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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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meine Debüts in's Unendliche hinausschoben. Er
drang gar nicht durch neben Lafont Boucher und
Anderen, und sein brillantester Erfolg ist, fürchte ich,
jener gewesen, den er auf dem Boulevard mit des
Bettlers Geige errang. Du weißt, mein Sohn, wie
wir uns dort begegneten; wie ich bei'm ersten Anblick
von Deiner Erscheinung ergriffen, in Dir den Liebe-
nauer Korbmacher, in diesem ein mir angehöriges
Wesen ahnete. Du verschwandest mir so zu sagen
unter den Augen. Alle Mühe, Dich wieder zu ent-
decken, blieb vergebens. Endlich kam ich auf die
halbverrückte Jdee, Du seist um jene Stunde, Gott
weiß wo, gestorben und mir als Geist, als anklagen-
des Gespenst [e]rschienen!

Meine Gesundheit ging schon sehr bergab. Jch
litt viel. Der Gram um Dich trug dazu bei; nicht
minder Carino's Ausschweifungen, die durch das
Mißlingen seiner Pläne immer wilder wurden. Jch
sah das niedrigste Elend vor uns. Jch klagte und
jammerte; das Schlimmste, was ein Weib in meiner
Lage einem solchen Manne gegenüber thun kann.
Er mied meine Nähe und gerieth immer tiefer in's
Verderben.

Wie mein durch tausend schwere Opfer erkaufter

meine Debuͤts in’s Unendliche hinausſchoben. Er
drang gar nicht durch neben Lafont Boucher und
Anderen, und ſein brillanteſter Erfolg iſt, fuͤrchte ich,
jener geweſen, den er auf dem Boulevard mit des
Bettlers Geige errang. Du weißt, mein Sohn, wie
wir uns dort begegneten; wie ich bei’m erſten Anblick
von Deiner Erſcheinung ergriffen, in Dir den Liebe-
nauer Korbmacher, in dieſem ein mir angehoͤriges
Weſen ahnete. Du verſchwandeſt mir ſo zu ſagen
unter den Augen. Alle Muͤhe, Dich wieder zu ent-
decken, blieb vergebens. Endlich kam ich auf die
halbverruͤckte Jdee, Du ſeiſt um jene Stunde, Gott
weiß wo, geſtorben und mir als Geiſt, als anklagen-
des Geſpenſt [e]rſchienen!

Meine Geſundheit ging ſchon ſehr bergab. Jch
litt viel. Der Gram um Dich trug dazu bei; nicht
minder Carino’s Ausſchweifungen, die durch das
Mißlingen ſeiner Plaͤne immer wilder wurden. Jch
ſah das niedrigſte Elend vor uns. Jch klagte und
jammerte; das Schlimmſte, was ein Weib in meiner
Lage einem ſolchen Manne gegenuͤber thun kann.
Er mied meine Naͤhe und gerieth immer tiefer in’s
Verderben.

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[267/0271] meine Debuͤts in’s Unendliche hinausſchoben. Er drang gar nicht durch neben Lafont Boucher und Anderen, und ſein brillanteſter Erfolg iſt, fuͤrchte ich, jener geweſen, den er auf dem Boulevard mit des Bettlers Geige errang. Du weißt, mein Sohn, wie wir uns dort begegneten; wie ich bei’m erſten Anblick von Deiner Erſcheinung ergriffen, in Dir den Liebe- nauer Korbmacher, in dieſem ein mir angehoͤriges Weſen ahnete. Du verſchwandeſt mir ſo zu ſagen unter den Augen. Alle Muͤhe, Dich wieder zu ent- decken, blieb vergebens. Endlich kam ich auf die halbverruͤckte Jdee, Du ſeiſt um jene Stunde, Gott weiß wo, geſtorben und mir als Geiſt, als anklagen- des Geſpenſt erſchienen! Meine Geſundheit ging ſchon ſehr bergab. Jch litt viel. Der Gram um Dich trug dazu bei; nicht minder Carino’s Ausſchweifungen, die durch das Mißlingen ſeiner Plaͤne immer wilder wurden. Jch ſah das niedrigſte Elend vor uns. Jch klagte und jammerte; das Schlimmſte, was ein Weib in meiner Lage einem ſolchen Manne gegenuͤber thun kann. Er mied meine Naͤhe und gerieth immer tiefer in’s Verderben. Wie mein durch tauſend ſchwere Opfer erkaufter

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/271>, abgerufen am 04.12.2024.