Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.vor Beschämung in den Erdboden sinken. Nein, sie Vom 1. Juni. "Welch' ein Gefühl! Jch bin Vater!! Ein Kind Noch bin ich nicht im Stande, mir über meine Vom 2. Juni. "Jch muß zu diesen Blättern meine Zuflucht vor Beſchaͤmung in den Erdboden ſinken. Nein, ſie Vom 1. Juni. „Welch’ ein Gefuͤhl! Jch bin Vater!! Ein Kind Noch bin ich nicht im Stande, mir uͤber meine Vom 2. Juni. „Jch muß zu dieſen Blaͤttern meine Zuflucht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0193" n="189"/> vor Beſchaͤmung in den Erdboden ſinken. Nein, ſie<lb/> darf’s nicht entdecken!“</p> </div><lb/> <div type="diaryEntry"> <dateline> <hi rendition="#et">Vom 1. Juni.</hi> </dateline><lb/> <p>„Welch’ ein Gefuͤhl! Jch bin Vater!! Ein Kind<lb/> iſt da, welches lebt, athmet, die Augen oͤffnet! Und<lb/> dies iſt mein, iſt Hedwig’s Kind!</p><lb/> <p>Noch bin ich nicht im Stande, mir uͤber meine<lb/> Empfindungen Rechenſchaft zu geben. Auch weiß<lb/> ich nicht, was meine Freude ſtoͤrt! Jch vermag mich<lb/> meiner ahnungsſchweren Beſorgniß um Hedwig kaum<lb/> zu entſchlagen.“</p> </div><lb/> <div type="diaryEntry"> <dateline> <hi rendition="#et">Vom 2. Juni.</hi> </dateline><lb/> <p>„Jch muß zu dieſen Blaͤttern meine Zuflucht<lb/> nehmen. So manchen heißen Gram hab’ ich in ein-<lb/> ſamen Stunden dem Papiere anvertraut. Mag ſich<lb/> auch jetzt die ſchwerſte Bangigkeit meiner Seele ſchrei-<lb/> bend Luft machen. Hedwig iſt ſehr krank; ihre Mat-<lb/> tigkeit nimmt mit jeder Stunde zu; ſchon laͤchelt ſie<lb/> nicht mehr, wenn man ihr das Kind zeigt; ſchon<lb/> erwiederte ſie kaum mehr den Druck meiner Hand.<lb/> Die Graͤfin und Ottilie ſitzen mit ernſtem Schweigen<lb/> vor ihrem Bette, — mich ſehen Sie bedauernd von<lb/> der Seite an. Der Arzt ſpricht von Hoffnung, die<lb/> man nie ganz aufgeben duͤrfe, von unerwarteten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0193]
vor Beſchaͤmung in den Erdboden ſinken. Nein, ſie
darf’s nicht entdecken!“
Vom 1. Juni.
„Welch’ ein Gefuͤhl! Jch bin Vater!! Ein Kind
iſt da, welches lebt, athmet, die Augen oͤffnet! Und
dies iſt mein, iſt Hedwig’s Kind!
Noch bin ich nicht im Stande, mir uͤber meine
Empfindungen Rechenſchaft zu geben. Auch weiß
ich nicht, was meine Freude ſtoͤrt! Jch vermag mich
meiner ahnungsſchweren Beſorgniß um Hedwig kaum
zu entſchlagen.“
Vom 2. Juni.
„Jch muß zu dieſen Blaͤttern meine Zuflucht
nehmen. So manchen heißen Gram hab’ ich in ein-
ſamen Stunden dem Papiere anvertraut. Mag ſich
auch jetzt die ſchwerſte Bangigkeit meiner Seele ſchrei-
bend Luft machen. Hedwig iſt ſehr krank; ihre Mat-
tigkeit nimmt mit jeder Stunde zu; ſchon laͤchelt ſie
nicht mehr, wenn man ihr das Kind zeigt; ſchon
erwiederte ſie kaum mehr den Druck meiner Hand.
Die Graͤfin und Ottilie ſitzen mit ernſtem Schweigen
vor ihrem Bette, — mich ſehen Sie bedauernd von
der Seite an. Der Arzt ſpricht von Hoffnung, die
man nie ganz aufgeben duͤrfe, von unerwarteten
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