Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Dabei jedoch mußte er sich sagen, war er von ihr Gerettet! Wofür gerettet? fügte er ungläubig, Sehr langsam, mit äußerster Behutsamkeit durf- Auch war solch' eiserner, unerschütterlicher Wille Und wie eine Prophezeihung wohlthuenden Gene- Dabei jedoch mußte er ſich ſagen, war er von ihr Gerettet! Wofuͤr gerettet? fuͤgte er unglaͤubig, Sehr langſam, mit aͤußerſter Behutſamkeit durf- Auch war ſolch’ eiſerner, unerſchuͤtterlicher Wille Und wie eine Prophezeihung wohlthuenden Gene- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0010" n="6"/> <p>Dabei jedoch mußte er ſich ſagen, war er von ihr<lb/> gefunden worden, um gerettet zu werden.</p><lb/> <p>Gerettet! Wofuͤr gerettet? fuͤgte er unglaͤubig,<lb/> an ſich ſelbſt verzweifelnd hinzu; fuͤr welchen End-<lb/> zweck? Was ſoll ich dem Leben fuͤrder nuͤtzen? Was<lb/> das Leben mir? —</p><lb/> <p>Sehr langſam, mit aͤußerſter Behutſamkeit durf-<lb/> ten die Staͤrkungsmittel angewendet werden, welche<lb/> dieſem durch Ausſchweifungen, wildes Leben, Ver-<lb/> zweiflung, und endlich Mangel und Noth an den<lb/> Rand des Grabes geworfenen Koͤrper, die vorige<lb/> Jugendkraft wieder geben ſollten.</p><lb/> <p>Auch war ſolch’ eiſerner, unerſchuͤtterlicher Wille<lb/> wie der einer Schweſter Antonina noͤthig, um den<lb/> flehenden Bitten des Kranken zu widerſtehen, wenn<lb/> er uͤber unerſaͤttlichen Hunger klagte und ſich, um<lb/> dieſen zu ſtillen, mit den ſpaͤrlichſten Gaben zu begnuͤ-<lb/> gen hatte. Ein ernſter Blick der frommen Pflegerin<lb/> reichte aber jedesmal hin, ſein Murren in dankbares<lb/> Gebet zu verwandeln.</p><lb/> <p>Und wie eine Prophezeihung wohlthuenden Gene-<lb/> ſens ſtroͤmte erquickendes Gefuͤhl ihm durch die Adern,<lb/> ſobald er ihren Schweſter-Namen von Andern aus-<lb/> ſprechen hoͤrte, oder ihn ſelbſt ausſprach.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [6/0010]
Dabei jedoch mußte er ſich ſagen, war er von ihr
gefunden worden, um gerettet zu werden.
Gerettet! Wofuͤr gerettet? fuͤgte er unglaͤubig,
an ſich ſelbſt verzweifelnd hinzu; fuͤr welchen End-
zweck? Was ſoll ich dem Leben fuͤrder nuͤtzen? Was
das Leben mir? —
Sehr langſam, mit aͤußerſter Behutſamkeit durf-
ten die Staͤrkungsmittel angewendet werden, welche
dieſem durch Ausſchweifungen, wildes Leben, Ver-
zweiflung, und endlich Mangel und Noth an den
Rand des Grabes geworfenen Koͤrper, die vorige
Jugendkraft wieder geben ſollten.
Auch war ſolch’ eiſerner, unerſchuͤtterlicher Wille
wie der einer Schweſter Antonina noͤthig, um den
flehenden Bitten des Kranken zu widerſtehen, wenn
er uͤber unerſaͤttlichen Hunger klagte und ſich, um
dieſen zu ſtillen, mit den ſpaͤrlichſten Gaben zu begnuͤ-
gen hatte. Ein ernſter Blick der frommen Pflegerin
reichte aber jedesmal hin, ſein Murren in dankbares
Gebet zu verwandeln.
Und wie eine Prophezeihung wohlthuenden Gene-
ſens ſtroͤmte erquickendes Gefuͤhl ihm durch die Adern,
ſobald er ihren Schweſter-Namen von Andern aus-
ſprechen hoͤrte, oder ihn ſelbſt ausſprach.
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