Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.dann wäre mir wohl nichts übrig geblieben, als mei- 13*
dann waͤre mir wohl nichts uͤbrig geblieben, als mei- 13*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="195"/> dann waͤre mir wohl nichts uͤbrig geblieben, als mei-<lb/> nem Vater zu folgen. Doch Dein ganzes Beneh-<lb/> men uͤberzeugte mich bald, daß Du mich liebſt, ach-<lb/> teſt, daß <hi rendition="#g">ich</hi> (der Himmel ſei geprieſen!) Dir nicht<lb/> zur Laſt bin; nein, daß es Dir nur der Eheſtand im<lb/> Allgemeinen iſt; daß der Gedanke Dich peiniget,<lb/> gebunden, feſtgehalten, an Haus und Hof und Weib<lb/> gekettet zu ſein, waͤhrend Du doch gewoͤhnt wareſt,<lb/> umherzuziehen, wie Wind und Wetter Dich trieben,<lb/> Du mein lieber, geliebter Zigeuner. <hi rendition="#g">Mir</hi> iſt nicht<lb/> entgangen, mein armer Anton, welche Muͤhe Du Dir<lb/> gabſt, Dich zu beherrſchen, mich zu taͤuſchen. Aber<lb/> das Auge der Liebe laͤſſet ſich nicht taͤuſchen. Jch<lb/> empfand Deine Leiden, wie Du; ich machte Deine<lb/> Kaͤmpfe in meinem Herzen mit. Dennoch unterſagt’<lb/> ich mir den Troſt, daruͤber mit Dir zu ſprechen. Jch<lb/> dachte ſo: Entweder auch dieſes Kind, welches ich<lb/> jetzt am Herzen trage, iſt dem Tode geweiht, nun,<lb/> dann bin ich es auch; dann iſt er ohnedies wieder<lb/> frei!! Oder das Kind lebt und ich lebe mit ihm —<lb/> (denn ich wußte, Gott wuͤrde mich nicht von dieſem<lb/> Kinde trennen!) nun, dann iſt immer noch Zeit, mein<lb/> Herz ihm zu oͤffnen; dann wird ſich der paſſende<lb/> Moment ſchon finden. Dieſer Moment iſt eingetreten.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [195/0199]
dann waͤre mir wohl nichts uͤbrig geblieben, als mei-
nem Vater zu folgen. Doch Dein ganzes Beneh-
men uͤberzeugte mich bald, daß Du mich liebſt, ach-
teſt, daß ich (der Himmel ſei geprieſen!) Dir nicht
zur Laſt bin; nein, daß es Dir nur der Eheſtand im
Allgemeinen iſt; daß der Gedanke Dich peiniget,
gebunden, feſtgehalten, an Haus und Hof und Weib
gekettet zu ſein, waͤhrend Du doch gewoͤhnt wareſt,
umherzuziehen, wie Wind und Wetter Dich trieben,
Du mein lieber, geliebter Zigeuner. Mir iſt nicht
entgangen, mein armer Anton, welche Muͤhe Du Dir
gabſt, Dich zu beherrſchen, mich zu taͤuſchen. Aber
das Auge der Liebe laͤſſet ſich nicht taͤuſchen. Jch
empfand Deine Leiden, wie Du; ich machte Deine
Kaͤmpfe in meinem Herzen mit. Dennoch unterſagt’
ich mir den Troſt, daruͤber mit Dir zu ſprechen. Jch
dachte ſo: Entweder auch dieſes Kind, welches ich
jetzt am Herzen trage, iſt dem Tode geweiht, nun,
dann bin ich es auch; dann iſt er ohnedies wieder
frei!! Oder das Kind lebt und ich lebe mit ihm —
(denn ich wußte, Gott wuͤrde mich nicht von dieſem
Kinde trennen!) nun, dann iſt immer noch Zeit, mein
Herz ihm zu oͤffnen; dann wird ſich der paſſende
Moment ſchon finden. Dieſer Moment iſt eingetreten.
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