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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

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Du anfangen sollst mit Dir und Deiner Freiheit!
Blutige Thränen wirst Du weinen, Thränen frucht-
loser Reue, vernichtenden Jammers, wenn sie die
bleiche Gestalt hinaustragen, die Dein liebendes Weib
war, als Leben und Blut durch ihre Adern strömte.
Hedwig, Hedwig, nicht mehr leben? Todt, begraben
sein, die sanfte, gute, schöne Hedwig!?

Jch zitt're, wenn eine Thüre geht, daß sie kom-
men, mich zu holen, mir zu künden, sie habe vollen-
det. Jch zitt're, wie der arme Sünder, wenn seine
letzte Nacht vor dem letzten Morgen entflieht.

Sie schlief, da ich sie verließ.

Dieser Schlaf kann der Tod sein, der sie nie mehr
erwachen läßt!

Aber es kann auch der Engel sein, der ihr Gene-
sung bringt!

Ach, wenn es wäre! Wenn morgen mit Tages
Anbruch der Arzt ausriefe: sie ist gerettet! --

Höre mich, Du Ewiger, den wir Gott nennen, an
den auch der Gottesleugner glaubt in seiner hochmü-
thigen Beschränkung, in seiner spitzfindigen Dumm-
heit. Höre mich, unerforschliche Macht! Hier steht
es in festen, deutlichen Schriftzügen, ein Zeichen mei-
nes unerschütterlichen Willens, meiner innigsten

Du anfangen ſollſt mit Dir und Deiner Freiheit!
Blutige Thraͤnen wirſt Du weinen, Thraͤnen frucht-
loſer Reue, vernichtenden Jammers, wenn ſie die
bleiche Geſtalt hinaustragen, die Dein liebendes Weib
war, als Leben und Blut durch ihre Adern ſtroͤmte.
Hedwig, Hedwig, nicht mehr leben? Todt, begraben
ſein, die ſanfte, gute, ſchoͤne Hedwig!?

Jch zitt’re, wenn eine Thuͤre geht, daß ſie kom-
men, mich zu holen, mir zu kuͤnden, ſie habe vollen-
det. Jch zitt’re, wie der arme Suͤnder, wenn ſeine
letzte Nacht vor dem letzten Morgen entflieht.

Sie ſchlief, da ich ſie verließ.

Dieſer Schlaf kann der Tod ſein, der ſie nie mehr
erwachen laͤßt!

Aber es kann auch der Engel ſein, der ihr Gene-
ſung bringt!

Ach, wenn es waͤre! Wenn morgen mit Tages
Anbruch der Arzt ausriefe: ſie iſt gerettet! —

Hoͤre mich, Du Ewiger, den wir Gott nennen, an
den auch der Gottesleugner glaubt in ſeiner hochmuͤ-
thigen Beſchraͤnkung, in ſeiner ſpitzfindigen Dumm-
heit. Hoͤre mich, unerforſchliche Macht! Hier ſteht
es in feſten, deutlichen Schriftzuͤgen, ein Zeichen mei-
nes unerſchuͤtterlichen Willens, meiner innigſten

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[191/0195] Du anfangen ſollſt mit Dir und Deiner Freiheit! Blutige Thraͤnen wirſt Du weinen, Thraͤnen frucht- loſer Reue, vernichtenden Jammers, wenn ſie die bleiche Geſtalt hinaustragen, die Dein liebendes Weib war, als Leben und Blut durch ihre Adern ſtroͤmte. Hedwig, Hedwig, nicht mehr leben? Todt, begraben ſein, die ſanfte, gute, ſchoͤne Hedwig!? Jch zitt’re, wenn eine Thuͤre geht, daß ſie kom- men, mich zu holen, mir zu kuͤnden, ſie habe vollen- det. Jch zitt’re, wie der arme Suͤnder, wenn ſeine letzte Nacht vor dem letzten Morgen entflieht. Sie ſchlief, da ich ſie verließ. Dieſer Schlaf kann der Tod ſein, der ſie nie mehr erwachen laͤßt! Aber es kann auch der Engel ſein, der ihr Gene- ſung bringt! Ach, wenn es waͤre! Wenn morgen mit Tages Anbruch der Arzt ausriefe: ſie iſt gerettet! — Hoͤre mich, Du Ewiger, den wir Gott nennen, an den auch der Gottesleugner glaubt in ſeiner hochmuͤ- thigen Beſchraͤnkung, in ſeiner ſpitzfindigen Dumm- heit. Hoͤre mich, unerforſchliche Macht! Hier ſteht es in feſten, deutlichen Schriftzuͤgen, ein Zeichen mei- nes unerſchuͤtterlichen Willens, meiner innigſten

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/195>, abgerufen am 21.11.2024.