Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.menschenfreundliche Vorfahren dereinst die arme Antoi- Auch das Geschlecht der Besitzer hat seitdem Den Wanderburschen hat er im Gasthause gelassen. Er fragt zunächst nach der Gräfin, für die das Anton schwankt. Seine zuckenden Fingerspitzen menſchenfreundliche Vorfahren dereinſt die arme Antoi- Auch das Geſchlecht der Beſitzer hat ſeitdem Den Wanderburſchen hat er im Gaſthauſe gelaſſen. Er fragt zunaͤchſt nach der Graͤfin, fuͤr die das Anton ſchwankt. Seine zuckenden Fingerſpitzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="26"/> menſchenfreundliche Vorfahren dereinſt die arme Antoi-<lb/> nette begruͤßt hatten.</p><lb/> <p>Auch das Geſchlecht der Beſitzer hat ſeitdem<lb/> gewechſelt und wenn es nicht Urenkel ſind, denen er<lb/> entgegentreten ſoll, iſt es doch der <hi rendition="#g">Sohn</hi> jener ſtren-<lb/> gen, edlen Graͤfin, welchem er nun (als Sohn) Vater-<lb/> liebe abgewinnen will.</p><lb/> <p>Den Wanderburſchen hat er im Gaſthauſe gelaſſen.<lb/> Jn ſchwarzem Kleide, wie man zum Feſte geht, mit<lb/> der Haltung eines fein gebildeten Mannes, naͤhert er<lb/> ſich den Stufen, vor denen damals ſeine Mutter um<lb/> Einlaß bat.</p><lb/> <p>Er fragt zunaͤchſt nach der Graͤfin, fuͤr die das<lb/> Schreiben der Verſtorbenen beſtimmt iſt. Ein Kam-<lb/> merdiener — nicht mehr der graue, treue Diener und<lb/> Vertraute der Familie, denn er iſt laͤngſt geſchieden,<lb/> ſeiner alten Herrſchaft zu folgen, — giebt ihm kund,<lb/> daß die Graͤfin abweſend ſei, auf einem Ausflug nach<lb/> ihrem lieben Sophienthal begriffen. Der Graf ſei zu<lb/> Hauſe und er koͤnne gemeldet werden, obwohl Seine<lb/> graͤflichen Gnaden leidend waͤre.</p><lb/> <p>Anton ſchwankt. Seine zuckenden Fingerſpitzen<lb/> halten das Schreiben, welches er ſchon, wie eine vor-<lb/> zuzeigende Beglaubigung in Bereitſchaft hat; der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
menſchenfreundliche Vorfahren dereinſt die arme Antoi-
nette begruͤßt hatten.
Auch das Geſchlecht der Beſitzer hat ſeitdem
gewechſelt und wenn es nicht Urenkel ſind, denen er
entgegentreten ſoll, iſt es doch der Sohn jener ſtren-
gen, edlen Graͤfin, welchem er nun (als Sohn) Vater-
liebe abgewinnen will.
Den Wanderburſchen hat er im Gaſthauſe gelaſſen.
Jn ſchwarzem Kleide, wie man zum Feſte geht, mit
der Haltung eines fein gebildeten Mannes, naͤhert er
ſich den Stufen, vor denen damals ſeine Mutter um
Einlaß bat.
Er fragt zunaͤchſt nach der Graͤfin, fuͤr die das
Schreiben der Verſtorbenen beſtimmt iſt. Ein Kam-
merdiener — nicht mehr der graue, treue Diener und
Vertraute der Familie, denn er iſt laͤngſt geſchieden,
ſeiner alten Herrſchaft zu folgen, — giebt ihm kund,
daß die Graͤfin abweſend ſei, auf einem Ausflug nach
ihrem lieben Sophienthal begriffen. Der Graf ſei zu
Hauſe und er koͤnne gemeldet werden, obwohl Seine
graͤflichen Gnaden leidend waͤre.
Anton ſchwankt. Seine zuckenden Fingerſpitzen
halten das Schreiben, welches er ſchon, wie eine vor-
zuzeigende Beglaubigung in Bereitſchaft hat; der
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