zu thun habe, um sich passend bei Theodor einzufüh- ren, und wie sein Benehmen ferner geregelt wer- den solle.
Anton studirte voll eiserner Aufmerksamkeit diese Verhaltungsbefehle, prägte sich Punkt für Punkt auf das Gewissenhafteste ein; sagte dann, wie wenn er sich durch solche Aeußerung gegen die Vorwürfe eines Dritten zu vertheidigen hätte: Dazu brauch' ich frei- lich Geld! raffte die umhergestreuten Banknoten fein säuberlich zusammen, schob sie in sein Portefeuille und rief, sich selbst betäubend aus: en avant, mon cher Baron, et vogue la galeere!
Zwei Tage später sehen wir ein elegantes Cabrio- let (de remise) vor Theodor's Hotel halten. Ein ächter Stutzer springt heraus und fragt den zuvor- kommenden Portier, im pariserischesten Französisch, ob Monsieur d'Elfft visibel sei? Dann fliegt er die breiten Treppen hinauf, bittet, oben angelangt, Herrn Baron de la Vanniere zu melden und steht sehr bald vor demselben jungen Herren, der ihm dereinst einige Goldstücke für's Begräbniß des schwarzen Wolfgangs anbieten wollte, welche aber bekanntlich schnöde zurück- gewiesen wurden. Anton denkt wohl in diesem kriti-
zu thun habe, um ſich paſſend bei Theodor einzufuͤh- ren, und wie ſein Benehmen ferner geregelt wer- den ſolle.
Anton ſtudirte voll eiſerner Aufmerkſamkeit dieſe Verhaltungsbefehle, praͤgte ſich Punkt fuͤr Punkt auf das Gewiſſenhafteſte ein; ſagte dann, wie wenn er ſich durch ſolche Aeußerung gegen die Vorwuͤrfe eines Dritten zu vertheidigen haͤtte: Dazu brauch’ ich frei- lich Geld! raffte die umhergeſtreuten Banknoten fein ſaͤuberlich zuſammen, ſchob ſie in ſein Portefeuille und rief, ſich ſelbſt betaͤubend aus: en avant, mon chèr Baron, et vogue la galeere!
Zwei Tage ſpaͤter ſehen wir ein elegantes Cabrio- let (de remise) vor Theodor’s Hôtel halten. Ein aͤchter Stutzer ſpringt heraus und fragt den zuvor- kommenden Portier, im pariſeriſcheſten Franzoͤſiſch, ob Monsieur d’Elfft viſibel ſei? Dann fliegt er die breiten Treppen hinauf, bittet, oben angelangt, Herrn Baron de la Vannière zu melden und ſteht ſehr bald vor demſelben jungen Herren, der ihm dereinſt einige Goldſtuͤcke fuͤr’s Begraͤbniß des ſchwarzen Wolfgangs anbieten wollte, welche aber bekanntlich ſchnoͤde zuruͤck- gewieſen wurden. Anton denkt wohl in dieſem kriti-
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zu thun habe, um ſich paſſend bei Theodor einzufuͤh-
ren, und wie ſein Benehmen ferner geregelt wer-
den ſolle.
Anton ſtudirte voll eiſerner Aufmerkſamkeit dieſe
Verhaltungsbefehle, praͤgte ſich Punkt fuͤr Punkt auf
das Gewiſſenhafteſte ein; ſagte dann, wie wenn er
ſich durch ſolche Aeußerung gegen die Vorwuͤrfe eines
Dritten zu vertheidigen haͤtte: Dazu brauch’ ich frei-
lich Geld! raffte die umhergeſtreuten Banknoten fein
ſaͤuberlich zuſammen, ſchob ſie in ſein Portefeuille
und rief, ſich ſelbſt betaͤubend aus: en avant, mon
chèr Baron, et vogue la galeere!
Zwei Tage ſpaͤter ſehen wir ein elegantes Cabrio-
let (de remise) vor Theodor’s Hôtel halten. Ein
aͤchter Stutzer ſpringt heraus und fragt den zuvor-
kommenden Portier, im pariſeriſcheſten Franzoͤſiſch,
ob Monsieur d’Elfft viſibel ſei? Dann fliegt er die
breiten Treppen hinauf, bittet, oben angelangt, Herrn
Baron de la Vannière zu melden und ſteht ſehr bald
vor demſelben jungen Herren, der ihm dereinſt einige
Goldſtuͤcke fuͤr’s Begraͤbniß des ſchwarzen Wolfgangs
anbieten wollte, welche aber bekanntlich ſchnoͤde zuruͤck-
gewieſen wurden. Anton denkt wohl in dieſem kriti-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/294>, abgerufen am 24.11.2024.
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