Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Wundern, die eine gute Natur bewirkt! O, man Also diese Strafe wäre mir zuerkannt? Sie ist Wundern, die eine gute Natur bewirkt! O, man Alſo dieſe Strafe waͤre mir zuerkannt? Sie iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0194" n="190"/> Wundern, die eine gute Natur bewirkt! O, man<lb/> kennt dieſe Sprache. Sie iſt die Einleitung in das<lb/> große Trauerſpiel!</p><lb/> <p>Alſo <hi rendition="#g">dieſe</hi> Strafe waͤre mir zuerkannt? Sie iſt<lb/> furchtbar ſtreng; doch wehe mir, ich darf nicht laͤug-<lb/> nen, daß ſie gerecht iſt! Auch unterliegend, muß ich’s<lb/> bekennen: ich habe ſie verdient. Ja, ich habe ſie ver-<lb/> dient, da ich wahnſinnig gemurrt und geklagt, daß<lb/> ich meine Freiheit einbuͤßte; daß ich nicht mehr, wie<lb/> fruͤher, ohne Pflicht, ohne Beruf planlos umher-<lb/> ſchleudern und jeder Lockung des Augenblicks, ſei es<lb/> immerhin die nichtigſte, frivolſte, nachgeben duͤrfe;<lb/> daß ich meiner Jugend durch den Eheſtand beraubt<lb/> ſei. Undankbar gegen Gott und Menſchen bin ich<lb/> geweſen; ruchlos verkannt und geringgeſchaͤtzt hab’ ich<lb/> die Fuͤlle von Segnungen, die mir Unwuͤrdigem zu<lb/> Theil ward: und die zuͤrnenden Maͤchte hab’ ich auf-<lb/> geſtoͤrt durch leichtſinnigen Frevel! Treue Liebe und<lb/> Hingebung ſtanden mir zur Seite, — ich ſehnte mich<lb/> nach Freiheit! das heißt: ich wuͤnſchte mir die Tage<lb/> zuruͤck, wo ich kein Herz, keine Seele mein nennen<lb/> duͤrfen? Da wirſt Du nun bald empfinden, was es<lb/> heißt, wieder allein ſteh’n. Da wirſt Du nun bald<lb/> wieder frei ſein, Elender, und wirſt nicht wiſſen, was<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0194]
Wundern, die eine gute Natur bewirkt! O, man
kennt dieſe Sprache. Sie iſt die Einleitung in das
große Trauerſpiel!
Alſo dieſe Strafe waͤre mir zuerkannt? Sie iſt
furchtbar ſtreng; doch wehe mir, ich darf nicht laͤug-
nen, daß ſie gerecht iſt! Auch unterliegend, muß ich’s
bekennen: ich habe ſie verdient. Ja, ich habe ſie ver-
dient, da ich wahnſinnig gemurrt und geklagt, daß
ich meine Freiheit einbuͤßte; daß ich nicht mehr, wie
fruͤher, ohne Pflicht, ohne Beruf planlos umher-
ſchleudern und jeder Lockung des Augenblicks, ſei es
immerhin die nichtigſte, frivolſte, nachgeben duͤrfe;
daß ich meiner Jugend durch den Eheſtand beraubt
ſei. Undankbar gegen Gott und Menſchen bin ich
geweſen; ruchlos verkannt und geringgeſchaͤtzt hab’ ich
die Fuͤlle von Segnungen, die mir Unwuͤrdigem zu
Theil ward: und die zuͤrnenden Maͤchte hab’ ich auf-
geſtoͤrt durch leichtſinnigen Frevel! Treue Liebe und
Hingebung ſtanden mir zur Seite, — ich ſehnte mich
nach Freiheit! das heißt: ich wuͤnſchte mir die Tage
zuruͤck, wo ich kein Herz, keine Seele mein nennen
duͤrfen? Da wirſt Du nun bald empfinden, was es
heißt, wieder allein ſteh’n. Da wirſt Du nun bald
wieder frei ſein, Elender, und wirſt nicht wiſſen, was
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