das Beste hoffen lassen und befindet sich in jener glück- seligen Künstlerstimmung, welche nach vollbrachter Ausführung, nach glücklich vollendeter Arbeit und vor Beginn eines neu-auszuführenden Planes, heitere Zuversicht über die Tage der Erholung verbreitet. Diese Stimmung trug sich auch über auf sein Beneh- men gegen Käthchen, für welche er nun auf einmal die zärtlichste Aufmerksamkeit an den Tag legte. Auf Käthchen jedoch übte solch' plötzlicher Wechsel keinen günstigen Einfluß. Hätte der gute Mann unausgesetzt über seinen Wachsbildern bossirt, wie
Anton’s Tagebuche hier abgebrochen und ergreifen wieder die Faͤden der Erzaͤhlung, die naͤchſten Ergeb- niſſe in berichtender Kuͤrze zuſammen zu faſſen.
Wir begnügen uns die Reiſenden uͤber Frank- reich’s Grenzen in’s Jnnere jenes Landes eiligſt zu geleiten und ſetzen uns mit ihnen fuͤr einige Wochen zur Ruhe, in einer Stadt auf der großen Straße nach Paris, deren Namen Anton’s Journal nicht angiebt. Dort erſt ſcheint der Bildner ſeine nun voll- endete, ſehr gelungene Gruppe aus Othello den uͤbrigen Bildwerken angereiht und dieſelbe dem oͤffentlichen Urtheile uͤberantwortet zu haben. Er vernimmt Lobeserhebungen, die ihn fuͤr Paris das Beſte hoffen laſſen und befindet ſich in jener gluͤck- ſeligen Kuͤnſtlerſtimmung, welche nach vollbrachter Ausfuͤhrung, nach gluͤcklich vollendeter Arbeit und vor Beginn eines neu-auszufuͤhrenden Planes, heitere Zuverſicht uͤber die Tage der Erholung verbreitet. Dieſe Stimmung trug ſich auch uͤber auf ſein Beneh- men gegen Kaͤthchen, fuͤr welche er nun auf einmal die zaͤrtlichſte Aufmerkſamkeit an den Tag legte. Auf Kaͤthchen jedoch uͤbte ſolch’ ploͤtzlicher Wechſel keinen guͤnſtigen Einfluß. Haͤtte der gute Mann unausgeſetzt uͤber ſeinen Wachsbildern boſſirt, wie
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Anton’s Tagebuche hier abgebrochen und ergreifen
wieder die Faͤden der Erzaͤhlung, die naͤchſten Ergeb-
niſſe in berichtender Kuͤrze zuſammen zu faſſen.
Wir begnügen uns die Reiſenden uͤber Frank-
reich’s Grenzen in’s Jnnere jenes Landes eiligſt zu
geleiten und ſetzen uns mit ihnen fuͤr einige Wochen
zur Ruhe, in einer Stadt auf der großen Straße
nach Paris, deren Namen Anton’s Journal nicht
angiebt. Dort erſt ſcheint der Bildner ſeine nun voll-
endete, ſehr gelungene Gruppe aus Othello den
uͤbrigen Bildwerken angereiht und dieſelbe dem
oͤffentlichen Urtheile uͤberantwortet zu haben. Er
vernimmt Lobeserhebungen, die ihn fuͤr Paris das
Beſte hoffen laſſen und befindet ſich in jener gluͤck-
ſeligen Kuͤnſtlerſtimmung, welche nach vollbrachter
Ausfuͤhrung, nach gluͤcklich vollendeter Arbeit und
vor Beginn eines neu-auszufuͤhrenden Planes, heitere
Zuverſicht uͤber die Tage der Erholung verbreitet.
Dieſe Stimmung trug ſich auch uͤber auf ſein Beneh-
men gegen Kaͤthchen, fuͤr welche er nun auf einmal
die zaͤrtlichſte Aufmerkſamkeit an den Tag legte.
Auf Kaͤthchen jedoch uͤbte ſolch’ ploͤtzlicher Wechſel
keinen guͤnſtigen Einfluß. Haͤtte der gute Mann
unausgeſetzt uͤber ſeinen Wachsbildern boſſirt, wie
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/247>, abgerufen am 21.05.2024.
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