Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852."Bin mein Leben nicht nach Liebenau gekommen." Besinnt Euch nicht auf mich? "Es ist mir wohl so, -- gleich, wie ich den Herrn Was für Einer? "Nu, halt Einer, der vor vielen Jahren ein- Mit einem Papagey auf dem Rücken? "Weiß Gott, der Herr weiß es! Sollte doch ... „Bin mein Leben nicht nach Liebenau gekommen.“ Beſinnt Euch nicht auf mich? „Es iſt mir wohl ſo, — gleich, wie ich den Herrn Was fuͤr Einer? „Nu, halt Einer, der vor vielen Jahren ein- Mit einem Papagey auf dem Ruͤcken? „Weiß Gott, der Herr weiß es! Sollte doch ... <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0178" n="174"/> <p>„Bin mein Leben nicht nach Liebenau gekommen.“</p><lb/> <p>Beſinnt Euch nicht auf mich?</p><lb/> <p>„Es iſt mir wohl ſo, — gleich, wie ich den Herrn<lb/> hinter’m Ofen ſitzen ſeh’n, hatt’ ich einen Gedanken,<lb/> — es koͤnnte Einer ſein — unmoͤglich!“</p><lb/> <p>Was fuͤr Einer?</p><lb/> <p>„Nu, halt Einer, der vor vielen Jahren ein-<lb/> mal hier durchwanderte. Ein huͤbſches, junges Blut.<lb/> Hab’ oft an ihn gedacht.“</p><lb/> <p>Mit einem Papagey auf dem Ruͤcken?</p><lb/> <p>„Weiß Gott, der Herr weiß es! Sollte doch ...<lb/> ja, meiner Seele, es iſt naͤmliche Perſon — — ſo ſeid<lb/> Jhr nicht der Herr von Liebenau? So ſeid Jhr mein<lb/> armer, huͤbſcher Wanderburſch, an den ich ſo oft<lb/> gedacht hab’!? Nein, was doch Alles auf Erden vor-<lb/> geht, ’s iſt entſetzlich! Muß ich Euch noch wieder-<lb/> ſehen! Freilich, dazumal war ich eine leidliche Frau,<lb/> noch nicht lange unter der Haube. Jetzt bin ich ein<lb/> altes Weib geworden, das machen die vielen Kinder,<lb/> die ſchwere Arbeit. Aber Jhr ſeid deſto ſchoͤner, nur<lb/> ein Biſſel blaß im Angeſicht, aber das laͤßt vornehm.<lb/> Und zu Pferde ſeid Jhr gar! Treibt Jhr Euch noch<lb/> immer ſo herum?“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [174/0178]
„Bin mein Leben nicht nach Liebenau gekommen.“
Beſinnt Euch nicht auf mich?
„Es iſt mir wohl ſo, — gleich, wie ich den Herrn
hinter’m Ofen ſitzen ſeh’n, hatt’ ich einen Gedanken,
— es koͤnnte Einer ſein — unmoͤglich!“
Was fuͤr Einer?
„Nu, halt Einer, der vor vielen Jahren ein-
mal hier durchwanderte. Ein huͤbſches, junges Blut.
Hab’ oft an ihn gedacht.“
Mit einem Papagey auf dem Ruͤcken?
„Weiß Gott, der Herr weiß es! Sollte doch ...
ja, meiner Seele, es iſt naͤmliche Perſon — — ſo ſeid
Jhr nicht der Herr von Liebenau? So ſeid Jhr mein
armer, huͤbſcher Wanderburſch, an den ich ſo oft
gedacht hab’!? Nein, was doch Alles auf Erden vor-
geht, ’s iſt entſetzlich! Muß ich Euch noch wieder-
ſehen! Freilich, dazumal war ich eine leidliche Frau,
noch nicht lange unter der Haube. Jetzt bin ich ein
altes Weib geworden, das machen die vielen Kinder,
die ſchwere Arbeit. Aber Jhr ſeid deſto ſchoͤner, nur
ein Biſſel blaß im Angeſicht, aber das laͤßt vornehm.
Und zu Pferde ſeid Jhr gar! Treibt Jhr Euch noch
immer ſo herum?“
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