Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Paganini den Namen Lipinski gelesen, umarmte er den Sie sind auch Künstler? lautete die an ihn gerich- Der Befragte, der während Paganini's Spiel *) Eigene Worte Paganini's, aus seinem Munde ver- nommen. H. Die Vagabunden. III. 6
Paganini den Namen Lipinski geleſen, umarmte er den Sie ſind auch Kuͤnſtler? lautete die an ihn gerich- Der Befragte, der waͤhrend Paganini’s Spiel *) Eigene Worte Paganini’s, aus ſeinem Munde ver- nommen. H. Die Vagabunden. III. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="81"/> Paganini den Namen Lipinski geleſen, umarmte er den<lb/> Ueberbringer, wandte ſich zu den Umſtehenden und<lb/> verkuͤndete des jungen Polen Lob und Preis, als des<lb/> Einzigen von allen Virtuoſen des Auslandes, <hi rendition="#g">welche<lb/> ihm bekannt worden,</hi> vor deſſen Genius er unbe-<lb/> grenzte Achtung hege <note place="foot" n="*)">Eigene Worte Paganini’s, aus ſeinem Munde ver-<lb/> nommen. <hi rendition="#et">H.</hi></note>. Ein Theil dieſer Auszeich-<lb/> nung ſchien gewillt, auf Anton uͤberzugehen, nur daß<lb/> man nicht wußte, wer und was der Empfohlene ſei.<lb/> Paganini hatte ihn umarmt, ſo zaͤrtlich, wie wenn<lb/> der Empfohlene der Empfehlende ſelbſt waͤre. Doch<lb/> was nun mit ihm beginnen?</p><lb/> <p>Sie ſind auch Kuͤnſtler? lautete die an ihn gerich-<lb/> tete Frage, von deren Beantwortung das fernere<lb/> Verhalten abhaͤngig gemacht werden ſollte.</p><lb/> <p>Der Befragte, der waͤhrend Paganini’s Spiel<lb/> den bei Lipinski ſchon gefaßten Vorſatz erneuert hatte,<lb/> nie mehr den Bogen in die Hand zu nehmen, haͤtte<lb/> jetzt nicht „Ja“ erwiedern koͤnnen, um alle Schaͤtze<lb/> der Erde. Er fuͤhlte ſich ſo gering, ſo duͤrftig, ſo nich-<lb/> tig, daß er ſich mit einem rohen irdenen Gefaͤße ohne<lb/> Jnhalt verglich, werthlos und leer, dem nichts Beſſe-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Die Vagabunden. <hi rendition="#aq">III.</hi> 6</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [81/0085]
Paganini den Namen Lipinski geleſen, umarmte er den
Ueberbringer, wandte ſich zu den Umſtehenden und
verkuͤndete des jungen Polen Lob und Preis, als des
Einzigen von allen Virtuoſen des Auslandes, welche
ihm bekannt worden, vor deſſen Genius er unbe-
grenzte Achtung hege *). Ein Theil dieſer Auszeich-
nung ſchien gewillt, auf Anton uͤberzugehen, nur daß
man nicht wußte, wer und was der Empfohlene ſei.
Paganini hatte ihn umarmt, ſo zaͤrtlich, wie wenn
der Empfohlene der Empfehlende ſelbſt waͤre. Doch
was nun mit ihm beginnen?
Sie ſind auch Kuͤnſtler? lautete die an ihn gerich-
tete Frage, von deren Beantwortung das fernere
Verhalten abhaͤngig gemacht werden ſollte.
Der Befragte, der waͤhrend Paganini’s Spiel
den bei Lipinski ſchon gefaßten Vorſatz erneuert hatte,
nie mehr den Bogen in die Hand zu nehmen, haͤtte
jetzt nicht „Ja“ erwiedern koͤnnen, um alle Schaͤtze
der Erde. Er fuͤhlte ſich ſo gering, ſo duͤrftig, ſo nich-
tig, daß er ſich mit einem rohen irdenen Gefaͤße ohne
Jnhalt verglich, werthlos und leer, dem nichts Beſſe-
*) Eigene Worte Paganini’s, aus ſeinem Munde ver-
nommen. H.
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