Paar, -- wodurch?? Durch den zwischen Beider Zärtlichkeit geworfenen Leichnam selbiger Katze! so daß man das alte Sprüchwort passend anbringen könnte: womit Du sündigest sollst Du gestraft wer- den. Aus dem gestörten Duett entsteht ein Terzett, in welchem, wie die Nachbarn behaupten, Bajazzo's lederne Reitgerte taktirt haben soll. Der Rest ist Schweigen. Unser frühreifer Louis hat begriffen, daß eines Hanswursten Peitsche tiefere Wunden schlage, als der Jartour blutige Fahne und ist, nicht ohne sei- nen Gläubigern heftigen Schreck zu bereiten, in aller Frühe nach Hause gereiset, allwo er seine Eltern fürchterlich anzulügen nicht ermangeln und auch an seinem überzärtlichen Papa einen gläubigen Hörer finden wird. Jch jedoch habe bereits an die Mutter geschrieben, und dieser verehrungswürdigen Frau die Wahrheit mitgetheilt, damit das verdorbene Söhn- chen durch ihren Einfluß wenigstens etwas strenger gehalten werden möge. Der alte Graf, -- zwar an Jahren ist er noch ein junger Graf, -- nimmt mir diese Einmischung gewiß höllisch übel; doch das ist gleichviel; ich besuche sein Haus ohnedies nicht mehr, so lange der Schlingel von Sohn vorhanden ist. Nun mein guter Antoine wissen Sie, was Sie wissen
Paar, — wodurch?? Durch den zwiſchen Beider Zaͤrtlichkeit geworfenen Leichnam ſelbiger Katze! ſo daß man das alte Spruͤchwort paſſend anbringen koͤnnte: womit Du ſuͤndigeſt ſollſt Du geſtraft wer- den. Aus dem geſtoͤrten Duett entſteht ein Terzett, in welchem, wie die Nachbarn behaupten, Bajazzo’s lederne Reitgerte taktirt haben ſoll. Der Reſt iſt Schweigen. Unſer fruͤhreifer Louis hat begriffen, daß eines Hanswurſten Peitſche tiefere Wunden ſchlage, als der Jartour blutige Fahne und iſt, nicht ohne ſei- nen Glaͤubigern heftigen Schreck zu bereiten, in aller Fruͤhe nach Hauſe gereiſet, allwo er ſeine Eltern fuͤrchterlich anzuluͤgen nicht ermangeln und auch an ſeinem uͤberzaͤrtlichen Papa einen glaͤubigen Hoͤrer finden wird. Jch jedoch habe bereits an die Mutter geſchrieben, und dieſer verehrungswuͤrdigen Frau die Wahrheit mitgetheilt, damit das verdorbene Soͤhn- chen durch ihren Einfluß wenigſtens etwas ſtrenger gehalten werden moͤge. Der alte Graf, — zwar an Jahren iſt er noch ein junger Graf, — nimmt mir dieſe Einmiſchung gewiß hoͤlliſch uͤbel; doch das iſt gleichviel; ich beſuche ſein Haus ohnedies nicht mehr, ſo lange der Schlingel von Sohn vorhanden iſt. Nun mein guter Antoine wiſſen Sie, was Sie wiſſen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0042"n="40"/>
Paar, — wodurch?? Durch den zwiſchen Beider<lb/>
Zaͤrtlichkeit geworfenen Leichnam ſelbiger Katze! ſo<lb/>
daß man das alte Spruͤchwort paſſend anbringen<lb/>
koͤnnte: womit Du ſuͤndigeſt ſollſt Du geſtraft wer-<lb/>
den. Aus dem geſtoͤrten Duett entſteht ein Terzett,<lb/>
in welchem, wie die Nachbarn behaupten, Bajazzo’s<lb/>
lederne Reitgerte taktirt haben ſoll. Der Reſt iſt<lb/>
Schweigen. Unſer fruͤhreifer Louis hat begriffen, daß<lb/>
eines Hanswurſten Peitſche tiefere Wunden ſchlage,<lb/>
als der Jartour blutige Fahne und iſt, nicht ohne ſei-<lb/>
nen Glaͤubigern heftigen Schreck zu bereiten, in aller<lb/>
Fruͤhe nach Hauſe gereiſet, allwo er ſeine Eltern<lb/>
fuͤrchterlich anzuluͤgen nicht ermangeln und auch an<lb/>ſeinem uͤberzaͤrtlichen Papa einen glaͤubigen Hoͤrer<lb/>
finden wird. Jch jedoch habe bereits an die Mutter<lb/>
geſchrieben, und dieſer verehrungswuͤrdigen Frau die<lb/>
Wahrheit mitgetheilt, damit das verdorbene Soͤhn-<lb/>
chen durch ihren Einfluß wenigſtens etwas ſtrenger<lb/>
gehalten werden moͤge. Der alte Graf, — zwar an<lb/>
Jahren iſt er noch ein junger Graf, — nimmt mir<lb/>
dieſe Einmiſchung gewiß hoͤlliſch uͤbel; doch das iſt<lb/>
gleichviel; ich beſuche ſein Haus ohnedies nicht mehr,<lb/>ſo lange der Schlingel von Sohn vorhanden iſt. Nun<lb/>
mein guter Antoine wiſſen Sie, was Sie wiſſen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[40/0042]
Paar, — wodurch?? Durch den zwiſchen Beider
Zaͤrtlichkeit geworfenen Leichnam ſelbiger Katze! ſo
daß man das alte Spruͤchwort paſſend anbringen
koͤnnte: womit Du ſuͤndigeſt ſollſt Du geſtraft wer-
den. Aus dem geſtoͤrten Duett entſteht ein Terzett,
in welchem, wie die Nachbarn behaupten, Bajazzo’s
lederne Reitgerte taktirt haben ſoll. Der Reſt iſt
Schweigen. Unſer fruͤhreifer Louis hat begriffen, daß
eines Hanswurſten Peitſche tiefere Wunden ſchlage,
als der Jartour blutige Fahne und iſt, nicht ohne ſei-
nen Glaͤubigern heftigen Schreck zu bereiten, in aller
Fruͤhe nach Hauſe gereiſet, allwo er ſeine Eltern
fuͤrchterlich anzuluͤgen nicht ermangeln und auch an
ſeinem uͤberzaͤrtlichen Papa einen glaͤubigen Hoͤrer
finden wird. Jch jedoch habe bereits an die Mutter
geſchrieben, und dieſer verehrungswuͤrdigen Frau die
Wahrheit mitgetheilt, damit das verdorbene Soͤhn-
chen durch ihren Einfluß wenigſtens etwas ſtrenger
gehalten werden moͤge. Der alte Graf, — zwar an
Jahren iſt er noch ein junger Graf, — nimmt mir
dieſe Einmiſchung gewiß hoͤlliſch uͤbel; doch das iſt
gleichviel; ich beſuche ſein Haus ohnedies nicht mehr,
ſo lange der Schlingel von Sohn vorhanden iſt. Nun
mein guter Antoine wiſſen Sie, was Sie wiſſen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/42>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.