Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

gehörigen Vorfahren in ihren Gräbern nach-adeln
könnte, so wird Jhrem Gräfchen nichts übrig bleiben,
als ein Bastard, -- oder der tolle Hund. Den
ersteren anlangend steht er jederzeit zu Diensten, so
bald Sie und andere Ehrenmänner der Meinung
werden, daß ein Schimpf, den sich der junge Herr
selbst zugefügt, dadurch getilgt werden könne? Den
letzteren betreffend, -- den tollen Hund nämlich --
muß dieser freilich auf Alles gefaßt sein. Doch würde
ich seinem Gegner anrathen, sich auch auf Alles
gefaßt zu machen; denn mit tollen Hunden, Sie
begreifen wohl, ist nicht zu spaßen.

"Nehmen Sie mir dies schlecht gewählte Gleich-
niß nicht übel, Antoine," fuhr jetzt der Lieutenant
fort. "Es paßt wahrlich am Wenigsten auf Sie,
der Sie so ruhig und anständig verhandeln. Jhren
Spott gegen unsere Vorurtheile versteh' ich recht
wohl und finde ihn aus Jhrem Standpunkte eben so
natürlich, als sie dieselben Vorurtheile natürlich und
begreiflich finden dürften, wenn Sie sich auf unsern
Standpunkt versetzen wollten, oder könnten. Auch
soll nichts mich hindern, mir Mühe zu geben, daß ich
ein Arrangement zwischen Louis und Jhnen, allen
Vorurtheilen zum Trotz, herbeiführe! Jch bin im

3 *

gehoͤrigen Vorfahren in ihren Graͤbern nach-adeln
koͤnnte, ſo wird Jhrem Graͤfchen nichts uͤbrig bleiben,
als ein Baſtard, — oder der tolle Hund. Den
erſteren anlangend ſteht er jederzeit zu Dienſten, ſo
bald Sie und andere Ehrenmaͤnner der Meinung
werden, daß ein Schimpf, den ſich der junge Herr
ſelbſt zugefuͤgt, dadurch getilgt werden koͤnne? Den
letzteren betreffend, — den tollen Hund naͤmlich —
muß dieſer freilich auf Alles gefaßt ſein. Doch wuͤrde
ich ſeinem Gegner anrathen, ſich auch auf Alles
gefaßt zu machen; denn mit tollen Hunden, Sie
begreifen wohl, iſt nicht zu ſpaßen.

„Nehmen Sie mir dies ſchlecht gewaͤhlte Gleich-
niß nicht uͤbel, Antoine,“ fuhr jetzt der Lieutenant
fort. „Es paßt wahrlich am Wenigſten auf Sie,
der Sie ſo ruhig und anſtaͤndig verhandeln. Jhren
Spott gegen unſere Vorurtheile verſteh’ ich recht
wohl und finde ihn aus Jhrem Standpunkte eben ſo
natuͤrlich, als ſie dieſelben Vorurtheile natuͤrlich und
begreiflich finden duͤrften, wenn Sie ſich auf unſern
Standpunkt verſetzen wollten, oder koͤnnten. Auch
ſoll nichts mich hindern, mir Muͤhe zu geben, daß ich
ein Arrangement zwiſchen Louis und Jhnen, allen
Vorurtheilen zum Trotz, herbeifuͤhre! Jch bin im

