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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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ihrer aus zwei Kämmerchen bestehenden Wohnung
einräumten. Anton's Ansprüche stimmten mit solchem
Anerbieten überein; er ergriff diesen Zufluchtsort um
so eifriger, weil seine künftigen Hausleute in ihrer
Abgeschiedenheit vom äußeren Leben ihn hoffen ließen,
er werde ihnen gegenüber nicht nöthig haben, durch
Gespräche zu erweisen, wie der in Liebenau erwachsene
Anton ein in Paris geborener Antoine sei. Des
letzteren Paß wußte er freilich nicht ohne Besorgniß
in den Händen der Behörde und entsendete manchen
tiefgeathmeten Stoßseufzer zum Himmel: besagter
Antoine möge in Diensten Seiner Kaiserlichen
Majestät des Selbstherrschers aller Russen und
Reussen bereits herrliche Progressen gemacht, jeden
Gedanken an Heimkehr aufgegeben haben, vorzüglich
aber in Paris keine Verwandte besitzen, die da etwa
kämen, sich nach dem verlorenen Sohne zu erkundigen!

Was unser Freund Anton "seine Nachforschungen"
zu nennen beliebte, begann am ersten Tage, wie er
sich nur kaum häuslich eingerichtet, das heißt seine
Bücher und Papiere ausgelegt und einen Schreibtisch
aufgeschlagen. Er begab sich nach Franconi's
Theater, wo er sämmtliche Mitglieder, von den ersten

ihrer aus zwei Kaͤmmerchen beſtehenden Wohnung
einraͤumten. Anton’s Anſpruͤche ſtimmten mit ſolchem
Anerbieten uͤberein; er ergriff dieſen Zufluchtsort um
ſo eifriger, weil ſeine kuͤnftigen Hausleute in ihrer
Abgeſchiedenheit vom aͤußeren Leben ihn hoffen ließen,
er werde ihnen gegenuͤber nicht noͤthig haben, durch
Geſpraͤche zu erweiſen, wie der in Liebenau erwachſene
Anton ein in Paris geborener Antoine ſei. Des
letzteren Paß wußte er freilich nicht ohne Beſorgniß
in den Haͤnden der Behoͤrde und entſendete manchen
tiefgeathmeten Stoßſeufzer zum Himmel: beſagter
Antoine moͤge in Dienſten Seiner Kaiſerlichen
Majeſtaͤt des Selbſtherrſchers aller Ruſſen und
Reuſſen bereits herrliche Progreſſen gemacht, jeden
Gedanken an Heimkehr aufgegeben haben, vorzuͤglich
aber in Paris keine Verwandte beſitzen, die da etwa
kaͤmen, ſich nach dem verlorenen Sohne zu erkundigen!

Was unſer Freund Anton „ſeine Nachforſchungen“
zu nennen beliebte, begann am erſten Tage, wie er
ſich nur kaum haͤuslich eingerichtet, das heißt ſeine
Buͤcher und Papiere ausgelegt und einen Schreibtiſch
aufgeſchlagen. Er begab ſich nach Franconi’s
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[261/0263] ihrer aus zwei Kaͤmmerchen beſtehenden Wohnung einraͤumten. Anton’s Anſpruͤche ſtimmten mit ſolchem Anerbieten uͤberein; er ergriff dieſen Zufluchtsort um ſo eifriger, weil ſeine kuͤnftigen Hausleute in ihrer Abgeſchiedenheit vom aͤußeren Leben ihn hoffen ließen, er werde ihnen gegenuͤber nicht noͤthig haben, durch Geſpraͤche zu erweiſen, wie der in Liebenau erwachſene Anton ein in Paris geborener Antoine ſei. Des letzteren Paß wußte er freilich nicht ohne Beſorgniß in den Haͤnden der Behoͤrde und entſendete manchen tiefgeathmeten Stoßſeufzer zum Himmel: beſagter Antoine moͤge in Dienſten Seiner Kaiſerlichen Majeſtaͤt des Selbſtherrſchers aller Ruſſen und Reuſſen bereits herrliche Progreſſen gemacht, jeden Gedanken an Heimkehr aufgegeben haben, vorzuͤglich aber in Paris keine Verwandte beſitzen, die da etwa kaͤmen, ſich nach dem verlorenen Sohne zu erkundigen! Was unſer Freund Anton „ſeine Nachforſchungen“ zu nennen beliebte, begann am erſten Tage, wie er ſich nur kaum haͤuslich eingerichtet, das heißt ſeine Buͤcher und Papiere ausgelegt und einen Schreibtiſch aufgeſchlagen. Er begab ſich nach Franconi’s Theater, wo er ſaͤmmtliche Mitglieder, von den erſten

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/263>, abgerufen am 24.11.2024.