main gauche! les cavaliers en avant! -- et vive l'Empere...!"
Sie ließen ihn begraben.
Aber die Welt hat es an sich, daß sie auch auf Gräbern tanzt. Und es ward an Anton die Frage gerichtet, ob er nicht zu den künftigen Tanzstunden weiter aufspielen wolle? Man werde versuchen, sich ohne Lehrer zu üben. Anton, als Knabe in Liebenau schon für einen guten Tänzer bekannt; Anton, von Laura's zärtlicher Aufmerksamkeit gebildet; Anton, mit Mirabels ganzer Schulweisheit bis in die klein- sten Flüche hinein vertraut, warf sich ohne Weiteres zum Erben des Verblichenen auf. Da konnten Eltern, Knaben und Mädchen sich nicht genugsam verwun- dern und konnten es nicht genügend loben, wie der unbewegliche Geiger, der bisher nichts gerührt als Arm und Bogen, jetzt mit Einem Male Leben gewann, Lebendigkeit, Ausdruck und Sprache! Wie so ganz anders, denn Herr Mirabel, er dem Tanze Sinn und Bedeutung verlieh; wie die Grazien auf seinen Ruf erschienen, der tobenden Schaar Ordnung und Mäßigkeit beizubringen. Anton war wieder ein Antoine geworden, allen früher gefaßten Vorsätzen zuwider; und hätte nicht Hedwigs Schnur auf seinem
main gauche! les cavaliers en avant! — et vive l’Empere...!“
Sie ließen ihn begraben.
Aber die Welt hat es an ſich, daß ſie auch auf Graͤbern tanzt. Und es ward an Anton die Frage gerichtet, ob er nicht zu den kuͤnftigen Tanzſtunden weiter aufſpielen wolle? Man werde verſuchen, ſich ohne Lehrer zu uͤben. Anton, als Knabe in Liebenau ſchon fuͤr einen guten Taͤnzer bekannt; Anton, von Laura’s zaͤrtlicher Aufmerkſamkeit gebildet; Anton, mit Mirabels ganzer Schulweisheit bis in die klein- ſten Fluͤche hinein vertraut, warf ſich ohne Weiteres zum Erben des Verblichenen auf. Da konnten Eltern, Knaben und Maͤdchen ſich nicht genugſam verwun- dern und konnten es nicht genuͤgend loben, wie der unbewegliche Geiger, der bisher nichts geruͤhrt als Arm und Bogen, jetzt mit Einem Male Leben gewann, Lebendigkeit, Ausdruck und Sprache! Wie ſo ganz anders, denn Herr Mirabel, er dem Tanze Sinn und Bedeutung verlieh; wie die Grazien auf ſeinen Ruf erſchienen, der tobenden Schaar Ordnung und Maͤßigkeit beizubringen. Anton war wieder ein Antoine geworden, allen fruͤher gefaßten Vorſaͤtzen zuwider; und haͤtte nicht Hedwigs Schnur auf ſeinem
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main gauche! les cavaliers en avant! — et vive
l’Empere...!“
Sie ließen ihn begraben.
Aber die Welt hat es an ſich, daß ſie auch auf
Graͤbern tanzt. Und es ward an Anton die Frage
gerichtet, ob er nicht zu den kuͤnftigen Tanzſtunden
weiter aufſpielen wolle? Man werde verſuchen, ſich
ohne Lehrer zu uͤben. Anton, als Knabe in Liebenau
ſchon fuͤr einen guten Taͤnzer bekannt; Anton, von
Laura’s zaͤrtlicher Aufmerkſamkeit gebildet; Anton,
mit Mirabels ganzer Schulweisheit bis in die klein-
ſten Fluͤche hinein vertraut, warf ſich ohne Weiteres
zum Erben des Verblichenen auf. Da konnten Eltern,
Knaben und Maͤdchen ſich nicht genugſam verwun-
dern und konnten es nicht genuͤgend loben, wie der
unbewegliche Geiger, der bisher nichts geruͤhrt als
Arm und Bogen, jetzt mit Einem Male Leben
gewann, Lebendigkeit, Ausdruck und Sprache! Wie
ſo ganz anders, denn Herr Mirabel, er dem Tanze
Sinn und Bedeutung verlieh; wie die Grazien auf
ſeinen Ruf erſchienen, der tobenden Schaar Ordnung
und Maͤßigkeit beizubringen. Anton war wieder ein
Antoine geworden, allen fruͤher gefaßten Vorſaͤtzen
zuwider; und haͤtte nicht Hedwigs Schnur auf ſeinem
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/162>, abgerufen am 19.05.2024.
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