3 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0037" n="35"/>
geho&#x0364;rigen Vorfahren in ihren Gra&#x0364;bern nach-adeln<lb/>
ko&#x0364;nnte, &#x017F;o wird Jhrem Gra&#x0364;fchen nichts u&#x0364;brig bleiben,<lb/>
als ein Ba&#x017F;tard, &#x2014; oder der tolle Hund. Den<lb/>
er&#x017F;teren anlangend &#x017F;teht er jederzeit zu Dien&#x017F;ten, &#x017F;o<lb/>
bald Sie und andere Ehrenma&#x0364;nner der Meinung<lb/>
werden, daß ein Schimpf, den &#x017F;ich der junge Herr<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zugefu&#x0364;gt, dadurch getilgt werden ko&#x0364;nne? Den<lb/>
letzteren betreffend, &#x2014; den tollen Hund na&#x0364;mlich &#x2014;<lb/>
muß die&#x017F;er freilich auf Alles gefaßt &#x017F;ein. Doch wu&#x0364;rde<lb/>
ich &#x017F;einem Gegner anrathen, &#x017F;ich auch auf Alles<lb/>
gefaßt zu <hi rendition="#g">machen;</hi> denn mit tollen Hunden, Sie<lb/>
begreifen wohl, i&#x017F;t nicht zu &#x017F;paßen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nehmen Sie mir dies &#x017F;chlecht gewa&#x0364;hlte Gleich-<lb/>
niß nicht u&#x0364;bel, Antoine,&#x201C; fuhr jetzt der Lieutenant<lb/>
fort. &#x201E;Es paßt wahrlich am Wenig&#x017F;ten auf Sie,<lb/>
der Sie &#x017F;o ruhig und an&#x017F;ta&#x0364;ndig verhandeln. Jhren<lb/>
Spott gegen un&#x017F;ere Vorurtheile ver&#x017F;teh&#x2019; ich recht<lb/>
wohl und finde ihn aus Jhrem Standpunkte eben &#x017F;o<lb/>
natu&#x0364;rlich, als &#x017F;ie die&#x017F;elben Vorurtheile natu&#x0364;rlich und<lb/>
begreiflich finden du&#x0364;rften, wenn Sie &#x017F;ich auf un&#x017F;ern<lb/>
Standpunkt ver&#x017F;etzen wollten, oder ko&#x0364;nnten. Auch<lb/>
&#x017F;oll nichts mich hindern, mir Mu&#x0364;he zu geben, daß ich<lb/>
ein Arrangement zwi&#x017F;chen Louis und Jhnen, allen<lb/>
Vorurtheilen zum Trotz, herbeifu&#x0364;hre! Jch bin im<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0037] gehoͤrigen Vorfahren in ihren Graͤbern nach-adeln koͤnnte, ſo wird Jhrem Graͤfchen nichts uͤbrig bleiben, als ein Baſtard, — oder der tolle Hund. Den erſteren anlangend ſteht er jederzeit zu Dienſten, ſo bald Sie und andere Ehrenmaͤnner der Meinung werden, daß ein Schimpf, den ſich der junge Herr ſelbſt zugefuͤgt, dadurch getilgt werden koͤnne? Den letzteren betreffend, — den tollen Hund naͤmlich — muß dieſer freilich auf Alles gefaßt ſein. Doch wuͤrde ich ſeinem Gegner anrathen, ſich auch auf Alles gefaßt zu machen; denn mit tollen Hunden, Sie begreifen wohl, iſt nicht zu ſpaßen. „Nehmen Sie mir dies ſchlecht gewaͤhlte Gleich- niß nicht uͤbel, Antoine,“ fuhr jetzt der Lieutenant fort. „Es paßt wahrlich am Wenigſten auf Sie, der Sie ſo ruhig und anſtaͤndig verhandeln. Jhren Spott gegen unſere Vorurtheile verſteh’ ich recht wohl und finde ihn aus Jhrem Standpunkte eben ſo natuͤrlich, als ſie dieſelben Vorurtheile natuͤrlich und begreiflich finden duͤrften, wenn Sie ſich auf unſern Standpunkt verſetzen wollten, oder koͤnnten. Auch ſoll nichts mich hindern, mir Muͤhe zu geben, daß ich ein Arrangement zwiſchen Louis und Jhnen, allen Vorurtheilen zum Trotz, herbeifuͤhre! Jch bin im 3 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/37
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/37>, abgerufen am 21.11.2024.