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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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rungen, Gefühle, Wünsche, die ihn durchstürmten des
Breiteren anvertraut, -- überkam ihn nachgerade
mit Ablauf des Tages eine heftige Begierde nach ihr,
die er nun seit zweimal vierundzwanzig Stunden
entbehren müssen, die er an der Seite des erklärten
und berechtigten Verehrers wußte; und die immer
noch nichts von sich vernehmen ließ. Eifersucht gegen
Theodor mischte sich in diese verzehrende Ungeduld.
Schon war er Willens dem heute erst zu seinem Füh-
rer erwählten und bestätigten Leichtsinn das gefähr-
lichste Opfer zu bringen und sich rücksichtslos, ohne
Vorbereitung, gerade zu in das Hotel zu stürzen, aus
dessen Fenster dem Savoyarden ein Thaler, ihm jedoch
eine mit vielen tausend Thalern noch zu wohlfeil
bezahlte Anweisung entgegen geworfen worden, --
da trat zum Glück Madame Fewal ein und legte ein
kleines moschus duftiges Paketchen auf die Marmor-
platte des Tischchens vor seinem Sopha.

Von wem? fragte er bebend.

"Von ihr!" antwortete die Bringerin und ver-
schwand.

Das Erste was ihm in die Hände fiel, war ein
Hundert fein gestochener, mit seiner jetzigen Adresse

rungen, Gefuͤhle, Wuͤnſche, die ihn durchſtuͤrmten des
Breiteren anvertraut, — uͤberkam ihn nachgerade
mit Ablauf des Tages eine heftige Begierde nach ihr,
die er nun ſeit zweimal vierundzwanzig Stunden
entbehren muͤſſen, die er an der Seite des erklaͤrten
und berechtigten Verehrers wußte; und die immer
noch nichts von ſich vernehmen ließ. Eiferſucht gegen
Theodor miſchte ſich in dieſe verzehrende Ungeduld.
Schon war er Willens dem heute erſt zu ſeinem Fuͤh-
rer erwaͤhlten und beſtaͤtigten Leichtſinn das gefaͤhr-
lichſte Opfer zu bringen und ſich ruͤckſichtslos, ohne
Vorbereitung, gerade zu in das Hôtel zu ſtuͤrzen, aus
deſſen Fenſter dem Savoyarden ein Thaler, ihm jedoch
eine mit vielen tauſend Thalern noch zu wohlfeil
bezahlte Anweiſung entgegen geworfen worden, —
da trat zum Gluͤck Madame Féwal ein und legte ein
kleines moſchus duftiges Paketchen auf die Marmor-
platte des Tiſchchens vor ſeinem Sopha.

Von wem? fragte er bebend.

„Von ihr!“ antwortete die Bringerin und ver-
ſchwand.

Das Erſte was ihm in die Haͤnde fiel, war ein
Hundert fein geſtochener, mit ſeiner jetzigen Adreſſe

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[290/0292] rungen, Gefuͤhle, Wuͤnſche, die ihn durchſtuͤrmten des Breiteren anvertraut, — uͤberkam ihn nachgerade mit Ablauf des Tages eine heftige Begierde nach ihr, die er nun ſeit zweimal vierundzwanzig Stunden entbehren muͤſſen, die er an der Seite des erklaͤrten und berechtigten Verehrers wußte; und die immer noch nichts von ſich vernehmen ließ. Eiferſucht gegen Theodor miſchte ſich in dieſe verzehrende Ungeduld. Schon war er Willens dem heute erſt zu ſeinem Fuͤh- rer erwaͤhlten und beſtaͤtigten Leichtſinn das gefaͤhr- lichſte Opfer zu bringen und ſich ruͤckſichtslos, ohne Vorbereitung, gerade zu in das Hôtel zu ſtuͤrzen, aus deſſen Fenſter dem Savoyarden ein Thaler, ihm jedoch eine mit vielen tauſend Thalern noch zu wohlfeil bezahlte Anweiſung entgegen geworfen worden, — da trat zum Gluͤck Madame Féwal ein und legte ein kleines moſchus duftiges Paketchen auf die Marmor- platte des Tiſchchens vor ſeinem Sopha. Von wem? fragte er bebend. „Von ihr!“ antwortete die Bringerin und ver- ſchwand. Das Erſte was ihm in die Haͤnde fiel, war ein Hundert fein geſtochener, mit ſeiner jetzigen Adreſſe

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/292>, abgerufen am 24.11.2024.