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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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det, er sei ihr Kompagnon; den sie auch wirklich,
wenn es die Börsen Anderer, sogenannter "Lämmer"
galt, bedeutende Summen mitgewinnen ließen, wo-
durch sie seiner albernen Eitelkeit schmeichelten. Doch
dieses nur, um ihm später noch bedeutendere wieder
abzunehmen, sobald sie "unter sich" waren und ein
kleines freundschaftliches Spiel zur Erholung vom
"ernsten Geschäft" spielten.

Wie weit Bärbel die Wahrheit durchschaute,
wissen wir nicht. Jhr genügte daran, mit beiden
Händen im Golde zu wühlen, jede ihrer kostbaren
Launen befriedigen zu können.

Seitdem nun endlich Anton der Jhrige war,
bekümmerte sie sich um gar nichts mehr, als nur um
fein-ersonnene Gelegenheiten, so oft wie möglich mit
ihm allein zu sein, wär' es auch nur auf Viertelstun-
den, und versäumte von nun an nichts bei Theodor,
was weibliche List erfinden mag, einen betrogenen
Mann in dauernder Blindheit zu erhalten.

Anton, durch neue Genüsse, durch ungewöhnten
Luxus, durch Ueberfluß und Ueppigkeit eingewiegt,
ließ auch sein Selbstbewußtsein schlummern. Manch-
mal wohl überkam ihn eine Ahnung von der Schmach
solches Daseins, -- doch es blieb bei der Ahnung;

det, er ſei ihr Kompagnon; den ſie auch wirklich,
wenn es die Boͤrſen Anderer, ſogenannter „Laͤmmer“
galt, bedeutende Summen mitgewinnen ließen, wo-
durch ſie ſeiner albernen Eitelkeit ſchmeichelten. Doch
dieſes nur, um ihm ſpaͤter noch bedeutendere wieder
abzunehmen, ſobald ſie „unter ſich“ waren und ein
kleines freundſchaftliches Spiel zur Erholung vom
„ernſten Geſchaͤft“ ſpielten.

Wie weit Baͤrbel die Wahrheit durchſchaute,
wiſſen wir nicht. Jhr genuͤgte daran, mit beiden
Haͤnden im Golde zu wuͤhlen, jede ihrer koſtbaren
Launen befriedigen zu koͤnnen.

Seitdem nun endlich Anton der Jhrige war,
bekuͤmmerte ſie ſich um gar nichts mehr, als nur um
fein-erſonnene Gelegenheiten, ſo oft wie moͤglich mit
ihm allein zu ſein, waͤr’ es auch nur auf Viertelſtun-
den, und verſaͤumte von nun an nichts bei Theodor,
was weibliche Liſt erfinden mag, einen betrogenen
Mann in dauernder Blindheit zu erhalten.

Anton, durch neue Genuͤſſe, durch ungewoͤhnten
Luxus, durch Ueberfluß und Ueppigkeit eingewiegt,
ließ auch ſein Selbſtbewußtſein ſchlummern. Manch-
mal wohl uͤberkam ihn eine Ahnung von der Schmach
ſolches Daſeins, — doch es blieb bei der Ahnung;

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[301/0303] det, er ſei ihr Kompagnon; den ſie auch wirklich, wenn es die Boͤrſen Anderer, ſogenannter „Laͤmmer“ galt, bedeutende Summen mitgewinnen ließen, wo- durch ſie ſeiner albernen Eitelkeit ſchmeichelten. Doch dieſes nur, um ihm ſpaͤter noch bedeutendere wieder abzunehmen, ſobald ſie „unter ſich“ waren und ein kleines freundſchaftliches Spiel zur Erholung vom „ernſten Geſchaͤft“ ſpielten. Wie weit Baͤrbel die Wahrheit durchſchaute, wiſſen wir nicht. Jhr genuͤgte daran, mit beiden Haͤnden im Golde zu wuͤhlen, jede ihrer koſtbaren Launen befriedigen zu koͤnnen. Seitdem nun endlich Anton der Jhrige war, bekuͤmmerte ſie ſich um gar nichts mehr, als nur um fein-erſonnene Gelegenheiten, ſo oft wie moͤglich mit ihm allein zu ſein, waͤr’ es auch nur auf Viertelſtun- den, und verſaͤumte von nun an nichts bei Theodor, was weibliche Liſt erfinden mag, einen betrogenen Mann in dauernder Blindheit zu erhalten. Anton, durch neue Genuͤſſe, durch ungewoͤhnten Luxus, durch Ueberfluß und Ueppigkeit eingewiegt, ließ auch ſein Selbſtbewußtſein ſchlummern. Manch- mal wohl uͤberkam ihn eine Ahnung von der Schmach ſolches Daſeins, — doch es blieb bei der Ahnung;

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/303>, abgerufen am 22.05.2024.