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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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Sie drängten sich in's Schauspielhaus. Dort
zeigte Alles ein festlich' Gesicht. Die vornehme Welt
in Glanz und Schmuck, die Masse feierlich bewegt.
Auf jedem Antlitz stand zu lesen: ich werde ihn
hören!

Den ersten Nummern des Konzertes ward wenig
Aufmerksamkeit vergönnt. Ouvertüre und Gesang
gingen wirkungslos vorüber.

Dann trat eine Pause ein; eine erwartungsvolle
Stille herrschte im Saale; Anton lauschte, ob man
nicht ein Notenpult bringen werde! -- Nein! Die
Flügelthüren gehen auf .... ein langer, bleicher Mann
erscheint, die Violine unter'm Arm .... es erhebt sich
ein Jauchzen, Schreien, Stampfen, Klatschen, Ju-
beln, daß die Mauern beben! Scheinbar gleichgültig
dagegen und schwankenden Schrittes schlendert der
Künstler vor; -- (er verbeugt sich, wie meine Ka-
meele, wenn sie übler Laune sind, sagt Geronimo)
-- die Jntroduktion, zu welcher sein Bogen einige-
male den Takt giebt, hebt an, .... sie geht zu
Ende .... aus den Augen des blassen Angesichtes
schießen zwei Flammen, ... der erste Strich ertönt ...

Jch will mich wohl hüten, weiter zu beschreiben!

Es war seine eigene Komposition, die Meister

Sie draͤngten ſich in’s Schauſpielhaus. Dort
zeigte Alles ein feſtlich’ Geſicht. Die vornehme Welt
in Glanz und Schmuck, die Maſſe feierlich bewegt.
Auf jedem Antlitz ſtand zu leſen: ich werde ihn
hoͤren!

Den erſten Nummern des Konzertes ward wenig
Aufmerkſamkeit vergoͤnnt. Ouvertuͤre und Geſang
gingen wirkungslos voruͤber.

Dann trat eine Pauſe ein; eine erwartungsvolle
Stille herrſchte im Saale; Anton lauſchte, ob man
nicht ein Notenpult bringen werde! — Nein! Die
Fluͤgelthuͤren gehen auf .... ein langer, bleicher Mann
erſcheint, die Violine unter’m Arm .... es erhebt ſich
ein Jauchzen, Schreien, Stampfen, Klatſchen, Ju-
beln, daß die Mauern beben! Scheinbar gleichguͤltig
dagegen und ſchwankenden Schrittes ſchlendert der
Kuͤnſtler vor; — (er verbeugt ſich, wie meine Ka-
meele, wenn ſie uͤbler Laune ſind, ſagt Geronimo)
— die Jntroduktion, zu welcher ſein Bogen einige-
male den Takt giebt, hebt an, .... ſie geht zu
Ende .... aus den Augen des blaſſen Angeſichtes
ſchießen zwei Flammen, ... der erſte Strich ertoͤnt ...

Jch will mich wohl huͤten, weiter zu beſchreiben!

Es war ſeine eigene Kompoſition, die Meiſter

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[75/0079] Sie draͤngten ſich in’s Schauſpielhaus. Dort zeigte Alles ein feſtlich’ Geſicht. Die vornehme Welt in Glanz und Schmuck, die Maſſe feierlich bewegt. Auf jedem Antlitz ſtand zu leſen: ich werde ihn hoͤren! Den erſten Nummern des Konzertes ward wenig Aufmerkſamkeit vergoͤnnt. Ouvertuͤre und Geſang gingen wirkungslos voruͤber. Dann trat eine Pauſe ein; eine erwartungsvolle Stille herrſchte im Saale; Anton lauſchte, ob man nicht ein Notenpult bringen werde! — Nein! Die Fluͤgelthuͤren gehen auf .... ein langer, bleicher Mann erſcheint, die Violine unter’m Arm .... es erhebt ſich ein Jauchzen, Schreien, Stampfen, Klatſchen, Ju- beln, daß die Mauern beben! Scheinbar gleichguͤltig dagegen und ſchwankenden Schrittes ſchlendert der Kuͤnſtler vor; — (er verbeugt ſich, wie meine Ka- meele, wenn ſie uͤbler Laune ſind, ſagt Geronimo) — die Jntroduktion, zu welcher ſein Bogen einige- male den Takt giebt, hebt an, .... ſie geht zu Ende .... aus den Augen des blaſſen Angeſichtes ſchießen zwei Flammen, ... der erſte Strich ertoͤnt ... Jch will mich wohl huͤten, weiter zu beſchreiben! Es war ſeine eigene Kompoſition, die Meiſter

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/79>, abgerufen am 18.05.2024.